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brechen des Feindes; die Batterien, fast gänzlich ohne Munition, wurden jedoch auf Befehl des Divisionskommandeurs nach 3 Uhr in eine Aufnahmestellung südwestlich Vionville zurückgezogen. Hiermit endete die Gefechtsthätigkeit der III. Fuß-Abtheilung. In der Geschichte des 18. Regiments findet sich im Gegensatz zum Gst. W. die Angabe, daß die 6. schwere Batterie allein nördlich der Chauffee verblieben wäre und dort noch um fünf Uhr gegen Mitrailleusen und Kanonen-Batterien mit gutem Erfolge gewirkt habe; erst später sei sie zur Abtheilung in die Aufnahmestellung zurückgegangen. Auch findet sich im Gefechtsbericht der 5. leichten Batterie die Bemerkung, daß sie Abends 71/2 Uhr bei einbrechender Dämmerung durch den Chef des Generalstabes, Oberst v. Voigts-Rhes, den Befehl erhalten habe, wieder bis an die Chauffee vorzugehen, um im Anschluß an die Batterien Körber den abziehenden Gegner zu beschießen. Die Batterie ging in die Stellung, kam aber nicht mehr zum Feuern.

Nach dem Zurückgehen der III. Fuß-Abtheilung richtete sich das Feuer des Gegners gegen die Batterien Körber südlich der Chaussee, welchen sich unsere 3. leichte unter Lieutenant v. Pressentin an geschlossen hatte. Das brave Verhalten dieser Batterie in ihrer ersten Stellung, ihr schrittweises Zurückgehen ist von der berufensten Feder, ihrem tapferen Führer, geschildert worden. Er schreibt über die Thätigkeit der Batterie in dieser Stellung: „Oben auf dem Berge nahmen wir eine Stellung und eröffneten ein heftiges Feuer auf die feindlichen Massen. Wir wurden hier von der feindlichen Artillerie mit einem Granatregen überschüttet. Die Franzosen kannten die Entfernung genau und schossen sehr gut. Aber ebenic wie bei Spicheren schützte uns der französische Zünder vor noch größeren Verlusten. Fiel eine Granate in die Batterie, so dauerte es noch eine Weile, ebe sie krepirte. Das hatten wir bald gemerkt, und auf den Ruf »Granate warf sich Alles nieder. Die Granate krepirte dann, ohne großen Schaden zu thun. Das Alles war Sache zweier Sekunden. Nach unseren Beobachtungen schossen wir gut, gegen 4 Uhr zogen sich die französischen Truppen, zulezt die Artillerie, zurück. Wir bekamen Luft und riefen Viktoria! Indessen war dies nur eine Gefechtspause, die uns aber um so willkommener war, als unsere heißgewordenen Rohre sich abkühlen konnten und wir Zeit gewannen, Ersatz an Leuten, Pferden und Munition heranzuziehen, was dringend nöthig war, um die Batterie wieder bewegungsfähig zu machen.

Gerade als wir dieses Geschäft beendet hatten, erhielten wir in der linken Flanke Mitrailleusen- und Infanteriefeuer; zugleich beschoß uns feindliche Artillerie in der Front, jedoch auf große Entfernung. Die Batterie war eben im Begriff, eine Frontveränderung und einen Stellungswechsel vorzunehmen, als der Erzähler dieses einen Schuß in den Fuß erhielt. Im ersten Moment hatte ich das Gefühl, als wäre mir ein Stein scharf gegen das Fußgelenk geschleudert worden. Zugleich flimmerte es mir so vor den Augen, daß ich niederfiel, doch hatte ich noch Bewußtsein genug, in einen nahen Chausseegraben zu kriechen."

Sekondlieutenant Ahrens übernahm jezt das Kommando über die Batterie und behielt es, obgleich selbst verwundet, bis zum Ende der Schlacht. Er führte die oben erwähnte Frontveränderung derart durch, daß die Batterie sich 300 Schritt südlich der Chaussee entlang zog und dann Stellung nahm, Front nach Nordwesten. Sie be schoß zunächst die flankirende Artillerie, die sich vald zurückzog, dann feuerte sie auf die in der Yücke der Tronviller Büsche zeitweise auftretende feindliche Infanterie, Artillerie und Mitrailleusen.

Als feindliche Artillerie in der rechten Flanke erschien, ging die Batterie noch 400 Schritt vor, machte durch eine Halbrechtsschwenfung Front gegen die feindliche Artillerie und eröffnete auf diese das Feuer. Die Bewegungen theilte mit der 3. leichten die 1. rei tende Batterie IV. Armeekorps. Die legte Schwenkung fiel zusammen mit dem so lange und heiß ersehnten Eintreffen der 20. Infanterie- Division. Doch aver sollten die Batterien des Majors Körber noch einmal sich eines Angriffs feindlicher Infanterie in nächster Nähe erwehren müssen, als auf tausend Schritt ein Vorbrechen feindlicher Schüßen aus den Tronviller Büschen erfolgte. In der genannten Stellung blieb die 3. leichte Batterie bis 634 lbr Abends. Inzwischen hatte sich auf dem linken Flügel der Angriff der 20. Division vorbereitet. Der Versuch der 38. Brigade, die Höhen von Bruville zu stürmen, scheiterte an der feindlichen Ueber legenheit. Das muthige Einbauen der 1. Garde-Dragoner und die großartige, glückliche Reiterschlacht des Generals v. Barby mit den jüdlich Mars la Tour verjammelten Reitermassen stellten jedoch eine günstigere Gefechtslage wieder her.

Gegen 4 Uhr war Prinz Friedrich Karl bei semen Brandenburgern auf dem Schlachtfelde westlich des Bois de Vionville eingetroffen. Ueberall, wo er sich zeigte, wurde er mit brau

11. der 6.1. Battr.

sendem Jubel empfangen. Seine Königliche Hoheit war der Ansicht, daß auf dem rechten Flügel bei der 5. Division hinbaltend gefochten werden müsse, daß dagegen auf dem linken Flügel die Offensive geboten sei. Wie die 20. Division nicht mehr in der Lage war, diesem Befehle nachzukommen, ist soeben gestreift worden: um aber den Franzosen zu beweisen, daß die Deutschen sich als Herren des Schlachtfeldes betrachteten, ordnete der Prinz-Oberbefekt== haber noch um 7 Uhr Abends unter Ausnutzung der letzten Kräfe von Mann und Pferd eine größere Angriffsbewegung an und „erließ den Befehl zum Vorbrechen an das X. Armeekorps, die 6. Infanterie-Division, die 6. Kavallerie-Division und die Artillerielinien der Mitte". (Skizze 38, S. 337.)

LehtesVorgehen An dieser Vorwärtsbewegung betheiligten sich von unserer der reit. Battr. Batterien eigentlich nur vier: nämlich die drei reitenden und die 6. leichte. Die 3. schwere, welche mit diesen Batterien vereint ge standen hatte, war gegen 7 Uhr Abends auf direkten Befehl Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Friedrich Karl auf die Höbe westlich Bionville gezogen worden, wo sie noch Gelegenheit hatte. gegen feindliche Kavalleriekolonnen zu schießen. (Skizze 39.) 11m 10 Uhr rückte die Batterie aus dieser Stellung ins Biwak.

Oberst v. Dresty führte unsere Batterien im Verein mit zwei Batterien des 10. Regiments persönlich vor. — Die Batterien gingen bei bereits eingetretener Dunkelheit in der Richtung auf Rezonville tausend Schritt mit größter Energie und größtmöglicher Schnelligkeit vor, erhielten jedoch plötzlich von Rezonville und ren der Chaussee her heftiges Infanteriefeuer. Sie proyten auf der viel umstrittenen Höhe südwestlich von Rezonville ab und gaven Schnellfeuer zum Theil mit Kartätschen ab.

Alle vier Batterien erlitten hier nochmals große Verluste, ie daß Fahrer, ja auch Offiziere die Geschüße bedienen halfen. Ven der 1. reitenden Batterie wurden hier noch Hauptmann Scheringer und Sefendlieutenant Müller-Wiehr verwundet, so daß sich bei den beiden reitenden Batterien der Korpsartillerie thatsächlich nur noch zwei Offiziere, der Abtheilungskommandeur und der Führer der 3. reitenden Batterie, Premierlieutenant Franc, befanden. Die 1. reitende Batterie wurde vom ältesten Unteroffizier, dem Sergeanten Alisch, mit Umsicht und Erfolg geführt.

Auch die 2. reitende Batterie und die 6. leichte hatten einen schweren Stand. Hauptmann v. Schlicht stürzte im feindlichen Feuer,

nur mit Mühe rettete er sich zu seiner Batterie, welche mit Kartätschen sich guft machte. Portepeefähnrich Lessing wurde hier tödlich verwundet.

"

Das geradezu vorbildliche Verhalten der 6. leichten in diesem idhwierigen Augenblick schildert Hauptmann v. Schlicht: „Ich ritt also in der bereits stark eingetretenen Dämmerung auf die Höhe von Rezonville zu vor, sah dort viel Infanterie, die, als ich auf 150 Schritt herangekommen war, ich als französische Garde erkannte. Ich machte für meine Person sofort Rebrt, in der schnellsten Gangart zurückreitend, wobei mir ein mäßiges Gewehrfeuer folgte, ebne mich jedoch zu treffen. Noch ehe ich die Batterie wieder erreite, hatte auch sie, die mittlerweile gefolgt war, in der linken Flanke ein furchtbares Gewehrfeuer auf ungefähr 350 Schritt erbalten. Mehrere Mannschaften, unter ihnen auch Portepeefähnrich Lessing, und Pferde stürzten augenblicklich. Es gelang jedoch dem Bremierlieutenant Bodenstein, im Bewußtsein, daß die Batterie bei einfachem Kehrtmachen unrettbar verloren sei, die Batterie zum Abproven zu bringen, troß der heillojen Verwirrung, welche die einschlagenden Infanteriegeschosse in der Bespannung anrichteten. In diesem Moment traf ich von vorn wieder bei der Batterie ein und zwar zu Fuß, indem kurz vorher mein Pferd zusammengebrochen war. Die Batterie gab 7 Kartätschschuß und 12 vis 15 Granaten auf die französische Infanterie ab, worauf deren Feuer fast verstummte. Diesen Moment venuste ich, um aufzuproven und im Schritt zurückzugehen. Das Aufprozen war äußerst ichwierig, wegen der gänzlichen Ermattung der vente, und weil die Batterie auf einem Abhang stand. Ich bave selbst drei Geschüße mit aufproven helfen. Im Schritt, Alles zu Fuß, ging die Batterie zurück.

Es muß hier hervorgehoben werden, daß, troydem die Bat terie sich in schwierigen Vagen befunden hat, das Benehmen der Mannschaften ohne Ausnahme musterbaft brav und vorzüglich geweien ist. Im heftigsten Feuer haben sie mit größter Rube gerichtet und Geschig bedient. Alle baben tros der großen Verluste, welche Shlag auf Schlag erfolgten, und trop der Verwirrung, welche die einschlagenden Geschosse zwischen den Pferden anrichteten, nur den einen Gedanken gehabt und mit Energie sonder Gleichen durchgeführt, nur schnell zum Schusse zu kommen. Der Erfolg bat auch gezeigt, daß dies das einzige Mittel zur Rettung gewesen ist, indem anderenfalls die Batterie in zwei bis drei Minuten unrettbar bis auf den leyten Mann und das leste Pferd zusammengeschossen worden

Seine Majestät haben auch die Gnade gehabt, das Benehmen der Batterie Allerhuldreichst anzuerkennen.

Das Benehmen der Offiziere und zwar des Premier lieutenants Bodenstein, des Sekondlieutenants Haase und des zugführenden Portepeefähnrichs Lessing ist über jedes Lob erhaben.“

Ueber diese Bewegung schreibt General v. Dresky: „Nachden ich den Befehl zum Vorgehen erhalten hatte, schickte ich zu de: Batterien und ließ sagen, sie möchten aufprozen, gegen Rezon vorgehen und da in Stellung gehen, wo ich halten würde. war vorgeritten und hatte mich etwa 1500 Schritt von Rezenvi.. aufgestellt, ohne einen Franzosen zu sehen. Es war allerdings säza ziemlich dunkel geworden. Als die erste Batterie bei mir anf und hielt, standen plötzlich zwei Bataillone Franzosen auf, welt: 400 Schritt von uns auf der Erde gelegen hatten, und überschütter: uns mit einem mörderischen Feuer. Es fielen zwar viel Leute Pferde, die Batterien kamen aber doch zum Abprogen, und es en: stand eine Kanonade, bei der von einer Leitung des Feuers ur einem regelmäßigen Richten wohl nicht viel die Rede gewesen Ein dicker Pulverdampf lagerte sich so dicht vor die Geschüße, di vom Feinde gar nichts zu sehen war. Ich ritt auf den recher Flügel hin, um den Kampf übersehen zu können, und traf dort dr General v. Bülow, der mich heftig mit den Worten anfuhr: »Herr Oberst, wie können Sie sich erlauben, gegen den bestimmten Beset des Generals v. Alvensleben vorzugehen? Sie jeten ja ganzen Erfolg des Tages auf das Spiel.« Ich erwiderte, de Prinz Friedrich Karl habe mir das Vorgehen befohlen. Geber Sie wieder zurück! befahl mir der General v. Bülow.

Während der Zeit waren aber die Franzosen zurückgegangen. und der Kampf, welcher etwa 20 Minuten gedauert hatte, war be endet; auch hatten die Geschüße ihre Kartätschen verschossen und besaßzen nur noch wenige Granaten. Das Zurückgehen der Batterier ist also nicht durch das feindliche Feuer erzwungen worden, sondern ist auf Befehl des Generals v. Bülow geschehen."

Die 4. leichte und 4. schwere Batterie, welche nahe der Chauffer vorgehen sollten, wurden daran durch heftiges Infanteriefeuer ver der großen Straße her in dem Moment, als sie zum Vorgeben aufproßen wollten, verhindert. Sie richteten ihr Schnellfeuer gegen diese Infanterie mit dem günstigen Erfolge, daß bald das Feuer des Gegners wieder aufhörte.

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