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Regent sur Seine auf Troyes, die 11. Infanterie-Brigade mit den beiden leichten Batterien über Sens.

Die Verpflegung erfolgte während des Rückmarsches bis auf Fleisch, Heu und Stroh hauptsächlich aus Magazinen, zuweilen durch die Quartiergever. Da Requisitionen verboten waren, mußten die nicht von der Intendantur gelieferten Lebensmittel von der Truppe baar bezahlt werden. Welche Preise hierbei gefordert wurden und bezahlt werden mußten, geht daraus hervor, daß z. B. die 4. schwere Batterie für zehn Pfund Heu einen Franc bezahlte. Zur besseren Verpflegung erhielten die Offiziere ihre Zulage von 15 Francs bis zum 1. April weiter und die Unteroffiziere einen Geldzuschuß in Höhe ihrer Löhnung. Den Mannschaften wurden talich 2 Silvergroschen gewährt.

Der Verkehr mit den Einwohnern muß in dieser Zeit nicht angenehm gewesen sein. Sie wurden dreist; Diebstähle an Pferden, Waffen und Ausrüstungsstücken wurden von ihnen begangen, ohne daß die Truppe während der Marschzeit in der Lage gewesen wäre, Mittel dagegen zu ergreifen. Wie weit fanatischer Haß, welcher fish blind sein Opfer sucht. geben kann, zeigt nachstehendes traurige Ereigniß: Der Unteroffizier Jaura der 3. reitenden Batterie wurde am 28. März 92 Uhr Abends, als er über den Hof seines Cuartiers ging, durch einen Gewehrschußz in den Arm schwer ver. wundet. Zwar wurde der Maire des Ortes als Geijel mitgeichleppt, man mußte ihn aber nach einigen Tagen laufen lassen, da eine direkte Einwirkung auf die Ortschaft nicht mehr möglich erichien,

In die Tage des Rückmarsches fielen die Geburtstage des Kaisers und Königs Wilhelm und des Prinz - Feldmarschalls. Am 20. März wurde dem hochverdienten und gehebten Führer der Zweiten Armee beim Abrücken aus dem Quartier en dreimaliges Hurrah gebracht; der 22. März war leider ein Marschtag, aber auch er ging nicht ohne Feier vorüber. Offiziere und Unteroffiziere vereinten sich am Abend, um mit begeistertem Hurrah die Glaser in Ehrfurcht und Liebe an einander klingen zu laffen; den Mannschaften wurde, da gemeinsame Feiern nicht statt finden konnten, Zulagen in Geld für diesen Tag gewahrt. Die Korpsartillerie beging den 22. März besonders festlich Der Stav log in Fontainebleau. Am Abend des 21. ließ ich zur Vorfeier ven Kaisers Geburtstag durch meine Trompeter von der großzen

Freitreppe des Cour des Adieux, wo einst der erste Napoleon von seiner Garde Abschied genommen hatte, die »Retraite«, den Abendssegen« und »Heil Dir im Siegerkranz« blasen. Es klang wundervoll auf dem weiten Schloßhofe.

1. Am 22. März hatte die II. Fußz-Abtheilung Befehl, bei ihrem Durchmarsch durch Fontainebleau Salut zu schießen, und am Nachmittag wurde der Geburtstag Seiner Majestät des Kaisers in Montereau im Hotel du grand Monarque« mit einem Diner festlich begangen. Beim Hoch wurden dreimal drei Kanonenschüsse von der 3. reitenden Batterie abgefeuert; das zahlreich anwesende Publikum begnügte sich, die Hochs mit Pfeifen zu begleiten“.

General v. Dresky giebt noch einige interessante Einzelheiten über den Rückmarsch:

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Die Bevölkerung von Le Mans zeigte sich bei unserem Abmarsch recht feindlich, da wir ihnen nichts mehr anhaben konnten. Der Maire von Le Mans hatte General v. Alvensleben bitten lassen, doch alle Kranken mitzunehmen, denn er könne nicht verhindern, daß der Pöbel in die Lazarethe eindringe und die Kranken niedermache. Die armen Kranken und Verwundeten mußten nun ohne Rücksicht auf ihren Zustand nach dem ziemlich entfernten Bahnhof transportirt und zurückbefördert werden.

Ein sehr großer Uebelstand war eingetreten, daß nicht mehr requirirt werden durfte, sondern Alles baar bezahlt werden mußte. Wir bekamen zwar täglich 15 Francs Tagegelder. Die reichten aber nicht aus, denn es wurden uns überall Preise abgefordert, daß einem die Augen übergingen. In Chartres mußte ich z. B. für einen Teller Suppe, ein Fleischgericht mit ein paar Kartoffeln und eine halbe Flasche ganz mäßigen Rothwein 14 Francs bezahlen. Preußisches Geld wurde gar nicht oder nur zu einem sehr viel geringeren Werthe genommen.

Die Franzosen hatten uns immer des Stehlens angeklagt, aber jetzt, wo von uns kein Druck mehr auf sie ausgeübt werden. konnte, stahlen sie wie die Raben. Es verging kein Tag, wo mir nicht gemeldet wurde, es wäre uns etwas entwendet worden. Sie raubten Pferde, Geschirre, Waffen, Levensmittel u. s. w. Auch mir wurden aus einem Stalle, wo ein Trainsoldat schlief, die beiden Pferde nebst Geschirren von meinem Packwagen gestohlen, so daß ich in große Verlegenheit fam. Von einer Wiedererlangung der Gegenstände war bei dem Verbot der Anwendung von Repressalien

natürlich keine Rede. Dazu traten auch die Franzosen jetzt mit der unerhörtesten Frechheit gegen uns auf, nicht nur die niederen & lassen, sondern auch die besseren Schichten der Bevölkerung und namentlich die Beamten."

Am 30. März bezogen die Batterien Standquartiere in der egend von Troyes, östlich der Seine.

Stab der Korps-Artillerie in Vendeuvre.

I. Fuß-Abtheilung: Nogent sur Aube, Chaudrey, Avant.
II. Fuß-Abtheilung: Lusigny, Courteranges, Montieramev,
Montreuil.

III. Fuß- Abtheilung: Bar sur Aube, Yongchamps, Blignv,
Troves, Landreville.

Reitende Abtheilung: Villeneuve aux Chènes, Mesnil
St. Bère.

Die Batterien der Divisionsartillerie blieben ihren Brigaden zugetheilt.

Die 2. reitende Batterie war über Chateau Renauld, Ouzouer le Marché, Neuville aux Bois, Egreville, Pont sur Yonne, Troves in das Standquartier Brienne le Chateau ohne Zwischenfälle marschirt. Die Verhältnisse waren hier dieselben wie die oben ge schilderten, leider war aber unter den Pferden der Batterie der Rotz ausgebrochen.

Auch sie hatte Kaisers Geburtstag, gemeinschaftlich mit der 14. Kavallerie Brigade, durch Paradeaufstellung und Vorbeimarsch in Zügen gefeiert und den Kaisersalut von 101 Schußz abgegeben.

Die Batterien wandten sich in den Standquartieren mit großem Eifer der Instandsetzung der gesammten Ausrüstung zu, jeweit dies mit den vorbandenen Mitteln überhaupt möglich war, doch wurden ihnen wiederbelt größere Beihülfen gezahlt. Die Bekleidungsstücke befanden sich zum Theil in arger Verfassung; es befanden sich noch Waffenröcke und Reitbojen in den Batterien, welche zu Beginn der Mobilmachung verausgabt waren und jezt einen trestlejen Anblick gewährten. Alle Ausbildungszweige wurden friedens; maßig betrieben, die jungen Fahrer und Reiter ritten in Reitabtheilungen, Mannschaften des Ersages ererzirten zu Fuß und am eschüß, Offizierreitstunde wurde abgehalten, daneben auch wiederbelt zu Uebungsmärschen und tattijchen Ulebungen ausgerückt.

Die Verpflegung erfolgte zum Theil aus Magazinen, zum Theil durch Selbstankauf. Das leztere Verfahren wurde für vortheilhafter erachtet. Nur die Beschaffung von Stroh stieß auf Schwierigkeit, da in der ganzen Gegend großer Mangel daran herrschte. Die wenigen Vorräthe waren mit Geld kaum zu erschwingen. Im Verlauf des weiteren Aufenthaltes fand sich aber schließlich Alles, um so mehr, als bekannt gegeben worden war, daß baar bezahlt würde.

Am 9. Mai war eine Aenderung in der Unterbringung befohlen worden. Dem II. Korps wurde das Departement der Marne statt des Departements Aube zugewiesen, derart, daß die 5. Division den nordwestlichen Theil mit Chalons, die 6. InfanterieDivision den südwestlichen Theil, nördlich begrenzt durch die Marne vis Châlons, östlich durch eine Linie Chalons – Sommepuis, die Korpsartillerie die Ortschaften um Châlons erhielt. Die 6. KavallerieDivision ging nach dem südlichen Theil des Departements mit Vitry le Français.

Bis zum 18. Mai hatten die Stäbe und Batterien ihre neuen Standquartiere erreicht.

Stab der Korpsartillerie: Châlons.

I. Fuß-Abtheilung: Suippes, Auberive sur Suippe, St. Hilaire le Grand, Bethany.

II. Fuß-Abtheilung: Juvigny, dann Châlons, Vraux, Aigny,
Chalons, Condé sur Marne.

III. Fuß-Abtheilung: Arize, Jalons, Athis, Vertus, Oger.
Reitende Abtheilung: Fagnières, Matougues.

2. reitende Batterie: Vitry le Français.

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In der nun folgenden Zeit bis zum Rückmarsch ist bei dem Regiment nichts Besonderes vorgefallen. Noch einmal richteten sich die Batterien in ihren Quartieren häuslich ein; die ältesten Jahrgänge der Mannschaften wurden in die Heimath entlassen. Am 27. Mai wurde die 6. Kavallerie Division aufgelöst, die 2. reitende Batterie trat zur 6. Kavallerie-Brigade über und hatte mit dieser am 29. Mai Parade vor dem Prinzen Friedrich Karl Roßzarzt Utescher erlag am 7. Mai einer Blutvergiftung, die er sich bei der Sektion eines roßkranken Pferdes zugezogen hatte. Hauptmann Knobbe ging auf Befehl des Regiments zum Ankauf der Gräber der gefallenen Offiziere nach Mey.

b. In die Heimath.

Am 3. Juni traten die 5. Infanterie Division und die Korpsartillerie ihren Rückmarsch in die Heimath an, nachdem am 2. noch bei allen Batterien Gottesdienst stattgefunden hatte.

Die III. Fuß-Abtheilung verblieb mit der 6. InfanterieDivision bei der Offupations Armee in Frankreich; ihr wurde die 1. Artillerie und 1. Infanterie-Munitionskolonne zugetheilt. Sie verlor jedoch schon am 8. Juni die 6. leichte Batterie (ptm. v. Schlicht), welche dem neugebildeten XV. Armeekorps überwiesen wurde. Die Batterie marscirte über Verdun-Mars la Tour nach Mey, wo sie am 17. Jum eintraf und demobil wurde.

Die übrigen Batterien der III. Fuß Abtheilung marschirten. bis 12. Juni in die Gegend von Reims, am 18. Juli standen sie in folgenden Garnisonen:

Stav: 5. schw., 5. 1. Chalons jur Marne, 6. sc. Reims. 1. Art. Mun. Kol. Zalons, nordwestlich Chalons.

1. Znf. Mun. Kol. Sarry.

Für den Rückmarsch waren angewiesen: der Korpsartillerie, welcher F./52 zugetheilt war, die Straße St. Menehould - Verdun-Etain - Conflans-Metz -Saarbrücken, St. Wendel Eufel-Wolf stein-Alzei, der I. Fuß Abtheilung: die über Bar le Duc Fresnes en Woëvre-Met Saargemünd.

Am 10. Juni überschritt die Korpsartillerie, am 16. die I. Fuß Abtheilung unter Hurra die neue deutsche Grenze. Zu den Einzugsfestlichkeiten in Berlin batte das Regiment die Ebre, einen Unteroffizier (Serg. Alisch) und acht Mann, sämmtlich mit dem Eisernen Kreuze geschmückt, entsenden zu dürfen. Von Seiner Majestät war für den 18. Juni ein allgemeiner Dankgottesdienst befoblen, der bei den Batterien, welche sich auf dem Marsche befanden, des Morgens beim Abrücken durch eine Ansprache der Batteriechefs und darauf folgendes stilles Gebet begangen wurde. Der ganze Rückmarsch, besonders der der Korpsartillerie in der Pfalz, glich einem Triumpbzuge, überall Ehrenpforten und festliche Empfänge; das dankbare Vaterland konnte sich nicht genug thun in der Ehrung seiner tapferen Söbne. Einen schönen Beweis treuen Gedenkens gab die 3. schwere Batterie am 15. Juni, als sie an dem „Ehrenthal“ bei Saarbrücken vorbeimarichirte. Sie gedachte, nach dem die Trompeter einen Eberal geblajen batten, des bier seinen

Melch. d. Feldart. Regts. Gen Feldzeugmeister (1. Brandenb. Nr. 3.

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