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den maßgebenden Stellen war man sich darüber einig, daß diese Steigerung durch Vermehrung der schweren Batterien anzustreben sei. Doch konnte die Beibehaltung der reitenden Artillerie hierbei feiner Erörterung mehr unterliegen, da sie im Feldzuge 1870 71 bei verschiedenen Gelegenheiten durch ihre große Beweglichkeit ganz hervorragende Dienste geleistet hatte. Es sei hier nur daran erinnert, daß die reitende Abtheilung bei Spicheren bereits um 612 Uhr Abends auf dem Gefechtsfelde, die etwa 1/4 Stunde später alarmirte und 3/4 Meile weiter zurückliegenden Batterien der I. Fus Abtheilung aber erst um 9 bezw. um 11 Uhr Abends den Nordausgang von St. Johann bei Saarbrücken erreichten, und daß bei Vionville die reitende Abtheilung über eine halbe Stunde früher als die III. Abtheilung in den Kampf eingreifen konnte.

Durch Erlaß vom 3. Dezember 1873 wurde das 8.8 cm Geschütz für sämmtliche Fuß-Batterien, das 7,85 cm Geschütz für die reitenden Batterien eingeführt.

Schon am 24. Januar 1870 hatte General v. Hindersin in einer Denkschrift die Zweckmäßigkeit und Nothwendigkeit der Trennung der Feld- und Festungsartillerie, auch im Offizierkorps, hervorgehoben. Sein Nachfolger, General v. Podbielski, hatte sich dieser Ansicht mit dem weiteren Zusatz angeschlossen, daß er die Unterstellung der Feldartillerie unter die Generalkommandos für sehr vortheilhaft halte. Während man an maßgebender Stelle von der Erfüllung des letteren Wunsches Abstand nahm, billigte man die Dringlichkeit der erwähnten Trennung, und unter dem 18. Juli 1872 wurde dieselbe versuchsweise, unter dem 7. Mai 1874 endgültig eingeführt.

Bereits am 8. Juni 1871 war infolge einer Allerhöchsten Kabinets Ordre vom 31. Mai 1871 unsere 6. leichte Batterie an das neu errichtete Feldartillerie-Regiment Nr. 15 abgegeben worden.*) An ihrer Stelle wurde eine neue Batterie errichtet, die am 1. März 1872 im Barackenlager bei Jüterbog zusammentrat. Unteroffiziere und Mannschaften wurden von den anderen Batterien des Regiments und von den Kolonnen abgegeben, 44 Pferde aus den beim Regiment noch überzählig vorhandenen ausgewählt. Ge schütze und Fahrzeuge empfing die neue Batterie in Wittenberg, wo sie am 5. April eintraf und verblieb. Ihr erster Chef war

*) S. Seite 513.

Hauptmann Leng, dem am 1. November Hauptmann Stumpf folgte.

Infolge der durch Kabinets - Ordre vom 18. Juli und 4. September 1872 verfügten „provisorischen" Neubildungen gab unser Regiment die Hälfte seiner Batterien ab zur Bildung des Techter-Regiments, des jezigen Feldartillerie Regiments GeneralFeldzeugmeister (2. Brandenburgisches) Nr. 18.

Das Regiment führte nun den Namen „Brandenburgisches Feldartillerie-Regiment (General Feldzeugmeister › Nr. 3 Kerps-Artillerie" und bestand aus der

1. Feld Abtheilung - Wittenberg:

1. schwere, 1. provisorische, 1. leichte Vatterie.

II. Feld Abtheilung Jüterbog:

3. und 4. schwere und 3. leichte Batterie.

Reitende Abtheilung Düben.

1., 2., 3. reitende Batterie.

Die 1. provijorische Batterie wurde aus Abgaben der 1, 3. und 4. schweren, der 1., 2. und 3. leichten, der 2. reitenden und der Ersay Batterie zujammengestellt. Ihr erster Batteriechei war der Hauptmann Müller, bisher Chef der 5. Kompagnie Branden burgischen Fußartillerie Regiments (General Feldzeugmeister) Nr. 3.

An das neu gebildete Brandenburgische Feldartillerie Regiment Nr. 3, Divisionsartillerie, wurden abgegeben: die 2., 5. und 6. schwere Batterie, die 2., 4. und 5. und die neugebildete 6. leichte Batterie. Außerdem wurde diesem Regiment noch die leichte Erias Batterie überwiesen, welche für die bei den Okkupationstruppen befindliche III. Fußz Abtheilung noch bestand. Sie trat spater, im Mai 1873, in die Stelle der an das Feldartillerie Regiment Nr. 14 abgegebenen 5. leichten Batterie.

Im Jahre 1873 erbielt die Feldartillerie die neuen Feld geschüte C/73. Dicies Jabr brachte auch den Abschied des Generals v. Alvensleben, des langjährigen, bechverdienten kommandirenden Generals und rubmreichen Jübrers des III. Armecteres. Auch unserem Regiment galten seine kurzen, aber zum Herzen gebenden Abschiedsworte.

Eine ehrende Anerkennung seiner Leistungen im Feldzuge er bielt im Jahre 1873 auch unier Regiment durch die Werte, mit denen Seine Königliche Hebert Prinz Friedrich Karl die nach ihm benannte Stiftung überwies.

2. Das Brandenburgische Feldartillerie-Regiment Nr. 3

(General-Feldzeugmeister).

Als am 7. Mai 1874 die Trennung zwischen Feld- und Festungsartillerie endgültig eingeführt wurde, erhielten auch Feld- und Festungsartillerie ihre eigenen Inspektionen. Die FeldartillerieRegimenter erhielten nun durchlaufende Nummern und unser Regiment den Namen:

Į. Brandenburgisches Seldartillerie-Regiment Nr. 3

(General-Feldzeugmeister).“

Für die Abtheilungen und Batterien traten folgende neue Be= zeichnungen ein:

I. Feld Abtheilung erhielt den Namen: I. Abtheilung - Wittenberg.

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In der Benennung der reitenden Abtheilung und ibrer Batterien änderte sich nichts. Durch Verordnung vom 18. Juli 1874 erhielten alle Offiziere, Unteroffiziere, Trompeter und Fahrer der Feldartillerie die Uniform der reitenden Artillerie; nur der Haarbusch, die Schwedischen Aufschläge und bei den Offizieren der blaue Neberrock blieben noch als besondere Abzeichen der reitenden Artillerie bestehen.

Dem Oberst v. Krenski war Oberst Schmidts gefolgt, diesem folgte Oberst Bloch v. Blottnig im Regimentskommando, der das Regiment im Jahre 1876 während der großen Herbstübungen zwischen Garde- und III. Korps Seiner Majestät dem Kaiser bei der Parade vorführte.

Im Kommando des Regiments folgte im Jahre 1878 Oberst Burchard.

Durch Allerhöchste Kabinets Ordre vom 11. März 1881 wurden 32 neue Batterien aufgestellt, die im Mobilmachungsfall Stämme für neu aufzustellende Batterien bilden sollten. Bei unserem Regiment entstanden durch Abgaben eigener und fremder

Batterien die 7. und 8. Batterie; erstere, unter Hauptmann Cämmerer, trat zur I. Abtheilung nach Wittenberg, lettere, unter Hauptmann Eichmann, zur II. Abtheilung nach Jüterbog. Im Mai 1881 schied der hochverehrte Brigadekommandeur, General major Stumpff, aus seiner Stellung und erhielt in General v. Fassong einen Nachfolger. 1882 wurde Oberst Burchard zum Direktor der Vereinigten Artillerie- und Ingenieurschule ernannt und durch Oberstlieutenant v. Elern, bisher im MilitärKabinet, ersetzt.

Der Regimentsstab ging in diesem Jahre nach den Herbstübungen von Jüterbog nach Brandenburg, wohin auch die reitende Abtheilung von Düben verlegt wurde. Düben verlor nur ungern seine Garnison. Troß der leinheit der Stadt hatte sich die reitende Abtheilung dort sehr wohl gefühlt. Die dienstlichen Verbältnisse lagen günstig, gute Exerzirpläte und zwei bedeckte Reitbahnen gewährleisteten die Ausbildung der Truppe, und mit der Bürgerschaft batte man stets im besten Einvernehmen gelebt. Wenn auch der alte Yöser" in dem jegenannten Kasino nicht immer die wünschenswerthe Bereitwilligkeit bei den slagen des Tischverstandes zeigte, so war sein Haus an den Mittwochs- und SonnabendAbenden der Sammelpunkt der Herren aus der Umgegend zu einem barmlosen und freblichen Verkehr mit dem ffizierterys. Dankend sei hier der Häuser gedacht, welche sich stets gastfrei den Offizieren öffneten, bejenders auch das des Freundes der ganzen Abtheilung, des Onkels Heise".

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In treuem Andenken steht bei dem Offizierkorps der verit lieutenant a. D. Wiesing, ein alter Regimentskamerad, dessen Ge dächtniß stets im Regiment fortleben möge.

In Brandenburg batten die reitenden Batterien mit den un günstigsten Verhältnissen zu kämpfen. Sie mußten Ställe beziehen, welche die Stürassiere schon vor 10 Jahren als unbrauchbar erklart Die Mannschaften lagen zunächst in Bürgerquartieren, und wenn sie auch nach Fortgang der 98er aus Brandenburg in die Klosterkaserne quartiert wurden, so blieb der Dienst doch bei dem weiten Auseinanderliegen der Rajerne, der Ställe und Reit und Ererzirplate bis in die neueste Zeit für die reitende Abtheilung im böchsten Maße erschwert. Auch die sehr ungünstigen Lözterfafino-Verbältnisse in Brandenburg ließen den Vergleich zwischen Duven und der neuen Garnisen sehr zu Gunsten der alten Garnijen ausfallen.

Am 23. Januar 1883 entschlief der General-Feldzeugmeister Prinz Karl von Preußen. Die Trauer um ihn wurde im Regiment aufrichtig empfunden, denn auch ihm hatte sich sein besonderes Interesse zugewandt. Den Regimentern, die seine hohe Würde: „General-Feldzeugmeister" als Ehrennamen führten, waren bei seinem Tode erhebliche Legate „Prinz Karl-Stiftung“ ausgefeßt.

Fast vollzählig waren die Offizierkorps dieser Regimenter bei den Beerdigungsfeierlichkeiten in Berlin vertreten, um ihrem verewigten Chef die letzte Ehre zu erweisen. Die lleberführung der Leiche erfolgte nach Nikolskoe, wo der hochselige Prinz an der Seite seiner Gemahlin ruht.

Oberst v. Unruh, früher Adjutant bei Seiner Königlichen Hoheit, dem Prinzen Karl, trat im Laufe des Jahres 1883 an die Spitze des Regiments.

Tiefe Trauer erweckte, besonders bei seinem dankbaren III. Korps, der Tod des Prinzen Friedrich Karl, der am 5. Juni 1885 verschied. Sein Soldatengeist, der von ihm gepflegte Sinn ist noch heute im Armeekorps lebendig.

Dem in diesem Jahre in der Priegnitz stattfindenden Manöver des III. Korps wohnte am Schluß Seine Majestät der Kaiser Wilhelm I. bei. Es war das letzte Mal, daß das III. Korps vor seinem geliebten obersten Kriegsherrn stand, und das rührende Bild, den hochseligen Herrn, im Wagen stehend, die Parade über seine treuen Brandenburger abnehmen zu sehen, wird jedem Theilnehmer dauernd im Gedächtniß bleiben.

Die Neuorganisation der Feldartillerie im Jahre 1887 betraf unser Regiment nur insofern, als es mehrere Abgaben an die neu zu formirende 9. Batterie des Feldartillerie-Regiments Nr. 18 stellen mußte.

Am 1. April 1887 wurde die bisherige General-Inspektion der Artillerie getheilt in je eine solche für die Feld- und Fußartillerie.

Das Jahr 1888 nahm uns Kaiser Wilhelm I. und Kaiser Friedrich. Am 15. Juni desselben Jahres bestieg Kaiser Wilhelm II. den deutschen Kaiserthron. Das Regiment leistete ihm geschlossen auf dem Schießplatz bei Jüterbog den Eid der Trene.

Am 4. August 1888 wurde der zum Kommandeur der 9. Division ernannte General v. Fassong durch den Königlich Württem=

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