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Der Bericht des Kapitäns Schrader über den weiteren Verlauf des Gefechts lautet: „Die Ueberlegenheit der feindlichen Geschüße an Zahl und Kaliber war bedeutend und diese waren in einer Entfernung von 1000 Schritt so gut placirt, daß nur der Rauch ihren Standort verrieth. Zwar schwiegen für kurze Zeit einige von diesen Geschützen, allein der Feind brachte auf seinem linken Flügel andere, vorzüglich Haubigen, heran, welche nachher der Batterie den größten Verlust, namentlich an Pferden verursachten. Die Batterie blieb in derselben Position und seyte, dem Anschein nach, ihr Feuer oft nicht ohne Wirkung fort. Zwei Geschüße unter dem Lieutenant Kühne gingen zu den hinter der Batterie befindlichen Munitionswagen zurück, um sich zu fomplettiren; kurz darauf folgten ihnen unter Lieutenant Valette zwei andere, die sich ebenfalls verschossen hatten, und von denen das eine einen zerschossenen Progkasten hatte. Ich hatte jezt nur die beiden Haubigen. An der einen wurde ein Rad zerschossen, ich brachte sie zurück und ließ die andere, welche nur noch einen Schuß hatte, vorangehen. Währenddem begegnete mir Lieutenant Kühne mit seinen schnell komplettirten Geschüßen, und ich ging mit ihm wieder auf die Anhöhe. Da ich nach einigen Schüssen jah, daß wir allein standen, die Truppen den Rückzug antraten, und ich keine Bedeckung hatte, ging ich zurück, um mich auf der rückwärts gelegenen Höhe zu placiren, erhielt aber den Befehl, mit zwei Geschützen der Batterie Huet (6pfündige Fuß-Batterie Nr. 1 vom I. Armeekorps) wieder in die alte Stellung zu gehen. Indem ich damit beschäftigt war, die Bespannung des einen Geschüres, welches nur noch drei Mann Bedienung hatte, wieder zu ordnen, wurde ich durch ein Stück Granate am Arm verwundet. Nach dem einige Schüsse abgegeben waren, drängte der Feind mit Tirailleurs und Kavallerie vor, das Dorf wurde verlassen, und ich ging ebenfalls von der Höhe herunter. An meinem Granatwagen wurde die Deichsel zerschossen und ein Pferd getödtet; die übrigen Pferde wurden den Geschützen überwiesen und der Wagen blieb stehen."

Wann die Batterie den Rückzug angetreten hat, ist nicht angegeben, sie hat jedenfalls ausgehalten, bis nach ihrer Ansicht das Gefecht bei Ligny vorbei war.

Zu Betreff dieses Gefechts ist Folgendes nachzuholen: Sobald Napoleon über den Frrthum bezüglich der von Les Quatre

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Bras sich nähernden Truppen aufgeklärt war, befahl er den schon länger als eine Stunde beabsichtigten Angriff auf Ligny mit der alten Garde auszuführen. Als dieser Angriff am Dorfe ankam,

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begann es bereits dunkel zu werden; außerdem hatten sich dichte Welten zusammengezogen und es fing an zu regnen. Blücher batte Alles, was er noch an Truppen zur Hand batte, wie wir saben,

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bei Ligny vereinigt; aber nicht nur, um den feindlichen Angriff ab= zuwehren, sondern um, sobald der Rückzug der Franzosen beginne, dem Feinde auf den Leib und nach Fleurus zu gehen. Es war also keine Reserve mehr vorhanden, und deshalb gelang es Napoleon bei Ligny durchzustoßen und mit acht Kürassier-Regimentern jenen Angriff zu machen, welchem Blücher an der Spise von drei preußischen Reiter - Regimentern entgegentrat und bei dem er mit seinem verwundeten Pferde zu Sturze kam. Da er vermißt wurde, gab Gneisenau den Befehl zum Rückzuge über Tilly nach Wavre.

Auf dem linken preußischen Flügel beim III. Armeekorps war der Kampf verhältnißmäßig nur unbedeutend gewesen und daher die Thätigkeit der dort verwendeten Batterien nur gering. Ueber die der 6pfündigen Fuß-Batterie Nr. 18 nach Beendigung des oben erzählten Geschügkampfes berichtet ihr Kommandeur: „Spät gegen Abend erschien auf der Höhe vor der Batterie eine bedeutende seindliche Zufanteriefolonne, welche höchst wahrscheinlich die Absicht hatte, das Dorf Sombref zu nehmen. Diese Kolonne wurde aber um so nachdrücklicher beschoffen, als sie von keiner Artillerie unterstüßt war; sie mußte sich bald nach bedentendem Verluste, der sehr gut bemerkt werden konnte, von der Anhöhe wieder herunterziehen. Zum öfteren erschien die Kolonne wieder, es gelang ihr aber nicht, auch nur einen Fuß breit Terrain zu gewinnen, und als endlich unser linker Flügel mehr und mehr vordrang, verschwand sie gänzlich. Jest fing es an finster zu werden, ein bedeutender Regen ergoß sich, und da kein Richtungspunkt mehr zu nehmen war, erhielt die Batterie, nachdem neuerdings ein feindlicher Kavallerieangriff die Truppen unseres linken Flügels zurückgeworfen hatte, den Befehl, ihre Stellung zu verlassen und sich hinter Sombref aufzustellen.“

In Ausführung dieses Befehls vereinigte sich die Batterie hinter Sombref mit ihrer Brigade, die den Auftrag hatte, den Rückzug zu decken, und der hierzu auch die reitende Batterie Nr. 18 zugetheilt war. Die Brigade blieb in dieser Stellung bis zum folgenden Morgen und trat dann den Rückzug gegen die Dyle an.

Die 6pfündige Fuß-Batterie Nr. 5 ging noch während der Nacht zurück, sammelte bei Tilly ihre auseinander gekommenen Theile, hielt hier zwei Stunden, futterte, ergänzte die Proxmunition, ordnete die Geschirre und marschirte dann unter dem Lieute nant Valette bis St. Anne auf dem rechten Ufer der Dyle.

Diese Batterie batte in der Schlacht bei Vigny verfeuert: 138 Kugelschüsse und 19 Kartätschschüsse. Der Verlust der Batterie bestand in: 1 Unteroffizier, 2 Kanonieren, 17 Pferden todt und 1 Offizier, 1 Bombardier, 4 Kanonieren, 6 Pferden verwundet.

Das Eiserne Kreuz 2. Klasse erhielten: der Kapitän Schrader, der vieutenant Kühne, 1 Fenerwerfer und 2 Unteroffiziere. Borgeschlagen waren außerdem noch: 1 Bombardier und 2 Nanoniere.

Später erhielt der Kapitän Schrader für diese Schlacht noch den St. Wladimir-Crden 4. klasse.

Der Munitionsverbrauch der 6pfündigen Fuß-Batterie Nr. 18 betrug: 439 Kugelschüsse und 21 Granatwürfe. Ihr Verlust be stand in: 1 Unteroffizier, 1 Kanonier, 8 Pferden todt, 1 leicht verwundeten Bombardier und 3 schwerverwundeten Kanonieren und au Vermißten: 1 Unteroffizier, 2 Gemeinen und 2 Pferden. Das Eiserne Kreuz 2. Klasse erhielten: 2 Unteroffiziere und 1 Bombardier. Borgeschlagen waren noch 2 Unteroffiziere, 1 Bombardier und 2 Kanoniere.

Ben diesen erhielt ein Bombardier den russischen St. Georgen Orden durch Wahl.

Wavre

Die preußische Armee hatte vom Abend des 16. Juni an ihren Rückzug auf Rückzug derart bewerkstelligt, daß das 1. Armeekorps voranging, am 17. die Dole überschritt und bei Bierges lagerte. Jbm war das II. Armeekorps gefolgt und hatte am 17. bei St. Anne auf dem rechten Ufer der Dule Biwat bezogen, bei ihm die 6pfündige FußBatterie Nr. 5, die am 17. von hier den berfeuerwerter West phal mit einer Haubige und zwei Kanonen, die durch feindliches Feuer stark beschädigt waren, nach Mastricht (Stizze 8) schickte, um die (ejchüte wieder berstellen zu lassen. Das III. Armeekorps war erst am Morgen des 17. von Sombref abmarschirt, hatte am 18. frub 5 Uhr die Dvle (Skizze 16) erreicht und sich ebenfalls auf dem rechten Ufer gelagert. Das IV. Rorps, welches am 16. Juni spat in Gembloux eingetroffen und am 17. auf Löwen marschirt war, befand sich am Morgen des 18. am Schnittpunkt der Straßen von Gembloux nach Wavre und Löwen (Stizze 13).

Der Feind hatte die Füblung mit der preußischen Armee ganzlich verloren und glaubte, ibr Rückzug finde auf Namur statt. Erst am 17. Mittags erfuhr Napoleon, daß Blücher auf Wavre zurückgegangen war, nachdem er schon um 9 lbr den Marschall

Grouchy mit annähernd drei Armeekorps mit der Verfolgung und
Festhaltung der preußischen Armee beauftragt hatte.

Mit den ihm verbliebenen Truppen marschirte er auf Quatre Bras, um sich mit Nev zu vereinigen. Grouchv brach erst um 12 Uhr Mittags auf, folgte zunächst dem General Pajol, den er mit der Kavallerie vorausgeschickt hatte, auf der Straße von Namur bis Mazy und erst als sich hier zeigte, daß die Preußen nach Gemblour abgezogen waren, gab er seiner Infanterie diesen Ort als Marschrichtung.

So war es gekommen, daß die Preußen am 17. Juni ihren Rückzug ganz unbehindert vom Feinde hatten fortsegen können, und daß erst am 18. Mittags die Spize Grouchys an dem Gehöft l'Auzel (Skizze 13, S. 77) etwa 32 km südlich Wavre wieder Fühlung mit der preußischen Nachhut gewann, als schon der Kanonendonner von La Belle Alliance herüberschallte.

Es war Blücher am 17. Juni nicht möglich gewesen, eine Vereinigung mit Wellington herbeizuführen. Als dieser ihm aber ge= schrieben hatte, er beabsichtigte am 18. eine Schlacht in der Stellung von Mont-St. Jean anzunehmen hatte er geantwortet: „Ich werde nicht allein mit zwei Korps, sondern mit der ganzen Armee, jedoch nur unter der Bedingung kommen, daß, wenn die Franzosen nicht den 18. angreifen, wir sie den 19. selbst angreifen“.

Er setzte daher schon am frühen Morgen des 18. Juni das I. Armeekorps von Bierges über Fromont auf Ohain, das IV. und II. Armeekorps über Wavre, Neuf, Cabaret auf St. Lambert in Marsch und beauftragte den General v. Thielemann mit dem III. Armeekorps im Falle eines Angriffs die Stellung von Wavre und die Uebergänge über die Dvle zu vertheidigen, im anderen Falle aber auf St. Yambert zu folgen (Skizze 13). Als daher die Spige Grouchos um 111⁄2 Uhr bei l'Auzel ankam und die ersten Kanonenschüsse von Westen her herüberschallten, hatten die drei preußischen Korps schon die Höhe von St. Lambert erreicht, ohne daß Groucho ihren Abmarsch ahnte. Thielemann dagegen vermuthete, daß Grouchy in der Richtung auf Mont St. Jean links abmarschirt sei, und deshalb wollte er schon unter Zurücklassung eines Theiles seines Korps zur Deckung des Marsches den anderen Korps folgen, als er sich überzeugte, daß Grouchv sich noch ihm gegenüber befinde Treffen bei und die Absicht habe, anzugreifen. Er stellte daher die 12. Brigade auf der Höhe von Bierges, die 10. weiter links hinter Wavre, von

Wavre.

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