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höchsten Zahlen liefern Frühjahr und Herbst, der Wonnemonat an der Spitze; es fehlen in dieser Gruppe die Sommer-Monate Juni, Juli, August sowie der Januar; der December 1873, welcher hier einmal figurirt, war einer der wärmsten, welchen wir in dem mehrerwähnten elfjährigen Zeitraume erlebt haben. Ganz ähnlich fiel auch in Würtemberg wie in Bayern und Oesterreich *) die grösste Selbstmord - Frequenz auf die Monate Mai und Juni, die kleinste auf December und Januar.

Schon der Blick auf die Columne der höchsten Procentzahlen zeigt aber, dass wir der mittleren Monats - Temperatur an und für sich, dem Stande der Sonne zur Erde, keine hervorragende Bedeutung beimessen dürfen; danach glaubte ich eher den Schwankungen der Wärme in den einzelnen Monaten besondere Beachtung widmen zu müssen, da diese sonst doch so wesentlich auf unser Behagen influiren.

Die Minima und Maxima dieser Monats-Schwankungen waren:

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Diese Tabelle lehrt uns, dass auch Minima und Maxima der Temperatur - Schwankungen durchaus nicht denen der Selbstmord - Zahlen entsprechen.

Einem mehr populären Vorurtheile folgend habe ich auch der Himmels-Ansicht Aufmerksamkeit zugewendet und speciell die Zahl der wolkenleeren Tage notirt.

*) Deutsche Zeitschrift für die Staatsarzneikunde. Bd. 19. S. 79.

Tabelle III.

Im Jahre 1863 hatte der Monat December die meisten (9); der Mai nur 2; 6 Monate gar keinen;

1864 hatte der Januar die meisten (9); der September 1; drei

Monate gar keinen ;

1865 hatte der December 1; der November 3; (Juli 16); drei Monate gar keinen;

1866 hatte der Juli keinen (ebenso noch 5 Monate); der April 3; 1867 hatten Januar, Februar und noch 7 andere Monate keinen; 1868 hatten December, März und noch 4

1869 hatte Januar die meisten (3), November 1, 5 Monate keinen; August und noch 7 Monate keinen; Mai 3;

1870 1871

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- December 2; Mai 3; 3 Monate keinen;
1872 Juli und December je 1; 4 Monate keinen;
1873 Juli und December je 1; 4 Monate keinen.
Dem füge ich hinzu, dass von den letzten 61⁄2 Jahren:

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ausserdem die meisten Nebeltage (5) im December;
die wenigsten Regentage (4) im Mai;

;

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Somit schien auch der Bewölkung keinerlei Bedeutung für die Frequenz der Selbstmorde zuzukommen und ich verzichtete auf die Heranziehung der übrigen durch das Wasser wesentlich bedingten meteorolo

*) d. h. Regentag nur kurz im Sinne von: Tag mit atmosphärischen Niederschlägen.

gischen Erscheinungen (Regenmenge, Feuchtigkeitsgehalt der Atmosphäre) sowie der Windrichtung.

Ich ging nun an die Prüfung der barometrischen Verhältnisse, und zwar kam es mir darauf an zu erforschen, in welchem Monate jedes Einzeljahres der niedrigste und der höchste Barometer - Stand verzeichnet waren, und ausserdem, in welchen Monaten dasselbe Instrument die geringsten und die beträchtlichsten Schwankungen gezeigt hatte. Danach finden wir:

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1866

Minimum: 331",29 (Januar);

Maximum: 339",49 (December);

Minimum der Schwankungen: 6"",58 (April);
Maximum

Minimum: 333",11 (Februar);

Maximum: 338",49 (October);

15,32 (October).

Minimum der Schwankungen: 7"",18 (August);
Maximum
15,49 (December).

1867 Schwankungen: 5,4 (August) 21,63 (Februar).
1868 Min. - Max.: 330,6*) (December)

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331,17 (Juni); 18",83 (December). 336,79 (Januar); 20,35 (December).

335,45 (Februar); 19,59 (October). 336,06 (October);

Schwankungen: 7"",32 (Juli)
1870 Min. Max.: 328,946 (August)
Schwankungen: 7,22 (Juli)
1871 Min. Max.: 250,31 (Juni)
Schwankungen: 7,16 (Mai u. August)
1872 Min. Max.: 331,08 (September)
Schwankungen: 6"",7 (September)
1873 Min. Max.: 330,85 (Juli)

Schwankungen: 6,04 (Juli)

14",42 (März). 33546 (Februar); 14",37 (März). 336,51 (December); 20,5 (November).

Demnach sind auch die Luftdruck - Verhältnisse in keinen Zusammenhang mit der Häufigkeit von Selbstmorden zu bringen und wir hätten diese Tabellen, aus welchen sich so gar keine stringenten SchlussFolgerungen ziehen lassen, hier nicht wiedergegeben, wenn wir nicht

*) Die jetzt folgenden niederen Zahlen stammen daher, dass von jetzt an nur der Druck der trocknen Luft in Rechnung gezogen worden ist.

noch im Kommenden auf sie hinweisen müssten. Da auch die absoluten Monatsziffern der Selbstmorde in keinen Parallelismus mit den meteorologischen Erscheinungen gebracht werden können, so sind wir in der Lage, auch heute noch die Eingangs erwähnte Behauptung Casper's unsrerseits zu bestätigen. Jene unnatürlichen Handlungen stehen mit den NaturErscheinungen in keinem unmittelbaren Connex.

Auch in Betreff der Beziehung von Witterung zu plötzlichen Todesfällen aus inneren Krankheits- Ursachen ist von früheren Casper zu nennen, der über eine wichtige Kategorie derselben, die „Haemorrhagien und Congestionen", sich dahin auslässt: „Hier zeigt sich die Wirkung der Kälte, die peripherische Circulation zu stören und das Blut nach den Central-Theilen zu drängen, sehr auffallend, und jedem Practiker ist es bekannt, dass Todesfälle durch Gehirn- und Lungen-Haemorrhagie u. dgl. im Winter weit häufiger sind als in anderen Jahreszeiten, in kalten und langen Wintern häufiger als in milden und kürzeren." So führt er u. a. aus einem amtlichen Englischen Register eine Tabelle an, nach welcher von Apoplexieen: 30,6 pCt. in der ersten, 25,1 der vierten, 24,4 der zweiten, 19,7 der dritten (astronomischen) Jahreszeit sich ereigneten; ausserdem erwähnt er noch die Arbeit eines Mailänder Statistikers*), nach welcher der Januar fast noch einmal so viel solcher Todesfälle zählte

als der August**); an einer anderen Stelle ***) zählt derselbe Autor (Casper) die Schlagflüsse zu den Krankheiten, deren Entstehen besonders durch eine anhaltende Trockenheit der Luft begünstigt wird; Vorkommnisse aus heisseren Ländern können dies übrigens bestätigen. Seitdem ist eine Arbeit des Hrn. Dr. Berger in Frankfurt a. M. über den Zusammenhang zwischen den plötzlichen Todesfällen und den WitterungsVerhältnissen +) erschienen, von welchen letzteren Thermo- und BarometerStand, Windrichtung, Himmels - Beschaffenheit in Ansatz gebracht wurden. Hr. Berger gelangt dabei zu dem Schlusse, für welchen auch die historisch-geographische Pathologie mehrfache Begründung zu bieten scheint††): es wächst die Zahl dieser Todesfälle in einer Weise mit der Grösse der Auf- und Niederschwankung beider Instrumente, besonders des Thermometers, dass behauptet werden kann, sie kommen vorzugsweise nur bei grösseren Schwankungen derselben vor" ,,doch kommen häufig sehr grosse Schwankungen vor, ohne von plötzlichen Todesfällen begleitet zu sein und umgekehrt †††).

Ich selbst habe für meine Zwecke die vier Rubriken der polizeilichen Todtenlisten: Gehirnschlag, Lungen- und Herzschlag, Nervenschlag, tödtliche Ohnmacht, Ruptur eines inneren Organes, zusammengefasst, welche

p. 44.

* Ferrario, Sulle morte improvvise 1835.

**) Denkwürdigkeiten zur medicinischen Statistik u. Staatsarzneikunde. 1846. ***) p. 38.

Zeitschrift für Biologie. Bd. 4. 1868. ++) Vgl. Hirsch's Handbuch. Th. 2. p. 594. +++) 1. c. p. 389.

nach ihrer Häufigkeit in der erwänten Reihenfolge figuriren: einige Male trat auch Insolation hinzu.

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Danach variirten im elfjährigen Zeitraume die absoluten Monats-Zahlen: von 35 (October 1867) 137 (Juli 1866); das Procent-Verhältniss zur Gesammt-Sterblichkeit schwankte: von 1,925 pCt. (Juli 1871)

7,501 pCt. (März 1867).

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Sofort treten mit fast alleiniger Ausnahme eines Jahres in auffallend günstiger Weise die heissen Monate, vor allen Juli hervor, während, in gewissem Gegensatze zu den Erfahrungen über Selbstmord, die WinterMonate, ihnen voran der December, mit den höchsten Zahlen erscheinen. Der Sommer 1866 ist als ein durch Gleichzeitigkeit von Kriegsnoth und Seuche exceptioneller Zeitabschnitt anzusehen; auch ist zu bedenken, dass damals ein grosser Theil der Bevölkerung, welcher zu diesen plötzlichen Todesfällen aus inneren Erkrankungen eine geringe Quote zu liefern pflegt, die einheimische waffenfähige Jugend, nicht in Berlin weilte, und auch dadurch das Verhältniss zur Gesammt-Mortalität verschoben werden musste.

Die von uns gewonnenen Procent-Zahlen erscheinen zunächst vollkommen geeignet, die Erhebungen Casper's und seiner Vorgänger über das umgekehrte Verhältniss von Thermometer - Stand zur Zahl der plötzlichen Todesfälle zu bestätigen. Jedoch weist zuvörderst die folgende Tabelle nach, dass einen solchen Parallelismus vollkommen durchzuführen nicht angeht, denn:

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