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material kann demnach in zwei Kategorien geschieden werden, u. z. in die waffentragenden Vertheidigungs-Truppen und in die Arbeiter-Abtheilungen.

Dadurch werden die zur Vertheidigung bestimmten Truppen wesentlich reducirt und geschont, sie werden einzig und allein für den Vertheidigungs-Dienst ausgebildet werden müssen. während die Arbeiter-Abtheilungen für die Kriegsausrüstung des festen Platzes, also für den Bau der Batterien, für das Überführen von Munition, für die Herrichtung von Communicationen u. s. f. verwendet werden können.

Die für diese Abtheilungen nothwendigen Officiere und Unterofficiere könnten ihre Ausbildung für ihre zukünftige Verwendung schon im Frieden erhalten.

Wird nun schliesslich noch die Vorsorge getroffen, dass von einer Centralstellung zunächst des Noyau zahlreiche Strassen und Spurbahnen nach radialer Richtung gegen den Gürtel und die zurückgezogenen Vertheidigungslinien laufen, welche zur Beförderung von Truppen und Material eingerichtet sind. dann kann eben wegen der nach jeder Richtung hin gesteigerten Beweglichkeit der Truppen eine weitere Ersparnis an waffentragenden Vertheidigern erzielt werden.

Hiemit habe ich eine allgemeine Skizze über Neubefestigungen sowie die Hauptgesichtspunkte der Verwendung der Streitmittel in denselben gegeben.

Wie der Kampf sich abspielen wird, wer wollte und könnte das voraussagen, ein Kampf auf den ausser den gegebenen Elementen auch eine ganz unabsehbare Reihe von Einflüssen und Zufällen mitbestimmend einwirken.

Eines aber möchte ich noch hervorheben: die Stärkung der Vertheidigung liegt nicht in der Art der Deckung und in der Zahl und Anordnung der Befestigungslinien überhaupt, sondern hauptsächlich in der Stärkung des activen Elementes der Vertheidigung.

Endlich möchte ich noch den Wunsch aussprechen, dass es mir gelungen sein möge, hiermit die Anregung zu weiteren Erörterungen dieses hochernsten Gegenstandes gegeben zu haben.

Ist mir dies gelungen, dann ist auch der Zweck meiner Arbeit ganz und voll erreicht!

Die Photographie und die damit in Beziehung stehenden modernen Reproductions - Verfahren auf der WeltAusstellung zu Paris 1889.

Von Regierungsrath O. Volkmer, Oberstlieutenant in der Reserve des CorpsArtillerie-Regimentes Nr. 8.

Nachdruck verboten.

Übersetzungsrecht vorbehalten.

Es hat wohl keine Zeit gegeben, in welcher die graphischen Reproductionen eine so grosse Verbreitung gefunden haben, wie dies heutzutage der Fall ist; die Welt schwimmt förmlich in Bildern. Dies ist aber auch leicht erklärlich, betrachtet man die Vielseitigkeit der Reproductions - Technik und zieht man die Leichtigkeit und die Billigkeit in Betracht, mit welchen durch die so vielfach gebotenen Mittel geschaffen zu werden vermag. Was heute auf der Strasse sich ereignet, sehen wir schon am Morgen des anderen Tages in einem Zeitungsblatte in Tausenden von Exemplaren abgebildet, und erfreut sich irgend ein eben entstandenes Kunstwerk grosser Anerkennung, so erscheint es sehr bald in der Reproduction; es liegt diese Thatsache eben im Wesen unserer Zeit.

Die Pariser Welt-Ausstellung 1889 hatte daher auch für den Fachmann auf graphischem Gebiete einen besonderen Reiz, wegen ihrer klaren Gliederung, gelungenen Installation und dem reichhaltigen Material, welches des Studiums wert war.

Die Exposition der Photographie und der modernen Reproductions-Verfahren bildete die Gruppe II, Classe 12, und war zumeist in den Räumen des Palais des arts libéraux untergebracht. Leider hatte der Umstand, dass die photographischen Erzeugnisse der fremden Länder nicht in der französischen Abtheilung, sondern in der betreffenden Landes-Ausstellung untergebracht waren, eine beklagenswerte Zersplitterung zur Folge.

Wenn ich zunächst von der Photographie im engeren Sinne des Wortes spreche, so bemerkte man auf der Ausstellung zu Paris vor Allem eine höchst instructive geschichtliche Exposition dieses Faches, welche die historisch markantesten Momente der Entwicklung der Lichtbildkunst aus dem Museum von Châlons sur Sâone, aus dem Musée des arts et des métiers, sowie aus der Sammlung der Pariser

photographischen Gesellschaft übersichtlich und chronologisch zusammengestellt, dem Besucher vorführte.

Während die Ausstellung tagte, am 19. August 1889, war es gerade ein halbes Jahrhundert seit dem Tage, wo die französische Regierung, in der Absicht, die Lichtbildkunst zum Gemeingut der gesammten Menschheit zu machen, das dem Erfinder Daguerre und dem Sohne Niépce's gegen eine Jahresrente abgekaufte Verfahren in einer feierlichen Sitzung der Akademie der Wissenschaften zu Paris von dem berühmten Gelehrten François Arago publiciren liess.

Keine Feder kann die Geschichte der Photographie lebendiger und anziehender darstellen, wie die vorhergehend erwähnte historische Exposition. Wir bemerkten zunächst einen Kupferstich mit der Jahreszahl 1824 auf einer Etiquette, welcher durch eine Firnissschichte transparent gemacht, das erste Drucknegativ darstellt, daneben eine polirte Zinnfolieplatte, auf welcher Nicéphore Niépce mittelst syrischen Asphalts vom erwähnten gefirnissten Kupferstichabdruck ein Bild erzeugt, entwickelt und geätzt hatte. Der Abdruck von der Zinnfolieplatte, von Niépce hergestellt, lag dabei und ist das älteste photographische Bild, welches man kennt.

Daneben standen aus dem Jahre 1825 zwei Zinkplatten, die eine kaum angeätzt, die zweite dagegen für den Druck genügend tief, auch Arbeiten von Niépce. In den letzten Jahren seines Lebens arbeitete Niépce im Vereine mit Daguerre, welcher dann erst im Jahre 1837, nachdem Nièpce bereits im Jahre 1833 gestorben war, die Entwicklung des latenten Bildes durch Einwirkung von Quecksilberdämpfen fand. Wir sahen hier die ersten Bilder Daguerre's vor Augen, eine Ansicht von Paris, im Vordergrunde die Seine, sowie verschiedene Bilder von leblosen Objecten; auch seine Camera nebst den dazugehörigen Geräthen, der Räucherkasten etc. standen da.

Von Niépce de Saint Victor aus dem Jahre 1847 stand das erste Glasnegativ auf Albumin da, ferner aus der folgenden Periode die Kohlebilder von Poitevin etc. Doch erst mit der Verwendung des Collodiums auf Glasplatten im Jahre 1855 sieht man die ersten schönen Glasnegative, mit welchen die Photographie einen gewaltigen Schritt vorwärts gethan hatte und in neue Bahnen trat.

Auf diesem Punkte angelangt, haben sich nun der Albumindruck, sowie die modernen Druckverfahren schnell entwickelt. Die Zinkätzung, welche Gillot zuerst ausübte, konnte der Buchdruckpresse schon leidliche Strichreproductionen liefern. Bald kamen hinzu der auf Poitevin's Entdeckung basirende Lichtdruck und die Woodburytypie. Petit war wohl der erste, dem es gelang, allerdings mittels eines umständlichen Processes, Halbtöne in Striche und Punkte zu zerlegen und so auch diese für den Buchdruck

geeignet zu machen. Endlich verdienen die Arbeiten von Ducos de Hauron Erwähnung, welcher, zuerst von der Theorie der Farbenbildung ausgehend, farbige Lichtdrucke mittels dreier Platten herstellte.

Von all' diesen Verfahren lagen in der historischen Abtheilung diverse Proben vor, und wie Wandelbilder sahen wir all' diese Erfindungen verkörpert, vor unseren Blicken vorüberziehen.

In der Abtheilung für die moderne Photographie war der Gesammteindruck ein imposanter. Neben dem Portrait der FachPhotographen, sah man die reizendsten Arbeiten der Amateure im. Landschaftsfache und der Gelehrten mit Aufnahmen für wissenschaftliche Zwecke.

Von den Copirmethoden fand man daselbst den Silber-, Kohleund Platin-Druck vorgeführt und besonders den letzteren selbst im Portraitfache sich Bahn brechen. In Kohledruck hatten besonders schöne Arbeiten: Harrison et Cie. mit Vorlagen bis zu 60/90cm; Braun et Cie. in Paris, Trompette in Rheims, G. Bouillaud zu Mâcon, Bellingard in Paris etc.; Jeamot et La fournaux exponirt einen Rahmen mit Kohledruckbildern in allen Formaten bis zur Visitkarte. Die Proben zeigten die schwache Seite des Kohledrucks für kleine Formate, die Resultate für grosse Bilder waren sehr schön und gut.

Von sehr schönen Arbeiten in Platindruck wären zu nennen: Lumière et fils, A. Chapelle, Lièbert in Paris, der letztere mit Aufnahmen bei elektrischem Lichte; dann Chalot und Trompette zu Rheims etc. Chalots Platindrucke waren insbesondere reich an Tönen, sowohl in den Licht- als wie in den Schattenpartien weich und kräftig im Ausdruck, mit auffallend tiefen, doch transparenten Schatten. Bei einzelnen Bildern sieht man den gelblichen Ton des Grundes geschickt verwendet und diese Abdrücke sehen täuschend Abdrücken von Kupferplatten auf Chinapapier ähnlich. Hier in Wien werden solche Heliogravure-Imitationen von der Firma Ch. Scolik hergestellt. Chalot hat Platindrucke bis zu Metergrösse ausgestellt, unter Anderem auch Aquarelle auf Platindrucken, von denen Einzelne sehr gelungen waren.

Ein eigenartiges, nach des Ausstellers Angabe neues Copirpapier, genannt papier ivoire", hatte Chambay aus Paris exponirt. Dasselbe ist matt und steht in der Wirkung zwischen Platin- und Arrowrootpapier-Abdrücken. Der Ton ist grauschwarz, mit einer schwachen Nuance ins Blauviolette. Die exponirten Portraits, Landschaften und Strichreproductionen, besonders die beiden letzteren, sind von guter Wirkung und behauptet die Firma, dass die Abdrücke unveränderlich sind.

Organ der Milit.-wissenschaftl. Vereine. XL. Band. 1890.

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Auch in Moment-, Mikro-, Ballon-, etc. Photographie war Interessantes und Schönes zu sehen. Es waren die Ballon-Aufnahmen von Nadar aus dem Jahre 1860 und später von Tissandier von 1885 und 1886 und besonders vom Kriegs-Ministerium die Aufnahmen von Major Freibourg aus Renand's Ballon, in Höhen von 300, 500, 1.000 und 1.200m, exponirt.

Tissandier hatte auch die Aufnahmen von Ville Senlis, Compiègne, Chambly etc. in starker Vergrösserung exponirt, welche Bilder bewundernswerte Resultate genannt werden müssen.

Sehr interessant waren die von der Pariser Sternwarte, Gebrüder Henry, welche durch ihre wissenschaftlichen Arbeiten einen wohlverdienten Ruf besitzen, ausgestellten zwei Aufnahmen des gestirnten Himmels in Bildgrösse von 24/30cm, welche ausgezeichnete Resultate repräsentiren.

Dragon hatte seine Mikro-Photographien für die Taubenpost vom Jahre 1871 exponirt, wo jedes Gelatinehäutchen im Mittel an 3.000 Depeschen enthielt und 100.000 Depeschen erst ein Gewicht von einem Gramm erreichten.

Österreich-Ungarn war in dieser Abtheilung nur durch Huber aus Wien, welcher recht gute Moment-Aufnahmen exponirte, Mai & Cie. aus Budapest und mit gemalten Portraitphotographien von Letzter & Keglevich aus Szegedin vertreten.

In der englischen Abtheilung erweckte besonderes Interesse J. Thomsen aus London. Seine Arbeiten sind so gediegen und charakteristisch, dass man auf den ersten Blick glaubt, man hat es mit Photogravuren nach Genregemälden zu thun. Thomson macht Genregruppen, zieht aber sein Sujet nicht bei den Haaren in eine Stellung hinein, die ihm nicht eigen ist. Deshalb bleiben seine Bilder. obgleich sie genreartig behandelt sind, immer noch Portraits. So z. B. sehen wir auf einem Bilde wie eine Dame ein Buch aufschlägt, links von ihr bemächtigt sich ein kleines Mädchen des ersten Blattes. um ja gut zu sehen. An ihre Schulter beugt sich ein zweites Kind, welches auch seine Neugierde befriedigen möchte, und Alles dies ist so ungezwungen, so harmonisch zusammenpassend und dabei so glücklich beleuchtet, dass man sich fragt, ob man wirklich vor einer Naturaufnahme steht. Thomson's sämmtliche Bilder sind Platin copirt, besitzen kräftige Schatten, in denen nicht eine von Nachkräftigung durch Retouchen sichtbar ist. Die Bild der Art von Kupferdrucken auf starkem, nicht zu aufgezogen. Vom künstlerischen Standpunkte au kleine Ausstellung von Thomson das Gedic

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der Portraitphotographie.

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