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Am 15. September abds. waren von der roten Partei erst Aufklärungsabteilungen in die Linie Mildenhall*), Culford, Bury St. Edmonds vorgedrungen, das Gros nächtigte einen starken Tagmarsch nördlich dieser Linie. Über den Gegner wußte man, daß 2 reguläre Divisionen am 14. abds. in Aldershot und Salisbury ihre Mobilisierung beendet hatten; es war weiters bekannt, daß eine Gruppe aller Waffen, vermutlich Territorialtruppen in Cambridge, im Raume westlich Saffron Waldon berittene Truppen in der Stärke zweier Brigaden gesichtet. worden waren. In London seien genügende Kräfte zur Aufrechterhaltung der Ordnung und Abwehr von Überfällen; Transportsschwierigkeiten schließen weitere Verstärkungen des Gegners in nächster Zeit aus.

Auch Rot kann einstweilen auf keine Verstärkungen rechnen, indes stehen kleinere Abteilungen für Etappenzwecke zur Verfügung.

Die blaue Partei hatte auf den 16. im Raume Royston-Eversden genächtigt, die Kavalleriedivision war bis in die Linie Newport-Shetford vorgedrungen, ein Territorialdetachement hatte sich östlich Cambridge festgesetzt.

Nachrichten über den Gegner besagten, daß etwa eine Kavalleriedivision im Raume Bury St. Edmonds-Culford, Infanteriekräfte von ca. 2 Divisionen nördlich davon gemeldet waren. Eigene Infanteriekräfte im Antransport per Bahn, ihre Auswaggonierung dürfte vor dem 16. abds., nicht beendet sein. Die Konzentrierung deckt die eigene Kavallerie und Territorialtruppen, die sich östlich Cambridge verschanzt haben und diesen Ort um jeden Preis halten sollen.

Die Feindseligkeiten wurden am 16. September 6h früh begonnen. Durch die räumliche Begrenzung des Manövergebietes war es für den Kommandanten der roten Partei nicht schwer zu erraten, wo die per Eisenbahn aufmarschierenden blauen Kräfte zu suchen wären; er vermutete sie entweder an oder westlich der Linie Cambridge -Saffron Waldon und glaubte allen Eventualitäten am besten zu begegnen, wenn er trachtete, mit seinen Infanteriekräften baldmöglichst bis in die Linie Mildenhall-Bury St. Edmonds vorzudringen, aus welchem Raume er am folgenden Tage seinen Angriff entweder gegen den westlichen Flügel des Gegners richten, ihn gegen Nordwesten abdrängen oder aber ihn von London abschneiden würde. Die Kavallerie sollte also gegen Cambridge vorstoßen und aufklären, während die Aufklärung durch Luftfahrzeuge darüber hinaus gegen Westen angeordnet wurde.

Der Kommandant der blauen Partei hatte zunächst die Frage der Versammlung seiner auswaggonierten Kräfte ins Auge gefaßt. Durch

*) Alle vorkommenden Ortsnamen sind auf der Orientierungsskizze (S. 315) zu finden.

die in Cambridge verschanzte Territorialbrigade und durch den Schleier seiner berittenen Truppen zwischen Cambridge und Saffron Waldon glaubte er, diese Konzentrierung im Laufe des 16. September in ziemlicher Sicherheit durchführen zu können. Für sein weiteres Verhalten glaubte er sich infolge seiner numerischen Überlegenheit zur Offensive berechtigt, die er gegen die vermutete Vormarschrichtung des Gegners über Newmarket richten wollte.

Dementsprechend erhielt die rote Kavalleriedivision den Auftrag, den Kontakt mit dem Gegner im Raume um Cambridge und westlich Saffron Waldon aufzusuchen und festzustellen, ob der Gegner seine Konzentrierung beendet habe und wo diese erfolgt sei; dann war aufzuklären, wo die Territorialtruppen des Gegners sich befänden, ob sie sich verschanzten und besonders, ob die Höhe Gog Magog Hills südöstlich Cambridge befestigt wäre. Die rote Infanterie hatte in 3 Kolonnen in südöstlicher Richtung vorzugehen.

Die Befehle für die blaue Partei für den 16. lauteten dahin, daß die Kavalleriedivision die Eisenbahn Newport-Cambridge zu schreiten, den Verbleib des Gegners aufzuklären und festzustellen habe, in welcher Richtung die feindliche Hauptkraft vorrücke. Die auswaggonierte 3. Division hatte sich im Raume Potton-Arrington, die 4. um Royston zu versammeln. Die Territorialbrigade, verstärkt durch schwere Artillerie, hatte Cambridge zu verschanzen und zu halten.

16. September. Schon der von Mildenhall gegen Ashley vorrückenden roten Kavallerie division wurden von Aëroplanen die Truppenbewegungen des Gegners mitgeteilt. Nach Erreichung von Ashley meldet ein Aëroplan weitere Truppenbewegungen ostwärts der fcindlichen Auswaggonierungsstationen, weiters die Gegenwart von Truppen aller Waffen bei Abington und die Verschanzung von Cambridge. Zwei blaue Flugmaschinen, die wegen Motordefektes in der Nähe von Newmarket landen mußten, wurden erbeutet. Die rote Kavalleriedivision geht nach einigen Halten gegen Brinkley vor; mittlerweile erfährt sie, daß gegen 10b 30 vm. feindliche Kavallerie und reitende Artillerie zwischen Wratting und Wickham konstatiert wurde, marschiert daher bei Brinkley auf und bezieht erst um 5h Biwaks im Raume Brinkley-Carlton. Die Radfahrer kamen in der Nähe von Dullingham ins Gefecht, wurden aber zurückgewiesen.

Die Infanterie führte dispositionsgemäß ihre Märsche aus. Das Armeekommando gelangte nach Culford. Während der Nacht wurde das Aufklärungsergebnis noch dahin ergänzt, daß starke feindliche Kavallerie sich bei Horseheath befinde.

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Vorgeschobene Teile der blauen Kavallerie division, die noch im Laufe der Nacht nach Osten vorgeschoben worden waren, rückten um 6h früh gegen die Römerstraße, Via Devana, vor, um zwischen Horseheath und den Gog Magog Hills die Konzentrierung der Division zu sichern. Diese war um 3h nachm. beendet. Die beiden blauen Infanteriedivisionen beendeten am 16. noch ihre Auswaggonierung; ihre Nächtigungsräume waren gegen den 15. unverändert.

Die Territorialbrigade verschanzte sich östlich von Cambridge um diese Stadt und schob Vorposten vor.

17. September. Für diesen Tag hatte GLt. Haig (rot) eine Schwenkung der eigenen Armee nach Westen geplant, um den Raum Cowlinge-Hundon zu gewinnen. Die eigene Kavalleriedivision sollte diese Schwenkung gegen einen feindlichen Vorstoß aus dem Süden decken. Als der Kavalleriedivisionär um 7h 30 früh erfährt, daß die Hügel südlich Fulbourne von feindlicher Infanterie besetzt seien und daß starke Infanteriekräfte, mindestens zwei Infanteriebrigaden mit Artillerie sich von den Gog Magog Hills ostwärts bewegen, beschließt er zum Angriffe zu schreiten, um festzustellen, in welcher Starke sich der Gegner unmittelbar vor seiner Front festgesetzt hätte. Nach einigen erfolgreichen Vorstößen, bei denen unter anderem auch Fulbourne genommen und einige feindliche Geschütze erbeutet werden, wird festgestellt, daß sich der Gegner in der vermuteten Stärke zwischen Abington und Linton stark verschanze, worauf sich die Kavalleriedivision unter Zurücklassung von 2 Eskadronen auf Bradley zurückzog.

Die rote 1. Division rückt über Dalham nach Cowlinge vor, wo sie ohne auf den Feind zu stoßen, nächtigt. Auch die 2. Division (rot) kommt nicht ins Gefecht; nur ihre Vorhut wird von feindlicher Kavallerie angegriffen, es gelingt ihr jedoch Thurlow zu besetzen. Das rote Armeekommando erreicht um 3h Wickham Brook.

GLt. Grierson, Kommandant der blauen Partei, beschloß, über Abington und Saffron Waldon vorzurücken, da ihm aus nördlicher und nordöstlicher Richtung keine Gefahr drohte; bis zum Einlangen der Infanterie hatte die blaue Kavalleriedivision diesen Raum zu sichern. Der Kavalleriedivisionär, Obst. Briggs, konstatierte zunächst die westwärts gerichtete Bewegung der feindlichen Kavallerie und beschloß, als die Teten der herannahenden eigenen Infanterie ihn seiner Aufgabe enthoben, die feindlichen Infanteriekräfte aufzusuchen. Diese erreichte er bei dem oben erwähnten Gefechte bei Thurlow, worauf er sich, mit seinem Erfolge zufrieden, in die Gegend von Birdbrook zurückzog, um dort zu nächtigen.

Die blaue 3. Division gruppierte sich in einer Verteidigungsstellung bei Linton, die 4. sicherte sich, nachdem sie bei Littlebury Biwaks bezogen hatte, durch ihre Divisionskavallerie.

18. September. GLt. Haig (rot), über die gegnerische Situation ziemlich zutreffend orientiert, beschließt, diese von Süden her zu umfassen und hiezu seine Kräfte im Raume Wratting-Castle Camp bereitzustellen, zunächst jedoch zuzuwarten und die gegnerischen Bewegungen zu beobachten.

Auch der Kommandant der blauen Partei hatte beinahe ein vollständiges Bild über die Lage beim Gegner. Trotzdem beschließt auch er, seine Stellung vorerst zu behaupten, die 4. Division aber in Bereitschaft zu halten und mit ihr aufzubrechen, sobald die Gruppierung der 2. roten Division festgestellt sei. Beide Kommandanten hatten also, wie ein englisches Militärblatt richtig erwähnt, am Morgen des Entscheidungskampfes noch keinen rechten Entschluß über die Verwendung ihrer Kräfte gefaßt, sondern die eigenen Maßnahmen von denen des Gegners abhängig gemacht.

Die Wirkung zeigte sich auch in den Ereignissen des Entscheidungstages, wo die Operationen in dem ohnehin stark durchschnittenen Terrain zu einer Reihe von partiellen Gefechten führten, die jeder Einheitlichkeit entbehrten. Einzelne Situationen herauszugreifen, würde von den beiderseitigen Operationen kein rechtes Bild geben. Die Hauptkämpfe spielten sich in der Zeit von 12h 30 bis 2h 30 um die Ortschaften Wickham, Horseheath und Shudy Camps ab. Die Manöverleitung, außer stande ein gefälliges Manöverbild zu erreichen, gab die Hauptschuld an dem Vermischen der Verbände und Parteien den wirklich glänzenden Leistungen der Aëroplane und ließ die Manöver (vorzeitig um einen Tag früher als ursprünglich beabsichtigt —) abblasen.

Am folgenden Tage wurde in Gegenwart des Königs, der den Manövern am 17. und 18. beigewohnt hatte, vom Übungsleiter, Chef des Generalstabes Sir John French, die Besprechung abgehalten.

Die Marschfähigkeit und Marschdisziplin der Infanterie waren. sehr gut. Es wurde durchwegs in sehr flottem Tempo marschiert und die Mannschaft machte selbst am Schluß der Manöver einen sehr frischen Eindruck, was bei der großen Jugend der Mehrzahl der Leute besonders auffiel. Das Verhalten im Gefechte war im allgemeinen zufriedenstellend.

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