Ordinantz: oder Admonitio Generalis: wie man in Anordnung dieser ConcertGesäng / verfahren könne. Nota ad Muficum. Elcher Gestalt diese Concert-Gesänge anzu ordnen / ist in Tomo Tertio fol. 172. 173. 174. 175. vnnd auch im General-Bass deß Præambuli Polyhymniæ Iubilææ, vnd Mufæ Aoniæ Calliopes, weitleüftig angezeigt worden. Dieweil aber dieselbe Opera vieleicht nicht eim jeden ad manus: So hab ich der notturft seyn erachtet / dasselbe vnder andern auch allhier mit bey zusehen. I. Es müssen vier Knaben an vier absonderliche Derter in der Kirchen / gegen einander vber / oder wohin es sich füglich schicken wil/ gestellet werden: Also daß der erste Knabe welcher bey die Orgel verordnet / gar allein anfahe; Darnach alsbalt der ander; her nacher der dritte; vnnd endlich der vierdte (so bey den Plenum Chorum Muficum, Chorum pro Capella gestellet werden muß) ein jeder das jenige / so in seiner Stimme gefunden wirdt / fein rein / frisch / deutlich vnnd wol vernemblich singe: vnnd die Noten gleichsamb außspreche. Darauf refpondiret als dann der gange Chorus Vocalis & Inftrumentalis vnnd die Orgell / welches von den Italiänern/wie droben angezeigt Ripieno oder Ripieni / das ist Chorus oder Contentus plenus, der volstimmige Chor gez nennet/ vnd von etlichen mit dem wort Ömnes oder Tutti bezeichnet wirdt. Demnach es aber etwas bloß klingen vnd lauten wolte / wann die Knaben weit von einander / ohne Fundamenta vor sich alleine also singen vnd intonirn solten: (wiewol es / wann die Knaben feine reine Stimmen haben / auch / wie im Præambulo Polyhymniæ Iubilææ angezeigt worden/nicht vnanmutig zuhören) So ist es sehr gut / das / wo man es haben kan bey einem jeden Knaben/ein Regal, Pofitiff, Clavi-Cymbel, Theorba oder lauten geordnet / damit also bey dem Knaben / wenn er singet / zugleich mit drein geschlagen; vnnd wenn er stilschweiget / zugleich am selbigen Ortt / auch ingehalten werde; wie denn auß dem General-Bass oder auß der Capella Fidicinia / ein absonderlicher Bals zu deme / was ein jeder Knabe singet / heraußgezogen / vnnd daselbsten aufm Fundament-Instrument kan gebraucht werden. Inmassen ichs in dem (Quem pastores &c. vnnd Vbi Rex gloriarum: Exempels weise darben gesezt/wie in Duodecimo / das ist / in der 13 vnd 14 Stimme oder Partey daselbst zufinden ist: Wornach ein jeder zu den andern gleicher Gestalt / solche Bässe herausser ziehen / vnd sich derer im Anordenen gebrauchen kan. Es ist aber nötig / daß der Organist / wann der eine Knabe zu ihm geordnet wirdt das stilleste vnnd sanfteste Register / als ettwa ein lieblich Gedact / Spiß oder Spillflöte oder stilles lindes Gembßhorn auf 8. süß Thon / im Rück-Positiff oder im Ober-wercke ziehe/ vnnd mit demselben Knaben / auf einen gar langsamen Tact zugleich intonire: wenn aber der Plenus Chorus einfelt, so kan er im Oberwerck oder aber im Politiff ein schärffer Register / doch gleichwol nicht das volle Werck (wie etliche wollen / aber nicht recht) / damit es die andern Choros oder Vocalisten vnd Instrumentisten nicht vberschreye vnnd vbertäube / gebrauchen: vnnd einen geschwinden tact (presto) führen. Bey dem andern Knaben kan man ein Regahl, bey dem dritten / den lauten-Chor vnnd Clavi-Cymbel (wenn Organisten vnd solche Inftrumenta vorhanden) bey dem vierden ein Pofitieff oder Regahl oder Clavi-Cymbel haben: Auch kan man bey jedem Knaben einen Inftrumentisten / als dem 1. Knaben einen mit der Discant-geigen; dem 2. einen Cornettisten, dem dritten auch ein Discant-Geig; dem. 4. ein Block- oder Querflöite / oder gar ein klein Flöitlein / welches sie in Pleno Choro / bevor ab wenn es ein guter Meister braucht / nicht vbel hören left / zuordnen; welche aber nicht eher einfallen / als wenn das wort Ripieni, Omnes, Tutti, Chorus aut Concentus plenus darbey gezeichnet. Wo aber der Inftrumentisten nicht vbrig vorhanden / so ists besser / daß die selben bey einander bleiben; vnnd als dann kan man sie allzusammen / an einen absonderlichen Ort stellen; die Vocalisten auch absonderlich/ (gleichsam vor etlichen Jahren zur Naumburg auff dem Fürsten Tage von mir angeordnet worden) da denn die Stimmen in Pleno Choro noch ein: oder mehrmahl / vor die Instrumentisten / sonderlich abgeschrieben werden müssen. Dieweil aber an allen Orten / nicht so viel Organisten oder aber auch Fundament-Instrumenta, (als nemlich Regahl, Positieff, Clavi-Cymbel) vorhanden; so hab ich eine sonderliche Capellam Fidiciniam (øder Chorum Inftrumentorum) darneben geseßet/ welche von vier Geigern (die man etwa bey den ersten oder andern Knaben/ der Orgel gegenvber stellen kan) in grossen Kirchen fein frisch vnnd scharff/in kleinen Kirchen aber fein sanft vnd lieblich musicirt werden muß: weil sie so wol als die Orgel / gleichsam das Fundament zu allen vier Knaben helt / vnd fort vnd fort / ohne Pausen mit gehet. Wiewol in etlichen.Gesängen / so etwas lang seyn / als (Wie schön leuchtet der Morgenstern) Ich diese Capellam bisweiln pausirn laße; da immittelst der Lauten-Chor / oder die Orgel alleine mit einem sanfften Register muß gebraucht werden / oder man kan die Orgel zu zweyen / als zum ersten vnd dritten Knaben/ die derselben zum nechsten gestellet werden müssen; vnd die Violiften in der Capella Fidicinia zu den andern beiden / als zum andern vnd vierden Knaben gebrauchen; vnnd als dann muß man in derselben Capella Fidicinia notiren vnd vnterstreichen / was dieselben Knaben/so bey ihnen stehen /singen: das hinderstellige so die andern beide Knaben / bey den Organisten singen / kan der Organist vor sich auch auß der Capellen abseßen / oder aber in dem General-Bass notirn vnnd vnderzeichnen: daß also die Variation/vnd vmbwechselung desto besser allenthalben in acht genommen werden möge. Do fern auch beyŋ jedem Knaben/ein: vnnd also 4. Organisten (welches zwar an wenig ortern geschehen kan) vorhanden; so kan man / weil ohne das die Organisten vor sich das Fundament vnnd MittelStimmen gnugsam führen / im 1. vnnd 3. Versu Puerorum, VI Die Capellam Fidiciniam aussen lassen / vnnd dieselbe pro variatione, damit die Violen nicht allezeit zugleich mit fortgehen / in 2. vnd 4. Versu allein vnd wenn der gange volle Chorus pro Capella darzu kompt / zugleich mit einstimmen lassen. Wiewol es auch gar anmutig vnd die wort der Tertes desto besser zu vernemen seyn/ wenn man im anfang den ersten verß/ durch die Knaben gar alleine / in ein lindes liebliches Stimlein der Orgel singen left / das die Geigen vnd Lauten ganz aussen bleiben. Wofern aber nicht vier gute Knaben vorhanden / kan man 2. Knaben vnd 2. Tenoristen: oder 3. Knaben vnd 1. Tenoriften: (wie dann sonderlich der 3. Discant, weil er in Pleno Choro mit den andern nicht in Vnisono fortgehet / von eim Tenoristen kan ges sungen werden) oder auch 3. oder 4. Tenoriften nemen: oder an stadt deß 2. vnnd 4. Knaben zween Cornet / oder zwey violin / oder ein Cornet vnnd ein Violin gebrauchen / nach dem man es haben kan. Denn ob gleich einer oder zween Difcant nicht Viva oder humana voce, fed inftrumentali flatu ohne Tert gehöret werden/ so kan man doch die Wort vnnd vorhergesungenen Tert des 1. vnd 3. Discants / auß der Meloden / so im 2. vnd 4.Discant dem ersten gleich als ein Echo respondiret / leichtlich errahten vnd nachrahmen. In eßlichen Orgeln / hat man die Cymbel-Glöcklein / welche zum vollen Chor gezogen/ gar lieblich / schön vnd anmutig gehört werden; auch wol bißweilen (da sie nicht gar zu stard klingen) wenn die Knaben allein singen: wie dan ein jeder Musicus vnd Organist selbsten in seiner Kirchen / die gelegenheit sehen/ vnd der sachen besser / vnd weiter nachdencken kan. Demnach auch etliche / dieser andere Art Concert, viel verß haben / kan man derselben so viel man wil / nach einer jeden Kirchen vnd der Prediger gelegenheit / gebrauchen vnd aussen lassen. II. Dieweil deß worts / Ripieno / ¡um oftern alhier erwehnet wird / so ist im Tomo Tertio pag. 131. 132. angezeiget worden/ daß es soviel sey als Chorus plenus, Chorus, pro Capella, Capella pro choro, Tutti, omnes, Plenitudo, do der gange Chor zusammen einfelt vnd einstimmet. Vnd kan man doselbst den 4. Cantum vnnd den Alt, Tenor, Bass in dem 2. choro Adultorum, ettliche mahl absonderlich abcopyren vnnd abschreiben lassen / vnnd von Schülern oder andern Musicanten, wenn deroselben vbrig vorhanden / einen oder mehr übrige Chor an vnterschiedene Derter verordnen / darmit dieselbige mit dem gangen Chor zusammen fallen / vnd desto mehr stercken helffen. III. Das die Knaben in ihrem Choro Puerorum alzeit fein mit einem langsamen Tact procediren. Darumb ich denn das Signum tardioris Tactus C vorhergeseßet: wenn aber die Ripieni in Choro Pleno anfahen / so muß man ein feinen frischen ges schwinden Tact / mit dem Signo Diminutionis feu Tactus celerioris, bezeichnet / führen: vnd solchs vberal in allen versen es also halten. Denn diese Signa deuten eben so viel an / als wenn ich die Italianische wörter gebraucht hette: Ideft, lento: tardè: langsam. Ideft, prefto, velociter: geschwindt. IV. Das der vierdte Knabe (Quartus Puer) allzeit zum Pleno Choro, weil derselbe sonsten keinen Difcantum ben sich hat gestellet werde. Vnd kan man zum dritten Discant-Knaben / wenn der Plenus Chorus vnnd die Ripieni einfallen/ einen Cornet oder Violin ordnen / weil der selbe Discant mit den andern dreyen nicht in Vnisono fortgehet. Demnach aber manchem nicht gefallen möchte / daß im II. III. V. IX. X. vnd XI. die andern drey als nemlich / der 1. 2. vnd 4. Difcant, in den Ripienis alle zugleich in Vnisono miteinander procediren, so tönte man daselbst den andern Cantum mit dem 3. Cantu jugleich in Vni-fonum sezen: der 1. vnd 4. Cantus aber mussen den rechten Choral auch miteinander in Vni-fono bes halten. Inmassen ich solches im XI. (Wie schön leuchtet) vnd auch im XIII. (Wehr Gott nicht mit vns) bißweilen obseruiret / vnnd zwey vnnd zwey Discant miteinander in Vnisono gesehet habe. V. In dem VIII. Vbi Rex eft Gloriarum: do kan man den 4. Cantum / auch wol vor eim Discantisten in octaua Superiore singen lassen. Dieweil er aber perfonam Angeli tribus mulieribus refpondentis, repræfentiret, so ist es besser daß er von eim Tenoristen gesungen werde. Daselbsten aber müssen die ersten drey Discant also in Vnifonis / wie sie gesezt seyn/verbleiben: vnd als dann der 2. Discant vnd der 4. nemlich der Tenorist, zum Pleno Choro gestellet vnd geordnet werden. VI. Dieweil auch etliche vnter diesen Concert-Gesängen viel verß haben: so kan man deren etliche aussen lassen / nach eines jeden gefallen: oder der 1. Theil poft lectionem Epiftolæ, der 2. Theil post lectionem Euangelij, der 3. Theil poft Concionem: oder aber alle drey Theil nacheinander in den Vespern an stadt deß Magnificats musicirt werden. Inmassen solches im GeneralBaß polyhymniæ panegyricæ beim 21. punct mit mehren von mir erinnert worden. VII. In der Capella Fidicinia hab ich die Mittel-parteyen / bißweilen mit den Vocal-Difcanten, aber doch gar selten / vnd an weinig Dertern in octauen gehen lassen: welche ob sie wol auß denen / In Tertio Tomo fol. 95. biß 99. vnd 178. angezogenen rationibus/vnd autoritate Italorum tönnen palliret werden; mir doch aber bedencklich vorfallen / vnd ohne sonderbare vrsach dero selben zu gebrauchen nicht rathsam erachte. Sonsten denn auch / wenn man Violen de Gamba ju dieser Capella gebraucht / der Cantus off einer Tenor Viol de Gamba in octaua inferiore / darmit die Harmonia etwas grauitettischer refonire / gestrichen werden kan. Es ist aber diese Capella Fidicinia mit vier InstrumentalStimmen / nit allein die Harmony zuerfüllen / sondern auch vmb etlicher Jungen Organisten / so sich noch zur zeit in den General-Baß nicht richten / oder die Mittel-Stimmen zu dem Baß von sich selbsten nicht finden noch greiffen können/zum besten. Darumb man dann auch bißweilen an denselben Dertern die Inftrumenta auch gang aussen lassen kan/ darmit die Vocal-Stimmen (als die principal concertat vnd fauorit oder recitativ-stimmen/wie ichs in andern polyhymnijs genennet hab / alhier aber die Knaben in den Discanten darunter begriffen werden) desto besser gehöret vnd vernommen werden. Oder wil man die Instrumenta, wann derselben vorhanden / nicht ganz aussen lassen: so kan man doch bißweilen nicht alle viere zugleich gebrauchen / sondern den Discant (weil er meistentheils den Choral in fimplici Cantu mit führet) aussen lassen/vnd allein die andern drey oder zwo Inftrumental-Stimmen / mit 2. oder 3. Violen øder posaunen: oder nur den Alt vnd Bals/oder Tenor vnd Bass / oder den Ballum Inftrumentalem, mit einer posaun/oder Fagott (Dulcian) oder Bass-Geigen / gar alleine zu den Vocal-Stimmen mit gehen lassen: wann ein Regahl oder Orgel darbey ist. VIII. Es mussen aber die Inftrumenta / alls nemblich die Geigen / viel mehr aber die Zincken vnd Posaunen (wann man dieselbe brauchen wil) fein sanfft vnd still intoniret vnd geblasen werden: darmit die Vocal- oder Concertat-Stimmen / daß sind die Knaben / vor den Inftrumenten eigendtlich gehört werden mögen. Inmassen dañ sonderlich vor alle dingen de forte (fortiter) vnd pian, piano (submisle) observirt werden muß / do man den vnterscheid mit starcken vnd stillen sanfften laut zu musiciren in acht VII nehme: oder man kan an dem Drt do pian darbeŋ notiret den Ballum Inftrumentalem gar alleine ohne die andern Instrumenta, oder so viel deren seind / gang einhalten vnd wo das forte kombt / wieder anfahen lassen. Do dann auch der Organist oder Lautenist das forte vnd pian fleissig in acht nehmen / vnd zum pian gar linde greiffen / vnd kaum 2 Claves, oder drey Säiten berühren muß. IX. Jm I. VI. vnd XII. hab ich eine turße Sinfoniam vorhergeseßet: vnd bin willens gewesen / vor die andern alle eine Sinfoniam vorzusehen. In massen ich in Præambulo Polyhymniæ Iubilææ, vnd Musa Aonia Calliope, bey einer jeden Cantion vorher vnd auch in der Mitten eine Sinfoniam beygebracht: Aber weitleuftigkeit zuvermeiden alhier vnterlassen: Bevorab / weil ein jeder Musicus selbsten solche vnd dergleichen kurze Sinfonien auß anderer Autoren Pavanen vnnd Canzonen (dauon in Tertio Tomo Syntagmatis M. fol. 189. 190. mehrer bericht zufinden) vor einem jeden Gesange nach eines jeden Tono vnd Claue mit Instrumenten vorher musiciren lassen kan: doruff als dann die Capella Fidicinia den rechten Gesang mit denen zugeordneten Knaben anfenget vnd also hinauß führet. Man kan aber diese Sinfonien musiciren oder nicht/ nach dem man zeit vnnd lust darzu hat: denn es gleichsam ein Præambulum ist / so ein Organist off der Orgel vorher zu resoniren pflegt. X. Dieweil auch offtmals fürfeldt / daß ein Lautenist / Theorbanist (oder ein ander Musicus so sich der Fundament-Instrumenten gebrauchet) zu dem der den Baß in der Capella Fidicinia, mit einer Baß-Geigen oder Fagott musiciret / geordnet vnnd adiungiret wirdt: So hab ich es nach meiner einfalt / nicht vndienlich seyn erachtet/ daß doselbsten eben so wohl / alß ein GeneralBass, die, Numeri vnd andere Signa drüber gezeichnet würden: darmit derselbe Bals auch an stat des General-Basses (den der Organist oder Director Mufices nicht entrahten / sondern selbsten bey sich behalten muß) vberall gebraucht werden könne. Vnd hette wol wündschen mögen / daß mir solcher vortheil eher eingefallen / darmit ich solches in meinen hiebevorigen Operibus ebener massen in acht nehmen können. Könte auch nicht schaden / daß dieses von andern Authoribus, bevorab in Pavanen, Galliarden, Couranten vnd dergleichen Canzonen, jedoch keinem hiermit etwas vorzuschreiben / obfervirt würde. XI. So ist es auch nicht so gar sonderlich sehr vnnötig / daß man auch vnter den Inftrumental-Bass in der Capella Fidicinia (so wol als in General-Bass) den Tert darunter seßet. Ob es etwa einem gut deuchten möchte / denselben Voce humana entweder alleine oder neben dem Instrumento zugleich mit singen zu lassen. Vnd stehet einem Musico frey / ob er nach demselbigen Basso, auch vnter die andern Instrumental-Stimmen in derselbigen Capella Fid: den Tert zu appliciren vnd vnder zu legen nöttig erachten thete. XII. Dieweil ich den General-Bass aufs aller schlechteste vnd einfältigste / auch vber denselben / einen Discant darzu gesehet/ darmit sich die vngeübte Organisten, so deß General-Basses noch nicht gewohnet / desto besser dessen gebrauchen können: So wolle sich keiner nicht jrren lassen / daß im selbigen Discant pro Organo (oder Cantu continuo) wenn er ihn mit den andern rechten Stimmen/so nach der Compofition gesegt seyn conferiren wird/Octavē vnd Quinten fürfallen / denn doran gang nichts gelegen: dieweil ich allein dohin sehen müssen / daß ich denselben Cantum continuum zu dem General-Bass also vnd dergestalt ans brechte / darmit es gar füglich / bequem vnd leicht den Incipient-Organisten fürkehme / vnd sie sich desto eher vnd besser an den General-Bals gewehnen könten. Vnd laß ich mich bedüncken / daß ein junger Organist, der sich anfangs in die Noten deß General-Balles so baldt nicht richten noch finden kan / weit besser thue / wenn er diese beyde Stimmen (den Cantum vnd Bassum Continuum) auß diesen Noten in seine gewönliche Teutsche Buchstaben-Tabulatur abseße / vnnd die Diæses vnd Numeros 3. 4. 5. 6. &c. so vber dem Ballo Continuo gefunden werden / auch in jhre Buchstaben resoluire/ vnd in seiner Tabulatur darzwischen sege: so kan er sich viel besser / bequemerer vnnd leichter darin finden / vnnd fertiger darauß schlagen / alß wenn er alle fünff / Sechs / Sieben / 2c. vnd mehr Stimmen auß allen Parteyen mit grosser beschwehrung auß- vnd abseßen wolle. Sintemal diese Gesänge (wegen der eingemengten Sinfonien vnnd Ritornellen, auch daß die Cantus meisten theils doppelte / diminuirt / gebrochene vnd schlechte Noten, auch bißweilen diese / baldt jene Instrumental-Stimmen mit einfallen) einem Organisten in die Fabulatur zu bringen sehr schwehr fallen: Vnnd dann wegen der vielen Stimmen vnnd mancherley enderungen ja so schwehr darauß zu schlagen. Zugeschweigen / daß es besser / daß der Organist nicht allzeit eben den Cantum, so gesungen wirdt / auch tractire: Darumb ich dann auch den Cantum Continuum meisten theils darnach gerichtet. So haben doch auch die anfahende Organisten den brauch / daß sie nur vff die Oberste vnd vnterste Stimmen alls den Cant vnd Bass sehen/ vnnd die Mittel-Stimmen weil derselben offt gar zu viel / gang nicht obseruiren, sondern dieselbige nach ihrem eignen miß-düncken darzu greiffen. Derowegen erachte ich es nochmaln vor ein sehr nüßlich / hochnöttig vnd sonderbar bequemes Inventu, dz man entweder sich dieses General-Cantus & Balli Continui in Noten: oder aber deren / dorauß gesetzten Teutschen Buchstaben-Tabulatur gebrauche: so hat der Organist kaum zwo oder drey Stimmen hart vntereinander vor sich / die er leichtlich begreiffen / die darzu gehörige Tertien vnd Quinten selbst finden / vnnd desto bequemer in die finger bringen kan. XIII. Im General-Bass, Polyhymniæ III. Panegyricæ: Item Polyhymniæ V. Exercitatricis : Præambuli Polyhymniæ Iubilæę: vnd Musæ Aoniæ Calliopes: seynd auch noch etliche observationes zufinden / so alhier bey diesem opere wol in acht zunehmen. |