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wesen sein. Alle Batterien berichten von durchgezogenen Pferden und von vielen verlorenen Hufeisen, bei einer Batterie mußten fünfzig Pferde beschlagen werden. Auch in der Verpflegung zeigten sich Schwierigkeiten; es stellte sich Mangel an Brot ein, während der Bedarf an Fleisch durch Beitreibungen gedeckt wurde.

Das IV. Korps stand in der Linie Podol - Turnau, das II. Korps gelangte bis südlich Reichenberg, die Elb-Armee bis Hühnerwasser und Oschiß.

Es fand hier also nur ein Aufrücken gegen die Jser statt.

Von der Zweiten Armee hatte an diesem Tage das I. Korps das Gefecht von Trautenau gehabt, das Gardekorps stand bei Eipel und Kostelet (6 km südöstlich Eipel), das V. Korps nach dem glücklichen Gefecht von Nachod vorwärts dieses Ortes. Das VI. Korps befand sich noch bei Habelschwerdt, östlich Nachod.

d. Der 28. Juni.

Prinz Friedrich Karl hatte am Abend des 27. den Angriff auf die bei Münchengräß stehenden feindlichen Kräfte beschlossen. In das Gefecht der 7., 8. und 14. Division bei Münchengräß griffen Truppen des III. Korps und damit auch unsere Batterien nicht ein. Die 6. Division war über Podol vorgegangen und verblieb am Abend in Biwaks bei Brezina, zwischen Podol und Münchengräß; die beiden Fuß-Abtheilungen der Reserveartillerie (II. FußAbtheilung der Regimenter Nr. 3 und 4) waren bis Podol gefolgt. Die 5. Division war schon Morgens um 31⁄2 Uhr von Eisenbrod und Semil (6 km südöstlich Eisenbrod) aufgebrochen, um mit dem Gros um 8 Uhr westlich Rowensko, auf der Straße TurnauGitschin zu stehen. Ihre Avantgarde mit der 5. 4pfündigen Batterie wurde über Ktowa, dicht südwestlich Rowensko, auf Gitschin vorgeschoben. In diesen Stellungen biwakirte die ganze Division, die Batterien auf dem linken Flügel des Gros. Da der eiserne Bestand bereits aufgezehrt war, mußte die Verpflegung durch Beitreibungen erfolgen.

Die reitende Abtheilung, ohne 1. reitende Batterie, vereinigte sich Morgens 9 Uhr bei Wohrajenis mit der reitenden Abtheilung Regiments Nr. 4 und rückte, nachdem sie den Tag über hier gestanden hatte, in das Biwak der Reserveartillerie bei Podol.

Die 1. reitende Batterie hatte heute einen besonderen Auftrag. Sie sollte unter Führung des Oberstlieutenants Heinichen, Kom

mandeur des 2. Dragoner-Regiments, mit 2 Eskadrons Ulanen Nr. 3, 2 Eskadrons Husaren Nr. 10 und 2 Eskadrons Dragoner Nr. 2 über Ktowa gegen Gitschin zur Erkundung vorgehen. Die Batterie war um 31⁄2 Uhr aus ihrem Biwak bei Liebenau abgerückt, meldete sich um 43/4 Uhr bei Sichrow bei dem Detachement und ging um 834 Uhr mit diesem gegen Gitschin vor.

Der Batteriechef, Hauptmann Kreyser, schildert diese Erfundung folgendermaßen:

„Den 2 Eskadrons Ulanen und 2 Eskadrons Dragonern folgte die Batterie, zu deren Bedeckung die beiden Eskadrons Hujaren bestimmt waren. Oberst Heinichen hatte durch einen Bürger aus Gitschin erfahren, daß der Ort nicht besetzt sei, sondern dort nur 50 Bagagewagen unter Vedeckung von zehn Husaren und sechs Jägern seien. Wir gingen im Trabe vor, die Kavallerie suchte vorwärts und seitwärts das Gelände ab. Ohne auf den Feind zu stoßzen, famen wir gegen 11 Uhr vor Gitschin an. Die Batterie nahm auf der Höhe von Rybnitschek Stellung, während die Ulanen und Dragoner bis dicht an Gitschin herangingen. Sie erhielten. Feuer aus der Stadt, bald erschien auch eine feindliche Batterie, gegen welche sich die 1. reitende Batterie wendete. Sie gab drei Yagen ab, von denen drei Schuß getroffen zu haben schienen. Doch erreichten nur wenige Granaten die feindliche Stellung. Die österreichische Batterie schoß dagegen sehr gut, ihre Geschosse gingen. meistens in die Batterie. Ein Geschützkampf war zwecklos, da gleich bei Beginn des feindlichen Feuers unsere Kavallerie zurückgenommen wurde. Ich ließ darum aufprozen, um weiter rückwärts eine Stellung zu nehmen. Bei Ginolig war dies nicht möglich, da das bebe Getreide jede Uebersicht hinderte, erst bei Vibun (4 km nordwestlich Ginolit) fand sich eine Stellung. Die feindliche Batterie batte jedoch ihr Feuer eingestellt, und es folgten beobachtend nur zwei Eskadrons." Die 1. reitende Batterie hatte durch feindliches Feuer zwei verwundete Kanoniere und drei Pferde todt. Munitionsverbrauch: 17 Granaten. Abends 934 Uhr traf die Batterie sehr ermüdetes fielen an Erschöpfung an diesem Tage vier Pferde wieder im Biwak bei Liebenau ein, fand aber hier Niemand mehr

Am folgenden Tage trat sie wieder zur Reserveartillerie zurück, welche sie Nachmittags um 2 Uhr bei Podol erreichte.

Die Zweite Armee stand nach den Gefechten von Soor (zwischen Trautenau und Königinhof) und Stalig mit dem I. Korps noch in

Schömberg, mit dem Gardekorps bei Trautenau, mit dem V. bei Skalit, mit dem VI. bei Rückerts.

e. Der 29. Juni. Gefecht bei Gitschin.
(Skizze 26, S. 251.)

Zu dem Vorgehen auf Münchengrät war die Erste und ElbArmee auf einem engen Raume versammelt worden. Nun wurden von den wenigen Straßen, welche für den ferneren Vormarsch zur Verfügung standen, die auf Gitschin führenden der Ersten Armee zugewiesen, während die Elb-Armee in Richtung über Backofen ausbog.

Brinz Friedrich Karl hatte sich schon am Morgen des 29. entschlossen, mit der 5. Division und einem Theil des II. Armeekorps über Gitschin hinaus vorzugehen. Durch das Vorgehen der 3. Division über Sobotka und der 5. Division über Libun auf Gitschin kam es vor diesem Orte zu zwei räumlich vollständig getrennten Gefechten, wobei jede gegenseitige Unterstützung durch das zwischen beiden Straßen liegende felsige Waldgebirge des Priwisin ausgeschlossen war.

Das 1. österreichische Korps hatte von Münchengrät aus seinen Rückmarsch zur Vereinigung mit der Haupt-Armee angetreten. Es erreichte um 9 Uhr Vormittags die Gegend von Gitschin und nahm eine halbe Meile nördlich der Stadt zu beiden Seiten der Straße nach Turnau Stellung. Die Königlich sächsische Armee war von Unter-Baußen (zwischen Gitschin und Jung-Bunzlau) schon um 3 Uhr Morgens aufgebrochen und stand südlich und westlich Gitschin. Die beiden preußischen Divisionen stießen demnach zunächst auf das österreichische Korps.

Die 5. Division war um 111⁄2 Uhr Mittags aus dem Biwak von Rowenske, an der Straße Turnau-Gitschin, aufgebrochen und kam schon kurz nach 3 Uhr mit dem Feinde in Berührung.

Als die Avantgarde, welcher an diesem Tage außer der 5. 4pfündigen auch noch die 1. 4pfündige Batterie zugetheilt war, während die 1. 6pfündige und die 4. 12pfündige beim Gros marschirten, gegen 31⁄2 Uhr Nachmittags in Ober-Knischnig angelangt war, eröffnete feindliche Artillerie ein heftiges Granatfeuer auf das Dorf. Man erkannte deutlich mehrere feindliche Batterien, westlich von Dileg und weiter westlich auf dem Abhange des Priwisin, sowie eine Raketen-Batterie auf der Höhe von Brada, gegen welche sofort die 5. 4pfündige Batterie vorgezogen wurde. Sie ging im Galopp

durch das brennende Knischnitz und fuhr in heftigem feindlichen Granatfeuer ungefähr 200 Schritt südöstlich des Dorfes auf. Gegen 4 Uhr fuhr die 1. 4pfündige, rechts vorwärts gestaffelt, neben der schon stehenden 5. 4pfündigen auf. Beide Batterien nahmen vom

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feindlichen linken Flügel her eine Batterie nach der andern zum Ziele; ihre Wirkung war anscheinend eine sehr gute. Die 1. feindliche Batterie ging nach 20 Minuten zurück.

Die beiden anderen Batterien der I. Fuß Abtheilung waren zwischen der 9. und 10. Infanterie-Brigade marschirt, und durch das Einschieben eines leichten Feldlazareths in die Marschordnung

der Avantgarde und durch Verzögerungen in dessen Marsch hatte sich der Abstand zwischen Avantgarde und Gros vergrößert. Dies wurde die Veranlassung, daß die Batterien, als sie den Befehl erhielten, möglichst rasch vorzukommen, einen sehr anstrengenden, langen Trab zurücklegen mußten, ehe sie Knischnitz, bei welchem Dorfe die ersten feindlichen Geschosse einschlugen, erreichten.

Die 1. 6pfündige Batterie ging um 42 Uhr auf einer flachen Anhöhe östlich Knischnig in eine Stellung, welche eine Wirkung gegen die sechs feindlichen Batterien gestattete. Das Feuer wurde auf die dritte auf 3200 Schritt stehende feindliche Batterie eröffnet. Der Gegner erwiderte sofort das Feuer. Um noch erfolgreicher in das vorläufig nur durch Artillerie geführte Gefecht eingreifen zu können, ging die 1. 6pfündige Batterie noch etwa 800 Schritt vor. Da in diesem Augenblick die 4pfündigen Batterien durch Bewegungen der Infanterie zum Theil verdeckt und am Schießzen verhindert wurden, so zog die 1. 6pfündige in ihrer neuen Stellung eine Zeit lang das Feuer fast aller feindlichen Batterien allein auf sich. Die Batterie schoßz auf 2000 und 2500 Schritt und verbrauchte in kurzer Zeit ihre gesammte Proßmunition. Zwar war eine feindliche Batterie schon nach 20 Minuten zum Schweigen gebracht worden, aber der Gegner zeigte gegen 5 Uhr plöglich auf der Höhe des Brada-Berges eine neue Batterie, welche eingeschnitten und bisher dem Auge durch vorgelegte Holzstämme entzogen war. Gegen diese richteten nun die beiden 4pfündigen Batterien ihr Feuer, doch bedurfte es eines fünfviertelstündigen Geschützkampfes, um über diese schwer sichtbare Batterie einen Erfolg zu erringen. Die 4. 12pfündige Batterie war der 1. 6pfündigen bis östlich Knischnit gefolgt. Veider erwies es sich, daß die unter Feuer zu nehmenden feindlichen Artilleriestellungen zu weit (3000 bis 3500 Schritt) von der Batterie entfernt waren und ein Kampf mit denselben für die 12-Pfünder erfolglos bleiben mußte, da ihre größte Schußweite 2000 Schritt war. Es wurde der Batterie die schwere Aufgabe zu Theil, sich passiv zu verhalten, unter einem lebhaften feindlichen Feuer von Schrapnels und Granaten."

Als auf Befehl des Generallieutenants v. Tümpling 1/48 verging, um das Dorf Podulsch zu nehmen, ging die 4. 12pfündige Batterie im heftigsten Feuer mit aufgesessener Bedienung auf 1700 bis 1800 Schritt östlich der Chaussee an die feindliche Infanterie beran und unterstützte durch ihr Feuer das Vorgehen der preußischen

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