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Armee auf weite Entfernung von Paris zurückgedrängt worden. Brinz Friedrich Karl beschloß, dem Feinde über die Sarthe nur mit schwachen Kräften zu folgen. Zu diesen gehörte die 14. Kavallerie-Brigade mit ihren Batterien unter General v. Schmidt, dem außerdem vier Bataillone des X. Korps unterstellt wurden.

Die 2. reitende Batterie war am 13. zunächst von Ruaudin nach Le Mans marschirt, um dort auf dem Bahnhofe Lebensmittel und für drei Tage Hafer zu empfangen. Um 12 Uhr trat das gesammte Detachement auf der Straße nach Laval an. Auf dem Vormarsch fand die Avantgarde ein nördlich der Chauffee in der Höhe von l'Arche gelegenes Gehöft vom Feinde besetzt. Der zur Avantgarde gehörige Zug eröffnete aus einer seitlich der Straße gelegenen Koppel das Feuer auf 1400 Schritt. Als dieser Zug auch aus einer anderen Ferme bei l'Arche Feuer erhielt, wurde auch der andere Zug vorgenommen. Nach einer halben Stunde zog sich der Feind zurück. Munitionsverbrauch: 40 Granaten. Verluste: Keine. Die Batterie ging nach Chauffour in Quartier.

An dem Gefecht bei Chafillé am 14. Januar waren nur zwei Züge der 3. reitenden Batterie 10. Regts. vetheiligt; die 2. reitende Batterie unseres Regiments quartierte an diesem Tage nach Longue.

General v. Schmidt brach am Morgen des 15. Januar um 9 Uhr von Chafillé auf. Zwischen St. Denis d'Orques und Gefecht bei St. Jean sur Erve stieß die Avantgarde, der der 3. Zug der St. Jeans. Erve. 2. reitenden Batterie, Lieutenant Müller-Wiehr, zugetheilt war, auf die Queue einer marschirenden Wagenkolonne, welche durch Infanterie bedeckt wurde. Der Kommandeur der Avantgarde, Oberst v. Alvensleben, zog darauf den genannten Zug vor, welcher auf der Chaussee auffuhr und insofern mit Erfolg wirkte, als man bald bedeutende Unordnung in der Wagenkolonne wahrnehmen konnte. Da jedoch das in Höhen und Mulden sehr abwechselnde Gelände eine dauernde Beobachtung unmöglich machte, so erhielt der Zug Befehl, sein Feuer gegen das in einer Mulde liegende St. Jean zu richten, während die Infanterie der Avantgarde gegen diesen Ort vorging. Gleichzeitig traf die 3. reitende Batterie 10. Regiments, Hauptmann Saalmüller, aus dem Gros ein, um den Kampf gegen die nun in Thätigkeit tretende feindliche Artillerie südlich St. Jean aufzunehmen. Unser Zug, der jetzt unter den Befehl des Hauptmanns Saalmüller getreten war, verließ nach etwa einer Stunde die Chauffee, um sich auf den linken Flügel der 3. reitenden zu seven

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Gefecht bei
Suzanne

und vier Mitrailleusen nördlich St. Jean zu beschießen, welche dieser Batterie sehr lästig wurden. Mit Einbruch der Dunkelheit ver stummte das Feuer; der Zug verblieb bis 8 Uhr in seiner Stellung und ging dann nach St. Denis.

Um die rechte Flanke des Detachements zu sichern, St. Suzanne zu besetzen und um, wenn möglich, von Norden her St. Jean anzugreifen, waren ein Bat. Zuf. Regts. Nr. 92, zwei Esk. 15. U. und der 2. Zug der 2. reit. Battr., Lieutenant Hederich, dem sich auch Hauptmann Wittstock angeschlossen hatte, Mittags 1 Uhr gegen Suzanne vorgeschickt worden. Der vor diesem Ort liegende 11⁄2 Meile lange Wald wurde am jenseitigen Ausgange von feindlicher Infanterie besett gefunden. Da unsere Zufanterie noch nicht zur Stelle war, so wurde ein Geschütz bis etwa in die Hälfte des Waldes vorgenommen. Der Gegner ging aber vor dem Feuer desselben nicht zurück. Daher wurde der Zug um den Südrand des Waldes herumgesendet und beschoß von hier aus die in dem sehr durchschnittenen Gelände stehenden feindlichen Truppen und den Ort St. Suzanne auf 3600 Schritt. Nachdem der Wald von unserer Infanterie gesäubert worden war, ging diese mit Unterstüßung des Zuges, welcher hierzu eine neue Stellung vor dem Walde nahm, gegen St. Suzanne vor und nahm den Ort, in welchen der Zug am Abend um 7 Uhr einrückte. Munitionsverbrauch der Batterie: 230 Granaten. Berlust: Zwei Pferde verwundet.

Bereits seit dem 14. folgte das X. Korps auf der großzen Straße. Es erreichte am 15. Yongue, am 16. St. Denis d'Orques. In der Nacht zum 16. Januar war dem Detachement in St. Suzanne die Mittheilung zugegangen, daß St. Jean vom Feinde geräumt sei, gleichzeitig der Beschl, zur Vereinigung mit General v. Schmidt Gefecht bei auf Vaiges zu marschiren. Auf dem Wege dorthin zeigte sich feindliche Infanterie, welche durch einige Granatschüsse des Zuges des Lieutenants Hederich vertrieben wurde. Die nunmehr wieder vereinigten beiden Züge blieben in Baiges.

Vaiges.

Bei dem weiteren Vorgehen des Generals v. Schmidt gegen Laval kam die Batterie nicht mehr zum Gefecht, betheiligte sich aber an den verschiedenen Bewegungen des Detachements. Am 17. Januar nahm die Batterie in und bei Argentré Quartier; der 3. Zug des Vieutenants Müller-Wiehr ging am 18. mit der Erkundung des Oberst v. Alvensleben in der Richtung auf Laval vor. Am Nachmittag des Tages vereinigte sich das ganze Detachement des

Generals v. Schmidt bei Soulgé le Bruant und ging bis hinter den Vaige Bach zurück. Quartier der Batterie in Vaiges.

Die allgemeine Kriegslage hatte es bedingt, die mit schwachen Kräften erfolgreich durchgeführte Verfolgung nunmehr im Wesent= lichen einzustellen.

22. Das III. Armeekorps in Le Mans.

Wie bereits erwähnt, war die 5. Division schon am Abend des 12. Januar in Le Mans eingerückt. Nach einem Ruhetage erfolgte am 14. Mittags der Einmarsch der 6. Division und der Korps= artillerie mit klingendem Spiele. Die Korpsartillerie hatte nur Signaltrompeten. So nahm ich sämmtliche Trompeter an die Spige und ließ fortwährend die vierte Post blasen" (v. Dresky). In Le Mans blieb das Korps bis zum 23. Januar in Ruhequartieren, abgesehen von zwei Detachements, welche zur Sicherung der Stadt gegen Angers nach Noyen jur Sarthe bezw. Arange (Stizze 56, S. 495) schon am 16. Januar entsendet wurden. Diese Detachements bestanden aus je einem Bataillon, zwei Eskadrons und einer Batterie, der 5. leichten bezw. 2. leichten. Am 20. folgte ihnen General v. Schwerin mit dem Rest der Regimenter Nr. 24 und 52 zum Vorgehen auf La Flèche. Zu ernsten Gefechten kam es nicht mehr. Die in Le Mans verbliebenen Theile des Regiments widmeten sich mit allem Nachdruck der Instandsezung von Bekleidung und Ausrüstung. Die Unterbringung von Mannschaften und Pferden wurde ausgeglichen und verbessert, der Beschlag wurde geregelt, Besichtigungen durch die Abtheilungskommandeure fanden statt, kurz es entwickelte sich derselbe eifrige innere Dienst wie in den Weihnachtstagen um Orleans. Wie dort sah es auch hier mit der Verpflegung von Mann und Pferd schlecht aus. Zwar sollten die Leute von ihren Wirthen verpflegt werden, doch waren diese vielfach dazu nicht im Stande. Besonders mit Fleisch mußten die Magazine nachhelfen. Hafer fehlte fast gänzlich. Die künstlichen Futterarten, Mais, Gerste, Wicken u. j. w., genügten nicht und verursachten viele skrankheitserscheinungen. Größere Beitreibungskommandos, selbst in weiterer Ferne, brachten wenig; Heu und Stroh wurden immer

jeltener.

Ueber den Aufenthalt in Le Mans berichtet General v. Tresky unter Anderem Folgendes: In den Straßzen sah es tell aus, ungefahr so, wie in Orléans nach unserem Einrücken, nur daß hier Gesch. d. Feldart. Regts. Gen. Feldzeugmeister (1. Brandenb.) Nr. 3.

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die abgeschnittenen Trainkolonnen noch hinzukamen. Hunderte von Pferden trieben sich in den Straßen umher, die Wagen waren ge= plündert und die Straßen mit Kleidungsstücken, Wäsche und Kriegsgeräth ganz bedeckt. Jeder nahm sich, was er brauchte. Die Einwohnerschaft war in entsetzlicher Angst vor uns; man hatte uns die schauderhaftesten Sachen nachgesagt, und das Publikum war so dumm, daran zu glauben. Ich wurde bei einer Wittwe, einer Vicomtesse d'O... einquartiert. Sie kam mir sehr ängstlich entgegen und wies mir mein Zimmer an. Nach dem Eintritt in dasselbe sagte sie mir: »Ich habe kein anderes Zimmer als dieses; Sie sehen, mein Haus ist nur klein; dies Zimmer hat mein verstorbener Mann bewohnt. Alle Gegenstände, welche Sie hier sehen, find theuere Andenken.« Darauf hob sie die Hände flehend empor und sagte mit bittender Stimme: »Nicht wahr, Sie stehlen mir nichts davon?« Ich mußte ihr ins Gesicht lachen und erwiderte: »Wir Preußen find keine Spitzbuben; Sie können sich beruhigen; es wird Ihnen nichts fortkommen.« Aber troßdem bat sie später auch einen Hauptmann, der sich bei mir meldete, ihr doch nichts fortzunehmen. Ich hielt sie anfangs für verdreht, aber nach einiger Zeit, als sie sah, daß ihr nichts fortgenommen wurde, wurde sie ganz vernünftig. Ich fragte sie dann, wie sie auf den Gedanken gekommen wäre, uns Preußen für eine Bande von Dieben zu halten, und erhielt die Antwort, daß dies seit Monaten in allen Zeitungen gestanden habe.

Die Bevölkerung war früher legitimistisch gesonnen, und auch jezt ist noch der Legitimismus stark vertreten; z. B. gehörte meine Wirthin und ihre ganze Verwandtschaft zu dieser Partei. Als sie erfuhren, daß alle preußischen Offiziere Legitimisten seien, wurde unsere Stellung zu ihnen eine weit bessere. Auch mit der Einwohnerschaft stellte sich ein besseres Verhältniß heraus, als die Leute merkten, daß wir viel besser als unser durch die Zeitungen verbreiteter Ruf waren. Sie waren auch in ihren Forderungen durchaus nicht so unverschämt wie in Orléans. Wir speisten in einem Hotel gut und billig zu Mittag; Gebrauchsgegenstände waren durchaus nicht theuer; die Preise sanken sogar in späterer Zeit. Die Abende verlebten wir meist im Theater; nicht in einem französischen, denn die Schauspieler desselben waren davongelaufen, sondern in cinem deutschen. Es befanden sich bei der Armee alle Berufsarten vertreten, Schauspieler, Sänger und sonstiges fahrendes Volk. Diese Sorte hatte sich nun zusammengethan und gab Vorstellungen, die

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