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Bis zu Anfang des Jahres 1813 sind besondere Vorkommnisse bei dieser Kompagnie nicht zu verzeichnen. Im Jahre 1811 ve fand sich bei ihr der Stabskapitän Post und die Sekondlieutenants Sannow, v. Platen und Nefe.

Der Oberstlieutenant v. Hüfer wurde in diesem Jahre verabschiedet und an seiner Stelle wurde der Major v. Strampf Chef der Kompagnie. Er behielt sie nur ein Jahr, wurde 1812 Artillerieoffizier vom Platz in Kolberg, kam 1813 zum Blockadeforps von Küstrin, wurde demnächst, zum Oberstlieutenant befördert, Kommandeur der Artillerie des Tauentienschen Korps und führte 1814 und 1815 den Befehl über die immobile Artillerie der Brandenburgischen Brigade. 1815 zum General befördert, wurde er 1816 der 1. Direktor der in diesem Jahre eingerichteten Artillerie und Ingenieurschule. 1820 trat er als Generallieutenant in den Ruhestand, und 1822 starb er am 30. November in Berlin. Im April 1812 übernahm die Kompagnie der Stabskapitän v. Glajenapp, dem es vergönnt war, sie während des größten Theils der Befreiungstriege zu führen. Unter ihm standen die Lieutenants von Platen, Lent, Lettow und Sannow.

Wenn sich in den Jahren von der Vertheidigung von Kolberg vis zum Beginn der Befreiungskriege bei der 2. Fuß Kompagnie nichts Besonderes ereignete, so verging die Zeit doch nicht mehr so rubig wie früher. Schon seit 1809 wurde die schnelle Verstärkung der preußischen Armee durch fortgesette Entlassung ausgebildeter Leute und Einstellung von Retruten vorbereitet, und von da ab hatte auch jede der andern Artillerie-Brigaden den Befebl, 68 Krümper, wie die nach jenem Plane ausgebildeten Mannschaften genannt wurden, bereit zu halten, die zur Besetzung einer 12 pfündigen Batterie bestimmt waren. Im Jahre 1810 vezw. 1811 erhielt jede Fuß-Kompagnie monatlich drei bezw. fünf Refruten, deren Ausbildung reichliche Arbeit fejtete.

In demselben Jahr wurde ein Ererzirdepot für Fuß und reitende Artillerie angelegt; gleichzeitig wurden bei der Preußischen und Brandenburgischen Brigade je etwa 600, bei der Schlesischen 800 Mann eingezogen, welche in Rompagnien getheilt, bauptsächlich zum Arbeitsdienst verwendet, dabei aber auch fleißig ausgebildet wurden. Sehr bald schon forderte Napoleon die Einstellung der Rüstungen, aber erst im Februar 1812 erfolgte die Auflösung des Exerzirdepots und die Entlassung der Strümper. Man konnte jett

Gesch. d. Feldart. Regts. Gen. Feldzeugmeister (1. Brandenv.; Nr. 3.

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v. Holhendorff.

auch ruhig zu der früheren Ausbildungsart zurückkehren, denn die Zahl der vorhandenen Krümper war bereits eine recht beträchtliche geworden.

Durch Allerhöchste Kabinets-Ordre vom 12. Januar 1813 wurden sämmtliche Krümper der Artillerie einberufen und der Oberst Decker beauftragt, aus ihnen 271/2 Kompagnien, davon sechs in Kolberg und fünf in Kosel, zu bilden, welche zunächst nur zu Vertheidigungszwecken bestimmt waren. Es wurden indessen nicht 271⁄2 sondern 45 Kompagnien formirt, die als provisorische Kompagnien ihren Brigaden attachirt wurden und bei diesen fortlaufende Nummern erhielten.

Zu den in Kolberg zu bildenden provisorischen Kompagnien gab die 2. Fuß-Kompagnie als Stamm 5 Unteroffiziere, 10 Bombardiere und 6 Kanoniere ab; sie selbst wurde zu der längst ersehnten Kriegsthätigkeit berufen und besetzte:

c. die 6 pfündige Fuß-Batterie Nr. 5.

Die Mobilmachung erfolgte in der Zeit vom 15. Januar bis 15. Februar 1813 durch den, Kapitän v. Glasenapp, zunächst unter Oberleitung des Majors v. Strampf, dann unter der des Majors v. Holzendorff, der von Seiner Majestät dem Könige mit der Ausrüstung der gesammten Artillerie in Pommern beauftragt war.

Karl Friedrich v. Holzendorff war in Berlin am 17. August 1764 als Sohn des damaligen Majors, späteren Generalmajors und Generalinspekteurs der gesammten Artillerie,. Georg Ernst v. Holzendorff, geboren. 1775 am 11. März, also noch nicht 11 Jahre alt, begann er seine militärische Laufbahn, wurde 1781 Sekondlieutenant im 1. Artillerie Regiment, kam 1787 zur reitenden Artillerie und erhielt 1794 für sein umsichtiges und muthvolles Verhalten bei Wawrigow in Polen den Verdienst-Orden. 1797 wurde er in Warschau Premierlieutenant und 1798 Stabskapitän. 1806 wurde er bei Halle verwundet, brachte aber dennoch 180 reitende Artilleristen und 200 Pferde glücklich nach Danzig in Sicherheit und übernahm hier das Kommando über die Artillerie auf dem Hagels Berge. Für seine bei der Belagerung von Danzig geleisteten Dienste zum Major befördert, erhielt er 1809 den Befehl über die neu errichtete Garde-Artillerie-Kompagnie und im Oktober desselben Jahres das Brigadekommando der gesammten reitenden

Artillerie. Beim Ausbruch der Befreiungskriege begab er sich zu nächst mit seiner Garde-Artillerie nach Breslau, reiste aber dann im Februar nach Kolberg zur Mobilmachung der dortigen Artillerie. Bis zum Jahre 1820 blieb er direkter Vorgesetter der 6 pfündigen Fuß Batterie Nr. 5 und als solchen werden wir ihm in verschiedenen. Stellungen begegnen. Die Mobilmachung der Batterie begann in Helberg und wurde dann in den etwa zwei Meilen von Kolberg entfernten Dörfern Drenow und Büssow, in welchen die Batterie einquartiert wurde, fortgesezt.*) Zu seiner Unterstützung hatte der Hauptmann v. Glasenapp die Sekondlieutenants Lent, Döllen und Valette.

Der Bestand an Mannschaften betrug: 1 Oberfeuerwerker, 1 Feldwebel, 10 Feuerwerker und Unteroffiziere, 13 Bombardiere, 105 Kanoniere, 1 Tambour, 1 Chirurg, 2 Handwerker, 16 Trainsoldaten und Knechte, zusammen 150 Köpfe ohne Offiziere.

Von dem alten Stamme, welcher die Belagerung von Kolberg mitgemacht hatte, befanden sich noch 2 Unteroffiziere, 4 Bombardiere, 17 Kanoniere und 1 Tambour bei der Batterie; unter ihnen war der Kapitändarmes Gaffrey mit der silbernen Dienstmedaille ge schmückt, die er sich als Feldartillerist bei der Belagerung von Rolberg erworben hatte. Später wurde ihm dieselbe wegen einer unrechtmäßig ausgeführten Requisition aberkannt, und er selber zum Gemeinen degradirt.

An Geschützen und Fahrzeugen erhielt die Batterie aus dem Depot Rolberg: sechs 6 pfündige Kanonen, zwei 7 pfündige Haubißen, zwei 6pfündige Kartuschwagen, zwei 7vfündige Granatwagen, 1 Train wagen und 1 Vorrathslaffete. Die Rohre waren aus Bronze: die Caffeten, Progen und Fahrzeuge waren alt und schlecht und hatten hölzerne Achsen; als Richtmaschine dienten Schraubenrichtteile. Die Pferde wurden aus Pommern und der Neumark gestellt; sie waren von sehr verschiedenem Alter, flein und bei der Uebergabe meist ab getrieben und in schlechtem Futterzustande. Die Batterie bekam 108 Pferde.

Die Reit und Geschirrstücke, sowie die Stallsachen, ebenfalls rom Depot Kolberg geliefert, hatten schen lange gelagert und waren infolgedessen von schlechter Beschaffenbeit.

Auch die Bekleidung der Mannschaften war in keinem guten Zustande; die fahrenden Artilleristen erbielten zunächst nur gewöhn

Siehe Skizze 2, Seite 25.

liche Tuchbeinkleider und Schuhe ohne Sporen, so daß sie sich zum Antreiben der Pferde langer Peitschen bedienen mußten.

Die Zusammenstellung der Mannschaften und Pferde machte große Schwierigkeiten; im Reiten ausgebildete Leute waren nur sehr wenige vorhanden, so daß man sich damit begnügen mußte, diejenigen als Fahrer einzustellen, welche schon früher mit Pferden umgegangen waren. Als der Major v. Holzendorff am 24. Februar die Batterie besichtigte, äußerte er sich über die Bespannung, die Beschirrung und den Hufbeschlag sehr unzufrieden; als er sie jedoch kaum vierzehn Tage später in der Gegend von Stargard wiedersah, konnte er nicht umhin, ihr seine Anerkennung auszusprechen.

Die Batterie war zuerst dem General v. Borstel, Kommandeur der Pommerschen Brigade, zugewiesen, trat aber Mitte März unter den Befehl des Generals v. Bülow, welcher in Pommern. das „Ost- und Westpreußische Reservekorps" bildete und sein Hauptquartier in Königsberg (Neumark) hatte. Dieses Korps bestand aus 10 Bataillonen, 8 Schwadronen und 4 Batterien, nämlich der 6 pfündigen Fuß - Batterie Nr. 5 (Kapitän v. Glasenapp), der 6 pfündigen Fuß- Batterie Nr. 16 (Kapitän v. Bredow), der 12 pfündigen Fuß- Batterie Nr. 1 (Lieutenant Witte), der reitenden Batterie Nr. 6 (Kapitän v. Steinwehr) und aus der Munitionskolonne Nr. 6 (Lieutenant Kambli). Kommandeur dieser Artillerie war der Major v. Holzendorff.

Das Korps Bülow hatte die Bestimmung, bis zum Eintreffen der Truppen des Generals Grafen v. Tauenzien eine Stellung vor Stettin zu nehmen, angeblich, um als Schuß gegen die Kosaken zu dienen, in Wirklichkeit aber, um die Einwohner gegen die Erpressungen der Franzosen zu schützen.

Demnächst sollte es sich bei Schwedt sammeln, die 2. Division des Yorkschen Korps bilden und der 1. Division dieses Korps auf Berlin folgen.

Hiernach marscirte die 6 pfündige Fuß-Batterie Nr. 5 zunächst nach Schwedt, dann über Eberswalde und Bernau nach Berlin, wo sie am 30. ankam und an einem Vorbeimarsch vor den in Berlin anwesenden Prinzessinnen der Königlichen Familie vor dem Königlichen Schlosse theilnahm.

Weiter sette die Batterie, immer im Verbande der Bülowschen Division, von der aber eine Brigade (v. Thümen) zur Einschließzung

ren Spandau entsendet wurde, ihren Marsch über Potsdam, Brandenburg, Regäsen und Zehdenick nach Nedlig*) vor Magdeburg fort, wo sie am 6. April eintraf und ein von den Franzosen erbautes Huttenlager bezog. Hier wurde ihr durch Parolebefehl Kenntnißz ron der Stiftungsurkunde des Eisernen Kreuzes gegeven.

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Bis zum 23. bildete die Division Bülow mit der heran- Einschließung gezogenen Brigade des Generals v. Borstell die Einschließzung von Magdeburg. Demnächst lösten russische Truppen diejenigen des Magdeburg. Generals v. Bülow ab und dieser marschbirte in die Dessauer Gegend. Von hier aus schickte er am 25. dem vor Wittenberg stehenden russischen General v. Harpe eine Verstärkung von einer Schwadron und der halben 6pfündigen Fuß-Batterie Nr. 5, bei welch letterer die vieutenants Vent und Valette standen.

Durch die Offensive Napoleons vom Rhein her — es hatte bis dabin binter der Elbe und Saale nur der Vicefönig Eugen gestanden wurden die Verbündeten veranlaßt, ihre Armee bei veipzig zusammenzuziehen. Zu den Truppen, welche diesen Befehl erhielten, gehörte auch die Armee des russischen Generals Grafen Wittgenstein mit der Division von Bülow. General v. Bülow erhielt den Auftrag, die untere Saale zu beobachten, die Ein schließzung von Magdeburg und Wittenberg zu decken und, wenn es nöthig würde, die Marken und Berlin zu schützen. Seine nächste Aufgabe war, Halle, welches den Franzosen bei ihrem Vorrüden vom Rbein ber in die Hände gefallen war, wieder zu nehmen.

Er versammelte dazu die ihm zur Verfügung stehenden Truppen am 30. April bei Radegast (Skizze 3), vereinigte sich mit dem bei Zoerbig stehenden Generalmajor v. Eppen und griff am 2. Mai morgens 3 Uhr von Cppin her die Stadt an, welche von 4 Ba taillenen, 1 Abtheilung Rekonvaleszenten und 6 Geschüßen besett war. (Stizze 4.)

Formation zum Angriff.

Avantgarde: General v. Oppen mit 1 Bataillon, 1 Jäger Kompagnie, 120 Schüßen und 1 Estadron.

Gres: Generalmajor Prinz von Heisen Homburg mit 3 Bataillonen, 5 Eskadrens, der 6pfündigen Fuß Batterie Nr. 16, der reitenden Batterie Nr. 6 und der halben Gefündigen Fuß Batterie Nr. 5.

* Stize 2, Seite 25 und Skizze 3, Seite 42

Gefecht bei

Halle.

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