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die ihren Grund in dem schnellen Vorschreiten der Armee fanden, sehr zu leiden. Zu diesen Anstrengungen traten noch Entbehrungen, da die Verpflegung, wie bei einem solchen Zusammendrängen großer Truppenmassen auf fleinem Raum nur natürlich ist, auf große Schwierigkeiten stieß. Die Truppen waren auf das von Natur arme Land angewiesen, welches sich kaum selbst ernähren konnte, aber ganz außer Stande war, für die vielen aufeinander folgenden starken Einquartierungen das Nöthige herbeizuschaffen. Aeußerst fühlbar wurde der Mangel an Brot, welches nur in sehr ungenügender Menge, meistens schlecht und verschimmelt, empfangen wurde. Fleisch gab es zwar reichlich, wurde aber gewöhnlich so spät geliefert, daß die vom Marsch ermüdeten Mannschaften faum noch Lust zum Kochen hatten. Als eine große Erleichterung wurde es empfunden, daß die Batterien, mit Ausnahme der der Avantgarde, mit Quartiermachern marschiren konnten. Dadurch wurde der Uebergang zur Ruhe bedeutend beschleunigt.

Auch Futter für die durch die starken beschwerlichen Märsche jehr mitgenommenen Pferde konnte nur in sehr geringer Menge beschafft werden, so daß Grün- und Garbenfutter zu Hülfe genommen werden mußte, um den Pferden, welche häufig auf halbe Haferration gesezt waren, genügend Futter geben zu können. Dadurch ging natürlich der Futter- und Gesundheitszustand der Thiere sehr zurück, und die Batterien hatten verhältnißzmäßig starke Abgänge. Veränderungen im Offiziertorps während dieser Zeit:

Am 6. Juli übernahm Hauptmann v. Spangenberg die 3. 12pfündige Batterie vom Hauptmann Gülle.

Am 7. Juli meldete sich Hauptmann Grieß gesund und übernahm die Führung der seit der Verwundung des Majors Rüstow vom Hauptmann Hübner geführten I. Fuß-Abtheilung.

Am 19. Juli wurde durch Allerhöchste Kabinets Ordre Oberstlieutenant v. Lilienthal zum Führer des 2. Reserve-FeldartillerieRegiments ernannt.

6. Waffenruhe und Rückmarsch.

(Skizze 25, S. 243 und Skizze 29, S. 283.)

Die Truppentheile der Ersten Armee bezogen am 23. innerhalb der ihnen angewiesenen Bezirke Crtsunterkunft. Hierdurch wurden zwar geringe Verschiebungen in den Quartieren der ein. zelnen Batterien herbeigeführt, im Allgemeinen blieben aber die

Divisionen und die Reserveartillerie in den von ihnen am 22. erreichten Ortschaften. Troßdem zur Sicherstellung der Verpflegung die Beitreibungen über die Unterkunftsbereiche hinaus ausgedehnt wurden, blieb dieselbe doch sehr mangelhaft. Das Kriegstagebuch der 4. 12pfündigen Batterie berichtet unter dem 24. Juli: „Bei dem späten und unsichern Eintreffen der Lebensmittel hindert der effektive Hunger der Leute des Nachmittags dienstliche Anordnungen.“

Der Dienst der Batterien bestand in zahlreichen Appells mit Bekleidungs- und Ausrüstungsgegenständen, Untersuchungen des Materials und der Munition und in der Pflege der in ihrem Futterzustand sehr zurückgekommenen Pferde. Bei den ungünstigen Futterverhältnissen konnte denselben allerdings nicht viel geholfen werden.

Am 26. Juli wurden die Friedenspräliminarien unterzeichnet und die Ratifikationen am 28. ausgetauscht. Noch an demselben Tage erhielten die Truppen Befehl, die engen Quartiere vor Wien zu verlassen und in die durch die Waffenstillstandskonvention eingeräumten Unterkunftsbezirke in Böhmen und Mähren einzurücken. Das Oberkommande der Ersten Armee wurde nach Prag verlegt, die 5. Division erhielt glau, die 6. Division Kuttenberg angewiesen, die Reserveartillerie, III. Armeekorps, wurde beiden Divisionen zugetheilt.

Bevor die Truppen ihren Rückmarsch antraten, hatten am 31. Juli das III. und IV. Armeekorps sowie das Kavalleriekorps Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Albrecht von Preußen die Ehre, auf dem Marchfelde bei Gänserndorf vor Seiner Majestät dem Könige in Parade zu stehen. Die Paradeausstellung wurde derart eingenommen, daß im ersten Treffen das III. Armeeforps, im zweiten das IV. Armeekorps, im dritten das Kavallerieforps und die Reserveartillerie standen, die Divisionsartillerie auf dem linken Flügel ihrer Division. Seine Majestät erschien nach 9 Uhr und wurde durch ein dreimaliges Hurrah begrüßt, welches sich bei jeder einzelnen Truppe wiederholte, als der König an der Front derselben entlang ritt. Der Vorbeimarsch geschah in balven Abtheilungsfronten; die Staffeln waren in den Quartieren ver

blieben.

Am 1. August traten die Batterien den Rückmarsch bis nörd. lich der Thava an. Die Märsche sollten als Friedensmärsche angesehen werden, doch sollten die Batterien stets unter Bedeckung von Infanterie oder Kavallerie marschiren.

Die 1. Fuß-Abtheilung marschirte mit zwei Ruhetagen über Yaa, Znaim nach Iglau. Sie traf hier und in den umliegenden Crtschaften am 12. und 13. August ein. Bei der 4. 12pfündigen

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Batterie war am Tage der Parade der Sekendlieutenant Hengsten berg mit dem Pferde gestürzt und batte sich eine derartige schwere Verlegung des Knies Zerrung der Bänder

er Heilung in der Heimath suchen mußte.

zugezegen, dass

Auch die III. Fuß- Abtheilung marschirte meistens auf der Kaiserstraße bis in ihre Quartiere um Kuttenberg, in denen sie jedoch erst am 17. und 18. August einrückte.

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Das 3. Reserveartillerie Regiment überschritt ebenfalls die Thaya bei Laa, wandte sich aber von Znaim westlich und gelangte über Teltsch, Pilgram mit der II. Fuß-Abtheilung in die Gegend von Humpolet, mit der reitenden Abtheilung in die von DeutschBrod. Mit der Führung dieser Abtheilung war am 28. Juli Major Graf v. Pfeil von der Garde-Artillerie-Brigade beauftragt worden.

Während der Märsche war den Batterien ein schlimmer, tückischer Feind, die Cholera, erstanden. Besonders wüthete sie bei der 4. 12pfündigen Batterie, welche den Ansteckungsstoff in Paasdorf, ihrem ersten Quartier auf dem Rückmarsch, empfangen hatte. Auch die anderen Batterien wurden nicht verschont. Mit allen Mitteln wurde der Seuche entgegengearbeitet; mit Belehrungen und Ermahnungen, aber auch mit Strafen wurde auf eine gesunde Lebensweise der Mannschaften hingewirkt.

In den nun bezogenen Quartieren verblieben die Batterien bis zum Friedensschluß. Der Dienst wurde vollständig friedensmäßig betrieben. Die Friedens-Batterien wurden auf dem Papier zusammengestellt, Ererzirübungen in den Batterien fanden statt, die jungen Fahrer ritten in Abtheilungen, die Bedienungskanoniere ererzirten zu Fuß und am Geschütz. Einzelne Offiziere waren während dieser Zeit mit Geländeerkundungen beauftragt.

Die Verpflegung der Mannschaften erfolgte aus Magazinen und gab auch jetzt noch zu vielen Klagen Veranlassung. Die Hauptleute erhielten als Beköstigungsgelder 5, die Lieutenants 3 Thaler tägliche Zulage.

Der mit Cesterreich in Prag verhandelte Frieden wurde am 30. August abgeschlossen. Am 29. erhielten sämmtliche Batterien Befehl zum Rückmarsch. Die I. und II. Fußz-Abtheilung, sowie die reitende Abtheilung setzten diesen bis in die Heimath fort, während die III. Fußz Abtheilung zunächst noch im Königreich Sachsen verbleiben mußte. Mit dem Ueberschreiten der sächsischen Grenze hörte die Magazinverpflegung auf, und es trat dafür Quartierverpflegung ein.

Die I. Fuß-Abtheilung trat am 30. den Rückmarsch an und erreichte am 7. September Prag, nachdem sie sich zu gemeinsamem Einzuge in Wischerad vor Prag versammelt hatte. Sie wurde auf

dem Hradschin in der Artilleriekaserne (Franz Josef - Kaserne) einquartiert.

Der Marsch durch die Stadt war bei den glatten Steinen nicht ungefährlich. In Prag übernahm der neu ernannte Kommandeur, Major Sasse, die Abtheilung. Ueber Schlan-Laun— Bilin-Dur weiter marschirend, überschritt die Abtheilung am 16. September den Paß bei Klostergrab. Die bis zur Höhe von 2000 Fuß ansteigende Bergstraße des nach Böhmen steil abfallenden sächsischen Erzgebirges erforderte für die Pferde große Anstrengung. Es mußten wiederholt Ruhepausen gemacht werden, und währte der Marsch von 7 Uhr Vormittags bis 4 Uhr Nachmittags. Die Abtheilung berührte darauf Freiberg-Wilsdruf-Meißen-Oschaß und ging am 23. mit „Heil Dir im Siegerkranz" zwischen Dahlem und Sigeroda über die preußische Grenze. In den preußischen Orten empfingen Ehrenpforten, Magistrate und Ortsvorstände die heimkehrenden Sieger. Der Einzug in Wittenberg am 27. September wird allen Theilnehmern unvergeßlich bleiben. Die Batterien hatten sich in Eußsch vereinigt, wurden in Pratau vom Kommandanten begrüßt und Mannschaften, Pferde und Geschüße von patriotischer Hand bekränzt. Am Elsterthor empfingen Bürgermeister und Magistrat die Abtheilung, und mit der Musik des Infanterie-Regiments Nr. 67 an der Spite zog diese unter brausendem Zubel und dem Geläut aller Glocken ein. Die Mannschaften erhielten am Einzugstage aus den Mitteln der Stadt 10 gr., die Unteroffiziere 15 gr. zu ihrer Verpflegung.

Die II. Fuß-Abtheilung hatte schon am 4. September Prag erreicht und mit drei Batterien die Kleinseite, mit einer Batterie Karolinentbal belegt. Von hier wendete sie sich über Budin-Trebniß gegen das böhmische Mittelgebirge; am 12. September marschirte sie von Teplig aus, leider bei undurchdringlichem Nevel, über das Schlachtfeld von Nollendorf und setzte dann ihren Marsch über Gottleuba und Pirna auf Dresden fort, welche Stadt von der Abtheilung am 16. geschlossen durchschritten wurde. Am 21. traf fie in Torgau ein. Auch hier war der Empfang sehr berzlich. Magistrat und Stadtverordnete empfingen unter einer großzen Ehrenpforte die beiden einziehenden Batterien 2. und 6. 4pfündige. Am Abend waren fast sämmtliche Häuser erleuchtet, und für die Mannschaften fanden Veranstaltungen statt. Am 14. Oktober war das Offizierforps zu einem Festmabl in das Rathbaus geladen.

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