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§. 7. Diese Art der Wehre lassen sich bey bergigten Landen, oder wo das Wasser in hohen Ufern gehet, am füglichsten anbringen; man findet sie auch bey manchen Mühlen im flachen Lande, und dienen sie vornemlich darzu, daß, wenn der untere Nachbar dem obern das Wasser zu hoch hält, oder in die Wasser Råder treiben will, so wird es durch diese Wehre verhindert, weil es seinen Abfall über dieselbigen nehmen kan.

Von steinernen Wehren.

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§. 8. Hiervon hat der berühmte Leupold in feinem Hydrotechnico ausführlich gehandelt, und zwar heisset es nach seinen eigenen Worten: Dergleichen findet man sowohl in fliessenden ,,Waffern, als Stadt: Gråben. Jene werden zum Ueberfall des überflüßigen Waffers gebrauchet; In Stadt Gråben aber dienen solche Wehre, wenn fie allzu abhängig seyn, daß, da an hohen Orten kein Wasser seyn kan, solches damit aufzudämmen, deswegen es „auch oben scharff gemacht wird, daß niemand darüber gehen kan. Ein extraordinair Exempel, von gewaltiger Höhe, findet man im Graben hinter der Fürstlichen Residens zu Cassel. Die „Beschreibung und Figur ist genommen aus Adam Freytags Kriegs-Bau Kunst pag. 220. ,,welche wegen unterschiedlichen guten Anweisungen und Nachrichten von Wort zu Wort hieher gefeßet, weil sonst wenige was richtiges davon geschrieben. Die Figur ist in unserm Wercke Tab. VI. abcopiret, seine Worte lauten also:

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„Zum Räumen des Fundaments soll nicht über 60. Schuh lang (wohl aber kan man ,,weniger_nehmen) auf einmahl vorgenommen und gegraben werden, damit das Fundament ,, desto besser zu erschöpffen sey; denn wenn man eine lange Linie ausleeren und auswerffen ,,wolte, würde das Fundament böse zu erheben seyn, und deswegen am Wercke viel Verhin ,,derung verursachen. Es soll aber die gange Breite zumahl ausgegraben werden, nemlich ,,wie breit der Rost werden soll, und wie dicke man das Gemauere anzulegen willens sey, so muß auch auf allen Seiten herum bey 4 Schuh Spatium gelassen werden, damit man das Geschöpff: Werck darein sehen kan, und zum tieffsten in das Fundament zu kommen; solches aber kan desto besser geschehen, da man wenigern oder kürßern Plaß und Raum vor sich nimmt, wie erst gemeldet. Man muß auch, weil man die Quellen räumet, stetig und geschwind schöpffen. Das gemeinste ist mit Hand Schöpffen; aber die gehenckten Nieders ,,ländischen Schöpffen, sonsten Mosbacken genannt, find besser, denn sie schöpffen mehr Wasser, „und find leichter zu regieren, auch geschwind, wo mans begehret, anzurichten. Wann es ein "Flüßlein dabey hat, kan man geschwind mit einem Platsch Rad ein Pomp: Werck anrichten, da groffe Unkosten zu ersparen sind, dergleichen eins zu Ulm gewesen, da zum Fundament des Wehres zwischen der Bleich und Walck: Pastey sehr tieff, ja bis unter die lebendigen Brunnen: Quellen ist gerdumet worden. In die Waffer aber und Quellen müssen Krippen ,,oder Dämme gemachet und fürgeschlagen werden, und dann darauf das Geschöpff: Werck ,,eingerichtet; aber an neuen Gebäuden darff es nicht seyn; denn man muß allezeit so sehr viel Erde liegen lassen, daß man solches verrichten kan. Wenn also tieff genug geräumet, und der "Boden geebnet ist, so werden die Fundament: Pfähle von guten Erlen oder Eichen Holg ,,eingeschlagen, welche nach der Härte des Bodens genommen werden: denn zu einem harten und festen Boden, der mit Kieß oder Grüen lieget, müssen die Pfähle ohngefähr 6 bis 7 ,,Schuh lang seyn, und unten mit eisernen Spigen, so man Schuh nennet, beschlagen ,,Averden.

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„Zum lockern und fumpfigten Boden aber müssen Pfähle auf 10, 12, und mehr Schuh ,,lang, und in Diametro nach Proportion 10 oder 12 Zoll dicke seyn, wornach man empfindet, ,, daß ein Boden dicht oder locker ist, darnach werden die Pfähle kurs oder lang genommen, auch sollen solche Pfähle der Schnur nach gerade, und ein paar Schuhe von einander eingeschlagen ,,werden, daß allewege die Schwellen oder Brechen der Röste in die Mitte des Pfahls zusammen ,,stoffen, und die Creuse, (wo nemlich die Stiele über die Brechen eingeschnitten, und Creug ,,weiß über einander gehen) allezeit auf den Pfählen liegen mögen, so müssen die Pfähle gegen ,, die Stadt zu hinter sich gesencket, fein eben abgedachet seyn, und mit einer Bley: Schnur oder Richtscheid justiret, und alle Waag recht gemachet werden. Specklin will auch, daß man die Pfähle gegen den Bau etwas schlems oder schreeg der Mauren nachschlagen soll, ,,denn es gebe desto besseres Tragen.

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„Wenn nun die Fundament- Pfähle geschlagen, werden die Rost, so von gutem Holge », fenn müssen, gezimmert, und Creuß weiß über einander geschräncket, wie hier in der II. Fig. Tab. VI.ben Bzu sehen; deren Vierung ist in allewege a Schuh, darauf geleget, also daß

allezeit

,,allezeit ein Creuß auf einen Pfahl komme, wie vorgemeldet, darein werden Pfähle geschlagen, allezeit in jede Raute einer, zwey, drey oder wohl vier an die Ecken gegen einander über, ,, damit eines das andere hebe, und der Rost weder hinter noch für sich, auch auf keine Seite fich bewegen könne. Gemeldete Schwellen oder Röste, (so in die Schnur gleich gehauen und abgestoffen, werden auf die Pfähle gebohret, mit eichenen Zapffen verspünder, und mit Klammern gehefftet, und dann ein Pfahl 5 oder 6 zum Fürschlag vorgeseßet, die geben das „beste und leichteste Tragen.

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Wenn nun, wie oben gemeldet, das Fundament geschlagen, der Rost geleget, und alles ,, versehen ist, muß man die zum Mauerwerck gehörige Materialien bey der Hand haben, das Fundament mit gehörigen Quater: Stücken ausführen, mit dem Mauerwerck darauf segen und Tag und Nacht damit fortfahren, auf daß man aus dem Wasser komme, und des kosts baren Schöpffens überhoben seyn könne. Hinter die Mauer foll alsobald die beste lettige Erde geschüttet, und wohl ausgestoffen werden, damit die Mauer trocken bleibet, und die Waffer nicht mehr dahin kommen, denn auswendig, da es von Quater-Steinen aus den "Wasser: Quellen ausgeführet ist, hat es keine Noth mehr, da bleibet es stehen; mittlerweile man solches verrichtet, muß man fortfahren, und wiederum eine solche Länge oder Plag geraumet und fürgenommen, die Pfähle geschlagen, der Rost geleget, darauf gemauert, und "des Ingenieurs und Baumeisters Anordnung nach aufs schleunigste damit geeilet werden. "Und wenn die Pfähle eingeschlagen, und der Rost mit Nägeln und Klammern befestiget, wird derselbe mit Wack und Kießling ausgeschlagen, oder mit gebrannten Steinen nach der "Länge stehend ausgefeßet und ausgefüllet, darnach das Mauerwerck auf den Rost gesehet.

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,,Wenn man an gebrannten Steinen Mangel hat, so kan zu unterst im Fundament nur ,,mit rauhen Kiesel Steinen und Wacken, so man im Graben findet, ausgemauert, hernach ,,mit gebrannten Steinen darauf gefeßet, allezeit mit einem Mertel- Guß vergoffen, auch groffe Rilpen von Quater: Stücken darunter gefeßet, und damit verbunden werden, auf daß es die obere Last des Wehres beffer tragen und heben könne. Wenn man nun mit dem "Mauerwerck fast noch 1 oder 2 Schuhe unter der Tieffe des untern Grabens ist, mag man "die Quater-Stücken, so von harten, wahrhafften Steinen gehauen, anfangen zu brauchen, und soll erstlich ein zweyschußiger Geschicht in Glaffen gehauen, und beyde Seiten des Grabens durch ausgesetet werden, auf solche die Fasen-Stück, wie mans nennet, so 13 Schuh ,,bis 21 Zoll dicke seyn, fleißig und ordentlich in einander, nach Stein-Meter- Kunst geseset, ,,darauf die übrigen Sorten oder Quater-Stück, und mag man allewege die dickesten Geschichte „zu unterst brauchen, denn die kleinern und dünnern viel besser in die Höhe zu bringen seyn. Solche, wie auch die, so in die Mitte des Wehres gefeßet werden, soll man mit eisernen "Klammern und Båndern zusammen hefften, da denn Löcher in die Quater gehauen, die ,,Klammern hinein gethan, und mit Bley ausgegossen werden, damit sie desto besser zusammen "halten. Alle Fugen sollen mit guten Stein-Kitt ausgestrichen, oder zum wenigsten mit Mooß „verstopffet werden, daß das Wasser nicht darzwischen heraus rinne.

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§. 9. „Das oberste Theil des Wehres A, der Sattel genannt, soll aus einem Stücks Stein gehauen, und nicht von zweyen zusammen gefüget, auch gar spißig und scharff gemacht werden, (fo zwar in Stadt- Gråben aber nicht in Flüssen angehet, denn da muß es wegen Holzes, Eisens und dergleichen, so die Schärffen abftöffset, mehr flach und rund seyn, wie hier gezeichnet worden, ) damit man nicht leichtlich hinüber kommen kan. Im Fall man aber die Quater Stücken an einem Orte nicht, denn mit grossen Kosten bekommen könnte, so kan allein die eine Seite, als die gegen den untern Graben zu, mit Quater-Stücken verseht werden, die andere Seite, darauf das Wasser des obern Grabens liegt, allein mit einer Breche oder lehnenden Rest, so unten im Graben wohl versehen, und mit Zwerch Pfählen " befestiget, belegt, und mit Letten B ausgestoffen werden.

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„Der Sattel oder oberste Geschicht, kan oben auf derselben Brechen ruhen, über besagte Brechen und Letten werden Breter e nach der Höhe des Wehres gehefftet, daß das Wasser ,,in den Letten nicht auslecken möge, zwischen die Fugen Gemöffe gestopffet, und darüber "Letten gehefftet. Auf jeder Seite des Wehres wird um 4 Schuh breiter aufgegraben, und ,,daselbsthin Letten eingestoffen. Der blaue zehe Letten, so an feuchten Orten gegraben, ist der ,,beste und beständigste, folcher wird gar dünne, etwa 1 Schuh hoch geschüttet, alsdann mit "Stoffeln satt und hart gestoffen, darauf wieder i Schuh hoch geführet, und ebenfalls gestoffen, ,,und also bis zu oberst continuiret. Hnter den Brechen kan man den Letten mit kleinen "hölzernen Hand-Schlägeln satt auf einander schlagen, daß er fest und steiff auf einander komme.

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,,tomine. Unterhalb des Wehres im Graben D können lange Hölger E eingeschlagen, mit Pfählen befestiget, und darauf Breter F gehefftet werden, daß das überfallende und abs Schiessende Wasser den Letten und Boden am Wehr nicht ausspüle, und das Wehr unter freffe. So pfleget man auch in die Wehre grosse runde oder gevierdte eichene Teichel (Rins ne) zu legen, (fo Zubel oder Suckel genennet werden,) welche gegen den Graben zu, den man ,, ablassen will, oben ein groß rund Loch haben, 9 oder 10 Zoll weit im Diameter, dadurch das Wasser läufft, darauf wird ein Deckel, Kühner oder Zapffen genannt, gemachet, wel,,cher das Loch beschleußt, dadurch das Waffer von einem Graben in den andern gelassen wer ,,den kan, also da der Feind zum Erempel das Wehr B bey A hätte durch und abgegraben, „und das Wasser abgelassen, so soll, so viel immer möglich, solch Loch nächtlicher Weile mit Erde, Steinen, Dielen, Balcken, Stroh, Mist, Letten, und dergleichen, wieder zugemacht und verdammet, auch von obern Graben durch den Teichel ins Wehr D etwas Wasser gelassen „werden, damit der Graben ein wenig wieder angefüllet, und nicht gar trocken bleibe.

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,,So kan auch, wenn etwas an Mauren oder Wällen zu machen und zu repariren wäre, " da man sonst wegen des Wassers nicht fortkommen könte, durch diese Teichel das Wasser abgelassen, und die Graben trocken geleget, wie gleichfalls, wenn man solche ausfischen will, ,,kan von einem Graben in den andern das Wasser durch mehr gedachte Teichel abgelassen und ,,wiederum angefüllet werden. Auf daß man aber der Wehre halber vor heimlichen Anschläs „gen sicher sey, so sollen sie oben nicht breit, (wie deren gefunden werden, darüber man nicht nur gehen, sondern schier reiten kan,) sondern so spißig gemachet, als möglich, und auf dies felben in der Mitte des Grabens runde glatte Thurnlein gemauert, darüber keiner von freyer „Hand kommen kan, auch viel eiserne Zacken und Spigen nahe beysammen in den Satteln „oder oberste Geschicht eingelassen werden, das Ubergehen zu verhüten, dergleichen viele in Nies ,,derlanden zu sehen seyn.

Ein hölzernes Wehr auf einen puren Felsen, und in ein reissend Wasser

zu bringen.

§. 10. „Das vornehmste Stück ist (Fig. 3. Tab. VI.) eine Wand A B, die von denen står ckesten Bohlen oder Bäumen mit einen starcken Spond in einander gefüget ist; ferner wers ,, den alle 6 bis 8 Ellen zwischen jede Fuge dieser Bohlen Bäume oder Holger von 8 Zoll als ,,wie CD in einander eingelassen und verbunden, bey D nach der Länge bis nach den Grunds "Baum G, forne aber bey C werden solche alle mit einem Strebe Baum EF gefasset, welcher bey F mit einem Stück in einem Loch des Felsens stehet. Hinter D werden zwischen die Höl Ber CD wieder andere H mit AB parallel geleget, und wieder in einander verbunden oder eingeschleiffet, und derer so viel genommen, als man nach der Stärcke des Wercks vermeinet nos thig zu seyn, alle die Bäume A B und CD find in die Haupt-Schwelle oder Grund- Baum ,,Geingelaffen, oben aber mit dem Baum I gefasset. Wenn nun das ganze Werck auf den "Felsen aufgepaffet, so genau, als möglich, werden die Höhlung erstlich unten auf den Felsen hine ,,ter der Wand B mit Letten ausgeschlagen, das übrige aber mit Kieß, Steinen, Wacken und Letten wohl ausgefullet, und alsdann oben auf die Bäume I mit starcken Pfosten oder Bohs len beleget, ferner aber bey dem Uberschuß des Wassers von starcken und festen eichenen Holg eine halbe Rundung K gemachet, und in die Strebe Bäume wohl eingezapffet.

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Zum Beschluß von dem Wehr-Bau, folgen annoch unterschiedliche nüßliche Anmerckungen bey dem Wasser: Bau

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§. 11. Dasjenige Wasser hat die größte Kraft Schaden zu thun, so am schnellesten fliesset; denn je schneller das Wasser, je mehr Krafft und Vermögen hat es. Dahero öffters ein kleiner ,,von Regen aufgelauffener Bach, der von der Höhe der Berge kömmt, Erde, Steine, ja Häus fer, Brücken und alles, was da stehet, hinweg reiffet, die ein grosser und langsam fliessender Fluß oder Strohm geruhig und unbeschadet stehen läffet.

Die Schnelligkeit des Wassers entstehet aber, 1) von hohen und starcken Gefälle. „Je höher das Wasser nach seiner Perpendicular - Höhe fället, je mehr wird seine Krafft vers mehret.

Durch die Enge des Strohms. Um so viel ein Strohm enger oder schmähler gemacht wird, um so viel nimmet die Schnelligkeit zu. Als er sey erstlich 8 Ellen breit, und wird alsdenn 4 Ellen, so muß das Wasser, weil es eben in der Zeit durch muß, (denn wo wolte, sonst das hintere hinkommen, noch einmahl so schnell lauffen, und also auch viel mehr Krafft

gewinnen,

„gewinnen, und dem Bau-Ufer, oder was ihm in Wege stehet, Gewalt thun, und da es ,,verhero einen Stein von 1 Pfund mit sich reissen können, es jego einen von zwey und mehr "Pfunden bewältiget.

§. 12. „Die Schnelligkeit des Flusses wird gehemmet, 1) wenn man solchen krumm herum führet, daß durch die längere Linie der Fall gemindert wird, so aber selten wegen der "Lage des Landes und des daraus entstehenden Schadens practicable ist.

2) Durch die Zertheilung und Breite des Fluffes. Denn gleich wie durch die Enge die ,,Schnelligkeit, also wird auch durch die Weite die Langsamkeit vermehret. Dannenhero soll ,, man bey dem Bau im Wasser allen Fleiß anwenden, den Fluß in seinen Ufern zu erweitern, », und an selbigen Ort, so den Pfeilern oder Ufern, da man bauet, am entlegenften, allen Sand auch in der Tieffe wegnehmen, auch unter derfelben Gegend dem Strohm Raum machen, „daß er seinen Lauff und Krafft so viel möglich dahin ziehet, welches bey Erbauung der Krippe "(Schüße) und Haltung der Wasser ein grosses erspahren wird.

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3) „, Durch Einbau mit Pfählen, Dåmmen, groffen Steinen und Wacken unterhalb ,,den Bau. Als, das Wasser hat bey einer Brücke, Zunge oder andern schädlichen Ortallzu "Starcken Fall und Krafft, und greiffet das Werck allzu hart an, so schlaget unter demselbigen Werck etliche Reihen Pfähle, so daß selbe sachte an und ablauffen, füllet es nach Befinden ,, mit Wacken, Faschinen, oder wie ihrs vor gut achtet, so wird sich das Wasser darüber etwas ,,dámmen, und nicht nur nach der andern Seite weichen, sondern auch vor diesem Bau viel "Stiller und sanffter gehen. Nach Befinden kan es auch nur mit grossen Steinen oder auch ,,mit Bäumen, als Fichten, Tannen und dergleichen, die ihre Aeste noch haben, geschehen; ,,weil aber alsdenn das Wasser über diese Steine, Pfähle oder Dämme noch schneller wird, „habt ihr wohl vorzusehen, daß ihr die Gewalt durch linden Ablauff wieder brechet: Denn wo ,,der Boden weich, locker oder sandicht ist, wird er solchen unterwaschen, und den gangen "Bau hinein stürzen, und also der legte Betrug årger seyn, als der erste.

Um so viel Plaß, als vom Strohm mit dem Pfeiler oder andern Einbau hinweg ges ,,nommen wird, um so viel wird die Schnelligkeit und Gewalt des Strohms vermehret, wel ,,che aber bey anlauffenden Wasser noch mehr zunimmiet, wie im Monat Februar. 1722. von London gemeldet wurde, daß nach des Halley und anderer Mathematicorum Ausspruch, die "Themse durch eine neue Brücke um den fünfften Theil würde verstopffet werden, und bey ho, hen Wasser um zwey Fuß höher stehen, auch um drey Englische Meilen kürger fliessen.

§. 13. „Es wird aber diese Schnelligkeit gleichfalls gemindert, wenn man fuchet dem Strohme genugsame gleiche Tieffe zu geben, und den Sand an den Ufern nicht anwach"fen lässet, daß sich die Gewalt auf einem Ort alleine hinziehet.

„Dieses wird erhalten: 1) wenn der Strohm über und unter dem Bau fein gerade fort ,,läufft, und keine Krümmen machet, dadurch sich das Wasser nur auf eine Seite lencket, und „auf der andern Sand anleget.

2) „Durch Auftreibung des Sandes mit Maschinen und Instrumenten.

3) Durch fest an einander gebundene und mit Last beschwerte Schiffe, wodurch das Wasser gedämmet und gezwungen wird, unter dem Schiff schneller durzuschiessen, und den "Sand mit sich zu nehmen. Und auch

4),, Durch Reinigung des Strohms, so weit es seyn kan, unter dem Bau; denn wo der ,,Strohm allda feinen Lauff nicht hat, und der obige Sand dorten liegen bleibet, wird fich das Wasser zwar daran dämmen, und am Bau nicht so groffen Schaden thun, aber auch alles bald niit Sand wieder ausfüllen, und in alten Stand sehen, welches aber der schnelle ,,Abfluß verhindert.

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§. 14. Ben einem vorhabenden Wasser-Bau: als, ein Ufer zu befestigen, eine Krippe, Pfeiler eder Wehr einzubauen, soll man alle Mittel hervor suchen, den Strohm von dem "jenigen Ort abzuleiten, welches, so der Fluß breit, geschehen kann, wenn man an einen andern Ort durch Räumung des Sandes über und unter dem Bau dem Wasser Lufft macher, daß ,, es selber dahin nach der Tieffe sich wendet; oder es kan geschehen, daß man ein verlohren Wehrmachet, welches, nach dem Rath des Gautiers, nur mit gespaltenen Bäumen, die durch Stäbe oder Sproffen, wie eine Leiter oder Horde, zusammen gefüget, und mit Reißig ,,etwas ausgeflochten sind, ganz schreg über das übrige Theil des Strehms von dem Bau mit Pfählen gehefftet werden, da sich denn das Wasser alsbald dåmmen, seinen Lauff nach der gemachten Tieffe richten, solche je mehr und mehr aushohlen, und die gesezten Hürden,

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und auch die zur Noth vorgelegten Faschinen mit Sand bedecken, und den Plag zum Bau erspahren wird. Sind aber Dämme oder Wehre über den Bau, soll man sehen, ob solche »so lange zu öffnen seyn.

„Bey solchen Bau muß auch die Jahrs-Zeit, da die Wasser am kleinesten seyn, observiret „werden; Doch der Bau und Verdämmung muß allezeit so angeordnet seyn, daß bey entstehen ,,den Wasser, davor niemand einen Tag gut seyn kan, der Schäde nicht so groß, oder gar alles », verlohren gehet.

„Bey Schlagung der Krivven hat man erstlich den Grund durch den Berg oder Sand Bohrer wohl zu untersuchen: Ob er Felsen, Kieß, Erde oder Sand. Jedes erfordert fast eine besondere Zubereitung. Ist es Felsen, können keine Pfähle geschlagen werden, und muß die Krippe durch zusammengefügte und mit Falzen versehene Pfosten, zwischen zusammens "gefeßten Rahmen, und zwar doppelt gemachet werden, daß jede Pfoste aparte auf den Feisen "Fan aufgestoffen, und der Plas zwischen beyden Reihen mit Letten, Thon oder sonst einer fetten oder wasserhaltenden Erde ausgefüllet werden, wobeŋ aber wohl in Obacht zu nehmen, ,,daß die Krippe mit Steinen und Last wohl verwahret werde, damit sie das Wasser nicht ,,hebe, oder auch im Anfange zu weit untersincke.

„Bey festen Kieß gehet es auch nicht viel besser her, doch kan man noch einige Pfähle mit guten Schuhen anbringen, und die Wände doppelt mit zwischen geschlagenen Damm befestigen. Die Erde aus Thon, Letten und Leim ist am bequemsten, und lassen sich aller Orten anbringen. Der Sand aber, absonderlich wo er nicht zu ergründen, ist am schlimmesten, "weil das Wasser allezeit unter denen Pfählen und Pfosten, als durch ein Sieb hinweg gehet, und die Krippe imvendig gewaltig mit Wasser erfüllet, und hilfft die Tieffe der Pfähle wenig oder nichts.

Krippen muß man ohne Noth nicht zu groß machen, absonderlich wo der Zugang des Wassers schwerlich zu wehren, als wie bey dem Sand, sollen aber nicht zu enge seyn. Weite "Krippen nehmen viel Plak vom Strohm ein, und dammen das Wasser, daß es mit mehrerer "Gewalt in die Krippe hinein dringet. Krippen, die Stuffen weise gebauet sind, sollen sich mehr nach der Länge als Breite des Strohms extendiren, und die Stuffen nach, der Breite des Strohms lieber schmähler gemachet werden, wie es dann ohne dem die Figur des Pfeilers "mit sich bringet.

Pfähle sollen nach Proportion des Baues weder zu starck noch zu schwach seyn. Etliche Architecti wollen, ein Pfahl soll so viel Zoll starck seyn, als er Fuß lang ist, welches von 6 bis 12 Fuß passiren dürffte; aber einen Pfahl von 24 Fuß auch 24 Zoll oder 2 Fuß starck zu machen, würde nicht angehen, und also wird einer von 18 Fuß und etwas mehr oder weniger von einer 13 Zolligen Dicke starck genug seyn.

Die Spiße eines Pfahls soll dreymahl so lang seyn, als der Diameter des Pfahls, man hat sich aber mehr nach dem Boden und Güte des Holßes zu richten.

Das Brennen der Pfähle, welche im Naffen oder im Wasser zu stehen kommen, nuget „nichts, weil fie allda ohnedem nicht faulen, in trockenen Erdreich hat es einigen Nugen.

„Die größte Sorge ist zu tragen, wie die Pfähle, wo die Wechselung mit dem Wasser geschieher, und sie bald naß, bald trocken seyn, mochten conferviret werden, weil solche meist ,,eingig und allein allda erst schadhafft und unbrauchbar werden, wofür ich niemahls einiges Mittel erfahren können, ob schon mit vielen geschickten Baumeistern davon gesprochen. "Wenn solche zwar im Anfange wohl mit Theer bestrichen, und über einem Feuer recht heiß ,, eingeträncket, auch solche öffters ben kleinen Wassern wieder überschwemmet werden, cons ferviret es lange Zeit, weil aber solches nicht allezeit observiret wird, auch jährlich ein ziemliches kosten würde, absonderlich bey grossen Ufern und Dämmen, ist es nicht zulänglich; wiewohl man bey starcken und kostbaren Brücken diese Kosten und Aufsicht nicht sparen solte.

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Hierben aber muß doch eine besondere Art zeigen, die mir ohngefähr zugestossen ; nemlich ich habe einmahl an einem alten Brücken Pfahl gesehen, daß ein Bret um diese "Wechselung war angenagelt worden, (aus was Ursachen kan ich nicht wissen, da mun die andern Pfähle um diese Gegend alle verfaulet und wandelbar waren, auch dieser Pfahl selbst, So war doch der Ort, wo das Bret aufgenagelt war, meist noch gang frisch und zur Bers wunderung noch unversehrt, da doch die andern Seiten, so nicht wider die Gewalt des Wassers stunden, gang ausgefressen waren, das Bret aber war gleichfalls auch biß auf etwas weniges verfäulet.

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Da nun die Corruption der Pfähle an diesem Orte von keiner andern Ursache entsteher,

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