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Am folgenden Abend um 9 Uhr wurde der Bau der Batterie zeitweise unter dem stärksten Feuer der gegenüberliegenden Schanzen begonnen. Bereits um 4 Uhr Morgens konnte dem Oberst Colomier, welcher anwesend war, gemeldet werden, daß die Batterie schußfertig sei. Der 2. Zug wurde in die Batterie Nr. 9*) entsendet, von wo aus er unter Kommando des Hauptmanns Schaeffer (Chef der 3. Festungs-Kompagnie), der die dort stehenden vier gez. 12-Pfünder kommandirte, bis zum Sturmtage hauptsächlich gegen Schanze Nr. 4 und 5 wirkte.

Am 7. April nach Tagesanbruch war ein dicker Nebel gefallen, so daß das Feuer nicht beginnen konnte. Die Zeit wurde benußt, um die Profile der Batterie zu verstärken. Gegen 9 Uhr klärte sich das Wetter. Sogleich begannen die Schanzen gegen die bereits in Thätigkeit getretenen Batterien zu feuern. Oberst Colomier befahl jezt, daß sämmtliche Batterien der Angriffsfront das Feuer eröffnen sollten. Den ersten Schuß gab die 2. 6pfündige Batterie gegen Schanze Nr. 3 ab. Bald waren die Geschütze eingeschossen, und Schuß auf Schuß traf in die drei Scharten der Schanze hinein. Nach dem ersten Schuß hatte der Feind sein Feuer, wie es schien, aus 12 pfündigen Granatkanonen gegen die Batterie gewendet, bald aber jah man, wie der Gegner die Geschüße aus den Scharten zurückzog und Mannschaften aus der Schanze heraus nach den rückwärtigen Kommunikationen liefen. Im Laufe des Tages richtete die Batterie ihr Feuer abwechselnd gegen Schanze Nr. 3 und 4 und verschoß an diesem Tage 252 Granaten und 3 Schrapnels.

In der Nacht bekam die Batterie heftiges Feuer aus Schanze Nr. 2 und 4. Zweimal war die vordere Brustwehr getroffen. Bis zum andern Morgen antwortete sie mit 35 Granaten. Am 8. April Morgens 912 Uhr begann Schanze Nr. 4 mit drei Geschüßen zu feuern, bald aber schwieg sie wieder. Den starken Nebel am 10. hatte der Gegner benußt, um die Schanze Nr. 3 wieder schußfähig zu machen. Als sich das Wetter um 102 Uhr klärte, begann die Schanze die Batterie Nr. 14 unter Feuer zu nehmen. Aber es gelang ihr nur sechs Schußz abzugeben: da waren ihre schweren Geschütze von den vier 6-Pfündern schon zum Schweigen gebracht.

In den folgenden Tagen, bis zum 17. April, unterhielt die Batterie ein gleichmäßiges Feuer; es wurden von der Batterie im Ganzen 3125 Schuß in dieser Zeit abgegeben. „Da man sich ohne

*) Ziffer 4 in Skizze 22.

Gefahr hinter der Batterie aufhalten konnte, so herrschte da ein äußerst gemüthliches Leben. Die Kameraden der übrigen Waffen fanden sich ein und freuten sich mit den Artilleristen über unsere vortrefflichen Geschüße. Erst am 15. April, als die Wallbüchsen begonnen hatten zu feuern und die Kugeln häufig hinter der Batterie einschlugen, hörte diese Gemüthlichkeit auf.

Je weniger die Dänen bei Tage ihre Geschüße in Thätigkeit brachten, desto mehr benutten sie die Nacht zum Verbrauch ihrer Munition. So wurden in der Nacht vom 13. zum 14. April in einer Stunde ungefähr 200 Schuß gegen die Batterie verfeuert. Ein kleiner Theil derselben schlug in die Brustwehr und Schulterwehr ein. Die meisten Geschosse aber krepirten 50 bis 100 Schritt binter der Batterie. Dort sah der Boden am andern Morgen wie gerflügt aus. Durch das anhaltende Schießen hatten unsere Geschütze theilweise sehr gelitten. Die Zündlöcher waren bis auf das Doppelte erweitert, die Verschlußkolben hatten am Kopf Risse und Ausbrennungen und klemmten stark. Sämmtliche Holzschrauben an den Yaffeten, mit denen die Wischerhaken und Wischerhülsen befestigt sind, waren zersprungen und mußten fast täglich durch neue erset werden. Es war Zeit, daß zum Sturm geschritten wurde.“

Auch die 1. 6pfündige Batterie wurde zu der förmlichen Belagerung der Düppeler Schanzen herangezogen. Sie erhielt am 5. April Befehl, nach Stenderup zu quartieren, wo sie eng und schlecht untergebracht wurde und am 6. April Ruhe hatte. 7. April war bei der Batterie der Befehl eingegangen, an demselben Abend auf dem linken Flügel bei Rackebüllfeld eine Batterie*) zu rier Geschützen gegen die Schanzen Nr. 9 und 10 zu bauen, aus der das ganze Gelände hinter diesen Schanzen bis zum Brückentopf hin bestrichen werden konnte.

Um 8 Uhr Abends begann der Batteriebau hinter einer deckenden Anhöhe, auf 1600 Schritt Entfernung von Schanze Nr. 9 und 2000 Schritt von Schanze Nr. 10. Die Batterie wurde gejenkt erbaut und zur Sicherung gegen Flankenfeuer von Alsen her auf dem linken Flügel eine Schulterwehr angesetzt. Wegen Mangel an Arbeitskräften konnte die Batterie in der Nacht nicht fertig werden; da aber die Batterie dem Befehl gemäß am 8. April früh 9 Uhr ihr Feuer beginnen sollte, so wurden die Geschütze dennoch in die Batterie gebracht und das Feuer eröffnet. Es wurde von

*) Batterie 22, Skizze 22.

den Dänen aus sieben schweren Geschüßen aus Schanze Nr. 8, 9, 10 und einer Strand-Batterie auf Alsen beantwortet. Dieser Ueberlegenheit konnte die unfertige Batterie nicht Stand halten. Es wurden deshalb auf höheren Befehl die Geschüße um 10 Uhr wieder aus der Batterie zurückgezogen, hinter einem hohen Knick in der Nähe aufgestellt und das Feuer von hier aus wieder aufgenommen.

Der Gegner feuerte bis Nachmittags 3 Uhr mit großer Heftigkeit und Genauigkeit gegen die erbaute Batterie. Besonders gut schossen zwei schwere gezogene Geschütze aus der Strand-Batterie von Alsen her, doch traf nur eine Granate den rechten Flügelkasten und warf ihn ganz durcheinander. Die Geschütze und Munitionswagen hinter dem Knick wurden nicht getroffen. Nachmittags erhielt die Batterie den Befehl, die Geschütze wieder in den Park von Stenderup zu fahren und das Feuer erst dann wieder zu eröffnen, wenn vier neu zu erbauende Batterien mit gezogenen Geschützen gegen die Schanzen Nr. 8 bis 10 und gegen die Strand-Batterie fertiggestellt wären. Die Nächte bis dahin sollten dazu benugt werden, die eigene Batterie vollständig auszubauen, was bis zum 13. April ausgeführt war.

An diesem Tage eröffnete die Batterie, welche mit Nr. 22 bezeichnet war, im Verein mit den Batterien Nr. 23, 24, 25 und 26, östlich und nordöstlich Rackebüll, ihr Feuer und verschoß bis Abends 8 Uhr 320 Granaten gegen das Gelände hinter den Schanzen Nr. 8 und 9 und die Baracken am Gabelpunkte der Gravensteiner und Apenrader Chaussee. Der Feind beschoß heute die Batterie gar nicht. Nachdem Abends 8 Uhr die Bedienung abgelöst war, wurde während der Nacht das Feuer auf dieselben Ziele langsam fortgesetzt.

Am 14. April wurde das Feuer mit Tagesanbruch verstärkt und mit bestimmten Feuerpausen bis Abends unterhalten. Munitionsverbrauch: 137 Granaten. Die Preßspahnböden waren nicht gut und ließen ein Durchschlagen der Pulvergase zu, wodurch die Verschlüsse verschleimten und klemmten. Durch das gewaltsame Oeffnen des Verschlusses wurden die oberen Charnierstücke an zwei Geschützen zerbrochen. Der noch verfügbare 1. Zug wurde unter Lieutenant Wille zur Unterstützung der Batterie Nr. 26,*) welche von Alsen her heftiges Flankenfeuer erhielt, dorthin entsendet. Er fuhr einige hundert Schritt nördlich dieser Batterie hinter einem

*) Südlich Ravenskoppel, Skizze 23.

Knick auf, that sechs Schüsse gegen eine Strand-Batterie auf Alsen und kehrte am Abend nach Stenderup zurück.

In der Nacht vom 14. zum 15. und am 15. April wurde das Feuer auf dieselben Ziele fortgesetzt. Munitionsverbrauch: 224 Granaten. Feindliches Feuer erreichte die Batterie nicht; der Zug fand dieselbe Verwendung wie Tags zuvor. Am 16. und 17. April beschoß die Batterie dieselben Ziele wie an den vorhergebenden Tagen mit 172 bezw. 290 Granaten. Der 1. Zug unter Vieutenant Schreiber nahm zur Unterstüßung der Batterie Nr. 13 auf dem linken Flügel dieser Batterie, östlich der Kirche von Düppel, hinter einem deckenden Knick Stellung und beschoß mit 40 Granaten zwei Strand-Batterien auf der Insel Alsen und die zwischen Schanze Nr. 6 und 7 gelegene Schlucht, in der vom Feinde emsig gearbeitet wurde.

7. Die Batterien bei Ballegaard.

Die 4. 6pfündige Batterie war zunächst in Ballegaard verblieben und hatte ihre Strand-Batterie wie früher besetzt. Am 5. April Nachts 111⁄2 Uhr wurde sie durch den General v. Röder alarmirt, dem aus dem Hauptquartier die telegraphische Nachricht zugegangen war, daß die Dänen mit 5000 Mann landen würden. Die Batterie blieb in ihrer Stellung mit geschirrten Pferden und gedeckt durch eine Kompagnie des 7. Jäger Bataillons. Um 5 Uhr Morgens wurde die Batterie wieder entlassen, der Gegner batte sich nicht gezeigt.

Am 12. April um 10 Uhr Vormittags erhielt die Batterie den Befehl, eine Stellung am Wester-Holz zu erkunden, von der der Eingang zum Alsen-Sunde und zu der Augustenburger Föhrde beitrichen werden könne. Dort traf der Batteriechef, Hauptmann Burbach, den Brigadier Oberst Colomier mit dem 2. Brigade

jutanten, Premierlieutenant Krüger, und suchte mit ihnen die Stellung bei Schnabeck-Hage aus. Um 6 Uhr Abends marschirten die Mannschaften zum Bau der Geschützstände aus Ballegaard; die eschüße wurden bei Dunkelheit aus den Geschüßeinschnitten bei Fallegaard gezogen und gegen Morgen durch den Feldwebel bis Schnabek Hage gebracht. Am 13. April um 5 Uhr stand die Batterie schußbereit; um 510 Uhr beschoß sie mit 17 Schuß den in die Augustenburger Föhrde einlaufenden Kriegsdampfer „Hertha", der das Feuer jedoch nicht erwiderte. Es wurden zwei Treffer be

obachtet. Dieser Kriegsdampfer sowohl, als auch ein hinter Arnkiels - Dere liegendes Kanonenboot ging mit voller Fahrt in die Augustenburger Föhrde, und beide ließen sich nicht wieder sehen. Die Batterie erhielt am 16. April über diese Thätigkeit vom Oberkommando folgendes Telegramm:

,,An den Batteriekommandeur bei Schnabek-Hage, über Wester Schnabek.

Dänisches Kriegsministerium macht unter dem 15. bekannt, Kriegsdampfschiff „Hertha“, am 13. von Batterie bei SchnabekHage beschossen, hat verhältnißmäßig wenig gelitten. Ein Bootsmann und zwei Matrosen sind todt geblieben. gez. Waldersee."

An den folgenden Tagen wurden die Einschnitte mit Ablösungen Tag und Nacht besetzt; die Batterie erhielt die Nr. 29, Bedeckung gab das 15. Infanterie-Regiment. Am 16. April gab das 1. Geschütz auf eine jenseits des Alsen-Sundes liegende Batterie, an der anscheinend gearbeitet wurde, acht Granaten ab. Die beiden ersten gingen zu kurz, weil die Entfernung zuerst auf 1600 Schritt ge= schätzt wurde. Der 3. Schuß traf auf 2300 Schritt. Das dazwischen liegende Wasser hatte die Täuschung über die Entfernung hervorgebracht.

Hauptmann v. Hoffmüller und Premierlieutenant Hassel vom 15. Infanterie-Regiment seßten am 17. April mit 16 Mann auf zwei Kähnen unter dem Schuße der 4. 6pfündigen Batterie nach Alsen über. Nach ihrer Rückkehr wurden gegen die gegenüberliegende Batterie, in welcher zwei Geschütze vernagelt und die Pulverkammer angezündet worden war, sowie gegen die aus dem Walde vorgehenden dänischen Infanteriekolonnen zwölf Granatschüsse verfeuert. Der Gegner erwiderte das Feuer nicht.

Bei der 3. Haubiß-Batterie hatte sich während dieser Zeit nichts Bemerkenswerthes ereignet.

e. Die Batterien bei dem Sturm auf die Düppeler Schanzen.

Nach den vom Prinzen Friedrich Karl getroffenen Anordnungen sollte der Sturm am 18. April durch ein sechsstündiges lebhaftes Geschüßfeuer vorbereitet und um 10 Uhr Vormittags gegen die Schanzen Nr. 1 bis 6 durch sechs einzelne Kolonnen gleichzeitig ausgeführt werden. Dieselben sollten vor Tagesanbruch in der 3. Parallele an den Ausfallstufen bereit stehen. Die Brigaden Canstein (11.) und Raven (10.) bildeten nebst vier FeldBatterien die Hauptreserve.

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