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müssen ihrem patriotischen Erfinder den Dank der Armee sichern, indem er in ihren Reihen auf höchst einfache Weise die oft und vergeblich gesuchte Aufgabe löste: die Infanterie unter allen Umständen kampffähig zu ma= chen.

Soll der Jäger die gewünschte, fast mathemati sche Sicherheit des Schuffes erlangen, so müssen den eigentlichen Schießübungen stets gewöhnliche Belehrungen vorausgehen, wenn nicht eine Menge Munizion nußlos verschossen werden soll. Man kann die bei den östreichischen Jägern befolgte Methode unstreitig als ein schönes Muster theoretisch-praktischen Unterrichts empfehlen.

Dem Beobachter militärischer Übungen bietet eine zum Scheibenschießen ausgerückte Jäger - Kompagnie in der verschiedenartigen Thätigkeit der einzelnen Abtheilungen ein äußerst erfreuliches Bild; da hier alle Theile des Elementar-Unterrichtes, gymnastische Übun. gen, Distanzbeurtheilen, 2c. betrieben werden, und sich hier vor Allem zeigt, welche Sorgfalt die Offiziere auf die Ausbildung ihrer Leute verwenden.

Der gymnastisch vorbereitete Soldat wird den wenigen taktischen Übungen, dem eigentlichen Exerzieren, bald befreundet seyn. Einfachheit sey das Prinzip aller Übungen. Zusammengefeßte Ererzizien taugen am we= nigsten für leichte Truppen. In der selbstbewußten Kraft & des Einzelnen liegt hier der wahre Werth des Ganzen und das Hauptmittel zum erfolgreichen Gebrauche der Truppe.

Lassen sich die Manövers in geschlossener Ordnung schon bei der Linien-Infanterie auf eine kleine Zahl wirk lich vor dem Feinde anwendbarer beschränken, so gilt dieß noch mehr für leichte Truppen.

Für das Feuergefecht der leichten Truppen ist. Ruhe das erste Geset; der durch heftige Bewegungen erhißte, schnell athmende Mann vermag keinen sichern Schuß zu thun. Daher müssen auch mit einer zum Feuern bestimmten Truppe, fie fey noch geschlossen oder bereits in Tirailleurs aufgelöst, alle langanhaltenden schnellen Bewegungen nach Möglichkeit vermieden werden. Daher ist es fehlerhaft, Jäger aus dem Hintertreffen vorlaufen zu lassen, um sie in Tirailleurs zu formiren. Häufige Ablösungen der Tirailleurs sind das beste Mittel, um durch Ruhe ein sicheres Feuer zu er zielen, und beim Rückzuge besonders vortheilhaft.

Die Übungen des Felddienstes müssen allmählig alle Fälle umfassen, in welche leichte Truppen gerathen können. Man muß hierbei von den einfachen zu den zusammengesetzten Fällen, dann aus dem offenen Terrän in das bedeckte und durchschnittene übergehen. Diese Übungen, zweckmäßig geleitet, bilden. die wahre praktische Schule, vorzüglich für die Oberund Unteroffiziere. Bei der großen Zahl der Mappirung kundiger Offiziere können gegenwärtig leicht einige Quadratmeilen von den Umgebungen der Garnifon in einem hinlänglich großen Maßstabe aufgenom= men werden, um auch die Details der Vorpostenaufstellung, Patrullengänge, 2c. ersichtlich zu machen. ReFognoszirungen sammt Terränbeschreibungen müßten die Terränkenntniß dieses Manövrirfeldes bis ins Kleinste vervollständigen. Hätten auf demselben die Feldübungen mit einem supponirten Feinde den gehörigen Grad von Sicherheit erlangt, so folgen die Manövers zweier Abtheilungen gegen einander, wobei man den Kommandanten nur die Hauptaufgaben, am besten in

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versiegelten, erst an einem bestimmten Orte zu eröffnenden Ordres gibt, das Detail der Anordnungen aber ih nen ganz überläßt. Ja, um die Einwirkungen des Zufalles anschaulich zu machen, und die Parteien zur Vorsicht auf der einen, Benütung günstiger Umstän de auf der anderen Seite zu stimmen, könnte der Bas taillons-Kommandant, beiden Theilen unbewußt, einigen Abtheilungen die Weisung zu Hinterhalten, Umgehungen und ähnlichen Unternehmungen geben. Von den Übungen bei Tage geht man zu jenen bei der Nacht, und endlich auf ein mehr unbekanntes Terrän über. Da die Jäger- Bataillons häufig zerstreut dislozirt sind, so findet der Bataillons - Kommandant zu derlei nicht verabredeten Manövers leicht Gelegen= heit. Nur so können Feldmanövers ein Bild des Krieges werden, und einigermaßen Ersatz für die fehlende Kriegserfahrung geben. Unstreitig fordern sie mehr körperliche Anstrengung und theilweise Entsagung beliebter Bequemlichkeiten. Allein Kräfte, besonders Eriege= rische Kräfte, dieses kostbare Erbtheil des Mannes, wer den nur im Kampfe und unter Entbehrungen erworben.

Der ganze Friedensdienst soll dem Soldaten Schule für den Krieg seyn. Da der fröhliche Mensch leichter lernt als der perdrießliche, so verbreite man Freude unter den Truppen, um den Geist zu wecken. Der Dienst der leichten Truppen, ohne Pedanterie betrieben, bietet ohnedieß viele angenehme Berührungspunkte; an den Offizieren liegt es, diese hervorzuheben und zu benüßen. Die bei den Jäger-Bataillons allgemeinen Lustschießen der Kompagnien, und selbst der besten Schüßen des Bataillons, mit ausgesetzten Preisen sind eine solche belebende Anstalt. Diese ließe sich auch auf das Bajon=

net-Fechten, Schwimmen und die übrigen gymnastischen Übungen ausdehnen. Mit einem gymnastischen Feste sollte das Bataillon jährlich seine Waffenübungen be= schließen. Ist gleich der Winter vorzüglich zum theore= tischen Unterrichte und zur Abrichtung des Soldaten bee stimmt, so sollte selbst in dieser Jahreszeit manchmal der Felddienst geübt, marschirt und tiraillirt werden. Unstreitig wird man derlei Übungen unbequem finden; allein Gewohnheit wird sie erträglich machen, und um der Verweichlichung in den Friedensstazionen vorzubeugen, sind sie höchst nöthig. Die Offiziere müssen hier mit gutem Beispiele vorangehen, und keine Unstrengung scheuen.

Die Ausbildung der Unteroffiziere erfordert besondere Sorgfalt. Die nöthigsten Kenntnisse der Situazionszeichnung und Aufnahme nach Schritten und nach dem Augenmaße, um einen abpatrullirten Weg, eine Stellung der Vedetten zu zeichnen, und dadurch einen langen Rapport zu ersparen, dürften wenigstens einigen Unteroffizieren beigebracht werden.-Strenge Disziplin ist bei den leichten Truppen wegen der Art ihres Dienstes höchst nöthig.

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Die Bestürmung von Bergen- op-zoom in der Nacht vom 8.-9. März 1814.

Von Joh. Bapt. Schels, F. E. Major.

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Holland war in den legten Monaten des Jahres 1813 durch die thätigen und vom Glücke begünstigten Operazionen der alliirten Generale Bülow und Baron Winzingerode von französischer Herrschaft befreit worden. Am 24. November waren die Kosaken in der Hauptstadt Amsterdam eingerückt. Nun follten die Alliirten auch Belgien die Freiheit wieder bringen, und von dort in die alt-französischen Provinzen eindringen. Napoleon hatte die hartnäckigste Ver: theidigung jener Kette von festen Pläßen befohlen, welche die Nordgrenze Frankreichs deckte. Mit bedeutenden Korps standen GL. Roguet bei Antwerpen, Marschall Macdonald bei Nin. wegen. Diese beiden und mehrere andere feste Pläße, wie Wesel, Gra ve, Venlo, Mastricht und Jülich, wurden zum Widerstande vorbereitet.

GL. Bülow hatte bis Ende des Jahres den Leck, die Waal und die untere Maas überschritten. Er nahm sein Hauptquartier in Bommel. Viele der hinter und neben ihm gelegenen Festen hatten die Fran

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