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Es erscheint aber unbedingt geboten, dass die Central-Schulleitung vollkommen freie Hand behält, vom Lehramte zu entheben, was nicht mehr entspricht und stets genügend frisches Blut zuzuführen. Es wird sich ein ganz gesunder Kreislauf, eine ganz geregelte Lehrerbewegung ergeben, ohne Unterricht und Erziehung zu schädigen. Nur muss seine Eignung nachgewiesen haben, wer definitiv Lehrer wird.

Es ist selbstverständlich und auch durch die Erfahrung in vollem Umfange bestätigt, dass sowohl Officiere des Ruhestandes, als Officiere in der Reserve, vollwertige Lehrer und militärische Erzieher sein können. Aber auch an diese muss der obige Massstab streng angelegt werden. Das allgemeine Heil muss stets über den persönlichen Interessen stehen.

Der Commandant einer Schule für zukünftige Officiere muss menschlich und militärisch ungemein hoch stehen. Richtiges Verständnis für das Unterrichtswesen, für den Lehrer, für die Jugend ist ihm unentbehrlich. Mit feiner Beobachtungsgabe und richtigem Urtheil muss er sofort erkennen, wo es Noth thut, erspriesslichen Einfluss zu üben.

Seine Hauptaufgabe ist die Leitung der Erziehung und Bildung der zukünftigen Officiere. Er verkörpert das pädagogische Regime der Schule. Alle Verwaltungsthätigkeit muss nebenher gehen; dafür braucht er geeignete Referenten.

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Gewiss werden die Commandanten-Stellen am Besten durch alte Lehrer", die noch in voller Rüstigkeit des Schaffens stehen und militärisch nicht degenerirt sind, besetzt erscheinen. Hat ein SchulCommandant unklare Anschauungen über das Unterrichtswesen, so wird er desto mehr schaden, je diensteifriger, je energischer er ist.

Die Kartographie, die Reproductions-Methoden, sowie die maschinellen Druckvorrichtungen für Karten auf der Welt-Ausstellung in Paris 1889.

Von Regierungsrath Ottomar Volkmer, Oberst lieutenant in der Reserve des k. und k. Corps-Artillerie-Regiments Nr. 8.

Nachdruck verboten.

Übersetzungsrecht vorbehalten.

In den Monaten Mai und Juni des vorigen Jahres machte ich im Auftrage des k. k. Finanz-Ministeriums, in Begleitung des technischen Inspectors der k. k. Hof- und Staatsdruckerei Georg Fritz eine Studienreise in die Schweiz, nach Frankreich, England, Holland und Deutschland und besuchte bei dieser Gelegenheit auch die Welt-Ausstellung zu Paris.

Obwohl die Grossstaaten Europas aus bekannten politischen Gründen an der Ausstellung officiell sich nicht betheiligten, so geschah dies aber immerhin privatim und in bescheidenem Masse. Desto mehr suchte Frankreich durch die erdrückende Masse seiner eigenen Erzeugnisse diese Lücken auszufüllen, wozu die Colonien und republikanische Staaten, wie die Schweiz, Amerika etc. mit beitrugen, so dass das Gesammtbild der Ausstellung als höchst gelungen bezeichnet. werden muss. Schon die bloss zur Orientirung unternommene erste Wanderung durch die Haupt-Ausstellungsräume brachte den Besucher zu der Überzeugung, dass die Ausstellung für jeden Zweig des Wissens und menschlicher Berufsthätigkeit viel des Interessanten, häufig auch Neues darbiete, was den Besuch gewiss zu einem lohnenden machte.

Mit Rücksicht auf die Tragweite eines wissenschaftlich und pädagogisch richtig geleiteten Unterrichtes in der Geographie, sowie der Hilfs- und Anschauungsmittel hiezu, der Kartographie, welche ja als Vorbereitung zum Kriege sehr wesentliche Dienste leistet, sowie bei dem Umstande, dass heutzutage nicht nur der Militär, sondern auch das Publikum guten und billigen Karten grosses Interesse entgegen bringen, will ich in den folgenden Zeilen die neueren und interessantesten kartographischen Leistungen, die mannigfachen Methoden ihrer Herstellung, sowie die wichtigsten Druckapparate für Karten, welche auf der Welt-Ausstellung zu Paris 1889 vorgeführt wurden, zur Besprechung bringen.

Der bedeutende Umschwung, welcher seit etwa fünfzehn Jahren im Gebiete der graphischen Künste sich vollzog und insbesondere seitdem die auf Basis der Photographie entstandenen modernen Reproductionsverfahren sich so günstig entwickelten hat der Karten-Reproduction wesentlichen Nutzen gebracht und derselben in quantitativer Beziehung grosse Vortheile errungen.

Die Expositions-Objecte der Kartographie standen in der Gruppe II. Classe 16 und zwar zumeist im Palais des Arts libéraux, die kartographischen Arbeiten des Depôt de la guerre im Ausstellungsgebäude des Kriegs-Ministeriums am Place du Palais des Invalides; die kartographischen Arbeiten anderer Länder musste man aber auch theilweise im Hauptgebäude, in den Abtheilungen der einzelnen Länder, aufsuchen.,

Frankreich hatte im Kartenfache, sei es für Militärzwecke, den geographischen Schulunterricht, das Communications- und Forstwesen, die Statistik etc. sehr reichhaltig exponirt und betheiligten sich daran nicht nur die Ministerien des Krieges, des Innern, des Handels, des Ackerbaues etc., sondern besonders auch zahlreiche Verleger und Verlags-Gesellschaften.

Von den Arbeiten des Depôt de la guerre sind erwähnenswert: Die neue topographische Karte von Frankreich im Masse 1:50.000, ihre Generalstabs-Specialkarte, aus 950 Blättern, wenn sie complet wird, bestehend, in Zink für fünffachen Farbendruck gestochen. Sie enthält das Terrain in grauer Schummerung dargestellt mit 10 Meter Niveauschichten in braun, die Hydrographie blau, die Strassen und Baulichkeiten roth, Wald mit conventioneller Bezeichnung grün, Schrift, Grenzen etc. schwarz.

Die neue Generalkarte von Frankreich im Masse 1:200.000, 77 Blätter enthaltend, welche eine Reduction der neuen topographischen Karte 1:50.000 repräsentirt, in Zink gestochen und auch in fünf Farben hergestellt wird.

Die Karte des Departement der Seine im Masse 1:20.000, aus 36 Blättern bestehend, Zinkstich und Ausführung in vier Farben.

Obwohl Frankreich seine grosse topographische Karte im Masse 1:80.000, in Kupfer gestochen erst im Jahre 1880 vollendet hat. so ging es gleich wieder daran, mehrere neue Kartenwerke, wie die vorhergehend genannten drei, durch Gravüre, d. h. Stich in Zinkplatten und mittelst Farbendruck auszuführen, was als sehr charakteristisch und bedeutungsvoll bezeichnet werden muss. Als Vorbild scheint diesen Kartenwerken das vom k. und k. Genie-Hauptmann Albach auf der Ausstellung zu Paris im Jahre 1878 exponirt gewesene Kartensystem gedient zu haben, welchem damals der Chef des Depôt de la guerre, Oberst Bugnot, sehr viel Sympathien

entgegenbrachte; Albach's Kartenwerke waren aber Chromolithographien, während hier der Zinkstich angewendet wurde.

Die Vortheile des Zinkstiches, dass eine Zinkplatte viel billiger zu beschaffen ist, als eine tadellose Kupferplatte, und dass auf dem ungleich weicheren Zink rascher sich arbeiten lässt, dürften für die Einführung dieser Reproductionsmethode entscheidend gewesen sein, obwohl man nicht vergessen darf, dass man damit auf eine galvanische Vervielfältigung der Druckplatten verzichten muss und dass die Vornahme von Evidenz-Correcturen doch eine beschränktere ist, als bei einer Kupferdruckplatte.

Die Fortsetzung der topographischen Karte im Masse 1:50.000 als Specialkarte ist übrigens seit dem Jahre 1885 sistirt und wird nur an der deutsch-französischen Grenze vollkommen durchgeführt. Der Grund zu dieser Sistirung des grossen Kartenwerkes sollen die bedeutenden Kosten des Farbendruckes sein. Jedenfalls dürften auch Schwierigkeiten in der technischen Ausführung mit dazu beitragen, denn der Zinkdruck ist noch nicht so fest und exact ausgebildet, besonders im farbigen Kartendrucke, um guter Druckresultate sicher zu sein.

Durch die Terraindarstellung in Schummerung bei dem grossen Massstabe von 1:50.000 gelangen die Terrainformen nicht exact zum Ausdruck, wodurch diese Karte in wissenschaftlicher Beziehung den Generalstabskarten anderer Staaten unleugbar nachsteht, wenngleich sie sehr gut gelesen werden kann.

Die zinkographische Ausgabe der älteren topographischen Karte von Frankreich 1:80.000, welche in Viertelblättern der grossen Karte ausgegeben wird, war in ein Tableau zusammengestellt, exponirt. Diese Ausgabe wird in der Weise hergestellt, dass man von den Kupferdruckplatten des Originalwerkes, auf Zink Umdrucke herstellt; diese werden hierauf von den Zeichnern des Depôt de la guerre nach den einlangenden Evidenz-Correcturen richtiggestellt und die Platte zum Druck geeignet gemacht. Damit soll das Werk stets möglichst schnell evident gehalten sein. Von fünf zu fünf Jahren macht man von dem Werke eine neue Ausgabe.

Allerdings ist diese Ausgabe in der Qualität kein Kupferstich und lässt in der Klarheit und Präcision zu wünschen übrig, entspricht aber sonst in der Qualität vollständig der Einfachheit und Raschheit des Verfahrens. Diese Karte dient für jene Landestheile, für welche die neue topographische Karte 1:50.000 in Farbendruck nicht hergestellt ist, als Militärkarte.

Erwähnenswert sind ferner:

Die chorographische Karte von Frankreich im Masse 1:600.000, Kupferstich, Schwarzdruck. Die Darstellung des Terrains

ist in Schraffen sehr scharf und plastisch gegeben, so dass diese Karte auf den Beschauer einen überaus günstigen Eindruck macht.

Die Karte du massif des Alpes im Masse 1:320.000, sehr hübsche Steingravüre, in drei Farben gedruckt, aus zehn Blättern bestehend, enthält das Terrain durch Isohypsen, braun gedruckt, zur Darstellung gebracht, die Gewässer blau, das Übrige schwarz.

Eine Eisenbahnkarte von Frankreich im Masse 1:800.000 aus sechs Blättern bestehend, in Zinkstich ausgeführt und in acht Farben derart gedruckt, dass die Linien jeder einzelnen Bahngesellschaft durch separate Farben zum Ausdruck gelangen.

Das Depôt des Fortifications hatte eine Karte von Frankreich im Masse 1:50.000 in fünf Blättern exponirt, in welcher das Terrain durch 15m Isohypsen dargestellt ist, in Stein gravirt, und von der Firma Erhard & Frères in Paris auf galvanischem Wege, dann in Kupfer übertragen. Dieses Verfahren wird dann später an geeigneter Stelle noch näher beschrieben werden.

Diese Karte wird in drei verschiedenen Ausgaben publicirt u. z.: 1. als complete Karte mit sämmtlichen Details der Situation; Flüsse blau, Wiesen mit grünem Kreuzraster, Terrain in Schraffen dargestellt und in brauner Farbe gedruckt;

2. als Strassenkarte mit braun gedruckten 100m Schichten ohne Schraffirung und

3. als orohydrographische Karte mit Terrain in brauner Schraffirung, die Gewässer blau, die Höhencoten, Berg- und Passnamen schwarz.

Diese Karte ist ungemein zart ausgeführt, die Beschreibung der Hydrographie sehr klein, wodurch sie häufig unleserlich wird; auch ist die Unterscheidung der Communicationen geringeren Grades von den Haupt-Communicationen nicht leicht bemerkbar.

Ein besonderes schönes Kartenwerk, welches in einem sehr grossen Tableau exponirt war, ist die vom Ministerium des Innern publicirte Routenkarte von Frankreich im Masse 1:100.000, in 596 Blättern. Diese Karte ist nach dem Gradkarten-Systeme entworfen, enthält die Hydrographie blau, Wald und Gehölz grün, die Communicationen und Bevölkerungszahlen roth, alles übrige Gerippe und die Schrift schwarz. Als Grundmaterial für die Herstellung dieses grossen Kartenwerkes diente die topographische Karte im Masse 1:80.000, durch eigens dazu bestellte Recognoscenten reambulirt.

Die reambulirten Blätter wurden dann photographisch in das Mass 1:100.000 reducirt und von den Negativen auf dünnem Papier Silbercopien angefertigt, welche die Vorlage für den Lithographen zur Gravüre bilden. Der Lithograph macht hievon auf die diversen

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