Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

Eskadronen bei sich behalten hätte, so besäße er gerade das für seine Zwecke nötige kleinste Maß.

Diese 2 Eskadronen könnten aber auch nur dann ausreichen, wenn sie stets vollzählig und bei voller Kraft blieben; hiezu müßten sie zeitweise geschont, also abgelöst werden können.

Bei der geringen Entfernung des Feindes fällt die Aufgabe der vorgeschobenen Patrouillen mit jener der von den Kolonnen entsendeten Nachrichtenpatrouillen zusammen.

Die Mittelkolonne entsendet zweimal stehende Beobachtungsposten auf Punkte, wohin auch die rechte Kolonne (Kote 300, D.-Peri) und die linke solche entsendet (Kote 263, westlich D.-Crucea). Das hätte sich bei einer schriftlichen Ausarbeitung natürlich leicht vermeiden lassen; auch in Wirklichkeit ist dies nicht schwer, wenn Zeit für diesbezügliche Bestimmungen vorhanden ist. Im Beispiele fehlte sie; daher gleichartige Anordnungen verschiedener Stellen, welche indes. kein Unglück bedeuten.

In der Skizze 11 ist die Situation der 1. Infanterietruppendivision nach den eben dargelegten Anordnungen für die Sicherung, in der Skizze 12 nach der bisher meist üblichen Weise dargestellt.

Der Vergleich ergibt, daß in der ersten Skizze die Sicherung in einem großen Rahmen erfolgt, der die ganze Division umfaßt, während in der Skizze 12 jede Kolonne sich eine eigene Sicherungsgrenze schafft.

Die bedeutende Ausdehnung des gesicherten Raumes in Skizze 11 entspricht den im Abschnitte II entwickelten Forderungen; der nach Skizze 12 gesicherte Raum ist für die gegenwärtigen Ansprüche zu schmal und zu seicht. Dabei zeigt natürlich die Skizze 12 die mehrmals nacheinander erfolgende Durchsuchung oder Abstreifung derselben Terrainteile durch die sich folgenden Teile der Kolonnen nicht und bringt daher auch den großen Kraftverbrauch, den diese Art der Sicherung bedingt, nicht zum Ausdruck.

Auf den Skizzen 11 und 12 ist in der Anmerkung die beiläufige Verteilung der Reiter angeführt; der Bedarf an Reitern ist in beiden Fällen ziemlich derselbe, auch die Zahl der zur Verfügung der Kolonnenkommandanten Verbleibenden.

Das Detail der Sicherung regeln in Skizze 11 die Kavallerieoffiziere, in Skizze 12 die Kolonnenteilkommandanten.

Und in diesem Punkte liegt die Hauptursache der bestehenden Differenzen und es erschiene wirklich zweckmäßig, den bisherigen Vorgang abzuändern.

Nicht nur deshalb, weil den Infanterie-Kolonnenteilkommandanten oft die Kenntnis der Leistungsfähigkeit des Reiters, manchmal auch jene der Sprache desselben, häufig auch jene der dem Reiter bei der Ausbildung gelehrten technischen Ausdrücke gewissermaßen der Stichworte fehlt; nicht nur deshalb, weil den Kolonnenteilkommandanten jede Möglichkeit der Kontrolle mangelt, ob ihre Aufträge auch wirklich ausgeführt*) werden, sondern hauptsächlich deshalb, weil diesen Kommandanten die Zeit fehlt, sich mit dem Detail des Sicherungsdienstes zu befassen! Wirkt es einerseits befremdend, daß ein Stabsoffizier als Kommandant des Vortrabes, welcher sich in das Detail seiner eigenen Kompagnien nicht einmengen soll, mit einzelnen Leuten einer fremden Waffe disponieren muß, jetzt 2 Reiter nach rechts, dann 4 Reiter nach links entsenden, jetzt mit dem einen verhandeln, dann die Ausführung des einem anderen gegebenen Auftrages überwachen soll, so ist es anderseits eine Tatsache, daß die Tätigkeit vieler Kommandanten in den ersten Marschstunden sehr lebhaft ist, später, vielleicht gerade dann, wenn ihre Weisungen am nötigsten wären, aber nachläßt, entweder, weil ihre Aufmerksamkeit ermattet oder weil sie von anderen Gegenständen abgezogen wird.

Die Kolonnenteilkommandanten haben mit ihrem Auftrage, dem Terrain, dem Feinde und ihren eigenen Truppen genug zu tun; wer sich in Kleinliches verliert, wird sich nie den Blick für seine Hauptaufgabe bewahren.

Noch ein Grund spricht dafür, von dem jetzigen Vorgange abzugehen die Aufklärung durch die Kavallerie der Kolonnenteile erfolgt. viel zu spät. Der Vormarschraum einer Kolonne muß schon längst von der Kavallerie durchstreift sein, wenn ihn die Infanterie betritt. Die Aufklärung erst einzuleiten, wenn man sich irgend einem Terrainteil schon auf 1200-1500× genähert hat, ist nutzlos. Befindet sich der Feind wirklich dort, so hat er auch schon Gelegenheit zu einem Feuerüberfalle gefunden.

Es ist aber auch zu hoffen, daß der Dienst als Divisionskavallerie bei unserer Reiterwaffe mehr Anklang finden wird, als bisher, wenn die Durchführung des Sicherungsdienstes in die Hände der Kavallerieoffiziere gelegt werden würde.

*) Der Infanterist ist noch nicht erfunden, der nicht versuchen würde, einem neuen Kommandanten am ersten Tage etwas an Disziplin und Arbeitsleistung abzuhandeln; das ist beim Kavalleristen nicht anders, und dieser erhält in diesem Dienste jeden Tag einen neuen Kommandanten; zum Schluß ist er beim bloßen Markieren seiner Tätigkeit angelangt.

Es müßte für einen jungen, tatenfrohen Reiteroffizier doch anziehend sein, den Kolonnen voran frisch ins weite Land zu reiten, mit scharfem Blick das Gelände zu durchspähen, den Kommandanten der Truppe, welche die Entscheidungen erkämpft, rasch richtige Meldungen zu senden und so einen guten Teil zum schließlichen Erfolge beizutragen.

Mit den beiden Beispielen der Sicherung einer Infanterietruppendivision, einmal in einer Kolonne, ein andermal in mehreren, dürfte die angeregte Verwendung der Divisionskavallerie genügend gekennzeichnet sein; der verfügbare Raum erlaubt es nicht, noch den Flankenmarsch und den Rückmarsch einer Infanteriet ruppendivision an einem Beispiele zu besprechen. Beim Flankenmarsche werden oft relativ starke, vorgeschobene Kavallerieabteilungen die Verschleierung der Unternehmung übernehmen müssen; ob hinter diesen noch eine 2. Linie von Flankensicherungen nötig ist, hängt vom Terrain und der noch verfügbaren Kavallerie ab.

Beim Rückmarsche (295) müßten die von der Vorhut aufzustellenden Flankensicherungen dann eingezogen werden, wenn die (abschnittsweise) zurückgehende Nachhutkavallerie in gleiche Höhe mit ihnen gelangt ist.

Zusammenfassung des bisher über die Verwendung der Divisionskavallerie Gesagten:

1.) Vorgeschobene Patrouillen, bezw. Nachrichtenpatrouillen (Beispiel II) schützen vor Überraschung durch Geschützfeuer, sichern die Infanterietruppendivision, wenn die Verbindung mit dem Nachrichtendienste verloren geht; mit ihnen Artillerieaufklärer.

2.) Kavallerievorpatrouille und Kavallerieseitenhuten, unter der Leitung ihrer Offiziere, klären den Marschraum der Infanterietruppendivision in der Marschrichtung und in dessen Flanken auf; mit ihnen unter Umständen Infanterienachrichtenpatrouillen (Beispiel II).

3.) Der erübrigende Teil der Divisionskavallerie unter Kommando seines Kommandanten bleibt zur Ergänzung der Nahaufklärung und zur Gefechtsaufklärung zur Verfügung des (der) Kolonnenkommandanten.

Zu beiden Beispielen wäre noch zu bemerken, daß die Aufhellung der beiden Höhenrücken, welche die Marschlinie der Division östlich und westlich begleiten, Skizze 10, Czardaki ▲ 324 Bainski 333 und Kote 394, 338, 312 durch Kavallerie allein nicht genügt.

[ocr errors]

Von der Höhe▲ 333 Bainski östlich oder von dem Rücken zwischen Kote 338 und 312 westlich der Marschlinie ist eine ausreichende Feuerwirkung auf die im Tale vorrückende Kolonne möglich; es nützt nichts, selbst eine Viertelstunde vorher zu erfahren, daß z. B. eine feindliche Kavallerie-Maschinengewehrabteilung gegen eine dieser Stellen vorrückt; sie trifft dort ein, bevor Abteilungen aus dem Tale die Höhe erreichen können.

Über diese Höhen müssen daher schon zu dieser Zeit Infanterieseitenhuten (Züge, halbe oder ganze Kompagnien) vorgehen.

Für kleinere Kolonnen bietet die Flankensicherung durch stehende Beobachtungsposten, da erstere deren Bereich zu rasch durchschreiten, nicht jene Vorteile, wie für große.

Es muß indes darauf verwiesen werden, daß die Distanzen, auf welche die Sicherungen hinausgeschoben werden müssen, für kleine Körper dieselben sind, wie für große. Gewehrfeuer muß gegen ein Bataillon nicht auf nähere Entfernungen abgegeben werden, als auf ein Regiment.

Der Gebrauch, einer bloß aus einem Bataillon bestehenden Seitenkolonne nur eine Kavalleriepatrouille beizugeben, ist unberechtigt.

Ein Bataillon benötigt für die Aufklärung in der Marschrichtung fast ebensoviel Kavallerie, wie ein Regiment; nur die Flankensicherung verringert sich; eine selbständige Kolonne ist mit einem Zuge Kavallerie, wie die linke Kolonne in Beispiel III. B zeigt, sehr schwach bedacht.

In jedem Falle aber soll der Infanteriekommandant die Ausführung seiner Weisungen dem Kommandanten der zugeteilten Kavallerie überlassen (240); es wird besser gehen.

Selbstverständlich kann die Infanterie ihre Sicherung während des Marsches auch allein besorgen, aber ihre Marschgeschwindigkeit nimmt hiebei in bedenklicher Weise ab, ihre Marschzeit und damit die Beanspruchung der Mannschaft in demselben Maße zu.

(Vergleiche hiemit die Briefe des GLt. Kretschmann über den Einmarsch der preußischen 7. Division 1866 in Böhmen.)

Muß endlich die Infanterie infolge der Unmöglichkeit, sich anders zu sichern, teilweise oder gänzlich in Gefechtsformation vorrücken, wie es z. B. in weiten Ebenen bei drohenden Kavallerieangriffen, in bedecktem Terrain oder im Karst bei insurgierter Bevölkerung der Fall sein kann, so sinkt ihre Tagesleistung oft auf die Hälfte der normalen und darunter, ihre Anstrengungen steigern sich aber auf das Doppelte derselben und darüber.

IV.

Die Divisionskavallerie soll auch die feindliche Aufklärungstätigkeit verhindern. (273—275.) Das beste Mittel hiezu besteht auch für die Divisionskavallerie darin, die bezüglichen feindlichen Abteilungen anzugreifen und zurückzuwerfen. Welche feindlichen Abteilungen kommen nun für die Divisionskavallerie in Betracht?

Zuerst der feindliche Nachrichtendienst: Nachrichtenpatrouillen und Nachrichtendetachements letztere in der Stärke von einer

halben bis zu drei Eskadronen. Dann die feindliche vorgeschobene Kavallerie; je nach der Stärke des Feindes an Kavallerie einzelne oder mehrere Eskadronen, auch ganze Regimenter. Im letzten Momente auch die feindliche Kolonnensicherung wieder Patrouillen, Züge oder

Eskadronen. Es zeigt sich also, daß die Stärke der zurückzuwerfenden feindlichen Abteilungen sehr verschieden sein kann: unveränderlich und zwar gering ist nur die Zahl der eigenen Divisionskavallerie.

Eine vollständige Verhinderung der feindlichen Aufklärung ist nur an günstigen Abschnitten (Gewässer, Wälder, Sümpfe, Höhenzüge) oder auf relativ begrenztem Raume und vor allem dann möglich, wenn die eigene Haupttruppe durch das Terrain verdeckt ist.

Marschierende Kolonnen sind bei ihrer großen Ausdehnung sehr schwer vollständig zu verschleiern, denn die Beobachtung von guten, weit entfernten Aussichtspunkten ist bei den heutigen trefflichen Gläsern kaum zu verhindern. Selbst dann nicht, wenn man, wie es ein sehr umsichtiger Parteikommandant einmal anordnete, alle Aussichtspunkte auf 6 km Entfernung von der Kolonne durch Infanteriepatrouillen besetzen würde, um eine Beobachtung der Kolonne (durch feindliche Artillerieoffiziere war gemeint, und indirektes Feuer wurde befürchtet) zu verhindern.

Immerhin muß das Mögliche geschehen.

Patrouillen sind von Patrouillen schwer zu fassen; ein Teil versucht meist auszuweichen; die beiderseitige Geschwindigkeit ist die gleiche; veranstalten mehrere Patrouillen ein Kesseltreiben gegen eine feindliche, so werden meist andere Aufgaben vernachlässigt. Hinterhalte könnten erfolgreich sein. Es wäre vielleicht auch manchmal zweckmäßig, feindliche Patrouillen der eigenen Infanterie zuzutreiben. Das Hauptaugenmerk sollten eigene Patrouillen immer auf das Abfangen zurückgehender feindlicher Meldereiter wenden; hiedurch wird mit geringem Kraftaufwand die ganze Arbeit des Feindes zunichte gemacht.

Zum Zurückwerfen stärkerer Abteilungen steht zunächst der Rest

« ZurückWeiter »