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tärs darüber bekannt gemacht worden. Die Ansiedlungen sind überdieß auch erst seit kurzer Zeit allgemein zugänglich. In den zehn ersten Jahren nach ihrer Einrichtung war es selbst den russischen Generalen nicht gestattet, ohne eine besondere Bewilligung des KriegsMinisters die Kolonien zu besuchen. Man erhielt einen Reisepaß dahin wie ins Ausland. Viele der im Herbst 1837 bei Wosnesensk anwesenden russischen Offiziere, sogar der höheren Grade, die nicht zu einem kolonisirten Regiment zählten, waren damals zum ersten Mal in den Kolonien.

Die gegenwärtige Darstellung, wobei man die besten Schriften über diesen Gegenstand benüßte *), mag wenigstens darin etwas voraus haben, daß sie, bei der vollkommenen Kenntniß alles desjenigen, was deutsche, französische und englische Blätter von Zeit zu Zeit darüber bekannt machten, sich nebstbei auf eigene Anschauung stüßt, die erst vor ganz kurzer Zeit statt gefunden hat; so daß die dabei erhaltenen Eindrücke noch mit lebendiger Frische im Gedächtnisfe stehen, und den Vormerkungen zu Hilfe kommen, die man an Ort und Stelle selbst machte. Sollte hier und da ein Irrthum obwalten, so möge ihn der geneigte Leser entschuldigen; denn Alles zu sehen, dazu war weder Zeit, noch Gelegenheit.

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*) Allgemeine Militär- Zeitung. Bulletin des sciences militaires Jahrgang 1830 IX. Band Seiten 65— 85. Die bekannte Schrift des Dr. Lyall. legraph von Moskau. Augustheft 1826. Nr. 16, E.

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317-326.

Reise des Herzogs von Ragusa; u. a. m.

IV.

Die Eroberung von Bremen durch die Alliirten im Oktober 1813.

Von Joh. Bapt. Schel's, f. k. Major.

Anfangs Oktober standen die Dänen und die vom Marschall Davoust aus Hamburg denselben beigegebe= nen französischen Truppen im Herzogthume Lauenburg hinter der Stecknis; jener Wasserverbindung "zwis schen der Trave und Elbe, welche aus dem Flüßchen Delvenau, das aus dem See bei der Stadt Möllen entspringt, und, nach einem kurzen Laufe gegen Norden, bei Lübeck in die Trave fällt, — und dem aus obigem See gegen Süden, bis in die Elbe bei dem Dorfe Mösling, unweit Boißenburg, geführten Ka= nale gebildet wird. Der Generallieutenant Graf Wallmoden hatte von dem Kronprinzen von Schweden den Befehl erhalten, mit den englisch und russisch- deut schen Legionen, und General Begesack mit einem schwe= dischen Korps, diese Linien anzugreifen. Es kam am 6. Oktober zu der Kanonade bei dem Dorfe Büchen. In den nächsten Tagen wurden die französischen Vorposten angegriffen. Alle diese Versuche änderten jedoch die Stellungen der beiderseitigen Truppen nicht, und hatten keinen bemerkenswerthen Erfolg. Es schien hier

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Alles nur auf die Fortdauer eines langwierigen Postenkrieges hinzudeuten; indeß in anderen deutschen Ge= genden kühne Züge alliirter Anführer auf den Verbindungswegen und in dem Rücken der französischen Korps Schrecken verbreiteten, und der moralische Eindruck ih, rer gelungenen Streifereien großen Vortheil brachte, und noch größeren für die nächste Zukunft bereitete.

Eben damals hatte der denkwürdige Zug des Ges nerals Tscherniczeff nach Kassel die in Norddeutschland vertheilten Franzosen mit Bestürzung erfüllt, und die Hoffnungen des unterdrückten Volkes in hohem Grade aufgeregt. Diese errbünschte, dem allgemeinen Feinde Gefahr drohende Stimmung der Deutschen zu erhalten und zu erhöhen, schien es nöthig, immer neue Unternehmungen solcher Art zu versuchen, und die Franzosen dadurch auf vielen Seiten ununterbrochen so zu beschäftigen, daß auch die Thatkraft ihrer großen Korps gelähmt würde. In dieser Absicht erbat sich der russische General Baron Lettenborn, der mit einem leichten alliirten Korps unter die Befehle des Krons prinzen von Schweden gestellt, jegt aber dem GL. Grafen Wallmoden an der Steckniß zugetheilt war, die Erlaubniß, mit seiner Truppe von der Elbe an die Beser vorzubringen, und die alte deutsche Hanses Stadt Bremen den Franzosen durch überfall zu ents reißen.

Die Entfernung von Boizenburg, einer im Herzogthume Meklenburg- Schwerin am Einfluß der Boise in die Elbe gelegenen Stadt, bis Bremen beträgt, nach der Verschiedenheit des einzuschlagenden Weges, zwanzig bis vierundzwanzig Meilen. Diesen Raum mit möglichster Beschleunigung zurückzulegen,

bedurfte die Truppe wenigstens vier Tage. Der Marsch mußte fast ohne Unterbrechung fortgesezt werden, und ging durch Gegenden, wo auf großen Strecken die Wege selten und die vorhandenen fast unbrauchbar was ren. Bremen, die Hauptstadt des französischen Des partements der Wesermündungen mit 38,000 Einwohnern, wird von der Weser in die Alt- und Neu-ftadt geschieden. Sie war auf beiden Seiten des Flusses mit Wall und Graben befestigt, und die Thore waren mit Pallisaden geschlossen. Die französische Be= sagung wurde vor Kurzem mit 1200 Schweizern vers stärkt. Sie betrug jeßt be 2000 Mann. In dem Play befanden sich sechzehn Geschüße. Der Oberst Thullier, ein Eriegserfahrener tapferer Soldat, führte dort den Befehl., Zwischen der lauenburgischen, am linEen Ufer der Elbe gelegenen Stadt Haarburg und Bremen, doch um ein Drittheil des Weges näher an lekterer Stadt, an dem Scheidepunkte der rechts nach Bremen, links nach Nienburg, der an der Weser gelegenen festen Hauptstadt der hannöverischen Grafschaft Hoya, führenden Wege, im hannöveris fchen Fürstenthume Werden, an der Wümme, lag der Marktflecken Rothenburg, der von den Franzosen sehr gut verschanzt und stark beseßt war. Wenn der Feind von dem Marsche des Streifkorps früh genug Kunde erhielt, so konnte demselben ein ansehnlicher Theil der Besaßungen von Bremen, Nienburg und Minden, der festen Hauptstadt der dermaligen preußis schen Provinz Westphalen, entgegenrücken; während Davoust ein starkes Korps von Hamburg absenden konnte, um dem Streifkorps in die rechte Flanke zu fallen, oder demselben den Rückweg abzuschneiden. Alle

diese Schwierigkeiten wurden von dem Gen. Baron Tettenborn erkannt, in reife Überlegung gezogen, und alle möglichen Vorkehrungen getroffen, um einen Theil derselben zu beseitigen, den andern durch Entschlossen= heit und Eile zu besiegen.

Am 9. Oktober versammelte der General auf dem linken Elbe-Ufer, bei dem lüneburgischen Flecken Bles dede, 800 Kosaken und 2 Bataillons Jäger: Eines das preußische von Lützow, das Zweite die freiwilligen Jäger des Majors Reiche, zusammen ebenfalls 800 Mann stark, mit vier reitenden hanseatischen Ge= schüßen, worunter zwei Haubißen. Eine Anzahl Wagen war vorhanden, auf welchen wechselweise ein Theil der Jäger gefahren werden sollte. Der in der Stadt Lüneburg an der Ilmenau stehende Offizier erhielt den Befehl, von diesem Tage an, dort jede Verbindung zu verschließen. Mit gleichem Auftrage wurde ein Offizier mit einer Atheilung Kosaken rechts nach dem Dorfe Welle geschickt, um die nach Haarburg fübrenden Wege abzusperren.

Am 10. Oktober vor Tages brach der General mit feinen 1600 Mann auf, und marschirte bei Lüneburg links vorbei, in einem Zuge die sieben Meilen über die Dörfer Bienenbüttel an der Ilmenau und Amelinghausen, nach Bispingen; am 11. dritthalb Meilen bis Soltau, einem Marktflecken an der Böhme, - am 12. die fechsthalb Meilen über Visselhövede bis Verden, der damals zum französischen Departement der Wesermündungen gehörigen, an der Aller gelege= nen, mit Mauern umgebenen Stadt, wo das Korps am Nachmittage anlangte. Dieser Marsch war durch die tiefen Moore und wegelofen Öden der Lüneburger Oftr. milit. Beitsch. 1838. I.

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