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Von der 6 pfündigen Fuß Batterie Nr. 5 fielen drei Kanoniere: Gröning, Spiekermann und Hübener; schwer verwundet wurden zwei Bombardiere: Panzlaf und Maaß, und vier Kanoniere: Parlow, Kurgel, Südschlag und Herbon. Von letteren starben Maaß, Parlow und Kurgel an ihren Verletzungen, Panzlaf und Herbon wurden Invalide; von diesen war Herbon später als Wächter des Denkmals auf dem Kreuzberge angestellt. Leicht verwundet waren 1 Bombardier und 7 Kanoniere; von den Pferden waren 17 getödtet, 1 verwundet.

An Munition hatte die Batterie 210 Kugelschußz, 48 Granaten, 486 Schlagröhren und 107 Zündlichte verbraucht.

Schon aus der großzen Zahl der Schlagröhren und Zündlichte sind die Schwierigkeiten ersichtlich, welche der Artillerie bei GroßBeeren aus dem fast unaufhörlich herabströmenden Regen erwuchsen. Derselbe löschte alle Lunten aus, so daß nur mit Zündlichten ge= feuert werden konnte. Der Boden war grundlos, das Vorbringen der Geschüße daher für die von dem Marsch ermüdeten Mannschaften und Pferde äußerst schwierig. Das Richten wurde infolge der durch den Regen getrübten Luft erschwert, stellenweise wurde. es ganz unmöglich, da bei der herrschenden Windstille der Pulverdampf sich in dicken Massen vor den Geschützen lagerte. Die Wirkung der Artillerie wurde dadurch erheblich gemindert, daß die Kugeln nicht weit genug rollten, sondern in dem tiefen Boden stecken blieben, und daß die Zünder vieler Granaten der Nässe wegen versagten. Troß dieser großzen Schwierigkeiten gebührt der Artillerie doch wohl der Hauptantheil an dem Ruhme des Sieges von Großz-Beeren.

Von dem Oberstlieutenant v. Holzendorff berichtete General v. Bülow an Seine Majestät den König: „Der Kampf war vorzugsweise ein Artilleriegefecht, in welchem sich unsere Artillerie, unter dem Kommando des Oberlieutenants v. Holzendorff, schr ausgezeichnet hat. Er führte die Artillerie mit einer Umsicht, Entschlossenheit und Kühnheit, die Bewunderung verdient und würde ich ihn Eurer Königlichen Majestät zur weiteren Beförderung unterthänigst vorschlagen, wenn derselbe nicht erst vor Kurzem durch das Avancement zum Oberstlieutenant begnadigt worden wäre." Wie hoch Seine Majestät der König die Verdienste des Oberstlieutenants v. Holzendorff um den Ausgang der Schlacht von Groß-Beeren schätzte, geht daraus hervor, daß er ihn tros der ent

gegenstehenden Bedenken bald zum Oberst beförderte und ihm am 6. September die 1. Klasse des Eisernen Kreuzes verlieh. Holzendorff selbst empfahl von der Batterie der besonderen Königlichen Gnade:

den Kapitän v. Glasenapp,

den Sekondlieutenant Döllen,

die Feuerwerker Westphal und Lacroix,

die Unteroffiziere Arnim, Kuß und Wendorf,

die Bombardiere Steinborn und Buchwald,

die Kanoniere Winter, Duske, Golz und Kolberg und
den Chirurgus Ruhland.

Von den angeführten Personen wurde der Kapitän v. Glasenapp öffentlich belobt; das Eiserne Kreuz 2. Klasse erhielten durch Allerhöchste Kabinets-Ordre vom 13. September: Sefondlieutenant Döllen, Feuerwerker Westphal, Unteroffizier Arnim und Kanoniere Golz und Kolberg. Als Beweis von dem vortrefflichen Geiste der Mannschaft sind folgende Beispiele hier anzuführen: Der Kanonier Rosch, welcher verwundet wurde, kehrte, nachdem er verbunden war, zu seinem Geschütz zurück, bei dem sich nur noch drei Mann in Thätigkeit befanden, und unterstützte diese in der Bedienung. Als der Kanonier Südschlag, ein ebenso durch seine körperliche Stärke als durch seine Besonnenheit und Pflichttreue sich auszeichnender Mann, nach seiner Verwundung zurückging, sah er, daß ein Infanterist, welcher einen anderen Verwundeten führte, ebenfalls verwundet wurde; er nahm sich sogleich der beiden Kameraden an und unterstügte sie, soweit es sein eigener Zustand gestattete, bis sie aus dem Schußbereich waren.

Der Kanonier Herbon, welcher Stangenreiter war, verlor durch eine Kanonenkugel, die auch sein Pferd tödtete, einen Arm; unter dem zusammengestürzten Thiere hervorgezegen, bedauerte er, die eigene schwere Verwundung nicht achtend, nur den Verlust des schönen Pferdes, welches er immer besonders geliebt hatte.

Die der Schlacht folgende Nacht verbrachten die preußischen Truppen auf dem nassen Felde ohne Stroh und Holz, und auch ohne ausreichende Verpflegung. Am andern Morgen wurden sie einigermaßen durch reichliche Sendungen von Lebensmitteln aller Art entschädigt, welche die von ihrer Besorgniß vor den rückenden Franzosen erlöste Berliner Einwohnerschaft ihnen zu kommen ließ.

Meich. d. Feldart. Regts. Gen. Feldzeugmeister (1. Brandenb.) Nr. 3.

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Schlacht bei

Oudinot ging langsam nach Wittenberg zurück und bezog in dessen Nähe am 3. September ein verschanztes Lager. Am 4. übergab er auf Befehl Napoleons den Oberbefehl an den am Tage vorher eingetroffenen Marschall Ney, behielt aber unter demselben das Kommando über das 12. Korps bei.

Die Nord-Armee folgte ebenso langsam den wechselnden Bewegungen des Gegners durch den gänzlich ausgesogenen Landstrich. Die Hite wurde außerordentlich drückend, wodurch der eingetretene Wassermangel um so empfindlicher wurde.

Die Verbündeten umgaben am 3. September Wittenberg und Dennewitz. die vor der Stadt liegende französische Armee in einem weiten Bogen. Der Marschall Ney wollte denselben durchbrechen und drängte den bei Zahna stehenden General v. Dobschütz nach Jüterbog, um sein Marschziel Berlin wieder aufzunehmen. Da bei Jüterbog das ganze preußische IV. Korps versammelt war, jo ging Ney vorläufig nicht über die Linie Naundorf-Mellnitz-Seyda vor.

Der General v. Bülow rückte auf die Meldung von dem Vormarsch des Generals Ney mit seinem Korps nach Kurzlipsdorf und besetzte am folgenden Morgen eine Stellung bei Eckmannsdorf, in welcher er von den Franzosen angegriffen zu werden erwartete. (Skizze 3.) Hier wurden Brot und Branntwein an die Leute vertheilt; besonders belebend wirkte aber die mit einem Courier eintreffende und sich rasch von Mund zu Mund verbreitende Nachricht von dem Siege Blüchers an der Katzbach (26. August.) Als der General v. Bülow von den Eckmannsdorfer Höhen aus erkannte, daß sich der feindliche Angriff nicht gegen ihn, sondern das IV. Korps bei Jüterbog richte, gab er seinem Korps um 11 Uhr den Befehl zum Vorrücken gegen die linke Flanke des Gegners. Dieses Vorrücken wurde staffelweise in Brigaden vom linken Flügel ausgeführt, jede Brigade in sich zu zwei Treffen mit geringen Abständen, die Bataillone nach der Mitte in Kolonne formirt. Die Brigade Thümen bildete die erste, Krafft die zweite Staffel, die Brigade Hessen und bei ihr die 6pfündige Fuß-Batterie Nr. 5 folgte mit der Reserveartillerie rückwärts der Mitte beider als Reserve. Den rechten Flügel deckte die Reservekavallerie, die sich zunächst mit dem linken Flügel hinter Wölmsdorf, rechts von der Brigade Krafft aufstellte. (Skizze 6, Seite 35.)

Der Angriff der Brigade Thümen richtete sich auf NiederGörsdorf, wo das Gefecht augenblicklich günstig für das IV. Armee

torps stand. Dessen Kommandeur, General Graf Tauenzien, äußerte sogar zum General v. Thümen, dem er entgegengeritten war, daß der Feind schon geschlagen sei und man nur noch zu verfolgen brauche. Die Brigade wurde aber von einem sehr heftigen Feuer von der Denkmalshöhe östlich Nieder-Görsdorf aus

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empfangen und mußte Anfangs zurückgeben, fand aber bald einen
Halt an den nördlich von Nieder-Görsdorf aufgefahrenen einund
einbalb 12pfündigen preußischen Batterien, welche durch das Feuer
der an der Südwestecke des genannten Dorfes aufgefahrenen
Beschütze der Brigade Krafft lebhaft unterstügt wurden.

Bald darauf fuhr die russische 12pfündige Batterie Nr. 7 neben den preußischen 12-Pfündern auf. Die Artillerie ging dann mit der Infanterie zusammen vor, und der Feind wurde gezwungen, die Denkmalshöhe zu räumen, auf der jegt vierunddreißzig 12-Pfünder der russisch-preußischen Artillerie vereinigt wurden. Diese richteten, ebenso wie die Batterie Spreuth und die halbe Batterie Baumgarten der Brigade Krafft, ihr Feuer gegen die bei und nördlich der Windmühle von Dennewitz aufgefahrene feindliche Artillerie, die inzwischen durch die Batterien des herangekommenen 7. Korps verstärkt war.

Die Batterien der Brigade Krafft erlitten bedeutende Verluste; die vier Geschüße der Batterie Baumgarten mußten wegen Munitionsmangel zurückgehen, und von der Batterie Spreuth waren nur noch fünf Geschütze in Thätigkeit. Sehr erwünscht muß es daher für lettere gewesen sein, daß der Hauptmann v. Glasenapp, der mit seiner Batterie, der 3. Brigade folgend, hinter Wölmsdorf angekommen war, ihr seine beiden Haubigen, die er in dem vorliegenden Gelände für besonders wirksam hielt, zu Hülfe schickte. Wenn der Hauptmann Spreuth in seinem Berichte über die Thätigkeit seiner Batterie sagt, daß jene Haubitzen von ihrer Batterie abgekommen und von ihm angehalten seien, so muß dies wohl auf einem Irrthum beruhen.

Allem Anscheine nach befand sich der Hauptmann v. Glasenapp für seine Person vorwärts Wölmsdorf bei dem die Artillerie des rechten Flügels befehligenden Major v. Röhl, von dem er sich, bald nachdem er seine Haubigen vorgeschickt hatte, die Erlaubniß erbat, sich mit seiner Batterie der des Lieutenants Neindorf (reitende Nr. 5) anschließen zu dürfen. Lettere gehörte zu der inzwischen bis südlich Göhlsdorf vorgerückten Reservekavallerie.

Die beiden genannten Batterien nahmen Stellung vorwärts des Südausganges von Göhlsdorf, von wo aus sie etwa auf 1300 Schritt feindliche Infanterie und überlegene Artillerie auf einer östlich gelegenen Höhe beschossen. Nach etwa einer halben Stunde verließ der Feind die Höhen und ließ dabei sechs kampfunfähig gewordene Geschüße zurück. Oberstlieutenant v. Holzendorff sagt hierüber in seinem Bericht: „Und obschon sie (die beiden Batterien) von einer überlegenen Artillerie beschossen wurden, können es doch mehrere gegenwärtige Personen bezeugen, daß der Feind, als er seine Position aufgab, sechs demontirte Geschüße stehen ließ.“

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