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Gerade die Einwirkung der niedrigsten Temperaturen auf Erzeugung von Schlagflüssen etc. tritt hier zunächst nicht so überaus praegnant zu Tage. Da wir aber noch einmal auf diesen Punct zurückkommen, so wenden wir uns zu den in Frankfurt a. M. so bedeutungsvoll erschienenen Temperatur-Schwankungen. Es bedarf nur einer Vergleichung der Tabelle II. und VI.; aber sie legt keinerlei innere Beziehung der beiden zu einander dar. Nicht viel anders verhält es sich mit den BarometerStänden und ihren Schwankungen; hier erweist Vergleich von Tabelle II. und V., dass weder dem Stande, noch viel weniger den Schwankungen des Instrumentes eine Bedeutung für jene Procent-Zahlen zugemessen werden kann. Dass auch für die absoluten Zahlen keine Proportion mit den Thermo- und Barometer - Schwankungen zu gewinnen ist, lehrt ein Vergleich der kommenden Tabelle VIII. mit der vorangegangenen II. und V. Von diesen absoluten Zahlen kommen nämlich:

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Somit weichen unsere Ergebnisse von denen des Hrn. Berger ab, stimmen aber auch in Betreff des Feuchtigkeits- Einflusses nicht mit den früher erwähnten Casper's überein.

Was zunächst den sonst in statistischen Forschungen wenig berücksichtigte Gehalt der Atmosphäre an Wasserdampf anlangt, so sind bezüglich der relativen Feuchtigkeit folgende Extreme in den Monats - Durchschnitten beobachtet worden:

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Auch hier vermissen wir einen Zusammenhang mit Tabelle VI., am allerwenigsten einen, welchen man im Sinne Casper's auf besondere Schädlichkeit von Trockenheit der Atmosphäre deuten könnte. Legen wir den Massstab der monatlichen Regenmenge an, so müssen folgende Zahlen in Anrechnung gelangen:

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An einen ursächlichen Zusammenhang zwischen meteorischen Niederschlägen und plötzlichen Todesfällen wird hiernach wohl Niemand denken. Ich habe nun noch geglaubt etwas übriges thun zu dürfen, um einen etwaigen Einfluss elektrischer Spannung (im Vereine mit erniedrigtem Druck) der Atmosphäre zu statuiren, indem ich die Zahl der Gewitter in den einzelnen Monaten notirte; die Maxima und Minima gebe ich hier wieder: es waren deren:

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Wie hier die Elektricität, so zeigte sich in einer anderen Zusammenstellnng, deren Reproduction nicht nothwendig erscheint, auch die WindRichtung ohne Bedeutung für den vorliegenden Gegenstand.

Es bleibt also nur jener schon von Casper betonte, auch von uns einstweilen festgestellte Einfluss der Jahreszeiten. Um diesen in das rechte Licht zu setzen, bedarf es noch folgender Erörterungen. Wenn man a) die in den Einzel-Jahren erhobenen Zahlen für Januar, dann für Februar u. s. w. zusammenzählt, hierauf b) aus diesen das Verhältniss zur Gesammt-Sterblichkeit der betreffenden Monate berechnet, so erhält man:

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Allerdings ist auch diese Tabelle ein Beweis für die Lehre, dass die Kälte die plötzlichen Todesfälle begünstigt, und es kann diess ja gar nicht befremden, da, wie hinlänglich auch experimentell festgestellt ist, die Kälte, sei es auf rein physikalischem, sei es auf physiologischem Wege, die Blut-Gefässe der Peripherie zur Verengerung bringt, dadurch Blut - Wallungen nach inneren Organen befördert und hier Gefäss - Zerreissungen einleitet; die cerebralen Haemorrhagieen bilden aber den bei weitem grössten Theil der plötzlichen Todesfälle. Nur lehrt jene letzte Tabelle XII, dass kein continairliches Sinken, der absoluten sowenig wie der Procent-Zahlen, von Beginn des Jahres bis zur Mitte und kein stetiges Ansteigen von hier zum Jahres-Schlusse Statt gefunden hat.

Ausserdem aber weichen die Extreme der absoluten Zahlen nicht in dem Masse wie in den Procent-Zahlen von einander ab. In der Tabelle III. verhalten sich nämlich die Minima der heissen Monate zu den Maxima der kalten:

in der Rubrik A.: 1: 4,543;
B.: 1: 1,933;

Die Thatsache weist darauf hin, dass in Berlin noch andere Momente obwalten, welche das Verhältniss der Todesfälle von Apoplexie etc. zur Gesammt - Sterblichkeit in der Sommerszeit zu einem besonders günstigen gestalten. Wir finden die Erklärung in den statistischen Ergebnissen über

die Berliner Sterblichkeits-Verhältnisse, wie sie neuerlichst von den HH. E. Müller) und Virchow**) dargelegt worden sind. Sie haben eruirt, dass in Berlin nicht bloss beträchtlich mehr als aller im letzten Jahrzehend Gestorbenen dem frühen Kindesalter angehört hat, sondern, was für uns hier bedeutsam, das Maximum der Kinder-Sterblichkeit (durch Magen- und Darmkatarrh) und damit auch der gesammten Sterblichkeit alljährlich in die heissen Sommer-Monate fällt. Da nun jene zarte Altersklasse überhaupt ***) nicht viel Zahlen zu den plötzlichen Todesfällen beisteuert, so müssen sich deren Ziffern im Sommer besonders vortheilhaft hervorheben. Immerhin tritt für diese der Einfluss der Kälte noch gehörig dadurch hervor, dass die absoluten Zahlen der Tabelle XI. nicht recht im Einklange mit denen der hiesigen Gesammt - Sterblichkeit Erwachsener über 15 Jahren stehn, welche letztere zwar auch eine SommerBaisse hat und erst gegen Ende des Jahres ansteigt, dann aber zwei mässig Acme- Perioden folgen lässt, eine, welche gegen den December fällt, und eine zweite im März und April. Daraus ergiebt sich auch, beiläufig bemerkt, die Unabhängigkeit der plötzlichen Todes - Arten vom Grundwasser-Stande.

Endlich möchte ich noch auf ein Moment hinweisen, welches hier in etwas dazu beitragen dürfte, den Procentsatz der plötzlichen Todesfälle in den Sommer - Monaten herabzusetzen; es ist die zeitige Abwesenheit einer grossen Anzahl vou Menschen, welche sonst einen sehr erheblichen Bruchtheil der Apoplectiker bilden.

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Die Apoplexie ist eine Krankheit des höheren Alters; nach den in verschiedenen Ländern gesammelten Erfahrungen stellen die Jahrgänge vom 51 80ten, speciell die vom 61 70ten Lebensalter die bei weitem höchsten Ziffern. Bei meinen eigenen Zusammenstellungen nahm ich wahr, dass die Altersklasse von 60-70 Jahren allein mehr plötzliche Todesfälle aufweist, als die vom vollendeten ersten bis zum 30ten Jahre. Wenn nun auch Reichthum, hoher Stand und langes Leben nicht so constant mit einander verbunden sind, wie man sonst oft meinte, so ist doch gewiss, dass Wohlstand das Leben verlängern hilft. †) Danach liesse sich schon a priori schliessen, dass Apoplexie bei Wohlhabenden eine häufigere Todes- Ursache sei als bei den andern Klassen und dass Berlin somit im Sommer so mancher Candidat für plötzliche Todes - Ursachen entrückt werden mag. Ersteres hat sich dann auch bei einigen bezüg

*) Vierteljahrsschr. für gerichtl. Medicin u. öffentliches Sanitätswesen. 1873. **) Sitzung der Berliner medicinischen Gesellschaft vom 12. November 1872. ***) Ausgenommen ist freilich das erste Lebensjahr, welches in den polizeilichen Listen die Rubrik „Schlagfluss" mit sehr hohen Zahlen füllt; im Jahre 1872 betrafen 29,65 pCt. aller „Gehirn-Schlagflüsse" Kinder unter 1 Jahre und unter den Todesfällen dieser Altersklasse bildeten die plötzlichen: 1,79 pCt.; wenn nun auch einige davon in andere Rubriken gehören, so muss ich doch hervorheben, dass auch die Apoplexien der Kinder im Sommer abnehmen.

†) Oesterlen, Handbuch der medicinischen Statistik. p. 254.

lichen Erhebungen bestätigt *); doch möchte ich hierauf für die vorliegende Frage kein übermässiges Gewicht legen, da u. a. auch Handwerker, welche in gebückter Stellung zu arbeiten pflegen, zur Apoplexie disponirt scheinen und ausserdem in den untersten Schichten der Alkohol durch Alteration von Herz- und Gefäss - Wand innere Rupturen zu befördern vermag. Aus wöchentlichen Sterblichkeits-Listen im hiesigen städtischen statistischen Bureau habe ich ersehn können, dass (wenigstens im ersten Vierteljahre 1873) in der Rubrik Schlagfluss" wohl die volkreicheren, aber ärmeren Stadtviertel (Wedding, Oranienburger, Rosenthaler Vorstadt) mit kleinen Zahlen (7, 8, 15) figuriren, die höchsten aber (41, 38, 21) aus den vorzugsweise gewerbtreibenden Revieren (Luisenstadt, Stralauer Viertel, Königstadt) entnommen sind. —

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Um nun schliesslich noch einmal an Früheres anzuknüpfen und zugleich an neuerliche Mittheilungen der Tagespresse anzuschliessen, so will ich besonders hervorheben, dass eine erhebliche Zunahme der Selbstmorde oder gar der plötzlichen Todesfälle aus inneren Ursachen hier in Berlin nicht nachweisbar ist. Folgende Tabelle enthält die monatlichen Durchschnittszablen der:

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Wohl zeigt das Jahr 1863 die niedrigsten, nicht aber 1873 die höchsten Ziffern, auch wenn man von den beiden Extremen des Jahres 1871 absieht, dessen hohe Mortalität in der Pocken - Epidemie und dessen zahlreichen plötzlichen Todesfälle in der Thatsache begründet sind, dass sein erstes Vierteljahr die niedrigste Durchschnitts-Temperatur unter den in Rechnung gezogenen Jahren dargeboten hat. Worin die höhere Monats - Zahl der Selbstmorde im Jahre 1868 wurzelt, vermag ich nicht zu ergründen. Jedenfalls ist das Verhältniss der Minima 1863 zu den erwähnten Maxima, sowie zu den Zahlen des letztvergangenen Jahres zu beachten:

*) Oesterlen 1. c. p. 497 u. 747.

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