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Nachdem sie relativ nahe ca. 2 km von der marschierenden Kolonne stehen und ihnen im allgemeinen nur die Beobachtung eines bestimmten Abschnittes zufällt, so dürften außer dem Kommandanten oft 3-4 Reiter für eine solche Patrouille genügen. Das ergäbe im vorliegenden Beispiele bei 13 Patrouillen à 4-5 Mann: 52-65 Mann, also rund 2 Züge, für die Sicherung beider Flanken einer marschierenden Infanterietruppendivision.

Man wird einwenden, daß diese Patrouillen zu schwach seien, um feindlichen Patrouillen den Einblick in die eigene Situation zu verwehren und sie zurückzuwerfen; davon später.

Das hier entworfene Bild der Sicherung einer Infanterietruppendivision im Marsche ist ungewohnt, und wird im Anfange gewiß auf Widerspruch stoßen; der Verfasser beabsichtigt auch nur, es zur Besprechung zu bringen und es als Grundlage praktischer Versuche zu empfehlen. Diese Lösung hätte an Vorteilen:

1.) Vereinigung der Leitung der Sicherung in der Marschrichtung und in den Flanken in je einer Hand statt der bisherigen Zersplitterung bei zahlreichen, von einander unabhängigen Kommandanten.

2.) Wesentliche Verringerung der Zahl der für die Sicherung verwendeten Reiter und vor allem deren Marschleistungen; mit 140 bis 150 Reitern läßt sich eine sehr eingehende Sicherung einer selbständig auftretenden Infanterietruppendivision bestreiten.

3.) Ausschaltung aller nicht zuständigen Kommandanten aus der Befehlgebung mit der Kavallerie; ausschließliche Unterstellung derselben unter ihre eigenen Kommandanten; Beseitigung der zahlreichen Reibungen und Schwierigkeiten, welche bisher in dieser Richtung vorkamen;

4.) Entlastung der Infanteriekommandanten von dem Detail der Sicherung.

Sie hat auch Nachteile, als deren größter anzusehen ist, daß sie die Pflicht der Kolonnenteilkommandanten, selbst für ihre Sicherung zu sorgen, und deren Verantwortlichkeit hierfür zum Teile aufhebt. Die Kolonnenteilkommandanten werden von der Tätigkeit der weit von ihnen arbeitenden Kavallerie wenig wahrnehmen, daher anfangs stets das Gefühl der Unsicherheit haben; sie müssen sich vollständig auf die Tätigkeit der Kavallerie verlassen; aber eigentlich mußten sie dies letztere auch früher tun trotz aller eigenen Anordnungen.

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Die Unsicherheit über die eingeleitete Sicherung ließe sich indes beheben, wenn das Divisionskommando über dieselbe Skizzen einfachster Art ausgeben würde oder dieselbe bei der Abfertigung in die Karten einzeichnen ließe.

Durch die Einführung stehender Beobachtungspatrouillen wird eir stabiles Element in den Kavalleriedienst eingeführt, das anscheinend der leichten Beweglichkeit dieser Waffe widerspricht; tatsächlich war aber das Sehen auch bisher die wichtigste Aufgabe des Kavalleristen.

III. B.

Beim Vormarsche einer Infanterietruppendivision in einer Kolonne ist die einheitliche Leitung der Nahaufklärung insoweit möglich, als die Sicherung in der Marschrichtung und in den Flanken in je eine Hand zusammengefaßt werden kann.

Diese Möglichkeit schwindet aber sofort, wenn die Division in mehreren Kolonnen vorrückt, d. h. in den Angriffsmarsch übergeht.

Der Grund hierfür liegt einerseits in der Notwendigkeit, das Meldewesen derart zu organisieren, daß jede Kolonne die sie betreffenden Nachrichten raschestens und ohne Umwege erhalte, anderseits darin, daß ein z. B. bei der Mittelkolonne befindlicher Kommandant unmöglich die Bedürfnisse überblicken kann, welche sich bei den übrigen Kolonnen infolge der verschiedenen Verhältnisse ergeben, unter welchen sie vorrücken.

Da gibt es nur den einzigen, auch bisher reglementierten Ausweg, jeder Kolonne die für sie erforderliche Kavallerie zuzuteilen, deren Kommandant zum Kolonnenkommandanten in genau dasselbe Verhältnis treten könnte, wie im vorhergehenden Beispiele der Kommandant der Divisionskavallerie zum Divisionär.

Die Verwendung dieser Kolonnenkavallerie könnte aber in anderer Weise erfolgen, als es bisher vielfach üblich war, z. B.:

Annahme.

(Hiezu Skizze 9 und 10, Beilage 1.)

Die 1. Infanterietruppendivision hat am nten von Terescheny nach Czernowitz zu rücken. Der Feind befindet sich im Anmarsche von Nordwesten gegen letzteren Ort.

Bis 1h vormittags des Abmarschtages wird bekannt, daß das eigene Kavallerieregiment, welches zur Aufklärung über den Pruth vorgeschoben war, sich gezwungen sah, am (n-1) ten abends bei Hlinitza (10 km westlich Neumamajestie) auf das Südufer des Pruth zurückzugehen; eine starke feindliche Kolonne aller Waffen soll am (n−1)ten abends in Neumamajestie eingetroffen sein; die eigenen, an die Pruthbrücken nördlich von Czernowitz vorgeschobenen Abteilungen wurden vor Mitternacht vom Feinde genötigt, sich nach Süden zurückzuziehen;

feindliche Kräfte folgten den gegen Jablonowetz weichenden eigenen Abteilungen*) bis zu den Südausgängen von Czernowitz.

Mehrere feindliche Eskadronen, welche vermutlich über die PruthBrücke bei Ludihorecza vorgingen, sollen am (n-1)ten abends in Ostritza eingetroffen sein.

Daher

Zusammenstoß mit dem Feinde im Verlaufe des Vormarsches, wahrscheinlich schon südlich Czernowitz zu erwarten, Vorrückung in mehreren Kolonnen.

Der Divisionär könnte z. B. anordnen:

,,Angriffsmarsch in 3 Kolonnen: Rechte Kolonne (GM. B1: 4-12-2) über ▲ 324 Czardaki, ▲ 333 Bainski, Brücke Kote 165 nördlich Molodia, ▲ 253 nordwestlich Czahor, dann östlich der Bahn nach Czernowitz.

Mittelkolonne (FML. D1: 9——3) auf der Straße über Derelui nach Czernowitz.

Linke Kolonne (Obst. O̟1: 2—1‚—1) über den Höhenrücken Kote 408, 394, Brücke am Nordostausgang von Woloka, Jablonowetz, Südeingang von Czernowitz.

Aufklärung: Jede Kolonne in ihrem Marschstreifen bis an

den Feind.

Aufbruch: Die Vorpatrouillen aller 3 Kolonnen überschreiten den Derelui-Bach um 9 Uhr vormittags."

Abgesehen von den Anordnungen für die Aufnahme der Verbindung mit den vor dem Feinde zurückgegangenen eigenen Gruppen und für die Rekognoszierung der beim Vormarsche zu überschreitenden Wasserlinien könnten von den Kolonnenkommandanten für die Sicherung folgende Anordnungen getroffen werden:

Rechte Kolonne.

Nach Studium der Karte erteilt GM. B, dem Kommandanten der Halbeskadron folgende Weisungen:

Feind Marschlinie der Mittelkolonne

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eigene Marschlinie.

Zwei Nachrichtenpatrouillen Nr. 1 über Lukawitza, Ostritza, Nr. 2 auf der Marschlinie der Kolonne nach Czernowitz; Meldungen

u. S. W.

(Mit diesen Patrouillen können Rekognoszenten des Par. Derelui und Artillerieaufklärer mitreiten.)

Sicherung in der Marschrichtung: Marschlinie und aufzuklärender Raum wird in die Karte eingezeichnet (Skizze 10 rote Linien).

*) 2 Kompagnien Infanterie, 12 Eskadronen, 2 Maschinengewehrabteilungen.

In den Flanken: Rechts der Marschlinie: Stehende Beobachtungsposten Nr. 1-5, links derselben ein Beobachtungsposten, Nr. 6.

Rtm. R, mit dem Kolonnenkommandanten.

Rtm. R, macht folgenden Überschlag: patrouille:

Kavallerievor

Breite des aufzuhellenden Raumes durchschnittlich 4000X, Terrain im allgemeinen übersichtlich, genügt Lt. L, mit zwei Drittel des 1. Zuges.

1

Flankensicherung: 6 Beobachtungsposten à 1-4 macht. 30 Reiter; Nr. 1-5 können von einem Offiizier aufgestellt und instruiert werden, welcher gleichzeitig mit der Kavallerievorpatrouille aufbricht, über Buda mr. (östlich Posten Nr. 1), Südwestende Lukawitza, Ostritza, dann Straße nach Czernowitz vorreitet.

Nr. 6 wird von der Kavallerievorpatrouille entsendet, rückt mit dieser ab.

Posten Nr. 1, 2, 3 und 6 rücken 10h vormittags zur rechten Kolonne ein (Vorpatrouille passiert 9h vormittags den Derelui-Bach); Nr. 4 und 5 müssen mit Rücksicht auf das voraussichtliche Gefecht dessen Beendigung abwarten.

Mithin abzusenden:

Nachrichtenpatrouillen Nr. 1 und 2 je 7 Reiter um

3h vormittags.

Kavallerievorpatrouille: Lt. L1 mit zwei Drittel des 1. Zuges (22 Reiter), mit ihm Beobachtungsposten Nr. 6 (5 Reiter) um 4h 401 vormittags.

Flankensicherung: Lt. L2 mit 25 Reitern, gleichfalls um 4h 401 vormittags; bleiben von 70 Reitern der Halbeskadronkommandant und 4 Reiter!

(Gleichzeitig mit der Kavallerievorpatrouille könnten in diesem Falle auch Infanterienachrichtenpatrouillen abrücken; sie gelangen beim Zusammentreffen mit dem Feinde von selbst in das Verhältnis von Gefechtspatrouillen; im Renkonter ist es anders gar nicht möglich, den Gefechtspatrouillen der Infanterie den nötigen Vorsprung zu ver

schaffen.)

Mittelkolonne:

Eine Nachrichtenpatrouille im allgemeinen längs der Chaussee

nach Czernowitz.

Sicherung: In der Marschrichtung:

Begrenzung des aufzuhellenden Raumes rechts und links der Marschlinie bis zur halben Entfernung von der Nachbarkolonne (was selbstverständlich für alle Fälle gilt); durchschnittliche Breite desselben 3000—4000×, übersichtlich; 1 Offizier (Lt. L ̧), zwei Drittel Zug.

In den Flanken.

Rechts der Marschlinie: Stehende Beobachtungspatrouillen Nr. 1 und 2 (zugleich Verbindung mit der rechten Kolonne); von der Kavallerievorpatrouille aufzustellen;

Links der Marschlinie: 12 Reiter mit der linken Seitenhut der Mittelkolonne (Jägerbataillon Nr. 1), welche nördlich des WH. von Franztal nach Westen abbiegt und dann über Kote 338, D.-Crucea, Kirche Kote 238, Korowia, Kote 219 auf Kote 279 vorrückt.

Eine stehende Beobachtungspatrouille auf Kote 263 westlich D.-Crucea (zugleich Verbindung mit der linken Kolonne), reitet mit dem Jägerbataillon Nr. 1. Bedarf: 2 Offiziere, 56 Mann, bleiben 50 Reiter zur Verfügung des Divisionskavalleriekommandanten, bez. Divisionärs.

Linke Kolonne:

Sehr schwach mit Kavallerie dotiert, werden ihr nach Entsendung einer Patrouille zur Aufnahme der Verbindung mit den nach Jablonowetz zurückgegangenen eigenen Abteilungen, welche indes die Maßnahmen dieser Kolonne wesentlich vereinfachen dürften, etwa 25 Reiter bleiben. Daher:

In der Marschrichtung auf der Marschlinie 7 Reiter.

In den Flanken: Linke Seitenpatrouille reitet parallel auf dem in der Skizze 10 rot eingezeichneten Wege über Kote 392, Kote 307: 1 Offizier, 8 Reiter; bleibt bei der Kirche 307 in Woloka als stehende Beobachtungspatrouille; erhält eine Signalpatrouille.

Rechts: Eine stehende Beobachtung, zugleich Verbindung mit der Mittelkolonne auf Kote 263, westlich D.-Crucea, 4 Reiter.

Rest beim Kolonnenkommandanten: 5 Reiter.

Aus diesem Beispiele ergibt sich:

Die Seitenkolonnen müssen besser mit Kavallerie bedacht werden, weil ihnen die Nahaufklärung in den äußeren Flanken obliegt.

Gibt die Mittelkolonne noch 6-8 Reiter zu jeder Seitenkolonne ab, so bleibt gerade noch ein Zug zur Verfügung des Divisionärs; das ist für die noch bevorstehende Aufklärung während des Gefechtes und nach demselben außerordentlich wenig.

Der Divisionär hat also mit seiner Kavallerie nicht umsichtig hausgehalten, von 9 Eskadronen blieben ihm nur 1; wenn er zwei

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