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Es starben somit incl. Todtgeborene auf 1000 Individuen in den Landgemeinden von über 2000 Seelen 45,1, in denen von unter 2000 Seelen 36,2 Personen jährlich; auf 1000 männliche in ersteren 46,5, in letzteren 39,6, auf 1000 weibliche in ersteren 43,1, in letzteren 32,8.

Beiläufig bemerkt überwiegt die männliche Bevölkerung in den Landgemeinden von über 2000 Einwohnern, die weibliche in denen von unter 2000 Einwohnern und in den Städten.

Das abnorme Zahlen-Verhältniss der beiden Geschlechter im Kreise Beuthen zu einander rührt demnach von den industriellen Ortschaften desselben her. Diese sind aber auch die Factoren, auf welche die abnorm hohe Sterblichkeitsziffer des Kreises Beuthen zurückzuführen ist, wie dies schon aus den eben für den Landkreis pro 1867 und 1868 zusammengestellten Verhältnisszahlen, noch mehr aber aus den folgenden hervorgeht.

Es starben in den 8 oben besonders genannten industrieund volkreichsten ländlichen Orten des Kreises:

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Wie wir schon bei der Berechnung der Gesammtsterblichkeit des Kreises Beuthen hervorgehoben haben, ist es dort das Sommerhalbjahr, welches abweichend vom Staate und besonders vom Regierungsbezirk Oppeln die Mehrzahl der Todesfälle aufzuweisen hat; insbesondere treten die Monate Juli bis October constant, nicht bloss in Epidemie-Jahren erheblich über das DurchschnittsVerhältniss hinaus. Eine Erklärung wäre, wie erwähnt, darin zu finden, dass in diesen Monaten der Kreis am dichtesten bevölkert

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ist. Ob die Kinder-Sterblichkeit das Contingent der in dieser Jahreszeit Gestorbenen wesentlich erhöht, ist aus den amtlichen Tabellen nicht ersichtlich; im Oberschlesischen Knappschafts- Verein fällt allerdings das Maximum der Kinder- Sterblichkeit in die Monate August und September.

Wie nun die Landgemeinden von über 2000 Einwohnern für alle Abweichungen und Unregelmässigkeiten, welche Stand und Bewegung der Bevölkerung im Kreise Beuthen darbieten, eine charakteristische Quelle sind, so auch in Bezug auf die Zeit der Sterbefälle.

Es starben in diesen:

1867-1871: 19172 Personen, davon im I. Quartal 4424 oder 23,07 pCt., im II. Quartal 4660 oder 24,3 pCt., im III. Quarial 5527 oder 28,8 pCt., im IV. Quartal 4561 oder 23,8 pCt.

Die Todesursachen.

Die officielle Statistik beschränkt sich in Preussen noch immer auf die Registrirung der Todesursachen nach dem Schema:

an

Todtgeboren, an Lebensschwäche bald nach der Geburt, Altersschwäche, durch äussere Gewalt, Verunglückung, in der Schwangerschaft und im Kindbett, an den Pocken, Wasserscheu und anderen (!) inneren Krankheiten, an inneren chronischen Krankheiten, an plötzlichen Krankheitszufällen, an äusseren Krankheiten, an nicht bestimmter Krankheit gestorben."

Die Leichtigkeit der Durchführung dieses Schemas ist nicht zu bezweifeln, ebenso wenig aber seine geringe Verwerthbarkeit für die Untersuchung der gesundheitsschädlichen Einflüsse eines Ortes oder Bezirks. Es dürfte deshalb wenig Licht auf die GesundheitsVerhältnisse des Kreises Beuthen werfen, wollten wir an dieser Stelle das Procent-Verhältniss jener Kategorien zur Gesammtzahl der Gestorbenen oder der Lebenden berechnen.

Auf die Todtgeborenen und lebensschwach Gestorbenen kommen wir bei der Besprechung der Kinder-Sterblichkeit des Kreises zurück.

Pocken waren stärker verbreitet in den Jahren 1861, 1867 und 1871. Es starben in denselben an dieser Krankheit je 200, 189, 430 männliche, 185, 183, 414 weibliche, 385, 372, 844 Personen überhaupt; also von 1000 männlichen Einwohnern je 2,7, 2,2, 3,8, von 1000 weiblichen je 2,5, 2,2, 3,5 Individuen und von 1000 Einwohnern überhaupt je 2,6, 2,2 und 3,6.

Von Wichtigkeit ist es, in einem so industriellen Kreise die Zahl und Häufigkeit der durch Verunglückungen herbeigeführten Todesfälle zu erforschen.

Diese betrugen:

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Durch Unglücksfälle verloren demnach ihr Leben von je 10000 Einwohnern im Kreise Beuthen 1861-1870: 9,4, von je 10000 männlichen 15,8, weiblichen 2,9; in den Jahren 1852-1864: von je 10000 männlichen 8,3, weiblichen 2,2; in Preussen je 3,15 und 0,9 (Holtze). Die Häufigkeit der Verunglückungen hat somit in dem letzten Jahrzehnt zugenommen entsprechend der gesteigerten Kohlenförderung, dem Eindringen des Bergbaues in grössere Tiefen und der Vermehrung der Maschinen. Im Oberschlesischen Knappschafts- Verein (10 Bergleute, 1/10 Hüttenarbeiter), von dessen Mitgliedern 81 pCt. im Kreise Beuthen wohnen, stellte sich die Zahl der durch Verunglückung zu Tode gekommenen Personen folgendermassen:

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Eine zuverlässige Morbilitäts-Statistik bieten uns die SanitätsBerichte des genannten Vereins, denen wir nach dieser Richtung folgende Data entnehmen:

Tab. X.

1866: 11249 41,3 2096 2221 270 164 64 18 375 503 1176

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Cholera.

៩ខ្លី | Typhus.

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1867: 12811 45,6 2363 2316 696 303 61 262
1868: 12243 39,8 2468 2326
1869: 12237 37,6 2577 2389
1870: 11135 33,2 2430 1997
1871: 9960 26,7 2320 1671

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450 132 24

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6

529 146 11

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232 407 965 972 72

1872: 10549 27,2 2082 1421 2 329 61 422 249 493 987 1162 74 1633614341 998 2317 693 982 2570 3424 8290 7199 488 203,7 178,8 12,4 28,8 8,6 12,2 32,05 42,7 103,3 89,7 6,09

Summa: 80184

Von 1000 Kranken:

5 303 139 4 16 239 90 241

354 458 1303 935

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Von den Verletzungen, welche hauptsächlich in Quetschungen, Knochenbrüchen und Verrenkungen, Verbrennungen, Verstauchungen und Wunden bestehen und zu denen die mangelhafte Beleuchtung bei der bergmännischen Arbeit viel beiträgt, und dem Rheumatismus, welcher noch immer als Collectivdiagnose zu betrachten ist, abgesehen, sind Affectionen der Athemorgane, sodann der Verdauungsorgane die häufigsten Erkrankungsformen. Tuberculose ist, wie im Kreise überhaupt, selten. Wechselfieber herrschen das ganze Jahr hindurch, doch nimmt ihre Zahl allmählig mit der Cultivirung der entwaldeten Strecken und der Entsumpfung der Wiesen und ehemaligen Teiche ab; Typhus und typhoide Krankheiten sind endemisch.

Ueber die Cholera-Epidemien im Kreise Beuthen besitzen wir kein Material; persönlich hat Verfasser in seinem Wohnorte wiederholt beobachtet, dass die Seuche vorzugsweise Kellerwohnungen, Neubauten und in angeschwemmtem Lande gelegene Häuser heimsuchte, sich an einem Flusslaufe auf- und abwärts ausbreitete und den Theil der Ortschaft, welcher im nächsten Umkreise von Zinkhütten liegt, verschonte; ob in Folge der Beimischung des Hüttenrauchs zur Luft oder rein zufällig, lassen wir dahin gestellt sein.

Die Sterblichkeit nach Altersklassen.

Die Sterbenswahrscheinlichkeit ist im Kreise Beuthen in allen Altersstufen mit Ausnahme der höchsten, die wegen Kleinheit der Zahlen nicht sehr in's Gewicht fallen, grösser als im preussischen Staate. (S. Tab. XI.)

Zu ernsten Betrachtungen giebt besonders die grössere Gefährdung des Lebens der Männer während ihrer productiven Jahre Anlass, da schon vom 20. Jahre an, ganz besonders aber über das 40. Lebensjahr hinaus die Sterblichkeitsziffer erheblich diejenige des Staates überschreitet, ein nicht wohl zu leugnender Einfluss der Industrie, welche hier Tausende von Lebensfäden vorzeitig durchschneidet.

Holtze nimmt das Verhältniss der Mortalitätsziffer bei Männern in Preussen überhaupt und männlichen Arbeitern im Kreise Beuthen allein an wie 10: 13 im Alter von 21-30 Jahren, 10: 16,5 von 31 40 Jahren, 10:16 von 41-50 Jahren, 10: 15 von 51-60 Jahren.

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