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Regiments sich bereits auf dem Marsche zu den Herbstübungen befanden; doch standen dem Regiment nach seiner ganzen ruhmreichen Theilnahme an jenen Kämpfen soviel hervorragende Tage zu Gebote, daß nicht nach einem solchen gesucht zu werden brauchte.

Die Wahl fiel auf den 6. August, jenen Tag, an dem zwei brandenburgische Batterien Zeugniß davon ablegten, was preußische Artillerie unter den schwierigsten Verhältnissen vermag, und, vor bildlich für die Artillerien aller Zeiten, jene denkwürdige Stellung auf dem Rothen Berge bei Spicheren nahmen.

Oberst Humann hatte den Major Brause, die Hauptleute v. Stumpff und Ribbentrop, sowie den Premierlieutenant v. Peschke mit den Vorbereitungen für das Fest betraut. Die Erinnerungsfeier sollte am 5. August in einer Begrüßung der Kameraden und Veteranen im Stadtpark, am 6. August in Parade, Festmahl und Festen der Batterien bestehen.

Der Abend im Stadtpark verlief in der anregendsten Weise. Für die einzelnen Batterien waren nach der Bezeichnung, die sie im Jahre 1870 getragen hatten, Tische bereitgestellt worden. Man muß es gesehen haben, wie Offiziere und Mannschaften sich zusammenfanden, welche Wiedersehen zwischen alten Kameraden, die seit dem Feldzuge nicht wieder in Berührung miteinander gekommen waren, gefeiert wurden; man muß in die leuchtenden Augen der Männer geblickt haben, die hier im Kreise alter Waffengefährten wieder fühlten, daß sie zusammengehörten, daß sie eins seien in der Liebe zu König, Vaterland und Regiment, man muß die Erzählungen gehört haben, wie einer den andern an gemeinsam durchlebte Stunden erinnerte, um die Stimmung dieser weihevollen Abendstunden ganz ermessen zu können.

Den Gipfel der Begeisterung erreichte das Fest, als General v. Dresky in seiner markigen Ansprache die Herzen Aller mit sich fortriß und als oben im Saale des Stadtparks das vom Hauptmann Ribbentrop in gebundener Sprache verfaßte Festspiel in kurzen treffenden Zügen die Thaten des Regiments vorführte. Die Parade am Morgen des 6. August nahm General v. Dresky av. Ihr folgte ein kurzes Exerziren im Feuer. Das Festessen, zu dem ein Theil der Veteranen herangezogen werden konnte, verlief in der gehobensten Stimmung, und die Feste der Batterien wurden durch das Erscheinen ehemaliger Angehöriger derselben geehrt und verschönt.

Dem Regiment waren von vielen Seiten, von Vorgeseßten, ebemaligen Kameraden und von Regimentern, die mit ihm Schulter an Schulter gefochten hatten, Telegramme zugegangen: Brandenburg hatte es sich nicht nehmen lassen, seine Antheilnahme an der Feier des Regiments durch reichen Schmuck seiner Straßen Ausdruck zu geben.

Ein Festmabl in Berlin vereinigte am 16. August nochmals die aktiven und ehemaligen Offiziere des Regiments, welche am Feldzuge theilgenommen hatten.

Bald nach dem 6. August ging das Regiment zu den Herbstübungen, welche in diesem dentwürdigen Jahre unter den Augen Seiner Majestät und denen seiner boben Verbündeten, des Kaisers von Lesterreich und des Königs von Sachsen stattfanden.

Noch auf dem Marsche dorthin wurde am 16. August folgende Allerhöchste Nabinets-Ordre den Batterien verlesen:

„Telegramm an das Armeekorps:

Nachstehendes Telegramm Seiner Majestät bringe ich bier durch zur Kenntniß des Armeekorps:

S. M. S. Hebenzellern«, 16. August 1895.

Dankbar erinnere Jch Mich beute der im beißen Ringen und unter schweren Opfern in der Schlacht von Vionville -- Mars la Tour ven Meinen braven Brandenburgern erkampften un vergänglichen Verbeeren. Ich beauftrage Sie, der selbst an jenem Tage mitgefechten, dem III. Armeekorps Meinen Koniglichen Dank und Gruß auszusprechen.

Wilhelm R.

Jch babe Seiner Majestät mit unierem Dante die Ver sicherung ausgedrückt, daß die Brandenburger and in Zufunit wie rer 25 Jahren ihre Schuldigkeit thun werden.

Prinz von Hebenzellern."

Nach den Regimentsübungen, welche in diciem Jahre in der Neumark stattfanden, ging das Regiment zu den großzen Herbit übungen füdlich und südwestlich Stettin über die der.

Die aus dem (arde und III. Korps bestebende Sud Armee befcbligte der Kommandirende General des III. Armeekorps, Prinz Friedrich von Hohenzollern; vem zweiten Gefechtstage Mittags bis zum dritten Tage Mittags führte Seine Majestät Hedit

selbst die Armee, um dann das Kommando über die aus dem 11. und IX. Korps zusammengesetzte Nord-Armee zu übernehmen.

Troydem eine eigentliche Kaiser-Parade nicht stattgefunden hatte, erhielten die Unteroffiziere und Mannschaften doch das Revuegeschent. Zahlreiche Ordensverleihungen gaben äußerlich der Allerhöchsten Zufriedenheit Ausdruck.

Wenn sie auch kein rein militärisches Fest war, so verdient doch die „Bismarck-Feier“ am 1. April in einer RegimentsGeschichte Erwähnung. Am 1. April 1895 vereinigten sich Offiziere und Bürgerschaft Brandenburgs zu einem Festessen in den Räumen von Ahlerts-Berg, am 6. April folgten die Offizierkorps einer Aufforderung des Bezirkes Brandenburg des Deutschen Kriegerbundes zu einem Festkommers im Hohenzollern-Park. Beide Veranstaltungen waren von rein patriotischem Geiste durchweht.

Gleich zu Beginn des Jahres 1896 wurde der Kommandirende General des Korps, Prinz Friedrich von Hohenzollern, auf seinen Antrag zur Disposition gestellt. An seine Stelle trat der Generallieutenant v. Ligniß, welcher, unter dem 1. September 1896 zum General der Infanterie ernannt, noch heute an der Spise des brandenburgischen Korps steht.

Am 12. April 1896 erlag Oberst Humann einer Erkältung, welche er sich auf einer Besichtigungsreise in Perleberg zugezogen hatte. Das Regiment trauerte tief und aufrichtig; hatte doch Cberst Humann es verstanden, sich die Liebe und das Vertrauen seiner Untergebenen im hohen Maße zu eigen zu machen. Ganz besonders aber wird die reitende Abtheilung ihm stets ein dankbares Erinnern bewahren; seiner Thatkraft und seiner Beharrlichkeit war es ge= lungen, den dringenden, langgehegten Wunsch dieser Abtheilung nach einer neuen Kaserne zur Wirklichkeit werden zu lassen. An seine Stelle im Regimentskommando trat am 18. April der Oberstlieutenant Eisentraut.

In diesem Jahre kam ein verkürzter Säbel, der von jest ab endgültig am Sattel befestigt werden sollte, zur Einführung. Die Offiziere erhielten zum Dienstanzuge die Feldbinde.

Die 25jährige Wiederkehr der Gründung des Deutschen Reiches war am 18. Januar gefeiert worden.

Im Jahre 1897 beging die Armee am 22. März festlich den 100 jährigen Geburtstag Kaiser Wilhelms des Großzen. Laut Allerhöchster Kabinets Ordre wurde die Wiederkehr des Tages an

drei Tagen durch Kirchgang, Parade und Regiments appells gefeiert. Bei den letteren wurde durch von dem Regiment besonders damit betraute Offiziere ein furzes Lebensbild des verewigten Helden entworfen.

,,Verklarter Kaiser, wir geloben Dir:

Uns trennt fein' Zeit, uns trennt kein Sterben;
Mit unsern Leibern decken wir

Dein Werk, Dein Reich und Deinen Erben.“

Als Erinnerung an den hochseligen Herrn tragen seitdem alle preußischen Offiziere und Mannschaften, welche am 22. März dem aktiven Heere angehörten, sowie die im Besig von Kriegsdenkmünzen befindlichen alten Krieger die Erinnerungsmedaille am Vande des Schwarzen Adler-Ordens.

Für die ganze deutsche Armee wurde am 22. März von Seiner Majestät dem Kaiser und sämmtlichen deutschen Fürsten das Tragen der deutschen Rokarde befohlen, als ein sichtbares Zeichen der im Herzen fest begründeten Zusammengebörigkeit.

Während im Uebrigen dieses Jahr ohne besondere Ereignisse verlief, sollte es doch nicht scheiden, ohne nicht allein der brandenburgischen Artillerie, nein, der ganzen Waffe einen schmerzlichen Verlust zu bringen. General v. Bülow, der unserem Regiment als Rommandeur der Artillerie des III. Armeekorps im Feld zuge 1870/71 ganz besonders nabe gestanden batte, ging heim, ein Mann, der, wie selten einer, die Waffe, der er angehörte, fannte und im Kriege zu verwenden verstand."

Seine Majestät der Kaiser und König batte die Gnade in einem an die Hinterbliebenen gerichteten Schreiben seine Theil nahme zu bezeugen, indem Seine Majestät sich in folgender, bedst ehrender Weise aussprach.

Zu dem schweren Verlust, der Sie durch den Tod ibres Vaters betroffen, spreche ich Ihnen Mein innigstes Beileid aus. In Kriegs- und Friedenszeiten war es dem Entschlafenen ver gennt, unter Meinem in Gett rubenden Herrn Großvater in hervorragenden Stellungen zu wirken. Seine rubmreiche Thatig feit im letzten Kriege als Kommandeur der Artillerie Meines brandenburgischen Armeekorps gehört der Geschichte an. Was Jhr Vater der Armee gewesen, was er im Besonderen für seine Waffe geleistet, werde auch Jch nie vergessen und ihm ein dant vares Andenken über das Grab bewahren. Wilhelm R."

Am 15. Juni 1898 wurde der Brigadekommandeur, Generalmajor Hahn, zunächst zur Vertretung des beurlaubten Komman deurs der 9. Division kommandirt, kurze Zeit darauf zum Kommandeur derselben ernannt. Der Königlich Württembergische Oberst v. Körber, bis dahin Kommandeur des Feldartillerie-Regiments von Peucker (Schlesischen) Nr. 6, übernahm die Brigade und ist heute als Generalmajor Kommandeur derselben. Die Jahre 1898 und 1899 brachten der Feldartillerie das neue Material C/96; unserem Regiment wurde es am 1. April 1899 überwiesen.

Der 4. fahrenden Batterie, Hauptmann Furbach, wurde die Auszeichnung, Sommer 1898 Versuche mit einer Feld-Haubige auszuführen.

Beim Abschluß der Regimentsgeschichte geht dem Regiment die Trauerfunde von dem Abscheiden seines hochverehrten Kommandeurs im Feldzuge 1870/71, des Generals der Artillerie v. Dresky, zu. Das Dahingehen des verdienten Führers, der seine Zuneigung dem Regiment bis zu seinen letten Stunden bewahrte, wie es aus der regen Mitarbeiterschaft an diesem Werke hervorgeht, ist um so schmerzlicher, als es nun nicht mehr möglich ist, ihm nochmals persönlich für seine Antheilnahme zu danken. Sein Bildniß aber, welches im Speisesaal des Kasinos zu Brandenburg auf uns herabschaut, wird in jedem Offizier des von ihm in großer Zeit geführten Regiments eine dankbare, dauernde Erinnerung wach halten.

Der Herbst dieses Jahres wird dem Regiment wieder eine Trennung im Offizierkorps und in den Batterien bringen. Viele treue Kameraden werden scheiden, das enge Band, welches die Batterien eines Regiments umschlingt, wird gelockert werden.

An welcher Stelle aber auch der Einzelne oder die Truppe nach dem Willen Seiner Majestät späterhin dem Könige und dem Vaterlande dienen werden, überall dorthin möge sie die ruhmreiche Ueberlieferung unseres Regiments begleiten und sie in dem festen Bestreben bestärken, dem Königlichen Dienste ihr Bestes zu widmen.

Abgeschlossen: Anfang April 1899.

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