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umgangen; insbesondere ist die sub 3. erwähnte Hauptschwierigkeit in den Beziehungen zwischen Ursache und Wirkung namentlich auch durch den Vergleich mit den Sectionsergebnissen in den beiden zuerst von mir berichteten Fällen in günstiger Weise gelöst.

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Dass ferner viele andere Vorkommnisse von plötzlichem Tode eine ähnliche befriedigende Erklärung durch Anstellung einer genauen Autopsie finden dürften, brauche ich wohl nur in Kürze anzudeuten. Ich bin fest überzeugt, dass gar mancher der vielen unerwarteten Todesfälle durch „Herzschlag" oder „Lungenschlag" auf Embolie nach einer früheren leichten" Verletzung sich zurückführen liesse. Leider aber fallen dieselben, da meistentheils „anscheinend keine directe äussere Veranlassung vorhanden ist, nicht der Obduction, sondern nur der legalen Inspection anheim, anderen Falles dürften durch rechtzeitige Ausführung ersterer gewiss nicht selten solche local beschränkten traumatischen Einwirkungen nachgewiesen werden, wie sie in den eingehender von mir beschriebenen Fällen stattgehabt hatten und hier von so unheilvollem Einflusse gewesen waren.

Berlin, 1. December 1874.

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Nachschrift. Die vorstehende Arbeit war bereits vollendet, als mir die No. XXI. der Lancet vom Novbr. 21. a. c. zu Gesicht kam und in dieser ein Aufsatz, betitelt: Case of thrombosis following injury of the leg; recovery. By Carey Coombs M. D. Lond." Obwohl der Referent dieser Krankengeschichte eine Parallele zwischen ihr und dem auch von mir berichteten Fall Browne's aus Devonport zu ziehen sucht, muss ich dennoch dieselbe als nicht hierher gehörig übergehen. Die überaus dürftigen anamnestischen Daten vor der Verletzung, sowie der jetzt, d. h. ca. 4 Jahre nach dieser aufgenommene Krankenbefund haben mich nicht überzeugen können, dass es sich wirklich hier darum handelt, was der Titel des betr. Aufsatzes sagt. Soweit ich das vorliegende Material beurtheilen kann, hat man es vielmehr mit einer chronischen interstitiellen Nephritis, complicirt mit ähnlichen Veränderungen in der Leber und mit einem Herzleiden, zu thun, und dürften wir wohl mit Recht Anstand nehmen, dergleichen Affectionen von einer einfachen embolischen Gefässerkrankung (das Bestehen einer solchen als bewiesen vorausgesetzt) auf Grund unserer jetzigen Kenntnisse abzuleiten.

2.

Ein neuer Fall von Luftathmen der Frucht

während des Geburts aktes.

Mitgetheilt

von

Prof. Eduard Hofmann in Innsbruck.

Im letzten Bande dieser Zeitschrift (S. 59) habe ich den Sectionsbefund eines neugeborenen Kindes veröffentlicht, bei welchem trotz notorischer Todtgeburt und obgleich keine grösseren instrumentellen oder manuellen Eingriffe zur Anwendung gekommen waren, dennoch sowohl die Lungen als auch der Magen und ein kleiner Theil der oberen Dünndarmschlingen als lufthaltig sich ergaben, und zwar unter Umständen, die nur auf ein im Uterus stattgefundenes Luftathmen schliessen lassen. Ich habe an diesen Fall einige Bemerkungen geknüpft und auseinandergesetzt, in welcher Beziehung solchen Beobachtungen eine gerichtsärztliche Bedeutung zukommt.

Unmittelbar nach erfolgter Drucklegung des betreffenden Aufsatzes ist mir nun ein zweiter solcher Fall vorgekommen, und ich beeile mich denselben hier mitzutheilen, um so mehr als er geeignet ist, die von mir aus Anlass des ersten Falles gezogenen Schlüsse weiter zu unterstützen.

Marie H., 26 Jahre alt, ledige Dienstmagd, Erstgebärende, wurde hochschwanger Mitte November 1874 in die hiesige Gebäranstalt aufgenommen. Sie ist von mittlerer Körpergrösse, regelmässigem Knochenbau und gesunder Constitution. Ihre Menstruation bekam sie zum ersten Male mit 14 Jahren und war dieselbe dann immer vollkommen regelmässig. Die letzte Menstruation am 5. Februar 1874. Während der ersten Monate der Schwangerschaft litt sie sehr häufig an Erbrechen, besonders in den Morgenstunden. Die ersten Fruchtbewegungen will sie erst Anfangs August verspürt haben. Die ersten Wehen traten auf am 29. Novbr. 4 Uhr Nachm. Am 30. Novbr. 2 Uhr früh erfolgte der Blasensprung und soll sehr viel Wasser abgegangen sein. Erst um 3 Uhr früh traten die Wehen etwas kräftiger auf, und erst jetzt fand sich die H. bewogen in's Kreisszimmer zu kommen. Die jetzt vorgenommene Untersuchung zeigte den Uterus im Quer

durchmesser grösser als im Längsdurchmesser; der Grund des Uterus noch bis zur Magengrube reichend. Bei Aufsuchung der Kindstheile fand man den Kopf in der rechten, den Steiss in der linken Gebärmutterseite; über dem Beckeneingange keine vorliegenden Kindstheile (II. Stellung, Querlage). Bei der inneren Untersuchung fand sich die Scheide sehr lang, das Scheidengewölbe sehr hoch stehend, für die Spitze des Fingers eben durchgängig, noch mit einem zarten Rande vom Scheidentheil umgeben und von der Mittellinie etwas nach links abweichend. Wehen noch schwach und lange Pausen machend.

Noch immer Abgang grosser Mengen von Fruchtwasser. Es wurde der Gebärenden nun die rechte Seitenlage anbefohlen.

Um 7 Uhr befand sich der Kopf schon in der rechten Darmbeingrube und konnte derselbe bei der inneren Untersuchung und bei gleichzeitigem Gegendruck von Aussen jetzt schon mit Mühe erreicht werden. Muttermund ein Kreuzer gross. Um 92 Uhr Vormittag war der Kopf schon vollständig über dem Beckeneingange, somit die Längslage hergestellt. Der Muttermund 20 Kreuzerstück gross, noch immer vom Reste des Scheidentheils umgeben, aber leichter zu erreichen und in die Mitte des Beckens gerückt. Jedoch zeigten sich jetzt ungleichmässige Contractionen des Uterus; die der Einmündungsstelle des rechten Tuba entsprechende Stelle zeigte sich sehr schlaff, die entgegengesetzte sehr gespannt. Diese spastische Contraction ging gegen Mittag auf das ganze Organ über und blieb dasselbe in fortwährender Contraction. Der Muttermund zog sich wieder mehr zusammen und war sehr empfindlich; der Kopf ging ebenfalls wieder etwas zurück und war schwerer zu erreichen als Vormittag. Die Gebärende sehr aufgeregt und unruhig, daher Umschläge mit Chamillenthee auf den Unterleib und jede Stunde 2 Gran Pulv. Doweri verabfolgt. Herztöne sehr schwach. Gegen Abend wurden die Wehen wieder mehr regelmässig, um 7 Uhr Abends der Muttermund guldenstückgross, vom Scheidentheil Nichts mehr zu fühlen; um 10 Uhr thalergross, um 10 Uhr verstrichen. Die dritte Periode dauerte bloss Stunden, die vierte dagegen 2 Stunden. Die Wehen in der letzteren waren sehr schwach und es wurden deshalb 2 Dosen Pulv. Sec. cornut. zu 5 Gran in den letzten halben Stunden gegeben. Der Kopf war durch volle Stunden im Durchschneiden und gingen, wenn der Kopf zurückwich, grosse Mengen übelriechender Gase ab. Herztöne nicht mehr zu hören.

Am 1. December um 14 Uhr früh erfolgte die Geburt eines todten Kindes mit welker etwas grünlich verfärbter Nabelschnur unter gleichzeitigem Abgange mit Kindspech verunreinigter Fruchtwässer und übelriechender mit gurrendem Geräusch entweichender Gase. Auch nach Abgang der Placenta zeigte sich der Uterus ungleichförmig contrahirt.

Die Section des Kindes wurde an demselben Tage um 2 Uhr Nachmittags vorgenommen und ergab:

Die Leiche sehr gut genährt, 7 Pfund schwer, 21 Zoll lang. Oberkörper diffus livid. Die Conjunctiven injicirt, einzelne flohstichförmige Ecchymosen aufweisend. Zwischen den Lippen grünlicher Schleim in geringer Menge. Der Nabelschnurrest sulzig, grünlich imbibirt. Aeusserlich an der Leiche keine Spur beginnender Fäulniss zu bemerken.

Vierteljahrsschr. f. ger. Med. N. F. XXII. 2.

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Mässiger Vorkopf; zahlreiche Ecchymosen in dem sulzig infiltrirten Gewebe desselben und unter dem Pericranium. Hirnhäute und Hirn hyperämisch. Beide Paukenhöhlen luftleer. Die Gehörknöchelchen in, den ganzen Paukenhöhlenraum ausfüllender, lockerer, serös infiltrirter Sulze eingebettet.

Die Zunge mit einer dünnen Schichte grünlichen Schleims belegt, ebenso Rachen und Schlund und der Eingang zum Kehlkopf. Letzterer und die Trachea leer, doch steigt beim Druck auf die Lungen eine geringe Menge schaumigen, kleine Bröckchen käsiger Schmiere enthaltenden Schleims aus der Tiefe auf.

Beide Lungen im hinteren Brustraum, dunkel von Farbe, schwer und beide namentlich die rechte mit sparsamen, theils flohstichförmigen, theils bis linsengrossen subpleuralen Ecchymosen besetzt. Die Spitze des rechten Mittellappens hellroth, gleichmässig lufthaltig, ebenso der unterste Rand des Unterlappens in Form eines hellrothen Saumes. Ausserdem in allen drei Lappen einzelne oberflächliche Gruppen lufthaltiger Lungenbläschen bemerkbar. Das Lungenparenchym sonst luftleer, blutreich. In den Bronchien am Hylus eine geringe Menge etwas schaumigen, gelbliche käsige Pünktchen enthaltenden Schleims. Die linke Lunge vollkommen luftleer, blutreich. In den grossen Bronchien, sowie in den Bronchiolen des Oberlappens Fruchtschleim. Bei der Schwimmprobe sinkt die linke Lunge rasch und vollständig, die rechte hält sich mit Mühe über dem Wasser. Nach Zerstücklung der letzteren schwimmen die hellrothen Partien, während die übrigen Stücke der Lunge mehr oder weniger rasch untersinken.

Das Herz mit einigen grossen subpericardialen Ecchymosen besetzt. Rechtes Herz strotzend von dunklem halbflüssigem Blut, ebenso die grossen Venen.

Magen, Zwölffingerdarm und die erste Schlinge des Jejunums lufthaltig, die übrigen Gedärme luftleer. Der Dickdarm contrahirt, ohne Spur von Meconium. Venöse Hyperämie in den Unterleibsorganen.

In beiden Ovarien je eine erbsengrosse, klares Serum enthaltende Cyste.

Resumé: Querlage, vorzeitiger Abfluss der Fruchtwässer, Selbstwendung, Krampfwehen. Eindringen von Luft in den Uterus. Fötale Erstickung unter vorzeitigen Athembewegungen mit Aspiration von Fruchtwasser und der in den Uterus eingedrungenen Luft.

3.

Ueber eine Vergiftung durch Fliegenpapier.

Von

Dr. Kornfeld,
Kreisphysikus in Wohlau.

Das folgende Gutachten über eine Arsenik-Vergiftung mit tödt

lichem Ausgange leitet seine Berechtigung zur Veröffentlichung davon ab, dass der Sectionsbefund der aufgegrabenen Leiche den Einwurf abschneiden konnte, als wenn das Arsen möglicherweise aus der nicht auf Arsen geprüften Kirchhofserde in die Leiche hätte gedrungen sein können. Auch die Art der Vergiftung ist eine seltene.

Ueber die Inculpatin sei noch bemerkt, dass dieselbe eine junge, saubere, in ihrem Kreise für schön gehaltene Frau war. Sie vergiftete ihren Mann, den sie des Geldes wegen geheirathet hatte, einige Wochen nach der Ehe, als sie sich überzeugt hatte, dass derselbe sich in keineswegs guten Verhältnissen befand, angeblich ohne ihm eine Cohabitation gestattet zu haben. Ihr sittlicher Ruf im Uebrigen war nichts weniger als gut.

Die schwurgerichtliche Verhandlung endete mit Verurtheilung der Angeklagten zum Tode.

Motivirter Obductionsbericht.

In der Todesermittelungssache des Wirths P. A. verfehlen wir nicht, unter Remission der Acten dem Ersuchen des Königlichen Kreisgerichts vom 22. Januar 1872 in Folgendem ergebenst

nachzukommen.

Geschichtserzählung. Der Wlrth P. A. ist bis zu seiner Verheirathung im Juni 1871 und auch bis zum 8. Juli ej. ganz gesund gewesen. Ein früheres Unwohlsein (Fieber) um Pfingsten desselben Jahres dauerte nur einige Tage und hatte keine Aehnlichkeit mit der letzten Erkrankung.

Den 8. Juli Nachmittag 4 Uhr kam er mit einem Bekannten

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