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mungen dürfen nie so angelegt und geleitet werden, wie der Angriff der Türken auf den Schipka-Pass, der ungefähr folgend verlief:

Das Regiment der Geweihten bricht um anderthalb Stunden später auf, als befohlen war; Theile desselben lassen sich, sowie sie von den russischen Posten bemerkt werden, entgegen der Anordnung ,, ohne Schuss vorzudringen", in ein Feuergefecht ein, theils werfen sie sich in die nächsten Deckungen oder fallen ganz ab, und kaum die Hälfte erklimmt die Höhe, von rechts und links in die schwach geschützten Batterien eindringend. Die russischen Verstärkungen kommen etwas verspätet heran, daher den Türken Zeit bleibt, sich mit der ihnen eigenen Geschicklichkeit im Terrain festzusetzen. Sie leisten. energischen Widerstand, dringen sogar später im Vereine mit den wenigen beim Vormarsche nicht abgefallenen Abtheilungen der ersten Brigade auf dem Plateau vor, und es bedarf des Eingreifens von 25 russischen Compagnien, welchen es erst nach mehrstündigem Kampfe gelingt, die isolirt gebliebenen türkischen Truppen wieder zurückzuwerfen.

Dass die anderen Colonnen zum Theile gar nicht, zum Theile nicht rechtzeitig eingegriffen haben, muss nebst der Unselbständigkeit einiger Commandanten und der geringen Werthigkeit eines Theiles der türkischen Truppen, vor Allem der complicirten AngriffsDisposition zugeschrieben werden. Vier Bataillone der zweiten Brigade hatten gegen den Verbindungsraum zwischen den Batterien 1 und 9 vorzurücken, sobald" wie die Instruction sagte das Regiment der Geweihten und die Bataillone der ersten Brigade im Besitze der Süd-Position waren", was mit Signalen bekannt gegeben werden sollte. Die Signale blieben aus und auch als es Licht wurde, der Commandant der zweiten Angriffs-Colonne also die Situation überblicken konnte, griff er nicht ein, wohl eine nicht genug zu verdammende Passivität!

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Die Colonne hingegen, welche von der Lysaja gora vorrückte, 6 Bataillone hörte zwar die verabredeten Signale auch nicht, griff aber gegen 4 Uhr Früh selbständig, aber erfolglos die Stellung der Russen auf den Wolhynischen Bergen an.

Hätte man zwei Colonnen disponirt: die eine von Süden mit den Freiwilligen als Vorhut, à cheval der Strasse, um die russische Stellung ungefähr dort anzugreifen, wo sie, wenn auch vorübergehend, genommen worden ist, die andere von Westen, um von Gabrova etwa vorrückende russische Verstärkungen in Schach zu halten, so konnte. der Angriff gelingen. Ich sage konnte", weil trotz der hervorragenden Leistungen jener Tapferen, welche die Sv. Nicolaj-Position thatsächlich genommen und durch mehrere Stunden festgehalten haben, die grosse Masse der türkischen Truppen nicht jene moralische

Werthigkeit und einige ihrer Commandanten nicht jene Selbständigkeit gehabt zu haben scheinen, deren es in so schwierigen Nachtkämpfen unbedingt bedarf.

Einfacher angelegt, weil für jede Colonne mit bestimmten, getrennten Endzielen und frei von Combinationen, war der nächtliche Angriff auf Kars

1877.

Der Wunsch des russischen Ober-Commandanten in Armenien, die vor Kars eingetroffenen Truppen recht bald für die Operationen gegen Batum und Erzerum zur Verfügung zu haben, der zum Theile unfertige Zustand jener, auch nicht den modernsten Grundsätzen entsprechenden Festung, die nicht unbedingte Verlässlichkeit der 20.000 Mann zählenden türkischen Besatzung, dabei doch die geringe Wahrscheinlichkeit des Gelingens eines Angriffes bei Tage über die den Werken vorgelegenen deckungslosen Flächen - all' diese Momente liessen den Gedanken reifen, die Einnahme von Kars durch einen nächtlichen Handstreich zu versuchen. Und er gelang!

Vier Angriffs-Colonnen wurden, u. z. je eine gegen die Forts Arab-tabia, Karadagh, Hafiz-Pascha-tabia und gegen die nördlich des letzteren Forts gelegene Lünette dirigirt, jeder Colonne ein Ziel, nicht sehr lange, gerade Anmarschwege aus den vor der Ostfront gelegenen russischen Emplacements, jeder Gruppe vorzügliche Führer zugewiesen, deren Heranbildung zumal für nächtliche Unternehmungen sich auf dem armenischen Kriegsschauplatze wiederholt schon bewährt hatte.

Drei Colonnen, welche zur Demonstration gegen die Südfront verwendet werden sollten, gingen schliesslich auch zum Angriffe über.

Hauptreserve: 3 Bataillone, 2 Escadronen und 24 Geschütze. Gesammtstärke der Angriffstruppen etwa 16.000 Mann. Cavallerie und Artillerie wurden gegen die aus Kars nach dem armenischen Hinterlande führenden Strassen dirigirt.

Der Vormarsch der Angriffs-Colonnen begann um halb neun Uhr Abends bei hellem Mondschein, über leicht gefrorenen Boden. Nur Hafiz-Pascha-tabia konnte erst nach einigem Widerstande genommen. werden, die übrigen Befestigungen fielen fast ohne Kampf, Kars selbst allerdings erst nach längeren Strassenkämpfen am folgenden Morgen. Nach Allem hatte ich Recht, an dieser Stelle vor acht Jahren in einem Vortrage zu sagen: „Kars fiel am 18. November 1877, man sagt durch Sturm".

Und nun schliesslich zu Tel-el-Kebir 1882.

Sir Garnet Wolseley, der Ober-Commandant der britischen. Streitkräfte in Egypten, motivirt nach dem officiellen Berichte über die Expedition vom Jahre 1882, die Wahl der Nachtzeit für die Vorrückung seines Corps gegen die Verschanzungen Arabi Pascha's bei Tel-el-Kebir, durch die Nothwendigkeit, die Mühsale eines Wüsten

marsches bei Tage abzuschwächen, sich den Befestigungen der Egypter unter dem Schutze der Dunkelheit zu nähern und, indem der eigentliche Angriff in die Morgen- Dämmerung verlegt wurde, die im feindlichen Feuer zu durchschreitende Zone möglichst abzukürzen, den Erfolg aber dann bei vollem Tageslichte auszunützen.

Wolseley hatte persönlich beobachtet, dass die Vorposten Arabi's immer erst mit dem Morgengrauen vor die Befestigungen gestellt wurden. Eine Truppe kann aber als überrascht gelten, wenn jene Abtheilungen unerwartet angegriffen werden, deren Schutze sie sich anvertraut hat.

Wolseley's Massnahmen für die Durchführung des Angriffes müssen als ganz zweckmässige bezeichnet werden: Geheimhaltung des Planes, Verständigung der Divisions - Commandanten erst am Nachmittage vor dem Angriffe, gelegentlich einer Recognoscirung des Anmarsch-Terrains; keine einleitenden Bewegungen der Truppen vor Eintritt der Dämmerung.

Es war eine finstere Nacht, die Nacht vom 12. auf den 13. September; technische Officiere bezeichneten durch Posten die Directionen für den Vormarsch der Colonnen.

Jede Division erhielt ihren bestimmten, nach den Recognoscirungen der englischen und indischen Reiterei festgestellten Angriffspunkt und getrennte Actionssphären zugewiesen. Zwischen den Divisionen. bewegte sich die Corps - Artillerie, etwas zurückgehalten, da die Vorbereitung eines überfallartigen Angriffes durch Artillerie nicht opportun ist.

Die Formationen der Colonnen beim Vormarsche näherten sich, nachdem das Terrain es erlaubte, nahezu jenen für das Gefecht, um das in der Nacht so schwierige Evolutioniren thunlichst zu beschränken. Dies auf unsere Verhältnisse angewendet, heisst: Im Nachtgefechte geschlossene Formationen, hiedurch erleichterte Führung und Leitung, Patrullen oder schwache Schwarmlinien nicht allzuweit voraus, mehr als Fühler denn für das Feuergefecht, Bereitschaft für den Kampf mit dem Bajonet.

Die Situation in der Skizze zeigt die britischen Truppen vor dem Eindringen in die Verschanzungen der Egypter, welches trotz theilweise recht zähen, fanatischen Widerstandes mit dem Verluste von nicht einmal ein halb tausend Mann erreicht wurde, zum grossen Theile Dank der Verlegung des Anmarsches in die Kühle und Dunkelheit der Nacht.

Ohne den Anspruch erheben zu können, mit den besprochenen Beispielen all' jene Grundsätze berührt zu haben, welche bei nächtlichen Kämpfen und Unternehmungen berücksichtigt sein wollen und

sollen, glaube ich doch die Aufmerksamkeit auf die wesentlichsten dieser Momente hingelenkt zu haben.

Und so will ich zum Schlusse meiner Betrachtungen nur nochmals die Wichtigkeit der in der Waffenübungs-Instruction enthaltenen Aufforderung betonen: „Dem Nachtgefechte ist in allen Fällen die entsprechende Aufmerksamkeit zu widmen."

Es sind nur noch einige Worte, welche sich mir auf die Lippen drängen:

Wenn auch die zweckentsprechendste Übung des nächtlichen Dienstes im Frieden viele der Frictionen beheben kann, welche derselbe im Gefolge hat, jene Routine und Vertrautheit mit den damit verbundenen eigenartigen Erscheinungen zu schaffen vermag, welche zur Durchführung nächtlicher Kämpfe überhaupt erst befähigen, wenn endlich hiedurch sowohl die physischen als auch — last not least - die moralischen Potenzen des Soldaten jene Steigerung erfahren, welche für nächtliche Unternehmungen geboten erscheint, so ist damit allerdings ein Grad der Ausbildung erreicht, welcher mit vieler Beruhigung in der beregten Frage in die Zukunft blicken lässt. Doch wäre sie damit nur zum Theile gelöst.

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Nicht minder beachtenswert aber erscheint mir der andere Theil der Frage zu sein; er betrifft die specifische Heranbildung der Charakter-Eigenschaften des berufenen Führers in nächtlichen Kämpfen des Officiers.

Nicht die Beantwortung wie diese zu geschehen hat, kann hier in Betracht kommen, sondern was in dieser Richtung anzustreben ist. Und da formulire ich kurz folgend:

In das für Ideale so empfängliche Herz des dem Soldatenstande sich widmenden Jünglings die Keime für Unternehmungslust und Thatendrang zu versenken, muss die Aufgabe jener Männer sein, in deren Hände die Heranbildung unseres Officiers-Nachwuchses gelegt ist; diese Eigenschaften in das durch Wissenschaft und Erfahrung zu regelnde engere Bett zu lenken, muss hingegen die Mission all' Jener bilden, welchen die Erziehung des Officiers, dessen geistige und moralische Weiterentwicklung obliegt. Je glücklicher die Lösung dieser Aufgaben gelingt, desto befähigter wird der Officier sein, die in den. nächtlichen Unternehmungen gegebene zweischneidige Waffe mit Geschick zu gebrauchen: zur Parade, bei guter Gelegenheit wohl auch zum Hieb!

Über das Richten nach Licht- und FeuerErscheinungen bei Nacht und und einige

Nachdruck verboten.

einige hiezu dienliche

Vorrichtungen.

(Hiezu die Tafel 9.)

Übersetzungsrecht vorbehalten.

Mannigfache Versuche wurden schon gemacht, um für das Schiessen bei Nacht Anhaltspunkte sowohl zur Erlangung möglichst genauer Richtung, als auch zur Beobachtung des eigenen Feuers zu erhalten.

Je nach dem Standort der feuernden Geschütze und je nachdem es sich um Feld- oder Festungsgeschütze handelt, können verschiedene Mittel angewendet werden; doch muss immer das Bestreben dahin gerichtet bleiben, möglichst rasch, mit möglichst wenig Vorkehrungen, mit möglichst wenig eigens hiefür zu verwendenden Leuten den Zweck zu erreichen und auch, soweit es sich zunächst um Festlegung der Richtungslinien handelt, diese Veranstaltungen der Entdeckung von Seite des Gegners zu entziehen.

Es wird ferners nicht ausser Acht zu lassen sein, dass es sich bei fast allen einschlägigen Aufgaben um Ziele handelt, welche selbst nicht gesehen werden, deren Bewegungen sich also der Beobachtung entziehen.

Ausgedehntere feststehende Ziele werden weniger häufig in Betracht kommen. Demnach wird man sich auch weniger auf die zufällige günstige Wirkung einzelner Schüsse unter vielen und während eines längeren Schiessens verlassen dürfen; es wird vielmehr von weit grösserer Bedeutung sein, gerade die ersten paar Granaten oder Shrapnels an den Fleck zu bringen. Der Zeitraum, innerhalb dessen eine Wirkung zu erwarten ist, bemisst sich im Allgemeinen kurz und es müssen die Vorkehrungen vor Beginn des Feuers uns das ersetzen, was sonst durch längeres Schiessen erreichbar wäre.

Soll auf Grund von Nachrichten oder anderen Anhaltspunkten eine Stelle oder Strecke des Geländes beschossen werden, wohin eine

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