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kannt habe und der deutsche Bund nicht mehr existire, Preußen zu ver anlassen, seine Besatzung aus der Festung Luxemburg zurückzuziehen. Auch das preußische Kabinet rief die Vermittlung der Großmächte an, indem es erklärte, ein Verzicht der deutschen Bundesstaaten auf das Besaßungsrecht in Luxemburg sei nicht erfolgt, das Recht der einzelnen deutschen Staaten bestehe fort, wenn auch der Bund als solcher aufgelöst sei; Luxemburg sei nach Beschluß des wiener Congresses mit französischen Contributionsgeldern befestigt und mit einer deutschen Besabung versehen worden, um Deutschland zum Schuße gegen Frankreich zu dienen, und habe zugleich den internationalen Zweck, eine Garantie für die Respectirung der belgischen Neutralität zu bieten: beide Be= stimmungen hätten durch eine Umgestaltung der deutschen Bundesverfassung keine Veränderung erlitten. Dies war auch die in Deutschland über die Streitfrage herrschende Ansicht, wie sie sich in Volksversammlungen und Adressen aussprach. Eine Adresse der mannheimer Bürger an den Großherzog vom 13. April 1867 sagte z. B.: „Unsere erste Pflicht, und darin stehen alle Parteien fest und einig, gilt der Ehre und der Unversehrtheit unseres deutschen Vaterlandes. Die Ereignisse des vorigen Jahres haben die losen Bande zerrissen, welche der deutsche Bund um die Staaten Deutschlands geschlungen. Allein die Auflösung des deutschen Bundes hat nicht die Auflösung Deutschlands und des deutschen Volkes nach sich gezogen, noch die Gebiete, welche nicht im norddeutschen Bund vereinigt sind, ihrem deutschen Vaterlande entrissen und bis dahin entnationalisirt, daß sie verkaufsweise einem Lande von fremder Nationalität zugeschlagen werden könnten.“

Während nun das französische Kabinet eifrig rüstete, die Bevölkerungen von Frankreich und Deutschland aber gegenseitig Zuschriften für die Aufrechthaltung des Friedens austauschten (der französische Abgeordnete zum gesetzgebenden Körper Garnier-Pagès kam am 26. April 1867 eigens in der Absicht nach Berlin, um die Wünsche der Franzosen für Aufrechthaltung des Friedens kund zu geben): ar= beiteten die Kabinete von Oesterreich, England und Rußland an einer friedlichen Vermittlung des Streites. Das österreichische Ministerium hatte zunächst vorgeschlagen, Luxemburg solle dem Königreich Belgien einverleibt werden, und Belgien dagegen diejenigen Gebietstheile an Frankreich zurückgeben, welche Frankreich im ersten pariser Frieden 1814 noch besaß, im zweiten 1815 aber an das Königreich der Niederlande abtreten mußte. Wie man hörte, wären Frankreich und Preußen hiemit einverstanden gewesen, das Projekt scheiterte aber an der Weigerung Belgiens. Nun erging vom österreichischen Kabinet der weitere Vorschlag, Preußen solle Luxemburg räumen, die Festung solle geschleift, das Großherzogthum für neutral erklärt und die Neutralität von den

Großmächten garantirt werden. Diese Basis wurde auf allen Seiten als geeignet zum Ausgleich der Sache anerkannt, und man beschloß, auf dieselbe hin eine Conferenz der Großmächte in London zu halten.

Diese Conferenz begann ihre Sihungen am 7. Mai 1867 unter dem Vorsitz des englischen Ministers des Auswärtigen Lord Stanley. Zu Bevollmächtigten hatten die einzelnen Kabinete der Großmächte ihre Londoner Gesandten ernannt, nämlich Desterreich den Grafen Apponyi, Preußen den Grafen Bernstorff, Frankreich den Fürsten Latour d'Auvergne, Rußland den Baron Brunnow. Nachdem das italienische Ministerium das Verlangen der Theilnahme eines Bevollmächtigten Italiens gestellt hatte, wurde auch der italienische Gesandte Marquis d'Azeglio zugelassen. Auch der belgische Gesandte van de Weyer und der holländische v. Bentinck nahmen an der Conferenz Theil, und ebenso zwei Abgeordnete aus Luxemburg, der dortige Negierungspräsident Tornaco und der Staatsrath Servais. Die Verhandlungen hatten keine Schwierigkeit, da man sich auf die Grundlagen, wie sie der österreichische Vorschlag enthielt, bereits vorher geeinigt hatte. Am 8. Mai erschien eine luxemburger Deputation, bestehend aus dem Bürgermeister und zwei Schöffen, in London und übergab der Conferenz eine Adresse, in welcher um den Fortbestand der alten Verhältnisse gebeten wurde, da die luxemburger Industrieerzeugnisse ihren Hauptabsah in das Gebiet des deutschen Zollvereins hätten und die Bürgerschaft von der preußischen Garnison ansehnlichen pecuniären Vortheil ziehe. Man berechnete, daß diese Garnison jährlich 1,267,454 Thaler in Umlauf sezte. Die Conferenz, welche nur fünf Sitzungen hielt, nahm jedoch auf diese Privatinteressen der Bürger keine Rücksicht; dagegen versprach der König von Holland der Stadt Luxemburg, daß er ihr das Terrain der Festung und die Gebäude unentgeldlich überlassen wolle. Am 11. Mai 1867 wurde das Conferenzprotokoll in London unterzeichnet. Dasselbe bestimmte im ersten Artikel, daß die Souveränetät der holländischen Dynastie über Luxemburg aufrecht erhalten bleibe; im zweiten, daß das Großherzogthum neutral und seine Neutralität unter die Collectivgarantie der Großmächte gestellt sei; im dritten, daß Luxemburg aufhöre, eine Festung zu sein; im vierten, daß Preußen die Festung räume; im fünften, daß der König von Holland die Festungswerke schleife mit möglichster Schonung der Interessen der Stadtbewohner; im sechsten, daß durch die Auflösung des deutschen Bundes Limburg von Deutschland abgetrennt sei. Der siebente und lehte Artikel sagte, daß innerhalb vier Wochen die Ratificationen des Vertrages ausgewechfelt werden sollten. Ueber die Frage, ob Luremburg beim deutschen. Zollverein bleiben solle oder nicht, bestimmte die Conferenz Nichts. Der luxemburgische Bevollmächtigte v. Tornaco verlangte zwar, das

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Protokoll solle einen eigenen Paragraphen erhalten, daß Luxemburg beim deutschen Zollverein bleibe, da diese Verbindung mit Deutschland für die luxemburgische Industrie von der höchsten Wichtigkeit sei; allein die Conferenz erklärte, sie habe sich nur mit der politischen Stellung des Großherzogthums zu beschäftigen; die Zollverhältnisse seien Sache der internen Gesetzgebung. In England hatte die Garantie für die Neutralität des Großherzogthums Vedenken erregt; die Engländer wollten sich wegen dieser Angelegenheit keinem kostspieligen Kriege aussehen. Auf eine Anfrage im Parlament erklärte der Minister Lord Stanley in dieser Beziehung, die Garantie sei blos eine collective; wenn eine der Vertragsmächte sich weigere, die Waffen gegen die Macht zu er= greifen, welche die Neutralität verleze, so habe England auch keine Verpflichtung, mit den Waffen einzuschreiten. Durch diese Erklärung wurde das ganze londoner Uebereinkommen so ziemlich illusorisch. Auch hier wieder trat der Gedanke hervor, welcher sich in der jüngsten Geschichte bei allen politischen Ereignissen geltend macht, daß das einzelne Land sich den Lasten und Gefahren eines Krieges nicht unterziehen solle, wenn sein eigenes Interesse dies nicht entschieden verlangt. Diese dic Völker durchdringende Ueberzeugung, welche in einer Vergrößerung des Gebietes keinen Ersatz für die Opfer des Krieges mehr findet, gibt für die Zukunft Alliancen und Coalitionen wenig Aussicht auf Haltbarkeit.

Vertrag

zwischen dem König von Holland als Grossherzog von Luxemburg, dem Kaiser der Franzosen, dem Kaiser von Oesterreich, der Königin von Grossbritannien, dem König der Belgier, dem König von Preussen, dem Kaiser von Russland und dem König von Italien betreffend die Räumung der Festung Luxemburg durch Preussen und die Neutralisation des Grossherzogthums unter Garantie sämmtlicher Unterzeichner des Vertrags.

Au nom de la Très-Sainte et Indivisible Trinité.

S. M. le Roi des Pays-Bas, grand-duc de Luxembourg, prenant en considération le changement apporté à la situation du grand-duché par suite de la dissolution des liens qui l'attachaient à l'ancienne confédération germanique, a invité LL. MM. l'Empereur des Français, l'Empereur d'Autriche, la Reine d'Angleterre, le Roi des Belges, le Roi de Prusse et l'Empereur de toutes les Russies, à réunir leurs représentants en conférence à Londres, afin de s'entendre avec les plénipotentiaires de S. M. le Roi grand-duc sur les nouveaux arrangements à prendre dans l'intérêt général de la paix.

Et LL. dites MM., après avoir accepté cette invitation, ont résolu d'un commun accord de répondre au désir que S. M. le Roi d'Italie a manifesté de prendre part à une déliberation destinée à offrir un nouveau gage de sûreté au maintien du repos général.

En consequence, LL. MM., de concert avec S. M. le roi d'Italie, voulant conclure dans ce but un traité, ont nommé pour leurs plénipotentiaires, savoir: etc.

Lesquels, après avoir échangé leurs pleins pouvoirs, trouvés en bonne et due forme, sont convenus des articles suivants :

Art. 1. S. M. le Roi de Pays-Bas, grand-duc de Luxembourg, maintient les liens qui attachent ledit grand duché à la maison d'Orange-Nassau,

en vertu des traités qui ont placé cet État sous la souveraineté de S. M. le Roi grand-duc, ses descendants et successeurs.

Les droits que possèdent les agnats de la maison de Nassau sur la succession du grand-duché, en vertu des mêmes traités, sont maintenus. Les hautes parties contractantes acceptent la présente déclaration et en prennent acte. Art. 2. Le grand-duché, dans les limites déterminées par l'acte annexé au traité du 19 avril 1839, sous la garantie des cours d'Autriche, de France, de Grande-Bretagne, de Prusse et de Russie, formera désormais un État perpétuellement neutre. Il sera tenu d'observer cette même neutralité envers tous les autres États.

Les hautes parties contractantes s'engagent à respecter le principe de la neutralité stipulé par le présent article. Ce principe est et demeure placé sous la sanction de la garantie collective des puissances signataires du présent traité, à l'exception de la Belgique, qui est elle même un État neutre.

Art. 3. Le grand-duché de Luxembourg étant neutralisé aux termes de l'article précédent, le maintien ou l'établissement des places fortes sur son territoire devient sans nécessité comme sans objet. En conséquence il est convenu d'un commun accord que la ville de Luxembourg, considérée par le passé, sous le rapport militaire, comme forteresse fédérale, cessera d'être une ville fortifiée.

S. M. le Roi grand-duc se réserve d'entretenir dans cette ville le nombre de troupes nécessaire pour y veiller au maintien du bon ordre.

Art. 4. Conformément aux stipulations contenues dans les articles 2 et 3, S. M. le Roi de Prusse déclare que ses troupes, actuellement en garnison dans la forteresse de Luxembourg, recevront l'ordre de procéder à l'évacuation de cette place immédiatement après l'échange des ratifications du présent traité. On commencera simultanément à retirer l'artillerie, les munitions et tous les objets qui font partie de la dotation de ladite place forte. Durant cette opération, il n'y restera que le nombre de troupes nécessaire pour veiller à la sûreté du matériel de guerre et pour en effectuer l'expédition qui s'achèvera dans le plus bref délai possible.

Art. 5. S. M. le Roi grand-duc, en vertu des droits de souveraineté qu'il exerce sur la ville et la forteresse de Luxembourg, s'engage de son côté à prendre les mesures nécessaires afin de convertir ladite place forte en ville ouverte, au moyen d'une démolition que S. M. jugera suffisante pour remplir les intentions des hautes parties contractantes, exprimées dans l'art. 3 du présent traité. Les travaux requis à cet effet commenceront immédiatement après le retrait de la garnison. Ils s'effectueront avec tous les ménagements que réclament les intérêts des habitants de la ville.

S. M. le Roi grand-duc promet en outre que les fortifications de la ville de Luxembourg ne seront pas rétablies à l'avenir, et qu'il n'y sera maintenu ni créé aucun établissement militaire.

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