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kleinen Märschen nach Klüb, südlich Damm bei Stettin, traf hier Ende März ein und blieb daselbst während der ersten Tage des Monats April. Sie trat hier unter den Befehl des Kommandeurs der Einschließungstruppen von Stettin (siehe Skizze 11, Seite 63), General Graf Tauenzien. Die Artillerie befehligte der Major v. Neander, der 1774 zur Artillerie gekommen, 1811 Major, 1815 Oberst geworden war und 1821 in Berlin starb.

von Stettin.

Stettin war von den Franzosen seit dem Jahre 1807 wesentlich Belagerung verstärkt; besonders war auch das Städtchen Damm, am Einfluß der Plöne in den Dammschen See gelegen, mit Befestigungsanlagen umgeben, welche mit den über die Regelitz führenden Brücken und mit der Stettiner Landstraße durch gesicherte Wege verbunden waren. Diesen Befestigungen gegenüber fand bei der nun folgenden, engeren Einschließung die 6pfündige Fuß-Batterie Nr. 18 in Verbindung mit folgenden Truppen Verwendung: 4 Bataillone, 100 Pferde von den pommerschen Husaren, 100 Kojaken, 2 Kanonen von der 6pfündigen Fuß-Batterie Nr. 17 unter Lieutenant Blankenburg und 2 Kanonen der reitenden Batterie Nr. 11 unter Lieutenant Dussa. Von der Batterie standen am 6. April drei Kanonen und eine Haubise unter Lieutenant Sannow in Podjuch, eine Kanone und eine Haubige unter dem vieutenant v. Clausewitz bei dem Geböft „Straußenruh" auf einer das vorliegende Gelände beherrschenden Anböbe (Stizze 11, a) hinter einer Erddeckung; die Pferde waren in dem Gehöft selbst eingestellt. Zwei Kanonen befanden sich unter dem Lieutenant Thiele in Höckendorf (4. Zug der Batterie). Zur Verstärkung der Einschließzung sollte eine ganze Anzahl von Werken angelegt werden; aber am 7. April war auf dem rechten Oder-Ufer erst eine Redoute bei Finkenwalde (Stizze 11, 1) zur Bestreichung des über die Wiesen führenden Respersteiges*) fertig und mit zwei 12 pfündigen Kanonen ausgerüstet.

Am 6. Abends hatte der Vieutenant v. Clausewit den Befehl erhalten, die Haubige seines Zuges ebenfalls nach dieser Redoute zu schicken, selbst aber den 4. Zug der Batterie in Höckendorf zu übernehmen; der Lieutenant Thiele war zum Kommandeur der Geschüße in der Redoute bestimmt worden.

Noch ehe dieser Befehl ganz zur Ausführung kam, machten die Franzosen am 7. April Morgens 32 Uhr mit 2000 Mann und

Eines von Finkenwalde durch jumpfige Wiesen nach dem Steindamm führenden erhöhten Weges.

einigen Geschüßen einen Ausfall von Damm nach der Südseite hin. In zwei Kolonnen waren sie aus dem Gollnower Thor vorgegangen und es war ihnen geglückt, unbemerkt zwischen Rosengarten und Höckendorf durch die Vorposten der Kosaken hindurch zu kommen. Gerade als der Lieutenant v. Clausewitz die Haubige fortgeschickt hatte und in Straußenruh sein Pferd besteigen wollte, um nach Höckendorf zu reiten, hörte er plötzlich einen Schuß aus der unter dem Unteroffizier Mot auf der Höhe zurückgebliebenen Kanone. Sofort eilte er zurück und sah nun in der Dämmerung des Morgens auf etwa 300 bis 400 Schritt Entfernung drei Kolonnen gegen das Geschüt anrücken. Es gelang ihm noch zwei 6löthige Kartätschschuß gegen diese abzugeben; als der dritte schon eingesetzt war, mußte er mit der Geschützbedienung, die das Ladezeug mitnahm, nach einem zwischen der Höhe und Straußenruh befindlichen Hohlwege flüchten, nach welchem schon vorher die Infanterie dieses Postens zurückgegangen war. Der Feind hatte zwar den Kartätschschuß, den er schon eingesetzt vorfand, in Richtung auf die Flüchtenden abgefeuert, aber keiner derselben war verlegt worden. Den fahrenden Artilleristen gab der Lieutenant v. Clausewiß den Befehl, sich nach Höckendorf zu begeben. Er selbst war im Begriff dahin zu reiten, als ihm zwischen den Gebäuden von Straußenruh ein Franzose in die Zügel fiel und ein anderer ihn zur Erde zu ziehen versuchte. Von dem ersteren befreite sich der Lieutenant v. Clausewiß durch Hiebe mit dem Degen, der zweite wich vor dem Ausschlagen des Pferdes zurück, so daß der junge Offizier glücklich entkam, ohne auch von den nachgesandten Gewehrschüssen getroffen zu werden.

Inzwischen batten sich auch die drei Kompagnien des FüsilierBataillons des pommerschen Infanterie-Regiments, welche in Finkenwalde lagen, gesammelt; eine von ihnen begab sich nach der Redoute (1), die anderen mußten aber vor dem feindlichen Geschützund Gewehrfeuer bis Podjuch zurückweichen und wurden hier von der 4. Kompagnie und den vier Geschüßen des Lieutenants Sannow aufgenommen. Nachdem der Feind Finkenwalde in Brand gesteckt hatte, ging er wieder nach Damm zurück.

Gleichzeitig mit dem eben geschilderten Angriff wurde ein anderer auf die Redoute (1) ausgeführt, in welcher der Lieutenant Thiele das Kommando übernommen hatte.

Dieser Angriff wurde durch das lebhafte Kartätschfeuer der Haubige zurückgewiesen, während die Kanonen der Redoute ihr

Feuer so erfolgreich gegen zwei schwere und ein leichtes Geschütz des Feindes richteten, daß die beiden ersteren unbrauchbar gemacht wurden.

Der vieutenant v. Clausewiß hatte glücklich Höckendorf erreicht und ging nun von hier aus mit den beiden Kanonen unter der Bedeckung eines Zuges Infanterie gegen den Feind vor. Er fand jedoch nur noch Gelegenheit, dessen Rückzug durch einige wirksame Kugelschüsse zu beunruhigen.

Der Verlust der Batterie bestand nur in einem verwundeten Kanonier, zwei tödlich verwundeten Pferden und dem verloren gegangenen Geschütz, welches die Franzosen nach Damm geschafft batten, wo es erst nach der Uebergabe des Ortes wiedererlangt wurde. Bis dahin wurde es durch einen schweren 6-Pfünder aus Kolberg erseßt, der aber nicht wieder bei Straußenruh aufgestellt, jondern wohl mit den anderen Geschüßen bei Podjuch verwendet wurde. Dies war deshalb wünschenswerth, weil immer zwei zur Unterstützung der Truppen bei Finkenwalde vereit gehalten werden. mußten.

Verfeuert waren von der Batterie: 27 Kugel, 3 Kartätschschüsse, 2 Granat, 5 Kartätschwürfe. In seinem Bericht an Seine Majestät den König sagt der General Graf Tauenien über die Offiziere der Batterie und ihre Leistungen in dem Gefecht: Ich muß dem Bataillon von Kleist die Gerechtigkeit widerfahren. lassen, daß es den Feind zurücktrieb, besonders aber den Lieutenants Sannow, Thiele, v. Clausewiß von der Artillerie das größte yob beilegen und sie nebst dem Feuerwerker Jänice Euerer Majestät Gnade allerunterthänigst empfehlen.

Ersterer hielt durch ein gut dirigirtes Feuer den Feind auf, und zwang ihn, das in Brand gesteckte und mit allen Greueltbaten erfüllte Dorf Finkenwalde zu verlassen.

Der Lieutenant Thiele behauptete mit dem Feuerwerker Jänicke die ganz umgangene und im Rücken genommene Batterie Redoute Nr. 1) durch sein braves Benehmen, indem er mit einer Haubige rückwärts auf den Feind feuerte. auf den Feind feuerte. Der Vieutenant v. Clausewit eilte mit zwei Kanonen aus der Position von Höckendorf und feuerte mit großem Erfolg auf den retirirenden Feind in Rücken und Flanke."

Merkwürdig ist es, daß auf diesen Bericht bin nur der Feuerwerker Jänice das Eiserne Kreuz 2. Klasse erbielt.

Am 15. April hatte die Batterie wieder Gelegenheit, sich mit ihrem Feuer an einem Unternehmen gegen den Feind zu betheiligen.

An diesem Tage sollte der Versuch gemacht werden, die Verbindung zwischen Damm und Stettin dadurch zu unterbrechen, daß man sich durch Kanonenboote auf der Regelig und durch einen Angriff zu Lande von Finkenwalde her in Besitz der Zollhausschanze an der großen Regelitz sezte. Dieser Versuch mißlang und der Feind drängte hinter der auf Finkenwalde zurückgehenden Infanterie heftig nach. Als jedoch der Major v. Neander durch den Lieutenant Sannow vier Geschütze schleunigst vorführen und in Thätigkeit bringen ließ, wurde der Feind zurückgewiesen.

Von jenen Geschützen wurden allerdings zwei außer Gefecht gesetzt, noch ehe sie zum Schußz kamen.

Zwei andere Geschüße der 6pfündigen Fuß-Batterie Nr. 18 unter dem Lieutenant Dähnert hatten den Angriff auf die Zollhausschanze auf dem rechten Flügel begleitet, waren aber bald durch überlegenes Feuer aus schweren Geschützen gezwungen, zurückzugehen, nachdem ein Pferd der Bespannung getödtet war. Auch die noch übrigen beiden Geschüße der Batterie kamen in diesem Gefecht zur Verwendung; doch ist nicht festzustellen, wo dies geschah. Verfeuert wurden von der Batterie: 54 Kugelschüsse, 23 Granat-, 2 Kartätschwürfe.

Der General Graf Tauenzien berichtete über die Gefechtsthätigkeit der Batterie: „Der Artillerie muß ich das größte Lov geben und erneut das brave, einsichtsvolle Benehmen der Lieutenants Sannow und Thiele, sowie des Feuerwerkers Jänice rühmen.“

Im Allgemeinen blieben nun, nachdem das schon am 13. April von Seiner Majestät dem Könige erlassene Verbot einer förm lichen Belagerung oder eines angriffsweisen Vorgehens noch einmal wiederholt war, die Leute und Pferde der Batterie den Tag über in ihren Quartieren, bei Anbruch der Nacht wurden aber die Geschütze bespannt und die Bedienung blieb bei denselben in Gefechtsbereitschaft.

Am 23., 25. und 26. April fanden unbedeutende Vorpostengefechte statt, bei denen eine Haubize der Batterie am 23. sechs Granat und fünf Kartätschwürfe und am 26. drei Kartätschwürfe abgab und mit diesen den Feind aus den Trümmern der vor Damm abgebrannten Häuser vertrieb, in welchen er sich festjeben wollte.

Am 24. April unternahmen die Franzosen um 4 Uhr Morgens eine Beschießzung der preußischen Werke am Kespersteige, die durch die Redouten Nr. 2, 3 und 4 vermehrt worden waren, mit leichten Geschüßen, doch wurden diese nach einer dreistündigen Kanonade vollständig zum Schweigen gebracht und gleichzeitig ein gegen den Bergwall unternommener Ausfall zurückgewiesen. Von der 6pfün= digen Fuß-Batterie Nr. 18 nahmen an diesem Gefecht zwei in der Redoute Nr. 2 aufgestellte Kanonen und die Haubige theil, welche zusammen 58 Kugelschüsse und 40 Granatwürfe abgaben. Der Verlust betrug ein Unteroffizier (leicht verwundet) und ein Pferd.

Als am 29. April der Versuch gemacht wurde, die Zollhausbrücke durch Brander, bei deren Anfertigung der Lieutenant Thiele mitgewirkt hatte, zu zerstören, beschoßz der Feind die Befestigung am Kespersteige. Zu deren Unterstützung wurde eine sanone und eine Haubige der Batterie herangezogen, welche bier 10 Kugelschüsse und 9 Granatwürfe verfeuerten.

Dem Vieutenant Sannow war in dieser Zeit die ganze Artillerie vor Damm unterstellt; Lieutenant Thiele scheint nach wie vor das Feuer in der Redoute Nr. 1 geleitet zu haben.

Am 4. Mai Morgens 32 Uhr begann der Feind wieder eine Beschießzung der preußischen Befestigungsarbeiten am Respersteige aus vierzehn schweren Kanonen und Haubigen, welche mit sechs schweren 12-Pfündern erwidert werden konnte.

Diese Beschießung dauerte zwölf Stunden und bei ihr sollen die Franzosen 1200, die preußischen Geschüße nur 400 Schüsse ab gegeben haben. Das ganze Ergebniß war, daß die Einschließungs truppen drei Verwundete hatten, daß ein 12pfündiges Rohr am Hopfe gestreift wurde, bei einem andern ein Schuß in die Mündung ging, und daß ein Laffetenrad unwesentlich beschädigt wurde.

Von der 6pfündigen Fuß Batterie Nr. 18 war durch den Lieutenant v. Clausewitz neben der Redoute Nr. 1 eine Haubige vorgeführt worden, wobei diese zwei Pferde verlor. Ob sie sich an dem Feuern betheiligte, ist nicht bekannt. Die übrigen Geschüße der Batterie standen mit einem Theile der Einschließungstruppen gegen einen etwaigen Ausfall des Feindes in Bereitschaft.

In dem Berichte des Grafen Tauenzien über dies Gefecht heißt es: Unsere Artillerie schoß so wirksam, daß die feindliche trop der Mehrzahl und des starken Kalibers zum Schweigen ge bracht wurde.

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