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sprechen, daß diese Lage weniger durch die letzten Mißerfolge im Felde, als durch die unglückliche Politik herbeigeführt wurde, welche die Rathgeber der Krone zum Theil schon seit einer langen Reihe von Jahren. sowohl im Innern als nach Außen verfolgten. Eure Majestät haben in Ihrer hohen Einsicht sich veranlaßt gesehen, die Führung ihrer tapferen Armee anderen, hoffentlich glücklicheren Händen anzuvertrauen. Mögen Eure Majestät zu dem segensreichen Entschlusse kommen, auch zur Leitung der Staatsgeschäfte solche Männer zu berufen, deren entschiedene Thatkraft und politische Gesinnung den Völkern Oesterreichs die Gewähr einer besseren Zukunft zu geben geeignet ist." Am 12. Juli langten die ersten Abtheilungen der venetianischen Armee in Wien an; bis zum 24. Juli waren von dieser Armee 35,000 Mann Infanterie und 14,000 Mann Cavalerie an der Donau versammelt ; aber nachdem das preußische Kriegsministerium am 7. Juli den Befehl hatte ergehen lassen, daß alle Reservemannschaften und die Landwehr zweiten Aufgebotes (etwa 200,000 Mann) nach Böhmen nachrückten, war von dieser Vermehrung der österreichischen Nordarmee nur um so weniger mehr ein Ausschlag zu erwarten. Das Obercommando übernahm am 12. Juli der Erzherzog Albrecht, welcher bisher in Italien glücklich gekämpft hatte; unter ihm commandirte Benedek, der bei Olmütz stand. Die erste preußische Armee, bei welcher sich der König Wilhelm und der Ministerpräsident Graf Bismarck befanden, beseßte am 13. Juli Brünn mit 45,000 Mann. Bei dieser Annäherung der Preußen rüstete man sich in Wien zur Vertheidigung der Stadt. Die Kaiserin verließ unter Thränen Wien mit ihrer Familie am 13. Juli und be gab sich nach Ofen; auch sämmtliche Ministerien bereiteten sich zum Umzuge nach Pesth vor. An dem nämlichen Tage wurde in Wien ein Kriegsrath gehalten, welcher die tröstliche Versicherung gab, die Reorganisation der österreichischen Nordarmee in Olmüß sei nahezu vollendet, und in wenigen Tagen werde die zwischen Olmüß und Wien sich sammelnde österreichische Kriegsmacht 400,000 Mann stark sein. Inzwischen rückten die drei preußischen Armeen ohne Aufenthalt vor. Die erste und dritte Armee marschirten auf verschiedenen Straßen gegen Wien, die zweite, unter dem Befehl des Kronprinzen, wandte sich gegen Olmüş. Die Absicht der Preußen war, die österreichische Befestigung an der Donau vor Wien zu umgehen, unterhalb Wien, bei Presburg, über den Strom zu sehen und auf diese Weise der Stadt in den Rücken zu kommen. Als sich die zweite preußische Armee Olmüß näherte, verließ Benedek im Stillen sein befestigtes Lager mit dem Gros seiner Armee (130,000 Mann) und zog sich gegen Presburg, um sich dort mit der Armee des Erzherzogs Albrecht zu vereinigen. Die Preußen lieferten seiner 20,000 Mann starken Nachhut am 15. Juli

bei Tobitschau ein Treffen, in welchem sie 18 Geschüße erbeuteten und 400 Gefangene machten; ihr Plan aber, die Armee Benedek's zu umgehen und abzuschneiden, war vereitelt. Am 17. Juli befand sich das Hauptquartier des Königs von Preußen zu Lundenburg, ungefähr in der Mitte des Weges zwischen Brünn und Wien, zehn Meilen von Wien entfernt. Der Kaiser von Oesterreich wies an dem näm lichen 17. Juli die von Napoleon ihm übermittelten Friedensbedingungen, welche so ziemlich dieselben waren, wie die später (am 26. Juli) in Nikolsburg gleichwohl angenommenen, zurück. Napoleon erklärte, daß er diese preußischen Bedingungen billig finde und sich daher auch ferner neutral verhalten werde. Am 19. Juli trafen der König und der Kronprinz von Hannover in Wien ein, wo sich der König von Sachsen bereits befand. Diese Fürsten mahnten natürlich zur Fortsetzung des Krieges; allein das österreichische Kabinet, dem es jezt deutlich geworden war, daß von Seiten Napoleons weder ein activer Beistand noch ein entschiedenes Einschreiten für bessere Friedensbedingungen zu erwarten stehe, neigte sich zum Frieden. Bei dem Orte Blumenau, eine Stunde von Presburg, kam es am 22. Juli noch zu einem Zusammenstoß zwischen 35,000 Mann Oesterreichern unter dem General Grafen Thun mit einem preußischen Corps unter General Franseky. Noch ehe der Sieg entschieden war, machte mittags 12 Uhr die Nachricht, daß in Nikolsburg Waffenruhe auf fünf Tage geschlossen sei, dem Kampf ein Ende. Das kaiserliche Kabinet hatte sich nämlich entschlossen, in dem Hauptquartier zu Nikolsburg, einem Städtchen an der mährischen Grenze gegen Niederösterreich, wo der König Wilhelm von Preußen in einem dem österreichischen Minister Grafen Mensdorff gehörigen Schlosse seine Wohnung genommen hatte, mit dem preußischen Kabinet direct Friedensverhandlungen anzuknüpfen, und es wurde zu diesem Zwecke am 22. Juli auf fünf Tage Waffenruhe geschlossen, die man nach Ablauf dieser Zeit bis zum 22. August verlängerte. Am 23. Juli fänden sich behufs der Friedensverhandlungen die österreichischen Diplomaten Graf Karolyi und v. Brenner und der Feldzeugmeister Graf Degenfeld ein. Desterreich hatte sich zwar gegen Bayern verbindlich gemacht, ohne Beiziehung eines bayerischen Bevollmächtigten keine Friedensverhandlungen einzugehen, *und dieselbe Rücksicht war daher auch für seine übrigen deutschen Bundesgenossen zu er warten; allein da Preußen erklärte, es erkenne keinen deutschen Bund mehr an und wolle mit den Mittel- und Kleinstaaten einzeln verhandeln, so legte Desterreich auf diese eingegangene Verbindlichkeit weiter kein Gewicht mehr. Die durch die Gerüchte von Friedensverhandlungen alarmirten Minister der Mittelstaaten (Bayern, Württemberg, Vaden, Darmstadt) erschienen nun aber zwischen dem 24. und 29. Juli ungeladen in Nikolsburg.

Es erübrigt uns nun noch, einen Blick auf die kriegerischen Vorgänge zu werfen, die sich vom 16. Juli an, dem Tage, wo die Preußen die freie Stadt Frankfurt beseßten, bis zum Präliminarfrieden von Nikolsburg (26. Juli) am Main abspannen. Nur in der Erwartung, daß Oesterreich nach der Schlacht bei Königgräß (3. Juli) noch einmal vor Wien eine Entscheidungsschlacht wagen werde, konnten die Bundestruppen am Main einen Kampf fortsehen, der im anderen Falle völlig unnüß war. Das Commando über die preußische Mainarmee hatte am 19. Juli aus den Händen des Generals Vogel von Falckenstein der General v. Manteuffel übernommen. Da sich die deutschen Bundestruppen auf dem linken Mainufer in der Gegend von Wertheim sammelten, um einen gemeinsamen Angriff auf die preußische Mainarmee auszuführen; so sah sich lettere veranlaßt, den Zug, den sie soeben mainabwärts bis Frankfurt unternommen hatte, nun auch wiederum zurück mainaufwärts zu machen. Sie war in den lezten Tagen um ungefähr 10,000 Mann verstärkt worden, worunter sich auch die oldenburgisch-hanseatische Brigade befand, die am 19. Juli 5800 Mann stark in Frankfurt eingerückt war*). Das achte deutsche Bundesarmeecorps hatte sich am 18. Juli bei Miltenberg und Amorbach concentrirt und brachte seine Vereinigung mit dem siebenten (Bayern) am 19. Juli bei Wertheim zu Stande. In dieser Vereinigung war die Bundesarmee ungefähr 90,000 Mann stark, während die preußische Mainarmee nur gegen 75,000 Mann zählte; allein die Bundestruppen erkämpften auch jezt keine Erfolge; es kam zu keiner großen Schlacht; die Preußen griffen die verschiedenen Bundescorps einzeln an und warfen sie ohne besondere Anstrengung; da unter denselben kein ernstliches Zusammengehen stattfand und keine Abtheilung die andere energisch unterstüßte. Erst nachdem am 22. Juli zwischen Desterreich und Preußen Waffenstillstand abgeschlossen war, kam es zur Erneuerung der Action zwischen der Bundesarmee und der preußischen Mainarmee, und es mußte billig auffallen, daß man die Bundestruppen sich noch unnüber Weise herumschlagen ließ, während die Oesterreicher Waffenruhe hielten und wegen des Friedens verhandelten. Erreicht wurde durch diese Kämpfe von Seite der Bundespolitik gar Nichts, im Gegentheil wurde die Stellung der süddeutschen Staaten gegen Preußen eher noch nachtheiliger, als zuvor. Die preußische Armee rückte am 20. Juli in zwei Abtheilungen von Frankfurt aus gegen die Bundesarmee vor; die eine Abtheilung ging über Darmstadt durch den

*) Von den Hanseaten war nur das bremer Bataillon bei dieser Brigade; das hamburger und lübecker Bataillon traf erst am 27. Juli bei der preußischen Mainarmee ein.

Odenwald, die andere über Aschaffenburg; in der Gegend von Wertheim sollten sich beide Corps vereinigen. Bei dem Dorfe Hundheim, in der Nähe von Wertheim, kam es am 23. Juli zuerst zu einem Gefecht mit der badischen Division. Die Badener, 7000 Mann stark, die nur 1500 Preußen gegen sich hatten, waren in dem waldigen Terrain der Meinung, sie hätten es mit einer großen Uebermacht zu thun und gingen zurück. Am anderen Tage (24. Juli) erneuerten sie den Kampf bei dem Dorfe Werbach, um den Preußen den Uebergang über die Tauber zu verwehren, mußten sich aber vor den zahlreicheren Preußen mit dem Verlust einer Kanone und 85 Mann an Todten, Verwundeten und Vermißten nach Werbachhausen zurückziehen. An demselben 24. Juli wurden auch die Württemberger unter General v. Hardegg in dem Städtchen Tauberbischofsheim von den PreuBen unter den Generalen Wrangel und Kummer angegriffen. Sie hatten den Auftrag, die Stadt und die Ausgänge aus dem Thale längs der Straße nach Würzburg gegen die Preußen zu behaupten. Nachdem von zwei Uhr nachmittags bis abends sieben Uhr im Orte selbst und in der nächsten Umgebung gekämpft worden war, zogen sich die Württemberger hinter das Städtchen zurück und schlugen am anderen Morgen den Weg gegen Würzburg ein. Sie hatten 66 Todte und 500 Verwundete. Am 25. Juli kam es bei dem badischen Dorfe Gerchsheim, vier Stunden südwestlich von Würzburg, zu einem Kampfe zwischen den Preußen einerseits und Bayern, Württembergern, Badenern und Hessen andererseits. Die beiderseitigen Verluste waren unbedeutend; der Kampf bestand fast nur in einer gegenseitigen Ka= nonade. Am Abend zogen sich die Bundestruppen in das bayerische Grenzdörfchen Kist zurück. Hißiger wurde an dem nämlichen 25. Juli bei Helmstadt, zwei Stunden nordwestlich von Würzburg, zwischen den Preußen und Bayern gefochten. Die Bayern zogen sich auf Uettingen und Waldbrunn zurück, erneuerten aber am 26. Juli den Kampf bei Noßbrunn. Man kämpfte hier von frühem Morgen bis Mittag, ohne daß eine der beiden Parteien Terrain gewinnen konnte. Die bayerische Reiterei fiel über die preußische her, welche eine bayerische Batterie nehmen wollte, und trieb sie in die Flucht. Nach bayerischen Berichten wäre der Sieg hier den Bayern, denen die preußischen Divisionen Beyer und Flies gegenüberstanden, gewiß gewesen, wenn sie von den Württembergern, die, statt an dem Kampfe theilzunehmen, schon am Morgen des 26. Juli hinter den Main nach Würzburg abzogen, unterstüßt worden wären. Am Abend des 26. Juli gingen sodann auch die Bayern auf Würzburg zurück. Die Preußen und Oldenburger rückten am 27. Juli vor die Stadt Würzburg und beschossen von zwölf Uhr mittags bis drei Uhr die Festung Marienberg vom sogenannten

Herenbruch und dem Nikolausberge aus; bayerische, österreichische und nassauische Artillerie antwortete von der anderen Seite, dem Steinberg, Galgenberg, der Käsburg und dem sogenannten leßten Hieb. Um 11 Uhr gerieth das Zeughaus auf der Festung in Brand und wurde zum Theil vom Feuer zerstört. Ein bayerischer Parlamentär verlangte um drei Uhr wegen der in Nikolsburg schwebenden Waffenstillstandsverhandlungen von dem preußischen General Manteuffel Waffenruhe, bis von Nikolsburg Nachricht über den Ausgang der Verhandlungen eingelaufen sei. Der preußische General ging auf dieses Verlangen ein. Nachdem der Waffenstillstand am 28. Juli in Nikolsburg abgeschlossen war, kam man am 31. Juli überein, daß die Preußen bis zum Abschluß des Friedens die Stadt Würzburg, die Bayern aber die Feste Marienberg mit dem Stadttheil jenseit des Maines besezt hielten. Am 2. August zogen die Preußen in Würzburg ein und verließen die Stadt erst wieder nach dem Abschluß des Friedens (22. August 1866). Nachdem in Nikolsburg von den Bevollmächtigten der Mittelstaaten am 28. Juli ein mit dem 2. August beginnender Waffenstillstand auf drei Wochen abgeschlossen war, von dem man zuverläßig annehmen konnte, daß ihm der Friede folgen werde, ging das Bundesheer auseinander; Württemberger, Badener, Hessen und die Oesterreicher unter General v. Neipperg zogen in die Heimath zurück; die Nassauer, deren Land von den Preußen occupirt war, bezogen Kantonirungen auf bayerischem Gebiet bei Günzburg an der Donau, wo sie der Herzog am 8. Sept. 1866 ihres Eides entband und in die Heimath entließ.

Man hat behauptet, der Prinz Karl von Bayern, Oberbefehlshaber der Bundesarmee, sei durch politische Bedenklichkeiten bestimmt worden, mit der bayerischen Armee und der Bundesarmee überhaupt nicht energisch vorzugehen und sich mehr in der Defensive zu halten; es ist dies auch nicht unwahrscheinlich. Schon als der Kampf ernstlich begann, bei Kissingen und Hammelburg am 10. Juli, war die Niederlage der Desterreicher bei Königgräß (3. Juli) der ganzen Bundesarmee bekannt. Die Generale des Bundesheeres konnten nur eine sehr geringe Hoffnung haben, daß Oesterreich sich wieder aufrichten und den Sieg auf seine Seite wenden werde. Jeder Vortheil, den sie über die Preußen erfochten, würde für diese eine Aufforderung gewesen sein, das preußische Heer am Main zu verstärken, mit Uebermacht in die südlichen Mittelstaaten einzudringen und die Friedensbedingungen zu steigern. Als die Preußen das zweite Mal von Frankfurt aus am 20. Juli gegen das Bundesheer anrückten, war, noch ehe das erste Zusammentreffen bei Hundheim am 23. Juli statt fand, am 22. Juli zu Nikolsburg zwischen Desterreich und Preußen bereits Waffenstillstand

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