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außerordentlich besucht waren. Selbst der Prinz Friedrich Karl verschmähte es nicht, ihnen beizuwohnen. Eine von der Kommandantur getroffene Einrichtung schien den Bewohnern sehr zu gefallen. Jeden Mittag von 12 bis 1 Uhr spielte nämlich eines der in Le Mans befindlichen Musikkorps auf dem Jakobiner-Play. Hunderte von Bewohnern fanden sich dazu ein und lauschten, auf dem Platze auf und abgehend, der Musik. Am meisten schien ihnen das Musiktorps des Leib-Regiments zu gefallen. Es war aber auch das beste, und der Musikmeister Pieffe traf bei der Auswahl der Stücke den Geschmack seiner Zuhörer."

Eine traurige Pflicht hatte das Regiment in Le Mans zu erfüllen, die Beerdigung des Hauptmanns Stöphasius und des Lieutenants Faber. Beide waren brave, unerschrockene Offiziere gewesen. Wenn die Trauerfeier für den Hauptmann Stöphafius die sonst wohl üblichen Grenzen der Antheilnahme überstieg, so hatte dies seinen Grund in der hervorragenden Persönlichkeit des Verstorbenen, der es verstanden hatte, bei Vorgesetzten und Untergebenen, bei der eigenen Truppe wie bei den anderen Waffen der 5. Division sich besondere Anerkennung und Liebe zu erwerben.

Stöphafius

Hauptmann Stöphasius war am 15. Januar Mittags 2 Uhr Hauptmann seiner vor Le Mans erhaltenen schweren Wunde erlegen. An seinem Sterbebette hatte General v. Stülpnagel gestanden und ihm gesagt: „Was wird die 5. Division ohne Sie machen, wenn Sie nicht durchkommen?" worauf Stöphasius erwiderte: Was soll ich im Himmel machen, wenn ich die 5. Division nicht bei mir habe!", ein Gespräch, welches von der Stellung Zeugniß ablegt, die der Entschlafene in der 5. Division einnahm.

Am 17. Januar wurde die entscelte Hülle durch den Unteroffizier du Plat aus dem Lazareth Parigné l'Evêque nach Le Mans überführt und im Park der Batterie aufgestellt. Um 32 Uhr Nachmittags begann die Trauerfeier. Der mit Blumen geschmückte Sarg ruhte in einem Leichenwagen, auf dessen Deckel die militärischen Abzeichen, Schärpe, Helm und Säbel des Verewigten angebracht waren. Sechs Rappen, das Gespann des 1. Geschüßes der 1. leichten Batterie, zogen den Wagen, zu dessen beiden Seiten der Feldwebel und die Unteroffiziere der Batterie gingen, während unmittelbar hinter dem Sarge das Leibpferd des Hauptmanns (Znca) von zwei Kanonieren, von denen der eine, Stanonier Dzialet, sein Pfleger in den letzten Tagen gewesen war, geführt wurde.

Dle Leichenparade bestand aus einer Kompagnie 52. InfanterieRegiments mit der Regimentsmusik. Als Leidtragende folgten sämmtliche in Le Mans anwesenden hohen Offiziere des III. Armeekorps, außerdem aber noch an 150 Offiziere, ferner die gesammte 1. leichte und 2. schwere Batterie sowie über tausend Mann aller Waffen, die sich freiwillig angeschlossen hatten. Auf dem Kirchhofe wurde der Sarg in die hart links des Einganges bereitete Gruft gesenkt, worauf der Oberpfarrer Kretschmer kräftige, kurze Worte sprach. Nach dem Segen drängte sich ein Jeder hinzu, um dem allgeliebten Manne die leyte Ehre zu erweisen. Die Salven krachten über das Grab und heim ging es unter den Klängen des

Kärnthner Liedermarsches.

Zur dauernden Erinnerung an den tapfern Helden, an dessen Seite der am 16. Januar von seinen Schmerzen erlöste Lieutenant d. Res. Faber ruht, wurde ein Sandsteindenkmal vom Offizierkorps der Königlich preußischen 5. Jnfanterie-Division errichtet. Vom Helden Stöphasius.

War Einer, der stürmte so herzhaft voran,
Als ob er von Eisen, der tapfere Mann;

Und mußt er dem Tode erliegen,

So war es, um sterbend zu siegen.

Wohl strahlten die Jungfrau'n in sitt'gem Erglüh'n,

Als einstens er einzog so frisch in Berlin,

Anführt auf bekränztem Rosse

Erbeutete Dänen-Geschosse.

Um sie zu gewinnen, stürmt' wacker er drein

Bei Düppel, als ging es zu lustigstem Reih'n,

Und schnell flog von Munde zu Munde

Vom Helden Stöphasius die Kunde.

Sein Kampfruf hicß: „Vorwärts!" und „Brandenburg hoch!"

Im Felde sein Leben gar wenig ihm wog,

Er warf es dem Franzmann entgegen,

Kühn troßend dem eisernen Regen.

Lud selbst die Geschüße mit mächtiger Faust
Bei Meh, als die Seinen von Kugeln zerzaust;

Solch Heldenbild nur zu erschauen,

Weckt Kampfluft und frisches Vertrauen.

Das wußte Friz Karl, der ihn zweimal geschmückt
Mit dem Eisernen Kreuz und die Hand ihm gedrückt,
Dem Tapfern, der felsgleich im Meere

Gefochten für König und Ehre.

Das wußte sein Korps, dem er ringsum bekannt,
Das mit Liebe und Stolz seinen Namen nur nannt';
Ein Jeder bei Biwak und Streite

Mocht solchen Gesellen zur Seite.

Wohl dorret der Lorbeer mit dem, der ihn bricht,

In der ewig bergenden Erde nicht;

Doch ach! Der Held ist begraben,

Den Alle geliebet haben.

23. Bis zum Waffenstillstand.

(Skizze 41, S. 393, Skizze 56, S. 495 u. Skizze 57, S. 505.)

Am 23. Januar wurde das X. Armeekorps in Ruhequartiere nach Le Mans zurückgenommen, die Sicherung gegen die Mayenne dem III. Korps und den Kavallerie-Divisionen übertragen.

Auf dem linken Flügel der Armee nahm die 6. KavallerieDivision Aufstellung. Die 14. Kavallerie-Brigade war mit der 2. reitenden Batterie am 22. von Baiges westlich Le Mans abgerückt, hatte am 23. Brulon, am 24. Malicornes erreicht. Die 2. reitende Batterie marschirte am 25. unter Bedeckung zur 15. Kavallerie-Brigade nach La Flèche und vereinigte sich dort wieder mit dem 1. Zuge, Premierlieutenant v. Gizycki, welcher dort am 24. ein Gefecht gehabt hatte. An diesem Tage war nämlich die 15. Kavallerie Brigade unter Oberst v. Drigalsky von Noyen fur Sarthe nach La Flèche marschirt. Sie hatte außer dem Zuge noch eine Kompagnie Regiments Nr. 91 bei sich. Zn La Flèche stieß die Avantgarde mit dem Gegner zusammen. Da derselbe mit Infanterie vordrang, mußten die Zieten-Husaren die schon besegte Stadt räumen, während der Zug auf 1600 Schritt sein Feuer eröffnete. Nach fünf Schußz zeg der Feind sich zurück, das Detachement folgte, die beiden Geschüße durcheilten im Trabe die Stadt, gingen auf der Chaussee nach Bazouges (westlich La Flèche) in Stellung und vertrieben durch einige (zehn) Schuß den Gegner, welcher wieder Halt gemacht hatte. Nach kurzem Kampf um Bazouges, an dem der Zug sich mit einigen Granaten betheiligte, ging Premierlieutenant v. Gizyci noch über den Ort zur Verfolgung vor. Jenseits Bazouges erhielt die Kavallerie nochmals starkes Feuer. Für eine nochmalige Verwendung des Zuges war es aber bereits zu dunkel geworden.

Als die Batterie am 25. um 12 Uhr in a Flèche eingetroffen war und eben die Quartiere bezogen hatte, wurde sie um 2 11hr

Gefecht bes

La Flèche

wieder alarmirt, da der Feind, welcher Cléfs (jüdlich La Flèche, besetzt hatte, von dort aus vordrang. Durch das Vorgehen einer kleinen Truppenabtheilung, der ein Zug der Batterie zugetheilt war, wurde der Angriff abgewiesen. Ein Verfolgen des Gegners fand jedoch nicht statt. Munitionsverbrauch: 34 Granaten.

Am 26. wiederholte sich um dieselbe Zeit der Angriff der Franzosen. Wieder gingen eine Kompagnie, eine Eskadron und ein Zug der Batterie dem Feinde entgegen, während die übrigen Truppen die verschiedenen nach dem Feinde zu belegenen Ausgänge der Stadt besetzten. Ein Zug der Batterie ward am Bahnhof aufgestellt, zwei Geschüße an der Brücke zur Unterstüßung irgend eines bedrohten Punktes..

Es entwickelte sich wiederum auf der Straße im Walde ver Clefs ein Feuergefecht, infolgedessen der Gegner allmählich wieder zurückging. Munitionsverbrauch: zwölf Granaten.

Am 27. Januar ging der 2. Zug der 2. reitenden Batterie (Lieutenant Hederich) noch einmal gegen den Feind vor, der sich von Neuem näherte. Es war dies in dem Feldzuge das letzte Mal, daß brandenburgische Geschüße zum Gefecht marschirten; doch kamen sie nicht zur Verwendung. Bis zur Verkündigung des Waffenstillstandes verblieb die Batterie ungestört in La Flèche; ein Zug der selben war stets alarmirt.

Die Divisionen des III. Korps hatten am 23. je zwei selvständige Brigaden gebildet, welche nebeneinander im Anschluß an die 6. Kavallerie Division von Sablé sur Sarthe bis Sillé le Guillaume einen breiten Sicherungsgürtel um Le Mans bildeten (Skizze 56), Die kombinirte Brigade des Generals v. Schwerin wurde aufgelöst. Es standen vom rechten zum linken Flügel:

die 9. Brig. zwischen Sillé und Conlie, 1. leichte Sillé, 1. schw. Conlie. - 10. zwischen Neuvillette und St. Symphorien, 2. leichte Parennes, 2. schw. St. Symphorien.

11.

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zwischen Joué en Charnie und Logne, 6. leichte Joué, 6. schw. Longne.

zwischen Brulon und Loué, 5. schw. Loué, 1. Zug der 5. leichten, St. Dierke, Brulon; zwei Züge der 5. leichten in Chantenay an der Straße Le Mans-Sablé bei dem Detachement des Oberstlts. Grafen zu Lynar zur Verbindung mit der 6. Kavallerie-Division.

Die Korpsartillerie um Coulans, westlich Le Mans.

Im Falle eines Angriffs beabsichtigte General v. Alvensleben den entscheidenden Kampf in der Linie Chafillé-Loué anzunehmen. Zu diesem Zweck erkundete Oberst v. Dresky mit seinen beiden Abtheilungsführern, Hauptleuten v. Schlicht und Scheringer, sowie der Kommandeur der III. Fuß- Abtheilung, Obersilieutenant Beckh, wiederholt diese Stellung. Seitens der zunächst liegenden Truppen wurde das Gelände verstärkt, Schützengraben und Geschüßeinschnitte angelegt. Ein Angriff des Gegners blieb aus, es kam nur zu geringen Zusammenstößzen bei den vor der Front befindlichen Kavallerie-Divisionen, da Theilgefechte vermieden werden sollten.

So konnten die Batterien sich auch ferner den Instandsetzungen widmen und für ihre Schlagfertigkeit sorgen, bis mit der Erklärung des Waffenstillstandes der Friedensdienst seine Rechte wieder geltend

machte.

24. Der Waffenftillstand.

Am 28. Januar war ein allgemeiner Waffenstillstand von 21 Tagen, am 31. beginnend, zur Annahme gelangt, in dem unter anderen Bestimmungen eine Demarkationslinie festgelegt war, von der die beiderseitigen Streitkräfte bis auf eine Entfernung von 10 km zurückgezegen werden sollten. Dadurch wurden neue Truppenverschiebungen veranlaßt. Dem III. Korps war als Raum zur Unterfunft während dieser Zeit die Gegend zwischen Alençon und Le Mans, dem X. Korps nebst der 1. und 6. Kavallerie Division die zwischen zem legtgenannten Ort und dem Cher-Fluß, östlich Tours, angewiesen worden (Skizze 41, S. 393).

Die Ausführung des Waffenstillstandsvertrages stieß bei der Zweiten Armee auf keine Schwierigkeiten. Infolge der neuen Cuartiervertheilung standen am 3. Februar:

Korpsartillerie: Stab in La Groirie Chateau,, ungefábr

1 Meile nordwestlich Le Mans.

I. Fuß-Abtheilung: Stab und 1. leichte Batterie Alençon, 2. leichte Souillé, 1. schwere Mamers, 2. schwere Conlie, also im Allgemeinen nördlich Le Mans (Skizze 41 und 56).

II. Fuß-Abtheilung: zwischen der Chauffee Chauffour - ve Mans, der Chauffee ve Mans-St. Georges und dem Orne Bach, Im Allgemeinen südwestlich Le Mans.

III. Fuß-Abtheilung: Stab und 6. schwere Batterie Le Mans,

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