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unterscheiden in letzterer Beziehung Winter-, Sommer- und Uebergangs- Ventilation.

Die Winter-Ventilation sollte überall durch das Einbringen von frischer warmer Luft bewirkt werden. Wie dieses am billigsten geschehen kann, wird nach den Verhältnissen des Ortes und der Schule selbst zu ermessen sein. Immerhin wird man entweder eine besondere Luftheizung im Keller einrichten müssen, und wir ersehen aus den Berichten der Magistrate von Berlin, Cassel und Frankfurt a. M., dass man sich schliesslich diesem System zugewandt hat; oder man wird die einströmende kalte Luft in irgend einer Weise mit dem Zimmerofen in Berührung bringen und über demselben ausströmen lassen müssen. Beide Formen sind in dem N.'er Gutachten auch für Landschulen in Vorschlag gebracht und als finanziell ausführbar hingestellt. Das Obergutachten des Handelsministeriums erhebt dagegen gewichtige Zweifel, indem es auf die grösseren Ausgaben für Brennmaterial hinweist, welche dadurch bedingt werden würden, und welche leicht den Widerspruch der verpflichteten Gemeinden hervorrufen könnten. Unseres Erachtens kann eine solche Betrachtung nicht entscheiden. Ist eine genügende Winter- Ventilation ohne Zufuhr erwärmter frischer Luft nicht ausführbar, so müssen auch die Mittel dazu beschafft werden. Dass mehr Brennmaterial verbraucht werden wird, ist sicher, denn die Ventilation ist nur so lange wirksam, als der Heizapparat genügend warm ist, und wenn dieselbe 3 oder 4 Stunden anhalten soll, so genügt es nicht, den Ofen vor dem Beginn der Schulzeit zu feuern und auch schon vor derselben zu schliessen, sondern es wird nöthig, das Feuer noch eine längere Zeit zu erhalten, beziehungsweise es nach einiger Zeit zu erneuern. Wir wollen übrigens besonders bemerken, dass im Allgemeinen die Luftheizung vom Keller aus uns den Vorzug zu verdienen scheint, wo es sich um Neubauten von Schulhäusern handelt, wobei dann übrigens zu erwägen sein würde, ob bei genügendem Luftwechsel die Höhe der Schulzimmer nicht (unbeschadet des für jedes Kind erforderlichen Cubikraumes) vermindert und damit die Leichtigkeit ihrer Erwärmung nicht gesteigert werden könnte.

Die Sommer-Ventilation hat ungleich grössere Schwierigkeiten, zumal wenn die Temperatur der Atmosphäre hohe Grade erreicht.

In grösseren Anstalten wird man nicht umhin können, besondere Einrichtungen dafür zu treffen, sei es durch Pulsion, sei es durch Aspiration. Wenn man in der letzten Zeit der Aspiration meist den Vorzug gegeben bat und sich durch besondere Lockfeuer, Gasflammen und dergl. hilft, so dürfte doch darüber nicht zu übersehen sein, dass die Bewegung eines einfachen Flügelrades oder eines anderen Apparates nicht gerade eine Dampfmaschine voraussetzt, sondern dass der Technik manche andere bewegende Kräfte zur Verfügung stehen. Auf dem Lande wird der Aspiration der Vorzug zu geben sein, welche sich, wenn auch nicht ganz vollständig, dadurch erreichen lässt, dass das Abzugsrohr in den Schornstein verlegt wird. Die gewöhnliche Feuerung zur Zubereitung des Mittagsessens wird genügen, um gerade während der wärmsten Tageszeit einen ascendirenden Luftstrom zu erzeugen.

Wenn wir auch während des Sommers das Oeffnen der Fenster nicht empfehlen, so entsprechen wir damit der thatsächlichen Gewohnheit nicht weniger Landschullehrer, welche nicht einmal ausser der Schulzeit neue Luft einlassen. Aber wir halten allerdings dafür, dass, sei es in den Fenstern, sei es an anderen, vielleicht von den Schulbänken entfernteren Stellen, für das Einströmen der äasseren Luft Oeffnungen vorhanden sein müssen. Nur sollten diese grösser sein, als die jetzt gebräuchlichen Luft- oder Drehscheiben, und sie sollten mit einem Netz von Drath-Gaze oder einem porösen Blech geschlossen sein, so dass die Luft durch eine ausgedehntere Fläche, jedoch vielfach unterbrochen, einströmt. Diese von Herrn Scharrath in vielleicht nicht überall anwendbarer Form empfohlene Methode war in dem amerikanischen Schulhause der Wiener Ausstellung in der Art angebracht, dass unter dem Fenster ein langer Schlitz durch einen siebförmigen Trog geschlossen war.

Was endlich die Uebergangs-Ventilation in den kühleren Tagen des Frühlings und des Herbstes, wo nicht geheizt wird, anbetrifft, so wird sie sich im Ganzen der Sommer-Ventilation anschliessen müssen. Gerade in dieser Periode, wo die Temperatur-Differenz zwischen der Zimmer- und Draussenluft am geringsten ist, wird die Nothwendigkeit einer pulsorischen oder aspiratorischen, jedenfalls einer künstlichen Einrichtung am meisten anerkannt werden müssen. Die mehrstöckigen Gebäude der städtischen Schulen,

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welche an sich für die Ventilation grössere Schwierigkeiten darbieten, können ohne sehr ausgiebige Einrichtungen dieser Art eine zureichende Lufterneuerung nicht erzielen. Es ist dies bekanntlich der Zeitpunkt, wo epidemische Krankheiten, namentlich der Typhus, die Masern, die Diphtheritis, sich mit besonderer Vorliebe ausbreiten, und es wird nicht verkannt werden können, dass gerade für die Entfernung der Keime dieser Krankheiten eine starke Bewegung der Luft und eine directe Verdrängung der alten Schichten von höchster Wichtigkeit ist.

Wir verfehlen nicht, darauf hinzuweisen, dass jede Art der künstlichen Erleuchtung das Ventilationsbedürfniss bedeutend steigert, da hier neue und sehr wirksame Kohlensäure-Quellen eingefügt werden. Wir erinnern ferner an die Gefahr der eisernen Oefen und namentlich an ihre Durchlässigkeit im glühenden Zustande für schädliche Gase. Wir halten es endlich für nöthig, dass besondere Räume für die Ablegung der Ueberkleider, Ueberschuhe, Regenschirme u. s. f., sowie für Wascheinrichtungen, die hier und da schon im Gebrauche sind, allgemein angenommen werden, und dass die Fussböden, um sie vor dem Eindringen unreiner, stinkender und faulender Stoffe zu bewahren, geölt oder gefirnisst und ihre Fugen verkittet werden müssten. Jede Art der Reinlichkeit, welche neu eingeführt wird, vermindert um etwas das Ventilationsbedürfniss.

Berlin, am 3. Januar 1874.

Der Herr Minister der geistlichen etc. Angelegenheiten hat dieses Gutachten der Abtheilung für das Bauwesen im Königl. Ministerium für Handel etc. mitgetheilt, von welcher auf Grund desselben in einem Schreiben vom 7. Mai d. J. für die Aufstellung von Schul-Bauplänen folgende Gesichtspunkte empfohlen worden sind.

Im Allgemeinen wird davon auszugehen sein, dass

1) im Winter nur vorgewärmte, frische Luft den Schulzimmern, so lange sie besetzt sind, zugeführt und die verdorbene Luft durch Absaugung entfernt wird, und

2) im Sommer der äusseren Luft Eintritt gewährt wird, ohne die Schüler dem Zugwinde auszusetzen.

Die erste Bedingung wird, wenn es sich nur um die Heizung eines einzigen Saales handelt, durch Mantelöfen zu erreichen gesucht, deren innerer Kern den Feuerheerd enthält, während der Raum zwischen Kern und Mantel mit frischer Luft aus dem Freien angefüllt wird, die, indem sie sich an dem inneren Kern erwärmt, in das Zimmer tritt und dieses ebenfalls erwärmt. Damit zugleich eine gute Ventilation erfolgt, wird ein oberhalb des Fussbodens des Zimmers ausmündender, gemauerter Schacht hergestellt, in dessen Mitte das gusseiserne Rauchrohr des Ofens aufsteigt. Indem die strahlende Wärme des Rauchrohrs einen aufsteigenden Luftstrom im Ventilationsschachte erzeugt, entzieht dieser die am stärksten verunreinigte Luft, die, weil sie die schwerere ist, dicht am Fussboden lagert, dem Schulsaale und es kann die vorgewärmte frische Luft nun um so bequemer in den Schulsaal eintreten.

Bei grösseren Schulen wendet man jetzt fast allgemein eine vollständige Central-Luftheizung an, deren Caloriferen im Keller aufgestellt werden.

Für den Sommer werden Lüftungs-Flügel in den Fenstern mit Nutzen angewendet, auch wird für diese Zeit eine im Ventilationsschachte unmittelbar unterhalb der Zimmerdecke befindliche Klappe zu öffnen sein, um die im Zimmer entwickelten Dünste möglichst rasch abzuleiten.

2.

Ueber

die Gesundheits- und Sterblichkeits-Verhältnisse im Kreise Beuthen mit besonderer Rücksicht auf die Kinder-Sterblichkeit und auf die dagegen zu ergreifenden sanitätspolizeilichen Anordnungen.

Von

Dr. Schlockow,

Knappschaftsarzt und Kreiswundarzt in Rosdzin, Kr. Kattowitz.

Der Kreis Beuthen, im Regierungsbezirk Oppeln, durch Gesetz

vom 27. März 1873 in die Kreise Beuthen, Tarnowitz, Kattowitz, Zabrze getheilt, liegt zwischen dem 50. und 51. Grad nördlicher Breite und dem 36. und 37. Grad östlicher Länge mit einem Flächenraum von 14,15 Quadratmeilen in der nördlichen Abdachung des Karpathen - Gebirges gegen die russisch - sarmatische Hochebene, nach Osten unmittelbar an der russischen, nach Süden in der Nähe der österreichischen Grenze. Er stellt in seinem südlichen Theil eine wellenförmige, von einigen Wasserläufen thalförmig durchschnittene, im nördlichen eine flache Ebene dar; über der Meeresfläche ist der höchste Punkt 1096 Fuss, der tiefste 755 Fuss gelegen.

Vielfache geognostische Untersuchungen ergaben, dass in einem aus Uebergangsgebirge gebildeten Becken im Süden des Kreises sich das aus Sandstein, Schieferthon und mitunter sehr mächtigen Kohlenflötzen bestehende Kohlengebirge, gegen Norden zunächst bunte Sandstein-Formation, sodann MuschelkalksteinFormation mit Dolomit und häufigen Lagern von silberhaltigen Blei-, Galmei- und Eisenerzen, unterhalb derselben Steinkohlenschichten abgelagert haben. In dem Schieferthon der Kohlenflötze kommen vielfach Thoneisensteine nesterweise vor. Die Ackerkrume des Bodens ist selten mächtiger als 6-8 Zoll, von ziemlich geringer Beschaffenheit, meist sandreich mit wenig durchlässiger, sandig-lettiger Unterlage, welche auf Diluvialschichten ruht.

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