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also 75,3; 1871: 686, also 79,8; 1872: 550, also 65,4 von 1000; gegen 47,8 in Preussen und 80,7 im Kreise Beuthen.

Bedeutend erscheint es, dass von 13,607 im 2. Lebensjahre stehenden Kindern 2042, also 15 von 1000 starben.

Von 10,198 Todesfällen von Kindern kommen auf die Monate Januar, Februar, März: 2561, also 25,1 pCt.; April, Mai, Juni: 2451, also 24,03 pCt.; Juli, August, September: 2834, also 27,8 pCt.; October, November, December: 2352, also 23 pCt.

Von 5821 im 1. Lebensjahre gestorbenen Kindern starben:

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Wenn in einem Kreise zwei Dritttheile sämmtlicher Todes

fälle die ersten fünf Lebensjahre treffen und von den lebend ge

borenen Kindern einer für denselben bedeutenden Berufsklasse nur die Hälfte das 5. Lebensjahr erreicht, so ist die Kinder- Sterblichkeit desselben unzweifelhaft eine aussergewöhnlich grosse.

Die in anderen Gegenden häufigeren unehelichen Kinder, welche in ihrem Weiterleben bedrohter sind als die ehelichen, können für den Kreis Beuthen als Quelle der grossen Kinder-Sterblichkeit nicht viel in Betracht kommen, da sie verhältnissmässig selten sind.

Von grösserer Bedeutung ist die Häufigkeit der Geburten überhaupt. Es wurden im Kreise Beuthen 1861-1870 geboren 100,701, also jährlich im Durchschnitt: 10,076 Kinder; das ergiebt bei einer mittleren Bevölkerung von 182,864 eine Geburt auf 18,1, in Preussen auf 25,47 Einwohner (Oesterlen) oder auf 1000 Seelen im Kreise Beuthen: 55,1; in den Jahren 1852, 1864: 57,3, in Preussen 39,5 Geburten (Holtze).

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Grosse Fruchtbarkeit bedingt nun im Allgemeinen grosse Kinder-Sterblichkeit, wie dies Virchow (1. c. S. 18) hervorhebt: Man weiss ja, dass mit einer Steigerung der Fruchtbarkeit sich in der Regel eine grosse Kinder-Sterblichkeit verbindet und dass, je mehr Geburten stattfinden, nicht allein in derselben Proportion, sondern in noch höherem Masse eine Steigerung in der Mortalität eintritt."

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Und wie eine grosse Häufigkeit der Geburten nicht als Zeichen günstiger Lebensverhältnisse einer Bevölkerung anzusehen ist, dafür wird gerade Oberschlesien als Beispiel angeführt. Wappaeus sagt hierüber (1. c. Th. I. S. 303): Wie sittliches und materielles Elend auf die Erhöhung der Geburten einwirken können, haben in erschreckender Weise z. B. die Gegenden in Oberschlesien gezeigt, in welchen der sogen. Hungertyphus im Jahre 1848 (?) dann wieder so furchtbar aufräumte." Virchow bemerkt darüber (in seinen Mittheilungen über die in Oberschlesien herrschende Typhus - Epidemie): „Der Branntweingenuss und die Befriedigung des Geschlechtstriebes waren bei der oberschlesischen Bevölkerung vollkommen souverain geworden und so erklärt es sich leicht, dass die Bevölkerung ebenso rapid an Zahl wuchs, als sie an physischer Kraft und moralischem Gehalt verlor. Es wiederholte sich bei ihr, was von den in England eingewanderten irischen Fabrikarbeitern seit langer Zeit bekannt ist." Seitdem ist ein Viertaljahrhundert verflossen und die deutsch denkenden und deutsch gesitteten Elemente haben in der Bevölkerung Oberschle

siens zugenommen, aber der Vergleich mit den Söhnen Irlands hat noch immer in mehr als einer Hinsicht viel Zutreffendes.

Ein zweiter sehr wesentlicher Factor der grossen KinderSterblichkeit im Kreise Beuthen ist die mangelhafte Pflege und Ernährung der Kinder, die mit der hohen Fruchtbarkeit im engen Zusammenhange steht; und hier ist es eine auf den ersten Eindruck auffallende Erscheinung, dass das Leben der Kinder im 1. Lebensjahre nicht wesentlich mehr gefährdet ist als im Gesammtstaate trotz der Ueberhäufung der Wohnungen, schlechter Luft, mangelnder Reinlichkeit u. s. w., während das 2. Lebensjahr, ja sogar schon die zweite Hälfte des ersten eine weit über das Niveau des Staates hinausgehende Sterblichkeit zeigen, da sonst Länder mit hoher Kinder-Sterblichkeit, wie Bayern und Würtemberg, ein gerade entgegengesetztes Verhalten darbieten. Wer indess die industrielle Landbevölkerung des Kreises Beuthen kennt, dem liegt die Erklärung nahe.

Die Mütter stillen Alle selbst und so lange das Kind die Muttermilch erhält, ist der ganze Ausbau seiner Organe ein so naturgemässer und solider, dass es eine bedeutende Widerstandskraft gegen äussere Schädlichkeiten zeigt und diese gewissermassen überwindet. Anders nach dem Entwöhnen: das Kind erhält ganz dieselbe Nahrung wie der Erwachsene, also Sauerkraut, Kartoffeln, Zur, schlechte Wurst u. s. w., auch dieselben Getränke; barfuss und mit einem schmutzigen Hemde bekleidet wird es, nachdem es gehen gelernt, sich selbst überlassen. Katarrhe der Verdauungsund der Athemorgane sind die Folgen. Das oberschlesische Weib aber schreibt diese „den Würmern“ zu und an dieser Wurmtheorie gehen Hunderte von Kindern zu Grunde. So sterben von 1000 Kindern, welche das 1. Lebensjahr überstanden haben, bis zum 6 ten in Preussen ca. 40, im Kreise Beuthen ca. 80.

Die Frauen der Arbeiter und Bauern des Kreises stehen überhaupt noch einige Culturstufen niedriger als ihre Männer, unter 100 von ihnen dürften kaum 5 lesen und schreiben können.

Die für den Kreis Beuthen zu ergreifenden sanitätspolizeilichen Anordnungen.

Ein Landestheil, in welchem Gesundheits- und SterblichkeitsVerhältnisse so ungünstig liegen, wie im Kreise Beuthen, verdient in hohem Masse die Aufmerksamkeit der Staats- und Verwaltungs

Behörden; er muss so zu sagen unter sanitätspolizeiliche Aufsicht gestellt werden.

Durch die Theilung des Kreises ist diesen Verhältnissen Rechnung getragen, auch die neue Kreis-Ordnung wird neue Organe und Kräfte für das Wohl desselben heranziehen, doch werden alle Massnahmen und Anordnungen zur Besserung des Gesundheitszustandes in den Kreisen Beuthen, Kattowitz und Zabrze so lange nur einen beschränkten Erfolg haben, als die Leitung der GemeindeAngelegenheiten in den grossen bis zu 20,000 Einwohnern umfassenden Landgemeinden in den Händen unwissender, stumpfer, polnischer Bauern liegt. Die Gemeinde ist es, der die öffentliche Gesundheitspflege in erster Linie obliegt, und darum ist für jene grossen industriellen Ortschaften mit ihrer rapiden Bevölkerungszunahme und ihrer excessiv hohen Sterblichkeit die gegenwärtig zu Recht bestehende Landgemeinde-Verfassung, die nur kleinen Ackerbau treibenden Dörfern angepasst ist, nicht am Platze. Bis zur Aenderung derselben würden wir vorschlagen, für die einzelnen Amtsbezirke ständige Sanitäts-Kommissionen einzusetzen, deren ausführendes Organ der Amts - Vorsteher sein würde und die in ihrem Bereich sich zunächst mit der eingehenden Erforschung des Standes der öffentlichen Gesundheit, sodann mit den weitgehendsten Massnahmen zur Beseitigung der Missstände auf diesem Gebiete zu befassen hätten. Den Königlichen Berg-Polizeibehörden, deren Hauptaufgabe ja in der Sicherung des Lebens der Arbeiter besteht, wäre die Aufsicht über die Anlage von Arbeiter-Colonien und Wohnungen und die Controle derselben nöthigenfalls unter Zuziehung von Sachverständigen zu übertragen. Den Medicinalbeamteten wäre die fortdauernde sanitätspolizeiliche Ueberwachung der industriellen Werke, besonders des Betriebes der Zink- und Bleihütten aufzugeben, die sie aber nicht bei Gelegenheit von Dienstreisen auszuüben hätten, zur Pflicht zu machen; denn wenn auch ein derartiges Etablissement nach Zeichnung und Betriebsplan allen erreichbaren Anforderungen genügt, so ist hiermit die Art der Einrichtung und der möglichst wenig schädliche fortdauernde Betrieb noch nicht gewährleistet.

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Auf die allgemeinen klimatischen Verhältnisse des Kreises ist ein Einfluss schwer auszuüben, die Entwaldung schreitet mit dem Wachsen der Industrie und der Zunahme der Bevölkerung vor,

Vierteljahrsschr. f. ger. Med. N. F. XXII, 2.

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Baumpflanzungen an Wegen und Plätzen haben nur geringen Bestand; zu sorgen wäre für die möglichst beschleunigte Wiedergewinnung der durch Schlackenhalden verschütteten und durch den Bergbau zu Bruche gegangenen Felder für Ackerbau und Vegetation. Um die Verunreinigung der atmosphärischen Luft durch Hütten- und anderen Rauch zu verhüten, wäre darauf Bedacht zu nehmen, dass Hütten-Anlagen möglichst an der Ostseite bewohnter Orte gebaut würden, dass die Feuerungseinrichtungen für Dampfkessel vollständige Verbrennung des Materials bezwecken und dass insbesondere die polizeiliche Erlaubniss zur Anlage von neuen Zinköfen nur gegeben würde, wenn dieselben statt direct mit Kohle nach dem Siemens'schen Gasregenerations - Princip mit Gas betrieben würden.

Einen wesentlichen Einfluss auf die Zusammensetzung der Luft üben innerhalb von Städten und Dörfern Lage und Beschaffenheit der Plätze und Strassen. Wenn im Kreise Beuthen die letzteren bei dem bedeutenden Wagenverkehr bei regnerischer Witterung einen Morast, bei trockener ein Staubmeer darstellen, so verschlechtern sie den Gesundheitszustand einerseits, indem mit dem Staube derselbeu Zink- und Bleioxyd, Kohlenstaub und Abfallsproducte des thierischen Haushalts in die Athemorgane und die Augen gerathen, andererseits indem sie das Verlassen der Wohnungen und die Bewegung in freier Luft erschweren, ja für Kinder oft unmöglich machen; einen negativ volkserziehenden Einfluss hat eine versumpfte Strasse auch dadurch, dass Niemand Anstand nimmt, alle Unreinlichkeiten derselben einzuverleiben und damit die Luft zu verderben, und dass die Unsauberkeit der Strassen sich in Hofräume und Häuser weiter erstreckt.

Die Wasserversorgungsfrage ist für den Kreis Beuthen eine brennende: Ueberall wo Bergbau getrieben wird, entziehen die Wasserhaltungsmaschinen, welche die Wässer aus den Grubenbauten zu entfernen haben, nicht bloss diesen, sondern nahezu sämmtlichen Quellen und Brunnen in beträchtlichem Umkreise ihr Wasser, um es als Grubenwasser, welches auf seinem Wege durch Gestein, Kohlen, Erze und Grubenstrecken fremde Bestandtheile, wie schweflige Säure, Schwefelsäure, schwefelsaure und andere Salze, Metalloxyde und organische Unreinigkeiten aufgenommen und Kohlensäure abgegeben hat, wieder zu Tage zu bringen.

Die Brunnen werden nachgeteuft, verlieren jedoch ihr Wasser

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