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Dankbarkeit geben, daß ich so lange gewartet habe, so nehme ichs willig an. Ich will gleich noch zu dem Herrn mit den Wech= felbriefen laufen und ihm sagen, daß er morgen noch tausend Thaler bekommen soll. Es ist zum Profite noch nicht zu spät. Den Revers muß ich auch aufsegen.

Eilfter Auftritt.

Frau Damon. Carolinchen.

Fr. Damon. Mache Dir keine Sorge wegen des Reverses. Ich will meinen Mann schon besänftigen. Wenn er tausend Thaler und mich sieht, so läßt er sich schon bewegen. Ach da kömmt ja noch Dein Herr Anton!

Zwölfter Auftritt.

Die Vorigen. Herr Anton.

Hr. Anton. Vergeben Sie mir, Madam, daß ich unangemeldet herein komme. Ich habe Niemanden im ganzen Hause finden können. Sie werden es schon errathen, daß ich die Ehre haben will, Ihre Jungfer Muhme nach Hause zu begleiten.

Fr. Damon. Ich weis wohl, daß Sie nur zu mir kommen, wenn Carolinchen bey mir ist; aber dem ungeachtet sind Sie mir der angenehmste Gast. Sehen Sie nur, wie Sie Carolinchen leichtfertig ansieht. Sie mag merken, wie sauer es Ihnen ankömmt, daß Sie mir das Compliment eher machen müssen, als ihr.

Hr. Unton (zu Carolinchen.) Mein liebes Carolinchen, foll ich die Ehre haben, Sie nach Hause zu begleiten?

Carolinchen. Ich werde gleich mit Ihnen gehen. Aber, wie ist es, Herr Anton, haben Sie mich auch noch lieb?

Hr. Anton. Wie fällt Ihnen denn diese Frage wieder ein, die ich Ihnen schon seit vier Jahren beantwortet habe ?

Carolinchen. Weil ich keine wichtigere Frage in der Welt weis, als diese. Wird es Ihnen denn so sauer, ja! darauf zu sagen? Hr. Anton. Nein, es geht mir nur nahe, daß Sie noch einen Augenblick an meiner Liebe zweifeln können. Quälen Sie mich nicht, Sie wissen es doch, daß ich Sie vollkommen liebe.

Fr. Damon. Sie weis es, Herr Anton. Carolinchen ist, wie die Leute, die einen Zweifel aufwerfen, damit sie zeigen können, daß sie von dem Gegentheile überführt sind.

Carolinchen (zu Herr Anton.) Ja, ich glaube wohl, daß Sie mich lieben; aber werden Sie mich auch beständig lieben? Soll ich auch die Ihrige noch werden?

Hr. Anton. Wie, mein liebes Kind? Sie fragen mich, ob Sie noch die Meinige werden sollen? O, warum kann ich denn meine Umstände nicht so verbessern, als ich wünsche! Ich verlange nicht allein Sie zu besigen, ich will auch, daß Sie bequem an meiner Seite leben können. Und wem wird es wohl uner: träglicher, als mir, daß mein Glück meiner Liebe nicht gleicht? Madam, erklären Sie mir doch das Räthsel. Warum beunruhiget mich Carolinchen in Ihrer Gegenwart mit solchen Fragen, die mein ganzes Herz aufrührerisch machen? Hat sie vielleicht ein würdiger Glück gefunden, als ich ihr anbieten kann?

Fr. Damon. Nein, sie kann kein größer Glück finden, als sie an Ihnen gefunden hat. Ihre Fragen sind nichts, als Liebe und Zärtlichkeit.

Carolinchen. Aber, mein lieber Herr Anton, habe ich Ihnen nicht hundertmal gesagt, Sie sollen sich eine reiche Frau wählen, weil Ihre Umstände nicht so beschaffen sind, daß Sie mit einer armen bequem genug leben können? Habe ich Ihnen nicht gesagt, daß ich, aus Liebe für Sie, alle meine Ansprüche auf Ihr Herz will fahren lassen, nur damit ich Sie nicht unglücklich mache? Ich sage es Ihnen, daß ich kein größer Elend weis, als Sie zu verlieren; aber ehe ich Ihnen durch meine Er

haltung das Leben zu einer Last, und zu einer beständigen Arbeit machen will: so sage ichs Ihnen nochmals in Gegenwart meiner Frau Muhme, daß ich lieber Ihre Liebe entbehren will.

Hr. Anton. Das ist erbarmenswürdig! Wenn bin ich Ihnen, mein liebes Kind, denn so gleichgültig geworden? Haz ben Sie denn nicht so viel Hoffnung zur Vorsicht und zu meinem Glücke, daß ich noch in bessere Umstände kommen werde? Ich thue ja alles, was möglich ist. Und der Gedanke, daß ich für Sie arbeite, macht mir die mühsamsten Verrichtungen zum Vergnügen. Ich kann Ihnen heute die Hand zur Ehe anbieten. Meine Einkünfte werden zu unserm Unterhalte zulangen; aber Sie sind mir zu lieb, als daß Sie in meinen Armen wegen der zukünftigen Zeiten bekümmert seyn sollten. Es ist mir unmöglich, an Ihrer Beständigkeit zu zweifeln. Finden Sie aber Ursache, Ihre Wahl zu verändern: so können Sie versichert seyn, daß ich Sie mit keinen andern Vorwürfen, als Thränen, beleidigen werde. Entdecken Sie mir doch, was vorgegangen ist. Ich werde ja die Freundschaft noch verdienen, wenn ich auch Ihrer Liebe nicht mehr werth bin.

Carolinchen. Ja ich will Ihnen alles entdecken. Sie haben mich geliebt, ehe ich das geringste Vermögen hatte. Ihr Umgang hat mich in der Tugend und Zärtlichkeit gestärkt. Und was kann man sich in der Welt wohl edlers wünschen, als diese beyden Stücke? Sie sind ein Liebhaber, aber auch stets ein aufrichtiger Freund gewesen. Ich bin mit Ihnen seit vier Jahren versprochen, und dieß Vergnügen ist noch so neu, als ob ichs erst gestern erhalten hätte. Sie verdienen eine bessere Frau als ich bin. Aber Sie haben mich doch gewählt, und ich will durch niemanden glücklich werden, als durch Sie. Hier haben Sie die Versicherung von zehn tausend Thalern, die ich, durch einen wunderbaren Zufall, in der Berliner Lotterie gewonnen habe. Sie sind mir bloß darum angenehm, weil ich sie Ihnen als ei

nen Beweis meiner Liebe anbieten kann. Zwey tausend Thaler geben Sie an meine Frau Muhme; das übrige gehört Ihnen. Und Sie dürfen sich dieses Geschenks wegen nicht sowohl bey mir als bey dieser liebreichen Frau, bedanken. Haben Sie nun noch einen Kummer wegen unserer Liebe?

Hr. Anton. Was geben Sie mir? Ach liebstes Kind, Sie hätten so viel in der Lotterie gewonnen? Und alle unsere Sorge wäre durch diese Schickung gehoben?

Fr. Damon. Sie können sich sicher auf alles verlassen. Das Loos hat zehn tausend Thaler gewonnen. Kommen Sie nur in den Garten, und erholen Sie sich daselbst von Ihrer angenehmen Bestürzung. Da wollen wir Ihnen die ganze Sache vollständig erzählen. Das Loos ist ohne unser Wissen durch verschiedene Hände gegangen. Und dennoch hat es Carolinchen bekommen müssen, da mirs entzogen war. Denn für sie war es bestimmt. So sorgt die Fügung für eine tugendhafte Liebe.

Carolinchen. Bin ich nun die Ihrige? (Sie umarmt ihn.) Werden Sie nunmehr bequem mit mir leben können? Sie lie ben mich doch unaufhörlich? Ja, Sie kennen mein Herz. Uch, wie reichlich wollen wir die Hoffnung von vier Jahren durch die getreufte Liebe befriedigen! Hätten Sie wohl gedacht, daß der Lohn für Ihre Tugend schon so nahe wäre?

Hr. Anton. Sehen Sie es nicht als den Lohn für meine Lugend an, sondern als ein Geschenk der Vorsicht. Glücklicher kann ich nicht werden, als ich nunmehr bin. So sind Sie denn die Meinige! Nun ist mir das Leben erst kostbar, da ich an dieser Gewißheit nicht länger zweifeln darf. Sie schenken mir nicht allein Ihr Herz, sondern auch auf die großmüthigste Art Ihr Vermögen. Ich bin vor Freuden nicht vermögend, mehr zu reden. Ach meine liebe Caroline!

Fr. Damon. Wenn diese Ehe nicht zärtlich wird: so wird es keine in der Welt.

y Iv i

a.

Ein Schäferspiel in einem Aufzuge.

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