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Belagerung

jämmtlich mit rothen Vorstößen, erhalten, und daß die Rabatten mit zehn Knöpfen versehen werden sollten. An den Röcken der Offiziere waren diese Rabatten, Kragen und Aufschläge von schwarzem Sammet und außerdem waren sie geziert durch einen Besatz von 18 goldenen Schleifen, zwei unter jeder Rabatte, drei auf jeder Tasche und auf jedem Aufschlag und zwei hinten in der Taille. Die Abzeichen der Unteroffiziere bestanden in ähnlichen goldenen Schleifen, wie sie die Offiziere trugen. Die Fußbekleidung der Stabsoffiziere bestand in Stiefeln, die der übrigen Offiziere in schwarzen Tuchstiefeletten mit Messingknöpfen.

Die kriegerischen Ereignisse bis zum Jahre 1806 hatten die von Kolberg. Kolberger Garnisonartillerie Kompagnie so gut wie gar nicht berührt. 1801 waren einige Schanzen bewaffnet und die Kompagnie hatte die Maikuhle und das Fort Münde besetzt.*) Es war aber bald wieder der gewöhnliche Friedenszustand eingetreten. Ebenso war es im Jahre 1805. Bei Ausbruch des Krieges 1806 glaubte man nicht an eine Bedrohung Kolbergs. Die Festung befand sich im Verfall, die Gräben waren versumpft, die Brustwehren verwittert und die Pallisaden fast gänzlich verschwunden; es fehlte an den nöthigen Bertheidigungsbedürfnissen. An Festungsgeschüßen waren nur 64 vorhanden, die aber zum Theil schon sehr ausgeschoffen waren. Die Bejagung bestand aus zwei Mustetier-Bataillonen, die ebenso wenig wie die Artillerie-Kompagnie vollzählig vorhanden waren.

Der Etat einer Garnisonartillerie-Kompagnie war damals: 1 Stabsoffizier, 1 Premierlieutenant, 2 Setondlieutenants, 1 Oberfeuerwerker, 1 Feuerwerker, 6 Korporale, 10 Bombardiere, 100 Kanoniere und 1 Chirurgus, also 118 Köpfe, von denen aber beim Ausbruch des Krieges nur 68 anwesend waren. Kolberg würde unter diesen Verhältnissen webl taum zu einer nachhaltigen Vertheidigung im Stande gewesen sein, wenn der Gegner sich sofort nach den Schlachten von Jena und Auerstädt zur Belagerung der Festung angeschickt hätte. Napoleon wandte sich aber mit seinen Hauptkräften zunächst der Weichsel zu und sandte mur kleinere Theile nach Norden, welche durch einige glückliche Streifzüge Schills fürs Erste von Stolberg ferngehalten wurden.

Durch die thatkräftige Beihülfe Schills, der bei Anerstädt enttommen war, und im Januar des Jahres 1807 die Allerhöchste

* Siche Stizze 1, Seite 13.

Erlaubniß zur Bildung eines Freikorps erhielt, gewann Kolberg Zeit, sich zur Vertheidigung zu rüsten. Zwar ging durch den Fall von Stettin ein für Kolberg bestimmter Geschüßtransport verloren, dagegen aber wurden von Danzig und Stralsund je sechs 12pfündige Kanonen herangezogen und durch Einstellung von 92 in Kolberg noch vorhandenen, allerdings längst schon für unbrauchbar erklärten Rohren die Zahl der Geschütze auf 176 gebracht. Hierunter befanden sich: acht 24pfündige bronzene Kanonen, sechs 10pfündige Haubitzen,

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Der Rest bestand in eisernen Rohren, deren Haltbarkeit fraglich war und die bei dem Mangel an affeten nur in eigens dazu angefertigten Bockschlitten, welche hinter den Scharten aufgestellt wurden, als Flankengeschüße Verwendung finden konnten. Außerdem gaven sie im Laufe der Belagerung zu Munitionsverschwendung Veranlassung, und erschwerten ganz erheblich den Dienst der Artilleristen durch die häufig nothwendig werdenden Umstellungen, so daß sie mehr schadeten als nüßten.

Die Garnisonartillerie- Kompagnie gewann genügend Zeit, sich bis zum März 1807 durch Einziehung der Kantonisten und durch Zuzug von Artilleristen aus Rüstrin und Stettin auf die Stärke von 10 Unteroffizieren, 16 Bombardieren und 307 Kanonieren zu bringen. Das Artilleriepersonal in Kolberg erhielt außerdem eine beträchtliche Vermehrung durch die dort eingetroffenen Partkolonnen Nr. 18 und 19, welche durch den Sekondlieutenant Schüler zugeführt wurden; ferner durch eine berangezogene, aus 200 Mann bestehende Feldartillerie Kompagnie und endlich durch eine halbe reitende Batterie und durch die Artillerie des Schillschen Freikorps. Die Mannschaften der Feldartillerie beseßten bauptsächlich die Geschütze in den Außenwerken der Festung, während die Garnisonartillerie Kompagnie die Bedienung der Geschütze in der Stadtbefestigung übernahm. Eine strenge Scheidung in dieser Beziehung fand jedoch nicht statt, so daß ein Nachweis darüber, wo Feld- und wo Garnisonartilleristen allein thätig gewesen sind, nicht ausführbar ist.

Dem Major Matke wurde die gesammte Artillerie der Marnison unterstellt und er verjab zugleich den Dienst als Artillerie offizier vom Platz. Der Premierlieutenant Heinemann und der Sekondlieutenant Post blieben bei der Garnison Kompagnie. Ersterer

erhielt den Befehl über die Nord- und Nordostfront, von Bastion VIII bis VI, über die Bütower und Münder Front. Lesterer den über die Lauenburger Front, von Bastion VI vis IV. Außerdem wurde ihnen auch der Befehl über alle vor ihren Fronten liegenden Außen und detachirten Werke übertragen. Der Sekondlieutenant Zimmermann II. wurde Plazmajor von Kolberg. Sefondlieutenant Schüler kommandirte die halbe reitende Batterie; ihm war der Sekondlieutenant Oertel zugetheilt. Bei der Schillschen Artillerie befanden sich die Lieutenants Schaale und Fabe.

In der letzten Hälfte des Februar 1807 drängte der französische General Theullié die bis Naugard und Stargard vorgeschobenen Abtheilungen Schills gegen Kolberg zurück und hatte bereits Ende März die engere Einschließung der Festung von der Landseite her vollendet. Am 14. März feuerte die Festungsartillerie zum Theil auf sehr großen Entfernungen, zum ersten Male gegen die vorrückenden Einschließzungstruppen und feierte am 15. die Nachricht von dem Siege bei Eylau durch scharfe Schüsse gegen die Redoute I auf dem Hoben Berge im Klosterfelde. Während der Feind nach dem Anfang April erfolgten Eintreffen des Marschalls Mortier vor der Festung bemüht war, sich immer näher festzusehen, wurde von Seiten der Vertheidiger eine Anzahl Außenwerke angelegt und mit Geschützen. bescht. Die Artillerie trat in dieser Zeit häufig den Unternehmungen des Gegners mit ihrem Feuer entgegen - so den Angriffen auf die Maikuhle -, belästigte seine Truppen und brachte mehrfach eine Haubitz Batterie bei der Altstadt (Nr. 3) zum Schweigen, welche ihr Wurffeuer mit Erfolg gegen die große Persante-Schleuse und gegen die Stadt selbst richtete. Hierbei benußte der Vertheidiger öfters feindliche, blindgegangene Granaten, welche aufgesucht und zum Feuern fertig gemacht, dem Feinde zurückgeschickt wurden. Eine von ihnen, die am 7. Mai von Bastion IV der Yauenburger Front aus verfeuert wurde, schlug in die Pulverkammer der feindlichen HaubißBatterie bei der Altstadt und sprengte sie in die Luft.

Der Marschall Mortier hatte, wie man in der Festung aus aufgefangenen Papieren erfuhr, den Entschlußz gefaßt, Kolberg förmlich zu belagern und den Hauptangriff gegen das nach Osten zu gelegene Bastion VI zu richten. Dazu mußte er, um vor der Angriffsfront festen Fuß zu fassen, eine breite, sumpfige Niederung auf besonders bierzu angelegten Dämmen überschreiten und sich in den Besit der vergeschobenen Außzenwerte, besonders der Wolfsberg-Schanze, später

renadier Schanze genannt, jeten. Um diese Schanze, die nach dem Eintreffen (29. April) des zum Kommandanten von Kolberg ernannten Majors v. Gneisenau besonders stark ausgerüstet und befestigt war, drehte sich in der nächsten Zeit hauptsächlich der Kampf, in welchen die Garnisonartillerie von den Wällen aus erst fühlbarer eingriff, nachdem am 20. Mai auf zwei englischen Schiffen 40 Kanonenund Mörserrohre mit 300 Schüssen bezw. Würfen für jedes Geschütz zugeführt waren. Der Major v. Gneisenau schreibt in einem Briefe an den Kapitän Mertag, welcher die Artillerie des Blücherschen. Korps in Schwedisch-Pommern befehligte:

„Die Engländer haben mir Kanonenrohre geschickt, aber keine Affuiten und ich habe Mangel an Holz, Arbeitern und Koblen. Ich tann also nur sehr langsam arbeiten lassen und werde gegen das Ende der Belagerung, ganz wider den gewöhnlichen Gang, mehr Geschüß aufstellen können als anfänglich."

Am 20. Mai wurde das Feuer der Festungsartillerie gegen einen Nebenangriff gerichtet, welcher vom Feinde von Süden her auf die Lauenburger Vorstadt angesetzt wurde. Am 9. Juni mußte die Wolfsberg-Schanze, nachdem sie die Franzosen 25 Tage aufgebalten hatte, geräumt werden, da sie vom feindlichen Feuer so beschädigt war, daß sie nicht mehr vertheidigt werden konnte. Die Festungsartillerie hatte diesen Fall nicht verbindern können, obgleich die nach dieser Seite hin schlagenden Geschüße der Bastionen VI und VII und der dazwischen liegenden Front vom 4. Juni an in ununter brochener Thätigkeit gegen die Laufgrabenspiyen und die AngriffsBatterien geblieben waren.

Die Schanze wurde zwar in der Nacht zum 15. Juni von den Preußen noch einmal wiedererobert, dann aber, nachdem die Bejagung gefangen genommen und eine vorgefundene preußische 10pfündige Haubige nach der Stadt zurückgeschickt war, dem Feinde überlassen, der sich nun dauernd in der Schanze festsette und seinen Angriff gegen die Stadt selbst richtete.

Hatte die Garnisonartillerie sich bisher schon sehr thätig am Stampfe betheiligt, so begann jest erst ihre Haupttbätigkeit, um den feindlichen Angriff von der Stadtbefestigung abzuvebren. Fast täglich wurde die Bewaffnung der Bastione durch neuaufgestellte (eidüße verstärkt, täglich ging aber auch eine Anzabl Rohre durch Springen eder durch das feindliche Feuer verloren. Der Majer v. Gneisenan jagte über seine Artillerie in dem angeführten Briefe an den Kapitan

Merkay, nachdem er sich zunächst ungünstig über das Material der Geschüße ausgesprochen: Womit ich vortrefflich versehen bin, das ist eine Menge der tapfersten und thätigsten Artillerieunteroffiziere. Ich nehme mich ihrer auch sehr an und behandle sie als meine Söhne." Später weiter: „Mein alter Lieutenant Post weicht nicht von seiner Batterie und lehrt die Andern an. Er will sein Leben opfern, da er neue Hoffnung hat, daß sein Sohn*) Offizier zu werden Aussicht hat.“ Von der Garnisonartillerie-Kompagnie hatten in dieser Zeit besetzt: Bastion II: der Unteroffizier Spies (später durch einen Unteroffizier der Feldartillerie ersetzt), Eyser,

= III:

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Auch die übrigen Hauptwerke der Stadtbefestigung waren jedenfalls von der Garnisonartillerie besett, doch feblen genauere Angaben hierüber. Die Feldartillerie hatte auch jetzt noch die Bedienung in den Außenwerken. Trotz der unausgesetzten Thätigkeit der Festungsartillerie schritt der feindliche Angriff sowohl auf der Ost- als auf der Südfront, wenn auch nur langsam immer weiter vorwärts, bis der Gegner nach herangekommenen beträchtlichen Verstärkungen den Entschlußz fassen konnte, die Außenwerke zu stürmen. In der Nacht zum 1. Juli, morgens 3 Uhr, wurde das Unternehmen durch eine allgemeine heftige Beschießzung der Stadt und der Befestigungen der Lauenburger Vorstadt eingeleitet. Die Festungsartillerie erwiderte das Feuer lebhaft, hatte aber feinen bedeutenden Erfolg, da der größte Theil der Belagerungsartillerie aus Wurfgeschützen bestand, welche gar keiner oder nur sehr flacher Scharten bedurften und daher sehr gedeckt stehen konnten. Bei der Festungsartillerie war aber gerade der Mangel an Wurfgeschüßen ein sehr empfindlicher.

Um 34 Uhr morgens sezte sich eine feindliche Sturmkolonne aus einer Parallele auf dem Binnenfelde gegen die Lauenburger Vorstadt in Bewegung, wurde aber durch das Artilleriefeuer der Festung zurückgewiesen. Dagegen gelang um 4 Uhr ein Angriff auf die Maituhle, mit deren Verlust das ganze linke Ufer der Persante in die Hand des Gegners fiel.

* Dieser Sohn machte als Unteroffizier bei der Feldartillerie die Vertheidigung von Kolberg mit. Infolge mehrfacher Auszeichnung desselben ging der Wunsch des Vaters in Erfüllung.

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