Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

und Lerin eingeschlossen war, und keine Lebensmittel hatte, gänzlich zu vernichten. Nur diesem Umstand verdankte Valdez seine Rettung. Ein Ausfall der Christinos war zurückgewiesen worden. Um diese Zeit ge schah es auch, daß zwischen den beiden (Oberfeldherren eine Konvenzion zur Schonung und gegenseitigen Auswechslung der Gefangenen zu Stande kam.

[ocr errors]

Die detaschirten Karlistischen Unteranführer waren ebenfalls sehr glücklich gewesen. Es gelang ihnen, das ganze Land zwischen den Pyrenäen und Pampelona von Feinden zu säubern. 3. selbst nahm'Estella, und rückte hierauf nach Guipuzcoa, um Villafranca und Bergara, wo bedeutende Vorräthe angehäuft waren, zu nehmen. Valdez machte zwar eine Demonstrazion in das Borundathal, wurde aber von dem tapfern Ituralde zurückgeworfen. Auch Espartero eilte zum Entfaße aus Bilbao herbei, und wurde ebenfalls zum Weichen gebracht. Villafranca, Bergara, und auch die meisten andern Städte in Biscaya, mußten sicherge=

[blocks in formation]
[ocr errors]

Bei diesen glänzenden Fortschritten) und der gånzlichen Entmuthigung der Christinos glaubte, nun 3., daß es Zeit sey, sich nach Kastilien und gegen Maż drid zu wenden. Er unterlegte auch diesen Untrag seinem Könige, der aber für jeßt in diese Idee durchaus nicht eingehen wollte ; da er sich von allen Geldmitteln ent blößt sah. Mehrere Finanz-Operazionen waren verunglückt, und Don Karlos glaubte, durch die Einnahme der reichen Handelsstadt Bilbao aml Ersten fnoch zu Geldern zu gelangen. 3. stellte ihm den Menschen, und hauptsächlich den Zeitverlust vor, und rieth wie derholt zum Marsche auf Madrid. Don Carlos bestand

aber auf seiner Idee. 3. gehorchte, ging aber mißmuthig an das Werk.

Da Bilbao viel Geschüße und die Karlisten im Verhältnisse nur sehr wenige hatten, so entschied sich 3. für den Sturm. Er ließ seine Batterie auffahren, und alles zum Sturme bereiten, wurde aber durch die Thätigkeit des Feindes gehindert, ihn noch am Abend unternehmen zu lassen. Er verschob selben bis zum Morgen, und war der Erste auf dem außerhalb der Stadtmauer liegenden Thurm der Liebfrauenkirche, um vom Balkon aus mit dem Fernrohre den Angriff zu überschauen und zu leiten. Hier war es, wo er durch eine Flintenkugel eine Verwundung am rechten Beine erhielt. Er wurde von Bilbao weg in das Hauptquartier des Königs gebracht, der ihn mitleidsvoll empfing. Am eilften Tage nach der Verwundung starb 3., an dem Don Carlos eine wichtige Stüße verlor. Mit seinem Tode war in den Karlistischen Operazionen eina ungemeine Schlaffheit, bei den Christinos hingegen ein neues Aufleben der Kräfte bemerkbar. Sie gingen sogar zur Offensive über, und entseßten Bilbao.

3. starb zu Segara, einem kleinen Dorfe am Orrio, und wurde in der dortigen Kirche beigeseßt. Das, was er gethan, zerfiel wieder unter seinen Nachfolgern. Er hatte die Grundfesten zu einem Gebäude errichtet, das bis heute noch nicht fertig ist, und dabei Schwierigkeiten überwunden, von denen sich in der Geschichte kein ähnliches Beispiel auffinden läßt. Nur kurze Zeit noch für sein Wirken, und er wäre vielleicht allein damit zu Stande gekommen. Es kommt jedoch bei der Beurtheilung menschlicher Handlungen nicht immer auf den Erfolg, fondern mehr auf die Willenskraft an,

"

mit der große Geister oft Unglaubliches vollführen. Die Geschichte führt uns Helden auf, über deren Thaten wir erstaunen. Wir sehen Welttheile erobern, Reiche mit einem Streiche fallen, und bewundern diese Männer, die mit Großem Großes thaten. Wer Macht hat, und wenig Hindernisse findet, kann aber leicht wirken. · Nur wenn die Verhältnisse den Mann zu erdrücken scheinen, er aber sich erhebt, und sinnend Kräfte schafft und anwendet, und ausdauernd dem anstürmenden Schickfale-trott; nur wenn sein Wollen durch nichts erschüttert wird; Eurz, nur wenn es ihm, wie unserm Helden, gelingt, mit Kleinem Großes zu vollbringen; nur dann verdient er volle Bewunderung. Obwohl Zumalacarreguis ferbliche Hülle nur einsam hinter dem Dorfe, ohne Kreuz und ohne ehrendes Zei chen, mit vielen andern unbeachtet ruht, und wenn auch sein politisches Leben im Strome der gewaltigen Zeit verschwindet, so wird doch sein Wirken als Krieger in der Geschichte fortleben, die feine Kraftäußerungen, die treue Anhänglichkeit an den Fürsten, dem er sein Schwert geweiht, die Aufopferung seines ganzen Ichs für denselben, als ruhmvolles Muster künftigen Geschlechtern darstellt.

Val. Streffleur, Oberlieutenant im E. E. 49. Linien-Infanterie-Regimente Baron Langenau.

[ocr errors]

Betrachtungen über das Leistungsvermögen der Truppen auf Märschen.

Bei jedem strategischen Entwurfe ist die vorläufige

Berechnung der erforderlichen Kräfte, womit man den Zweck erreichen will, ein höchst wichtiger Gegenstand. Es muß nicht nur erwogen werden, wie groß verhältnißmäßig die Vereinigung einzelner Kräfte feyn soll, um eine entgegenstehende zu überwältigen, sondern auch wie viel man von dem physischen Vermögen der Menschen und Pferde fordern kann. Wenn die Entfer nung vom Schlachtfelde und die mit dem Marsche daþin verbundenen Bestwernisse so groß und anhaltend sind, daß die Truppen bei ihren Anlagen schon größzentheils erschöpft wären, wo sie eigentlich erst wirken follen; wenn man zu dem Angriffspunkte nur mit einigen Hundert Mann ankommt, um Tausende damit zu besiegen; so ist es einleuchtend, daß der Zweck der Operazion wahrscheinlich mißlingen wird. Ohne einen Köper zu Grunde zu richten, darf die Anstrengung das Maß seiner Kräfte richt überschreiten. Wir wollen nun versuchen, das physische Leistungsvermögen einer Truppe in Bezug auf Märsche zu ermitteln, und die Ve dingungen aufsuchen, welche auf die größeren oder minderen Erfolge in dieser Hinsicht einwirken. Die Umstände und Verhältnisse, wovon die Kraftanwendung

aller, sowohl starker als schwacher, junger und alter Leute abhängt, und die daher bei der vorliegenden Une tersuchung zuerst berücksichtigt werden müssen, find: 1. Die Geschwindigkeit, und

2. Die Dauer des Marsches.

Die Erfahrung lehrt: daß Menschen von mittlerer Stärke es einerlei finden, 30 Pfunde Last mit 2 Fuß Geschwindigkeit, oder 20 Pfunde Last mit 3 Fuß Geschwindigkeit in der Sekunde zu tragen. Daraus er gibt sich, daß 10 Pfunde Kraft das Äquivalent für 1 Fuß Geschwindigkeit sey; daß demnach, wenn die erste um 10 Pfunde vermindert wird, die zweite um einen Fuß vermehrt werden könne, und umgekehrt; ferner, daß die Kraft eines Menschen am kleinsten ist, wenn er die größte Geschwindigkeit anwenden soll, und daß eine gleichförmige Zunahme der Geschwindigkeit eine gleiche Abnahme der Kraft nach sich ziehe.

Die Erfahrung lehrt weiter: daß ein Mensch viel mehr Kraft zu entwickeln vermag, wenn seine Thätigkeit nur kurz dauernd, øder wenn er mit einer gewis, fen Last nur eine geringe Strecke durchlegen soll. IJm Gegentheile kann Niemand mit einer sehr lange wäh renden Bewegung zugleich eine große Kraft anhaltend verbinden. Es hat daher eine Verminderung der Marschdauer auch einen verhältnißmäßigen Einfluß auf die Kraft der Mannschaft, und umgekehrt, zur Folge.

Betrachtet man die Geschwindigkeiten, womit die militärischen Bewegungen vollzogen werden, so findet man, daß bei der Infanterie in den meisten europäischen Armeen drei verschiedene Marscharten vorgeschrie= ben sind, je nach dem Verhältnisse von Zeit und Raum, wornach sie zurückgelegt werden.

« ZurückWeiter »