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Juden in der freien Stadt Frankfurt. Europa und Amerika müssen ganz den Verstand verloren haben, daß sie sich seit Jahren mit den spanischen Kolonien, den Cortes, der französischen Deputirtenkammer, den englischen Radikalen und anderen dergleichen elenden, gesezter Männer unwürdigen Klatschereien beschäftigen, und die wichtigste Sache der Menschheit, nämlich die Frankfurter Judenschaft, darüber aus dem Sinne verlieren. Die Schwachköpfe beider Welttheile bilden sich ein, der Brand von Moskau, die Leipziger Schlacht, der Sturz Napóleons und die Million Menschen, welche der Befreiungskrieg hingerafft alle diese schrecklichen Dinge wären zu ihrer Unterhaltung geschehen, und den großen Zweck, welchen die Vorsehung dabei hatte, nämlich die Vertreibung besagter Judenschaft von der Schnurgasse zu Frankfurt, davon ahnen sie nichts. Stein in seiner sehr genauen Geographie sagt, es wohnten 10,000 Juden in Frankfurt, ob zwar keine 4000 dort wohnen. Allein er sagt dieses metaphorisch, da sie so viel Lärm verursachen, als 10,000. Chemals wohnten sie in einer eigenen Gasse, und dieser Fleck war bestimmt der bevölkertste auf der ganzen Erde, Malta nicht ausgenommen. Sie erfreuten sich der zärtlichsten Sorgfalt ihrer Regierung. Sonntags durften sie ihre Gasse nicht verlassen, damit sie von Betrunkenen keine Schläge bekämen. Vor dem 25. Jahre durften ste nicht heirathen, damit ihre Kinder stark und gesund würden. An Feiertagen durften sie erst um 6 Uhr Abends zum Thore hinausgehen, daß die allzugroße Sonnenhiße ihnen nicht schade. Die öffentlichen Spaziergänge außerhalb der Stadt waren ihnen untersagt, man nöthigte sie ins Feld zu wandern, um ihren

Sinn für Landwirthschaft zu erwecken. Ging ein Jude über die Straße, und ein Christ rief ihm zu: Mach Mores Jud, so mußte er seinen Hut abziehen; durch diese höfliche Aufmerksamkeit sollte die Liebe zwischen beiden Religionsparteien befestigt werden. Mehrere Straßen der Stadt, die ein schlechtes unbequemes Pflaster hatten, durften sie niemals betreten. Der Handel mit Materialwaaren war ihnen verboten. Bedienten durften sie nicht halten, denn dieses ist ein Verbrechen gegen die Grammatik, sondern nur Knechte, und als einst ein Actuar im Taumel des Sonntags einem Juden das Wort Bedienter in den Reisepaß gesezt hatte, und dieser bereits abgereist war, schickte ihm der regierende Bürgermeister einen Husaren nach, der ihn zurück holen mußte, worauf im Passe das Wort Bedienter ausgestrichen, und dafür Knecht geschrieben wurde. Noch viele andere Vorrechte genossen die Frankfurter Juden und üben sie heute noch aus. Mehrere wichtige Pläße der Stadt, wie die Post, die neuen Kräme, die Börse halten sie militärisch beseßt, und es darf kein Christ ohne ihre Erlaubniß durchgehen. Es ist ihnen verstattet, jeden Fremden oder Einheimischen, der an ihren Waarenläden vorübergeht, so lange an den Kleidern festzuhalten, bis er ihnen etwas Beträchtliches abkauft. Sie dürfen ihre Todten in den ersten 24 Stunden beerdigen, die Christen müssen drei Tage damit warten. Leßtere werden in das wöchentlich erscheinende Geburts- und Sterbere gister nur dann hinein gesezt, wenn sie wirklich ge= Boren werden oder sterben, die Juden hingegen sogar auch dann, wenn dieses nicht geschieht; denn es wird im Intelligenz - Blatte ausdrücklich bemerkt, von der israelitischen Gemeinde seh in dieser Woche Niemand

gestorben, Niemand geboren worden, damit sich jedermann erfreue, nämlich an Ersterem.

Mit allen diesen Auszeichnungen noch nicht zufrieden, hatten die Juden vor zehn Jahren den Revolutionsschwindel, der sich von Frankreich her nach Deutschland verbreitet hatte, benußt, und sich unter der Großherzoglichen Regierung die sogenannten angebornen Rechte für ein Spottgeld, für eine_halbe Million, gekauft. Darauf maßten sie sich an, Doktoren, Schuhmacher und Schneider zu werden; sie_trieben Wissenschaften und die ganze Technologie, sprachen deutsch, wie Adelung, und aßen mehrere Sorten Wurst. Besonders in Spedition und Kommission haben sie der Menschheit ungeheuern Schaden zugefügt, und hierdurch Europa in die Barbarei des Mittelalters zurückgeworfen. Aber der Tag der Erlösung nahte herbei; nach der Schlacht bei Hanau erwachte die freie Stadt Frankfurt aus ihrem Siebenschlafe, und mit der neuen Ordnung der Dinge kehrten die Juden in die alte zurück; diese wollten aber nicht von der Stelle und klagten beim hohen Bundestage. Hierauf sollten die Christen und Juden sich gütlich vergleichen. Der Senat und der geseßgebende Körper, beide von „übergroßer Freifinnigkeit" erfüllt, machten billige Vorschläge.

Man kann verhindern, daß Völker lernen, aber verlernen machen kann man sie Nichts.

Gute Fürsten müssen wie fruchtbare Jahre angesehen werden. Man soll ihre Regierung dazu benußen,

Nothmagazine von Volksfreiheiten und Gerechtsamen aufzuspeichern für die möglichen Hungerjahre eigenmächtiger Erbfolger. Vorsicht hierin ist nie überflüssig, Pharao's magere Kühe entbleiben nicht.

Was ist die sogenannte Freiheit der Presse? Die Erlaubniß, außerhalb der Festungsmauern spazieren zu gehen, einem Staatsgefangenen auf sein Ehrenwort ertheilt.

Welch einen trüben Anblick gewähren uns jene Menschenschaaren, die, Europens Winter ahnend, wie Zugvögel in ein wärmeres Land überziehen, wo sie Nahrung im Freien finden und nicht angstvoll abzuwarten haben, daß ihnen übermüthige Fürstendiener kümmerliche Brosamen darreichen. Wir wollen den Blick abwenden von den engen Fußpfaden, den Bächlein, den dürren Gebüschen unserer Heimath, und uns mit jenen Riesenströmen, jenen unermeßlichen Wäldern voll Blüthen und Düften, die uns aus Amerika zulocken, befreunden. Lernt genau das Land kennen, wo noch Eurer viele nach langen Leiden das altergraue Haupt zum Ausruhen und Sterben hinlegen, und wo Eure Söhne ungeneckt Eure Enkel wiegen werden. Wohl verläßt keiner fröhlichen Muthes das Land, das ihn geboren, und Niemand vermag ohne Schmerzen fich von der mütterlichen Erde loszureißen, worin das Herz mit tausend Wurzeln fasert. Aber ermannet Euch, fliehet, ehe der Sturm kommt und die Erde unter

Euren Füßen wankt. Europa verdient den Adel nicht mehr, den es von seinen Vorfahren ererbt, die ihn erworben. Es trete in die Gleichheit mit den übrigen Welttheilen zurück, und wenn es seine Herrschaft über Amerika nicht aufgeben will, wird es ihm noch dienen müssen. Vielleicht ist die Menschheit bestimmt, die vier Jahreszeiten ihres Daseyns in den verschiedenen Welttheilen auszuleben. Asien war die Wiege des menschlichen Geschlechts; Europa sah die Lust, die Kraft, den Uebermuth seiner Jugend. In Amerika entwickelt sich die Fülle und Weisheit des männlichen Alters, und nach Jahrtausenden erwärmt die greise Menschheit ihre kalten, zitternden Glieder in Afrika's Sonne, und sinkt endlich lebenssatt als Staub in Staub dahin..

Napoleon war der hohe Priester der Revolution, und als er so dumm war, die Göttin um ihre Anbetung zu bringen, brachte er sich um seine Priesterwürde und seine Macht ging unter.

Ja, Luther hatte es verstanden, als er dem Teufel das Dintenfaß an den Kopf geworfen! Nur vor Dinte fürchtet sich der Teufel, damit allein verjagt man ihn.

Keine größere Tücke kann das Schicksal gegen große Menschen üben, als wenn es sie am Schlusse einer alten Zeit erscheinen läßt. Sie sind dann nur die

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