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stampffen und stoffen lassen. Das Wasser-Rad treibet eben, wie an den Oehl und Pulvers Mühlen, eine starcke mit Tangenten versehene oder so genannte Daumen Welle M. Fig. 3. Tab. XXXI. welche die zwischen ihren Scheiden O. befindliche Stampffen P. in die Höhe hebet, und wieder fallen läst. Es ist nichts sonderliches darbey zu erinnern, als dieses; daß man die Löcher Q. etliche Zolle weiter machet, als bey den Dehl-Mühlen, damit die Rinden und Schaalen, so da gestampffet werden sollen, anfänglich, da sie noch in grossen Stücken bestehen, sich desto besser umwenden, und unter die Stampffen einfallen können. Besagte Löcher bekommen auch nur forne und an den Seiten derer Stampffen ihre rechte Welbung oder Aushöhlung, wie ben R. vorgestellet wird; hinten aber bey S. werden sie nur etwas flach gemacht, welches deßwegen, weil die Stampffen aus den Mitteln derer Löcher stehen müssen, geschiehet: Unten werden erwehnte Stampffen mit eisernen Schuhen T. so vier scharffe Schenckel haben, versehen, die Löcher find gleichfalls, wie bey allen Stampff Mühlen geschehen, auf dem Boden, wo die Stampffen auffallen, mit eisernen Platten gefüttert.

f. Von Pulver - Mühlen.

§. 28. Die Erfindung des Pulver machens wird insgemein einem Franciscaner Mönche, Berthold Schwarz genannt, welcher ohngefehr um das Jahr Christi 1380 gelebet, zugeschrieben. Er soll, wie verschiedene Autores von ihm melden, als ein grosser Liebhaber der Chymie, einsmahls mit Schwefel und Salpeter beschäfftiget gewesen seyn, und selbige Materie in einem metallenen Mörsel klar gestoffen, neben sich stehen gehabt haben; da er nun ohngefehr Feuer geschlagen, seye ein Funcken in den Mörsel geflogen, welcher den darinnen befindlichen Zeug vlöglich entzündet, und zugleich den Stöffel in die Höhe geprellet. Dieser Zufall habe Schwarzen Anlaß gegeben, der Sache weiter nachzudencken, da er denn endlich aus Schwefel und Salpeter mit Zuseßung leichter Holz-Kohlen, das Pulver, wie wir solches noch heut zu Tage haben, erfunden.

§. 29. Weil aber die Manier, die zum Pulver machen gehörige Materie im Mörsel zu stoffen, so wohl zu langweilig, als zu beschwehrlich gefallen, ist man auf eine Maschine bedacht gewesen, welche, vermittelst mehrerer Stampffen, die Arbeit, so viel möglich, beschleunigen möchte, und daraus sind endlich die so genannten Pulver-Mühlen entstanden. Sie sind in Ansehung ihrer Daumen Welle, Stampffen und Gruben-Stocks denen Oehl-Mühlen nicht ungleich, und bekommen ihre Bewegung gemeiniglich durch das Wasser, ob felbige gleich auch mit Rossen oder der Krafft der Menschen, in Ermangelung des erstern getrieben werden können.

§. 30. Die Wasser-Pulver Mühlen, find ohnstreitig die besten, und befördern die Arbeit vortreflich, wenn anders das Wasser seinen beständigen Lauff hat, und im Sommer nicht abgehet. Man pfleget sie nicht gerne bey Städten, Festungen oder andern bewohnten Plagen, sondern gemeiniglich an abgelegenen Orten anzulegen, damit, wann sie ohngefehr auffliegen, andern Gebäuden kein Schade dadurch zugefüget werde.

§. 31. Die Gröffe der Pulver-Mühle, und Anzahl derer Stampffen, muß sich nach der Menge und Gefälle des Wassers proportioniren. Am besten ist es, wann ein Wasser- Rad eine Reihe Stampffen treibet; Auf solche Art, wie etwa Tab. XXVIII. Fig. 1. bey der Oehls Mühle gezeiget ist. Das Wasser-Rad kan sechzehn Fuß hoch seyn, und zwey und dreyßig Schauffeln haben, deren jede zwey Fuß lang und einen Fuß breit ist.

§. 32. Die Daumen - Welle kan 1 Elle über den Diameter starck seyn, und die Länge wird nach der Zahl der Stampffen eingerichtet. Das Stirn-Rad kan 60 Kämme mit 4 Zoll Theilung, und der Drehling 36 Stecken bekommen.

§. 33. Die Stampffen oder Stämpffel find 13 bis 14 Fuß hoch, und 5 Zollins gevierdte starck.

§. 34. Der Gruben-Stock kan 9 bis 10 Löcher haben. Die Löcher V. welche 6 Zoll weit von einander, find oben, nach Anweisung des Profils Fig. 4. Tab. XXXI. 11 Zoll weit, und 14 Zoll tieff.

§. 35. Gesagtes Profil zeiget die Höhe des Gruben-Stockes, und wie die Löcher einges schnitten seyn, fammt dem Auffäß der Stampffen Säulen V. und Scheiden W. Damit nun ein solches kostbares Stücke von den auffallenden Stampffen nicht so leicht ruiniret werde, pflegen etliche solches in jedweden Loche an dem Boden, mit starcken meßingen Platten versehen zu lassen; Es ist aber dieses nicht allein ein kostbarer Uberfluß, sondern auch eine höchste gefährliche Sache, wie wir unten bey denen Ursachen, warum jezuweilen die Pulvers Mühlen

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Mühlen in die Lufft fliegen, mit mehrern zeigen werden. Die beste Art einen Gruben-Stock in gutem Stande zu erhalten, ist, wann in jedem Loche, unten, wo der Stampff auffält, Büchsen oder Spiegel X. von Hagen oder Hayne-büchenen Holze, nach vorgerissener Proportion, eingesetet werden; Damit man aber solche, wann sie nicht mehr taugen, wiederum leicht heraus bringen könne, muß man bey Y. Löcher, etwa eines Zolles weit, gleich Anfangs, wenn der Stock gemacht wird, mit durchbohren, durch welche man nachmahls die Büchsen oder Spiegel, vermittelst eines eisernen Bolgens ausschlagen, und neue dargegen einsetzen kan.

§. 36. Jede Stampffe Z. wird mit einen meßingen Schuh versehen, so unten offen, wie fub figno . vorgestellet. Man muß ihn an dieselbe genau antreiben und verkeilen, daß das natürliche Holz der Stampffen unten etwas vorgehe, welches wie der Boden des Lochs formiret seyn muß.

§. 37. Die Cofacken haben, wie ein gewisser Autor berichtet, eine besondere Art, Pulver zu machen, deren man sich in Festungen, oder wo man die Unkosten auf eine rechte Pulver Mühle nicht wenden will, gar wohl bedienen kan; Die ganze Maschine bestehet in einen hölzernen Stampff, welcher etwas weniges kostet, und von einem jedweden Bauer gemachet werden kan, auch dahero insgemein der Bauern Stampff genennet wird. Man kan in einem solchen Stampff, innerhalb zwey Tagen 8 Pfund Pulver machen, und wenn ein Commendant in seiner anvertraucten Festung nur deren 10 hat, so ist er im Stande, alle Wochen bey dritthalben Centner verfertigen zu lassen. Die Cofacken behelffen sich durch die gange Ukraine mit solchen Stämpffen, und machen einen Überfluß von Pulver, weil das Land durchgehends mit guten Salpeter angefüllet ist. Wann auch gleich dann und wann ein Stampff durch Entzündung des Zeuges ruiniret werden solte, welches doch selten oder wohl gar nicht gehöret wird, so bleiben doch die übrigen in falvo, und der Schade ist so groß nicht, als wenn eine gange Pulver Mühle in die Lufft flieget.

§. 38. Wir haben kurz vorhero §. 28. gemeldet, daß aus Schwefel, Salpeter und Kohlen das Pulver verfertiget werde. Solches geschiehet nun folgender gestalt: Der Schwefel und die Kohlen werden klein gestossen; und in einem darzu gehörigen Zober wohl unter einander ver mischet. Der Salpeter, nachdem er in einem Kessel, darinnen etwas von reiner und heisser Salpeter: Lauge befindlich, sich ein wenig solviret, wird mit der Lauge in dem Zober zu den Schwefel vnd Kohlen geschüttet. Folglich wird alles mit hölzernen Rühr: Schauffeln wohl abgearbeitet, und hernach in die Stampff-Löcher gebracht. Wenn durch deren Stampffen der Zeug fubtil genug zerstossen, wird er heraus genommen, und dessen ein Theil nach dem andern in dem Kirn Hauß, in ein eng oder weites Kirn-Sieb, nachdem man nemlich das Pulver grob oder klar verlanget, gethan, mit einer starcken hölzernen Scheibe oder Teller bedecket, und wohl herum getrieben, bis es in Form der Körner, nach Grösse der Löcher im Siebe durchgehet. Was heraus kömmt, wird hernach in das Staub Sieb gethan, der PulverStaub durchgeschlagen, und das in dem Sieb verbliebene Pulver auf den mit Leisten umgebenen Dürr Öfen geschüttet, und wenn es recht trocken, wohl verwahret aufbehalten.

§. 39. Die Ursachen, warum jezuweilen die Pulver: Mühlen in die Lufft fliegen, werden selten bekannt: denn entweder crepiren die Pulver Macher mit, und also bleibet die Ursache verschwiegen, oder sie kommen mit dem Leben davon, und dann pflegen sie allezeit solchen Dingen die Schuld beyzulegen, die ihnen aus der Noth helffen, und ihren Unfleiß und Unachtfamkeit oder Ungeschicklichkeit bemänteln müssen. Vor allen Dingen aber hat ein PulverMacher fleißig Achtung zu geben, daß seine Materialien rein und von Sand, Kieß und Steinen gesäubert seyn: denn der Schwefel, er sey so schön, als er will, wenn solcher gestoffen, und durch gefieber wird, findet man insgemein in selbigen kleine, aber sehr harte Steinlein. Wenn nun nebst dem Salpeter und Kohlen, der Schwefel gang in den Stampff eingesetzet wird, wie einige Pulver- Macher im Brauch haben, so kan es gar leicht geschehen, daß zwen solche Steinlein auf einander treffen und anzünden. Eben so geschwinde gehet es auch mit dem Salpeter an, wenn er bey der Läuterung nicht durch ein Tuch geseiget wird, oder wenn man ihn pur so in den Stampff einfeget, wie er von einigen Kauff Leuten kömmt, die dessen Gewichte mit Sand zu vermehren pflegen. Wenn die Kohlen nicht sauber gelesen, können auch durch diese die Mühlen gesprenget werden, weil sich gemeiniglich Steine darunter befinden. Das Pulver entzündet fich auch, wenn es sich im Stampffe auf einander schlägt, und nicht fleißig umgesetzet wird, als welches wenigstens alle zwey Stunden geschehen soll. Die ganzen Schuhe an den Stampffen, fie feyn nun von Metall oder Eisen, find gang und gar nichts nuge, denn durch vielen Gebrauch arbeiten sie sich ab, und werden zackicht, da denn ein solches Stücklein in währenden Stampffen

abbrechen,

abbrechen, und leichtlich Feuer erwecken kan. Die unten im Boden der Löcher eingesetzten metallenen Platten, find ben vielen im Brauch, aber darum nichts desto besser, sondern höchftgefährlich und schädlich, denn wo sich bey denen obgemeldten Hagen-büchenen Büchsen oder Spiegeln ein mit unterlauffendes hartes Steinlein dann und wann in das Holg einschlagen, und nicht so leichte Schaden thun kàn, so muß es hingegen bey solchen metallenen Platten her halten, bis es entweder zu Staube zermalmet ist, oder auf ein anderes seines gleichen trifft, und anzündet. Alle Pulver-Mühlen sollen nur von Holz: Wercke gebauet seyn, die Schindeln oder Breter aber, mit welchen das Dach gedecket seyn muß, sollen mit lauter hölgernen Nägeln aufgeschlagen werden, denn die eisernen rosten, und machen sich endlich loß, wenn nun ein solcher Nagel unvermerckt in ein solch Stampff- Loch fållet, und auf ein Sand Steinlein trifft, so muß es endlich Feuer geben. Die Laternen, so man in denen Pulver Mühlen brauchet, sollen zu seyn, und ein überhängendes ganzes Dach, unter welchen die Lufft aus- und eingehen kan, haben, damit kein Wind einigen Funcken heraus treiben, noch der viele umfliegende Pülvers Staub sich entzünden könne.

§. 40. Oben gesagter Autor weiset ferner an, ein gutes Pulver zu machen: Vor allen Dingen müssen die drey Materien, woraus das Pulver zusammen gefeßet wird, nehmlich Salpeter, Schwefel und Kohlen an sich selbst gut, lauter und rein seyn, und ein jedes besonders klar und zu Mehl gestoffen werden, doch können die Kohlen in etwas gröblich verbleiben, weil fie sich allein zu sehr verstieben würden, wenn man sie zu klein stoffen wolte. Der Salpeter wird zum besten Pürsch Pulver, aus den klaren Zapffen gebrochen, ist er aber geschmolgen, so muß er vorhero alleine ganz klar gestoffen, zu Mehl gemachet, und durch ein Haar-Sieb gereutert werden: Also auch der Schwefel für sich allein, dann seget man alle drey Materien unter einen Stampff zusammen, feuchtet es erstlich an, das Carthaunen und Musqueten-Pulver mit Wasser, das beste Pürsch- Pulver aber, und sonderlich den geschmelzßten Salpeter mit Weins Eßig oder Brandtewein, damit es nicht stäubet, auch von denen ohngefehr darunter kommenden Steinlein nicht so leichtlich Feuer empfänget, doch muß man es auch nicht zu naß anfeuchten, weil sich sonst der Stampff durchschläget. Die Aufstecher sollen auch einer Spannen lang mit Kupffer beschlagen seyn: Wenn nun die Mühle eine halbe Stunde gegangen, so ziehet man einen Stampff nach den andern auf, und rühret den Zeug wohl um, lässet es abermahls eine halbe Stunde lang gehen, und verfähret wieder also, wie zuvor. Wenn man also drey ganger Stunden lang damit continuiret, so wird der Zeug aus dem Loche oder Pfanne heraus genommen, aufeine Tafel zusammen geschüttet, und mit zweyen Hand: Krücklein wohl in einander gerühret, auch wieder angefeuchtet. Hierauf seget man diesen unter einander gemischten Zeug wiederum ein, ziehet alle halbe Stunden einen Stampff nach dem andern auf, rühret den Zeng jedes mahl wohl um, und nimmt endlich nach dreyen Stunden den Zeug abermahls insgesammt auf die Tafel, da er dann zu wiederhohlten mahlen mit gedachten Krücklein wohl unter einander gerühret wird. Und dieses geschiehet in zwölffStunden vier mahl, und in 24 Stunden acht mahl, wenn es gut Pulver werden soll: Denn je långer es gearbeitet wird, je beßer Pulver es werden muß.

Wie das Pulver zu körnen.

§. 41. Wann das Pulver, wie vorhero berichtet worden, gnugsam gearbeitet und gestamvfft ist, so nimmt man es heraus, und schüttetes in die Körn Tafel, da es denn ziemlich trocken seyn muß, doch daß es sich noch ballen lasse; Die allzu grossen Klumpen schlägt man mit einen runden Holz klein, aber nicht zu Mehl. Alsdann nimmt man ein grosses Korn oder Kirn-Sieb, da Hanff Körner durchfallen könne, und siebet allen Zeug durch. Füllet der Zeug im Siebe die Löcher, so klopffet man den Sieb: Boden fein sanffte aus, und siebetfort, bis der Zeug alle durch ist. Hierauf muß ein kleines Korn: Sieb genommen, und der durchgefiebte Zeug auch durch dieses kleinere Sieb hinaus gelassen werden; was von gröblichen zurück bleibet, schüttet man zu dem vorigen ersten Klumpen, feuchtet es nach Gebühr aufs neue an, und feget es wieder unter zwey oder drey Stampffen, nachdem des überbliebenen Zeuges viel ist, und lasset es so lange mit öfftern Umrühren stampffen, bis es zum Körnen wieder dienlich, und damit wird in der Körnung wie zuvor verfahren; was an Klumpen überbleibet, feget man wieder unter die Stampffen; Das legte wenige wird vollends in einem Mörsel zu Körnern gestoffen, bis alles ins Korn gebracht worden, und also die Körnung geschehen.

Wie man das gekörnte Pulver trocknen soll.

§. 42. Hierzu gehören etliche ablängliche Tafeln, so auf den Seiten 1. oder 1 Zoll hohe Leisten haben, welche an dem einen schmalen Ende 2 oder 3Zoll weit durchschnitten sind, damit

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man

man durch solche Deffnungen das Pulver, wenn es trocken, hinaus lauffen lassen, oder mit einem Flederwisch fein gemächlich durchschieben kan Auf diese Tafeln schüttet man das geförnte Pulver Fingers dicke durchgehends fein gleich, und seßet fie zu Sommers Zeit in die Sonne, im Winter aber auf die hierzu gemachten Rick Stangen in die Dörr-Stuben, da es dann alle zwey Stunden einmahl umgerühret, und wieder eben und gleich geschoben werden muß, bis es gang trocken ist.

Wie man das Pulver vom groben Korn und Staube scheiden soll.

§. 43. Hierzu muß man verdeckte, und mit Pergament überzogene Siebe haben, sonsten beiffet der Pulver-Staub den Pulver- Macher zu sehr in die Augen. Erstlich wird das Pulver durch ein gröber Sieb gefiebet, was nicht durchläufft, muß wieder unter die Stampffen, nachmahls nimmt man das rechte Korn Sieb, was bleibet, muß auch wieder unter die Stampffen, man hätte denn grob körnicht Pulver zum Gebrauch von nöthen. Der Staub sammt dem grießlichten kleinen Zeuge wird ebenfalls wieder unter die Stampffen gebracht, und so lange gearbeitet, bis es zu dienlichen Korn: Pulver verfertiget und zurechte gemacht ist. Das Pürschs Pulver muß dreyßig, zwey und dreyßig, auch wohl sechs und dreyßig Stunden gearbei tet werden.

Von der Pulver-Probe.

§. 44. Man muß etwas Pulver auf ein weisses Papier schütten, und es loßbrennen, thut es einen guten Schlag, und fähret geschwinde auf, und giebet keinen dicken und langfant vergehenden Rauch, lässet auch auf dem Papier keine Körner noch Schlamm liegen, so ist es vor gut zu achten; Brennet es unter sich in das Pavier, so ist der Salpeter nicht gut geläutert, sondern hat noch Salt bey sich, lässet es aber ein blaues, grünes, oder gleichsam feuriges Merckmahl liegen, so ist der Schwefel nicht wohl gereiniget. Man kan auch eine gute Hand voll Pulver feste zusaminen nehmen, und vor das Ohr halten, so es knirschet wie Sand, und lässet sich nicht zusammen drucken, bleibet auch nicht in der Hand bekleben, und lässet keinen Staub zurücke, siehet auch nicht recht schwarz, sondern schwarzbraunlicht, so ist es gut. Oder man nimmt auch ein wenig auf die Zunge in den Mund; ist es kalt, und zergehet nicht also fort, so kan man es auch für gut erkennen.

§. 1.

A

Das XV. Capitel,
Von denen Papier-Mühlen.

CLso heiffet man bekannter maßen diejenigen Orte, wo das Papier bereitet wird.
Sie find billig unter die allernüglichsten von denen improprie so genannten
Mühlen zu zehlen, wo selbige nicht gar den Vorzug vor allen verdienen
dürfften.

§. 2. Denn ob gleich ben Beschreibung dieser höchst-nüßlichen Maschine, so schon etliche hundert Jahr bekannt ist, man so wohl aus H. Schrifft als der Profan Historie erzehlen könte, was das graue Alterthum, an statt des Papiers, meist mit vieler Beschwerlichkeit gebrauchen müssen; So dienet doch selbiges keinesweges zu unsern Zwecke, sondern wir wollen dem geneigten Leser vor Beschreibung der Maschine selbst, nur die nöthigsten Umstände, so zu der edlen Papiermacher Kunst gehörig, dergestalt hiftorice hier communiciren, wie uns selbige von einem der Sache Erfahrnen mitgetheilet worden, und zwar

Von der Papiermacher Kunst Erfindung.

§. 3. Die Kunst Papier zu machen, so wie es heutiges Tages zu geschehen pfleget, soll im Jahr Christi 1470 in Basel seyn erfunden worden, wiewohl einige wollen, daß man schon 50 Jahr vorher zu Coftniß Papier gehabt. Denn als daselbst auf dem Concilio 1415 den 6 Jul. die Execution an Johann Hussen geschehen, so findet man in denen Perfonaliis, daß ihm bey feiner Verbrennung eine papierne Crone aufgesetzet worden, auf welche der Teufel gemahlet gewesen, mit der Beyschrifft: Dieser war ein Keßer. Es könte diese Crone zwar wohl noch aus der Alten ihren Rinden Papier bestanden haben, weil man keine genaue Umstände in der Historie darvon findet, daß also hieraus kein gewisser Schluß zu machen wäre, wenn nicht der Jesuit Balbinus in feiner Hiftoria Bohemica erwiesen, daß das unsrige Papier schon Anno Chrifti 1340. und also über 70 Jahr zuvor in Teutschland bekannt gewesen. Einige haben die

Zeit

Zeit der Erfindung des Papiers auf das 1321. oder 1322ste Jahr segen wollen, wie hiervon folgende Chronofticha zeugen:

Inventlo noftræ Charte sCribltVr annVM Chrift! 1321.

Die ErfInDVng Vnsers Iglgen Paplers schrelbet flCch Ins lahr Christl 1321.
TeMpVs Chartæ noftræ InVentlonls sCribltVr anno Chriftl. 1322.

In der Pauliner-Bibliothec zu Leipzig findet man ein Buch, der Renner genannt, darinne allerhand Gedichte enthalten, welches Hugo von Trimberg etwa im Jahr Christi 1310 auf Papier geschrieben. Der Erfinder selbst des Papiers soll ein Franciscaner Mönch gewesen feyn, welcher einer gewissen Ubelthat halber das Leben verbühret, und also gefänglich gesessen haben soll; Andere aber meynen, es håtte derselbe sonst seine Meditationes über den grossen Mangel des Egyptischen Papiers gehabt. Hierbey habe er aus unterschiedlichen Materien gewisse Massen bereitet, um zu sehen, ob in dieselben Buchstaben und folglich Schrifft zu bringen. Unter andern habe er auch ein wenig alte Lappen genommen, solche mit Zuthuung etwas Wassers zwischen zweyen Steinen zerrieben und zermalmet, diese Materie aber wiederum durch allerhand Erfindung ausgebreitet, getrocknet, und alsden zum Schreiben geschickt gemacht; Als nun dieses das Ansehen einer nugbaren Sache gewonnen, habe er es mit Hülffe mehrer Menschen eine Zeitlang fortgefeßet, da denn so wohl er als seine Gehülffen der Sache je mehr und mehr nachgedacht und verbessert. Folglich hat man dem Papier auch nach dessen unterschiedlichen Gebrauch mancherley Nahmen beygeleget. Wie denn Plinius Lib. 13. Cap. 12. unterschiedliche Gattungen desselben erzehlet. Das beste soll gewesen seyn Auguftea Regia, welches dem Kayser Octavio Augufto zu Ehren also soll seyn genennet worden. Das nächste hernach ward Lybiana von der Landschafft Lybia genannt. Das dritte Hieratica, dieweil alleine res facræ, und was zum Gottes: Dienst gehörig, darauf geschrieben worden, welches von einem etwas geheimes bedeutenden Sinnbild, Hieroglyphico, herkommen soll. Das vierdte wurde genennet Tenotica, von einem gewissen Ort in der Stadt Alexandria, wo es gemachet worden. Das fünffte Saltica, von einer Stadt Salo genannt. Das sechste Corneliana, weil es Cornelius Gallus zuerst in solcher Forme machen lässen. Das siebende wurde Empirotica genennet, welches eigentlich das ordentliche und zum gemeinen Schreiben am bequemsten gewesen. Nebst diesen hat man noch zweyerley Gattung gehabt, da das eine wegen seiner Schönheit Charta Blanca genennet worden, dahero bis dato eine Vollmacht, die man unter seinen Nahmen, auf einen unbeschriebenen Bogen Papier ausstellet, Charta Blanca genennet wird; Deßgleichen auch die schrifftlichen Contracte, zwischen Schiffern und ihren Schiff Befrachtern, Charta Parthey on oder Certe Partien genennet werden. Deßgleichen werden diejenigen Schrifften Chartularia genennet, darinnen Privilegia, Contracte, und andere Acta publica, welche Kirchen und Klöster angehen, enthalten. So heisset auch ein schrifftlicher Vergleich unter kriegenden Partheyen ein Chartel, darinne enthalten, wie viel vor jeden Gefangenen nach seinem Stande zur Ranzion gezahlet, oder wie sie gegen einander ausge wechselt werden sollen. Es heisset auch sonst ein Chartel, eine schrifftliche Ausforderung zum Duell. Das andere ist Charta nigra genannt worden, welches schwark gefärbt gewesen, darauf fle mit Silber und Gold geschrieben. Der Nahme Charta aber an sich selbst soll von der Stadt Carthago, fo ben Tyro gelegen, seinen Ursprung haben; Es wird auch sonst alles Papier in der Lateinischen Sprache annoch Charta genennet.

Von Machung und Verfertigung des Papiers.

§. 4. Es ist das Papier, ehe solches zu seiner gänglichen Vollkommenheit kömmet, vieler Mühe und Arbeit unterworffen, indem ein jeder Bogen, ehe er zum Schreiben tüchtig, etliche dreyßig mahl durch die Hände gehen muß; Denn erstlich werden die Lappen, wenn sie in eine Pavier Mühle gebracht, in unterschiedene Gattungen fortiret, die wollene von denen leines wandenen abgesondert, alsdenn in kleine Fleckgen zerhacket, eingeneget, auf einander geleget, und auf eine gewisse Zeit der Fäulung überlassen; Nach diesen werden solche in die Geschirre A. Tab. XXXII. zum Verstampffen gethan, wodurch sie zerfaset, durch zu und Ableitung des Waffers gereiniget, und dem Anschen nach in gang was anders verseßet werden; Die Substang aber, so noch bleibet, nennet man alsdenn Zeug; Wornach nun die Güte oder viels mehr die Zärte der Lappen gewesen, je weisser wird derselbe, welcher nach 24 Stunden wiederum aus den Geschirren heraus geraffet oder geleeret, nachdem er mit etwas Kalck vermischet, in Hauffen zusammen geschlagen, und dann bleibet er nach jedes Gefallen eine gewisse Zeit alfo ftehen, und dieses wird erst halber Zeug genennet. Nachmahlen wird solcher wiederum in die 3 2

Geschirr

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