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Infanterie. Bald ging auf ihrem rechten Flügel die 1. 6pfündige in eine dritte Stellung. Auch die 1. 4pfündige Batterie war der Infanterie gefolgt und in der Höhe von Ginolig westlich der Chaussee aufgefahren. Inzwischen waren Podulsch und Zames genommen worden, wodurch die österreichischen Batterien bei Diley gezwungen wurden, rückwärtige Stellungen zu suchen.

Major Rüstow nahm nun seine Batterien, zunächst 1. 6pfündige und 4. 12pfündige, um 612 Uhr Abends in eine außerordentlich günstige Stellung nördlich des Weges Podulsch-Zames, von wo aus er ebensowohl gegen Dilet als auch gegen die feindliche Artillerie auf dem Eisenund auf dem Zebin-Berge wirken konnte. Die zuerst eintreffende 4. 12pfündige und die fast gleichzeitig folgende 1.6pfündige vermochten aus dieser Stellung dem Angriff des Leib-Regiments auf das inzwischen von den Sachsen wieder bejezte Diles vorzuarbeiten, dann wandten sich beide Batterien mit großem Erfolg gegen die Attacke der österreichische Kavallerie-Division Edelsheim, welche die über Diles verfolgenden Grenadiere in den Rücken zu fassen suchte. Der Angriff wurde glänzend abgewiesen.

Die preußische Artillerielinie wurde nach furzer Zeit durch das Eintreffen der 1. 4pfündigen, dann auch der 5. 4pfündigen verstärkt. Während die gezogenen Geschüße ihr Feuer wieder auf die feindliche Artillerie lenkten, mußte die 4. 12pfündige Batterie im immer noch lebhaften feindlichen Feuer schweigen, da der Gegner über 2000 Schritt entfernt stand.

Um 71⁄2 Uhr war Dilet genommen. Zur Sicherung des gefährdeten Rückzuges seiner Batterien versuchte der Gegner jegt einen Vorstoß von Eisenstadtl her. Gegen dieses Vorgehen, dessen Richtung den ganzen Gewinn des Tages in Frage stellte, wurde bald nach 8 Uhr das letzte noch verfügbare preußische Bataillon mit Erfolg eingesetzt.

Sechs feindliche Batterien zwischen Kvelnig und Rybnitschek*) konnten zwar den eigenen Abzug auf Gitschin decken, nicht aber das Bordringen der 5. Division auf den Brada-Berg verhindern, zumal die 3. Division, von Sobotka kommend, gleichfalls siegreich sich Gitschin näherte. Diese Stadt wurde um Mitternacht in Besitz genommen.

Die Batterien waren in ihrer legten Stellung, nachdem das feindliche Feuer gegen 81⁄2 lbr verstummt war, bis 102 Uhr verblieben und marschirten dann in Biwaks bei Ginolig zurück.

*) Westlich Kbelnih.

Die Haltung der zum ersten Male im Feuer gewesenen Mannschaften war vorzüglich gewesen. Diejenigen der 4. 12pfündigen Batterie hatten ihre Aufgabe, mit der eigenen Waffe im feindlichen Feuer schweigen zu müssen, mit größter Ruhe erfüllt.

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4. 12pfündige Batterie: Port. Fähnr. Nirrnheim, blieb in der Batterie (Schrapnelkugel gegen die Brust).

5. 4pfündige Batterie: Hauptmann und Batteriechef Munk. blieb in der Batterie, Sekondlieutenant Cordemann, Port. Fähnr. Hamel.

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Das unerschrockene Benehmen des Kanoniers Karl der 1. 6pfün digen Batterie in diesem Gefecht verdient eine besondere Erwähnung. Er war Stangenreiter des 3. Geschützes, an dessen Proze drei Wände durch eine feindliche Granate zertrümmert wurden, wobei die Granate zwischen den Hinterbeinen des Stangensattelpferdes eindrang, dasselbe der Länge nach durchbohrte und, ohne zu krepiren, in der Brust des Pferdes stecken blieb; Alles dieses, während Karl auf dem Pferde saß. Als die zerschossene Proße durch eine Wagenproze erseßt werden sollte, trat Karl an den Batteriechef mit der Bitte heran, jezt die Stangenpferde der neuen Proße übernehmen zu dürfen, um bei seinem Geschütz bleiben zu können. Diese Bitte, welche ihm sofort gewährt wurde, verrieth unter dem Eindrucke

eines sehr heftigen feindlichen Feuers um so mehr einen hohen Grad von Kaltblütigkeit, als der Mann andernfalls ohne Vorwurf mit seiner zerschossenen Proze zur 2. Wagenstaffel hätte zurückgehen tönnen. Noch bevor der Wechsel der Proßen ausgeführt war, schlug eine Granate in den Zwischenraum zwischen der 2. und 3. Proge ein und tödtete dabei das Vorder- und Mittelsattelpferd des 3. Geschützes, so daß beim Umtausch nur noch die drei Handpferde lebten.

Bei der 1. leichten Batterie wurde der Dreijährig-Freiwillige, Kanonier Pritsche aus Wittenberg in der linken Schulter durch eine Gewehrkugel verwundet. „Er blieb jedoch beim Geschüß, ließ sich die Kugel durch seinen Geschütführer herausziehen und die Wunde etwas verbinden. Als er zum Vorgehen der Batterie auf der Proze auffigen wollte, war der Arm so stark geschwollen, daß er ihn nicht mehr heben konnte und deshalb zum Verbandplaye geschickt werden mußte. Kaum stand jedoch die Batterie in der neuen Stellung, so war auch Pritsche wieder bei seinem Geschütz und blieb, allen Zuredens ungeachtet, bei demselben. Bei Königgräß erhielt er noch zwei Wunden durch Granatsplitter, verblieb aber bis zuletzt bei seinem Geschütz."

Für die staltblütigkeit und Begeisterung der vente giebt auch das Verhalten der Verwundeten ein glänzendes Zeugniß: Sergeant Heine und die ebenfalls schwer verwundeten Kanoniere Rieselbach und Friedrich 11. der 4. 12pfündigen Batterie verließen diese mit Ermahnungen, nur fest zu stehen und sich brav zu halten; die beiden resteren mit zerschmetterten Armen litten nicht, daß sie zum Verbandplage geführt wurden, sondern gingen allein dertbin."

Die Reserveartillerie war an diesem Tage Nachmittags um 21/2 lbr bei drückender Hiße aus dem Biwak bei Bodol aufgebrochen und hatte Abends 11 Uhr unter einem sehr beftigen Gewitter Selles (zwischen Fürstenbruck und Over Baußen, westlich Sobotka) erreicht, wo sie wieder biwakirte. Lebensmittel waren nicht herangekommen, nur Kaffee konnte ausgegeben werden.

Die Batterien der 6. Division trafen mit dieser 3 Uhr Nachts im Biwak bei Sobotka ein. Von der Zweiten Armee wurde heute das 1. Armeekorps über Trautenau berangezogen und biwakirte um Bilnikau (jüdwestlich Trautenau, das Garde und V. Rorps erreichten unter Kämpfen bei stöniginhof und Schweinschädel die ihnen an gewiesenen Punkte Königinbof und Gradlig. Das VI. Korps stand am Abend bei Skalig.

f. 30. Juni bis 3. Juli.

Am 30. Juni blieb die Zweite Armee zwar auf dem linken Ufer der oberen Elbe stehen, von der Ersten Armee erreichte jedoch im Vorschreiten auf Königgräß die 6. Division Chotec (südöstlich Gitschin) mit Vorposten gegen Miletin, die 5. Division Quilibig (östlich Gitschin), die Reserveartillerie Studian

Die übrigen Divisionen der Ersten Armee standen an der Chauffee Gitschin-Königgräß von Gitschin bis Horiz, die Elb-Armee westlich dieser Straße. Am 1. Juli überschritt von der Zweiten Armee das I. Korps von Arnau aus die Elbe und ging bis OberPraußniz, eine Meile südöstlich Trautenau, vor, das VI. Korps wurde an das V. herangezogen; die übrigen Korps blieben in ihren Stellungen. Prinz Friedrich Karl hatte um 3 Uhr Nachmittags die Erste Armee weiter auf Königgrät in Marsch gesezt. Beide Armeen blieben am 2. Juli in den von ihnen am 1. Juli erreichten Punkten, von denen sie am 3. Juli den Vormarsch zur Schlacht von Königgrät antraten.

Für die Märsche der Batterien in diesen Tagen ist nur zu bemerken, daß die Verpflegung dauernd auf große Schwierigkeiten stieß, sowie, daß bei den am 29. Juni im Gefecht gewesenen Batterien die Munition nur theilweise ersetzt war.

4. Die Schlacht von Königgräk.

(Skizze 27, hinter Seite 272.)

a. Bis 11 Uhr Vormittags.

Feldzeugmeister Benedek batte die österreichische Nord-Armee in eine Stellung geführt, welche den kleinen sumpfigen Fluß Bistrit vor der Front, die Elbe und die Festung Königgräß auf eine Meile Entfernung hinter sich hatte. Das Schlachtfeld war in rein taktischer Beziehung für die Vertheidigung günstig, denn die vom Bistriß-Thal aus sanft ansteigenden Höhen, welche durch flache, mit Dörfern und Gehölzen besette Mulden getrennt waren, boten treffliche Artilleriestellungen und gestatteten zugleich, die Infanterie dahinter in den Tiefen vollkommen gedeckt aufzustellen. In der Mitte des Kampffeldes, nahe an der großen Straßze Gitschin-Sadowa-Königgräg, erreichten bei Chlum die Höhen ihren höchsten Punkt. Mit großer Umsicht waren die Batteriestellungen dergestalt ausgesucht, daß die

Batterien sich gegenseitig unterstügen konnten: Geschüßeinschnitte waren hergestellt, die Entfernungen festgestellt worden, auch für die Infanterievertheidigung war durch Schüßengräben und Verhaue nach

geholfen.

In dieser Stellung standen die verbündeten Oesterreicher und Sachsen, vom linken Flügel beginnend:

Das Königlich sächsische Armeekorps zwischen Nieder-Prim und Breblus.

Tas 8. österr. Korps als Reserve für die Sachsen bei Charbusiß.

= 10. =

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3.

4.

2.

nehmen.

=

in Mokrowous-Dobalicka-Unter Dohaliz— Wald von Sadowa oder Hola-Wald.

mit einer Brigade bei Sadowa, mit dem Rest von Lipa bis Chlum.

sollte in der Linie Chlum--Nedelių,

an dieses anschließend, bis zur Elbe Aufstellung

Die Geländeverhältnisse ließen jedoch die Höhen von Maslowed und Horenowes für die Vertheidigung günstiger erscheinen, weshalb beide Korps dahin abrückten.

Die zur Reserve bestimmten Korps, das 1. und 6., standen zwischen Rosberit und Sweti.

Bei der Armee des Prinzen Friedrich Karl waren am Abend des 2. Juli zwischen 6 und 7 Uhr Meldungen eingegangen, welche bedeutende Massen des Gegners hinter der Bistrit feststellten.

Da man also den Gegner in unmittelbarer Nähe wußte, so wurde das sofortige Zusammenziehen der Streitkräfte für den nächsten Morgen verfügt. Der Befehl hierzu lautete in seinen Hauptpunkten: 1. Die Division Horn (8.) steht um 2 Uhr früh in der Position bei Milowiß.

2. Die Division Fransecv (7.) rückt über Groß Horit nach Ceretwig) und steht um 2 Uhr früh in der Position am dortigen Schloß.

3. Die Divisionen Manstein (6.) und Tümpling (5.), unter Befehl des Generals v. Manstein, brechen um 111⁄2 lbr früh auf und rücken in eine Reservestellung südlich Horiz, die Division Manstein östlich, die Division Tümpling westlich der Straße HoriyKeniggrät. Es wird erwartet, daß beide Divisionen um 3 Uhr früh ihre Stellungen erreicht haben.

4. Das II. Armeekorps rückt mit einer Division nach Pjanec,

*) Cerekwiz liegt etwas nördlich der Linie Unter-Cernutek --- Zelkowiz.

Geich. d. Feldart. Regts. Gen. Feldzeugmeister (1. Brandenb.) Nr. 3.

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