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6. Vom Falle von Düppel bis zum Ablauf der ersten Waffenruhe. a. Ereignisse beim I. Korps bis zum Eintritt der Waffenruhe.

Nach dem Fall von Düppel hatte im Sundewitt das I. Korps die Aufgabe, die auf Alsen befindlichen Streitkräfte des Gegners möglichst festzuhalten und einen späteren Uebergang dorthin vorzubereiten. Das II. Korps jollte Fredericia belagern, während zum Schute desselben das wieder vereinigte III. Korps bei Veile Aufstellung nehmen sollte.

Schon in der Nacht vom 18. zum 19. April waren zwei Batterien des Regiments, die 2. 6pfündige bei Düppelmühle, die 1. 6pfündige bei Schanze Nr. 10, auf Vorposten geblieben; am 19. beschränkten sich diese Batterien darauf, Arbeiterabtheilungen, die sich in den Strandbefestigungen zeigten, zu beschießzen. Da jedoch die Dänen nicht antworteten und Befehl ergangen war, nur dann zu schießzen, wenn der Gegner dazu zwänge, so verlief dieser Tag im Allgemeinen ebenso ruhig wie die folgenden.

Nur die 4. 6pfündige Batterie hatte Gelegenheit, am 19. April die wiederhergestellten Scharten der von ihr schon häufig beschossenen Batterie auf Alsen durch acht Granaten zu demontiren, während vier Schrapnels gegen die sich zeigende Infanterie an der Foblen= toppel verfeuert wurden. Am 20. April früh 5 Uhr wurde ein in die Augustenburger Föhrde einlaufender Dampfer mit 22 Granaten, darunter anscheinend zwölf Treffer, beschossen, dann gegen Arbeiterabtheilungen einige Schrapnels abgegeben.

Am Abend des 19. April wurde die 2. 6pfündige von der 3. 6pfündigen Batterie, die 1. 6pfündige von der 4pfündigen GardeBatterie auf Vorposten abgelöst. Bei der 1. 6pfündigen ereignete sich der traurige Fall, daß bei dieser Gelegenheit, beim Entladen des 4. Geschützes, Kanonier Nr. 6 die Granate fallen ließ. Diese platte, verwundete den Geschütführer, Unteroffizier Tarum, am rechten Knie, den Obergefreiten Seering schwer am rechten Oberschenkel, den Kanonier Stürmer II. (Nr. 6) schwer am rechten Unterschentel und den Kanonier Robsod leicht.

Für die fernere Zeit wurde der Dienst in den Vorposten derart geregelt, daß die einzelnen Batterien, sich täglich ablösend, jeden 4. und 5. Tag die Geschüßstände bei der Düppelmühle und Schanze Nr. 10 bejezten und biwakirten. Im Uebrigen wurden

die Batterien durch Arbeitsdienst im Belagerungspark bei Nübelfeld, durch das Abrüsten der Belagerungs-Batterien und das Fortführen der genommenen Geschüße stark in Anspruch genommen, so daß die Biwaks bei den Vorposten je nach der Witterung als eine mehr oder weniger angenehme Abwechselung der Truppe erschienen. Danebenher gingen häufige Revisionen des Materials und der Bekleidung, auch wurde, wenn angängig, exerzirt und auf diese Weise die Schlagfertigkeit der Truppe in jeder Weise zu steigern gesucht.

Der Königliche Kriegsherr hatte schon am Abend des 18. April dem Prinzen Friedrich Karl durch folgende Depesche gedankt:

„Nächst dem Herrn der Heerschaaren verdanke Ich Meiner berrlichen Armee und Deiner Führung den glorreichen Sieg des heutigen Tages. Sprich den Truppen Meine höchste An= erkennung aus und Meinen Königlichen Dank für ihre Leistungen.

Wilhelm."

Am 21. April traf Seine Majestät auf dem Kriegsschauplaß selbst ein und nahm noch an demselben Tage die Parade über die Düppelstürmer" ab, zu denen auch die Batterien der Hauptreserve, die 3. 12pfündige, die 2. Haubiß- und die 3. 6pfündige Batterie, gehörten.

Diese Batterien hatten Morgens den telegraphischen Befehl erhalten, Nachmittags 1/2 Uhr im Sturmanzug, Müße, Mantel über der Schulter, auf der Chaussee zwischen Aybüll und Gravenstein zu stehen. Dort wurden die Batterien in rechts abmarschirter Zugtelenne aufgestellt und zunächst zwischen 2 und 3 1hr durch Seine Majestät besichtigt. Der Besichtigung folgte ein Parademarsch in Zügen. Nach der Parade wurden jämmtliche mit Orden und Ehrenzeichen für den Feldzug schon ausgezeichneten Offiziere und Mannschaften zu Seiner Majestät befohlen, welcher in buldvollster Weise ibnen seine Freude und Anerkennung aussprach.

Am 22. April batten die übrigen noch auf dem Sundewitt stehenden Truppen, unter ihnen die 2. 12pfündige, die 3. Haubigund die 2. 6pfündige Batterie, die Ehre, vor Seiner Majestät in Parade zu stehen. Auch bier befahl der König die Dekorirten zu sich; zu Hauptmann v. Kuvlenstjerna äußerte sich Seine Majestät sehr gnädig: Sie haben sich ganz außerordentlich verdient gemacht, viel Ehre und Reputation erworben."

Am 24. April fand ein Dankgottesdienst bei Schanze Nr. 4 statt. Am 29. April stand die 2. 12pfündige Batterie in Gravenstein

Geich. d. Feldart. Regts. Gen. Feldzeugmeister (1. Brandenb.) Nr. 3.

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in der Trauerparade für den General v. Raven, welcher seiner beim Sturm erhaltenen schweren Verwundung erlegen war. Sein König hat ihn noch besucht und ihm den Orden pour le mérite auf sein Sterbelager gelegt.

Infolge des Abmarsches der Garde-Division nach Jütland konnten den Truppen des I. Korps weitere Quartiere zu Anfang Mai angewiesen werden. Es bezogen:

2. 12pfündige Batterie am 1. Mai Nübel,

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Am 11. Mai Morgens ging dem Prinzen Friedrich Karl vom Oberkommando die Nachricht vom Abschluß einer vierwöchentlichen Waffenruhe zu, welche am 12. Mai beginnen sollte.

Vor Weiterführung der Ereignisse möge noch erwähnt werden, daß die bei Düppel eroberten dänischen Geschütze im feierlichen Zuge nach Berlin gebracht wurden. Zur Führung des aus Abordnungen aller am Sturm betheiligt gewesenen Truppen zusammengesetzten Begleitkommandos wurde Premierlieutenant Stöphasius befohlen: Feldwebeldienste that Feldwebel Pinko der 2. 6pfündigen Batterie. Premierlieutenant Stöphasius hatte sich freiwillig zur Führung der aus Garde- Festungsartilleristen gebildeten Artillerie-Abtheilung der 4. Sturmkolonne gemeldet. Ihm war es vergönnt, sich in den Feldzügen in hervorragendem Maße auszuzeichnen; sein Name wire noch häufig genannt werden. Die Geschüße wurden am 2. Mai von Flensburg in drei Eisenbahnzügen nach Hamburg befördert. Von hier aus erreichten sie am 3. Mai Nachmittags 5 Uhr Berlin. Auf dem Hamburger Bahnhof wurde der Zug von Vertretern der Stadt empfangen und das Begleitkommando in dem festlich geschmückten Güterschuppen bewirthet.

Nachdem am folgenden Tage die Geschütze durch Mannschaften der Gardeartillerie-Brigade fahrbar gemacht worden waren, erfolgte am 5. Mai Mittags 1 Uhr der festliche Einzug durch das Brandenburger Thor.

Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ vom 6. Mai 1864 berichtet hierüber:

„Gegen 1 Uhr begann sich der Festzug auf dem zwischen dem Neuen Thor und dem Hamburger Bahnhof belegenen Theile zu ordnen. Voran das Musikkorps der reitenden Abtheilung der Gardeartillerie Brigade, dann der Premierlieutenant Stöphasius von der Brandenburgischen Artillerie-Brigade als Führer des Zuges, eine schöne kräftige Kriegergestalt, mit vollem Bart und wettergebräuntem Antlig. Hinter diesem, an der Spite des Zuges, Deputationen der bei dem Sturme auf die Düppeler Schanzen betheiligten Sturm-Kompagnien . ... Jeder Einzelne dieser Mannschaften war mit Kränzen und Laubgewinden von Damenbänden geschmückt. Die Helme, die Säbel und Bajonette waren mit Blumenquirlanden umwunden.

Durch Truppentheile der Berliner Garnison passirend, traf der Zug gegen 24 Uhr vor dem Brandenburger Thor ein; bald darauf erschien auch Seine Majestät der König zu Pferde von der venné-Straße kommend. Ein enthusiastisches Hurrah begrüßte von allen Seiten den Monarchen, welcher freundlich grüßzend die Front der in Parade aufgestellten Truppen entlang zu den Siegern von Düppel ritt und diese auf das Herzlichste bewillkommnete. Bremierlieutenant Stöphafius überreichte demnächst Seiner Majestät den namentlichen Rapport der anwesenden Mannschaften, nach Regimentern geordnet. Dann sette sich der Zug unter den Fanfaren der Musit in Bewegung.

Mit Seiner Majestät, den Königlichen Prinzen, den Ministern v. Roon, v. Bismarc u. A. an der Spite paisirte der Zug das Palais Seiner Majestät, auf dessen Balkon Zbre Majestät die Königin Wittwe und Zbre Königlichen Hobeiten die Prinzessinnen des Königlichen Hauses sich ein gefunden hatten, vor welchen die Truppen mit angefaßtem Gewehr defilirten. Seine Majestät der König nahm vor dem Standbild Blüchers sodann die Parade der Truppen in Zügen ab. Zuerst defilirten die Deputationen der Tüppeler Sturmkolonnen und, nachdem diese nach dem Vorbeimarsch sofort rechts abgeichwenkt und zur Rechten Seiner Majestät des Königs Aufstellung genommen, ver diesen sodann die Mannschaften der übrigen Truppentbeile. Als der Zug seinen Weg zum Yustgarten genommen hatte, begaben fich Seine Majestät der König in Begleitung der Königlichen. Brinzen und der Suite zu den Deputationen der Sturmkelennen und stellten sich diesen gegenüber auf. Nach einer kurzen Ansprache

Seiner Majestät an die Mannschaften verlas der Flügeladjutant, Prinz zu Hohenlohe-Ingelfingen, etwa acht Namen. Die betreffenden Leute, Feldwebel, Unteroffiziere und Gemeine, traten vor die Front und zu Seiner Majestät dem Könige heran, Höchstwelcher einem Jeden unter huldvollen Worten kräftig die Hand schüttelte und im rothen Etui die Auszeichnung erster Klasse für Tapferkeit, ein silbernes Kreuz am schwarzweißzen Bande, überreichte. Sodann ritt Seine Majestät die Front der übrigen Truppen entlang und überreichte dabei jedem Manne derselben in einem schwarzen Etui die Tapferkeitsmedaille am schwarzweißzen Bande. Zulegt wurde. Premierlieutenant Stöphasius zu Seiner Majestät befohlen, an welchen der König ebenfalls eine längere Ansprache hielt und dem er dann eine Deforation im rothen Etui unter kräftigem Händedruck überreichte. Wie wir hören ist dem Offizier der Rothe Adler-Orden III. Klasse mit den Schwertern verliehen worden. Sichtlich tief bewegt entließ Seine Majestät der König gegen 311⁄2 Uhr die Mannschaften. Alle Generale und das Offizierkorps beglückwünschten den tapferen Offizier, während das Publikum ihn wie jeden Dekorirten mit lautem Hurrah begrüßte".

Feldwebel Pinko wurde an demselben Nachmittag beim zu fälligen Vorübergehen vor dem Kronprinzlichen Palais zu Ihrer Königlichen Hoheit der Kronprinzessin befohlen und batte die Ehre, Höchstderselben einen 11/2 stündigen Vortrag über die Feldzugserlebnisse halten zu dürfen.

Am 5. Mai wurde das Kommando im Offizier - Speisesaal der Gardes du Corps-Kaserne von Seiner Majestät festlich bewirthet. Die Mitglieder der Königlichen Familie, welche während der Tafel anwesend waren, unterhielten sich huldvollst mit den Mannschaften. Am Abend fand Galavorstellung im Opernhause statt, 120 Parkettpläge für die Ehren-Eskorte waren mit Guirlanden bekränzt und jeder Plag mit einem Lorbeerkranz geziert. Tags darauf gab das Offizier korps der immobilen 3. Artillerie-Brigade den kommandirten Artilleristen ein Mittagessen im Speisesaal der vereinigten Artillerie- und Ingenieurschule Unter den Linden. Schließlich wurde das Kommando auf Allerhöchsten Befehl unter Bewilligung freier Fahrten auf Posten und Eisenbahnen bis zum 20. Mai beurlaubt und gleichzeitig durch die Gnade Seiner Majestät den Feldwebeln und Unteroffizieren ein Doppel-Louisdor, den Mannschaften ein Louisdor als Ehrengeschenk bewilligt und aus der Schatulle Seiner Majestät gezahlt.

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