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wohl durch die steilen Abhänge gesichert glaubten, wurden dieselben unsicher; die Artillerie fuhr ab, nach Süden zu, und auch bei den gegenüber liegenden Jägern zeigte sich sichtbarlich eine gewisse Unruhe. Da brachen plötzlich unter Trommelschlag einige Kompagnien aus dem Walde hervor, und diesen Augenblick benutzte auch Hauptmann Schramm, indem er mit seinen beiden Zügen mit Hurraruf den schüßenden Wald verließ und die noch vorliegende Anhöhe gewann. Der erste, der oben anlangte, war Füsilier Klinge; derselbe hatte jofort wieder das Gewehr am Kopf, feuerte in das Gewühl der österreichischen Jäger hinein und rief dann, indem er seine Müge schwenkte: Hier herauf, 12. Kompagnie!" Der Feind hielt nicht stand und, viele Versprengte zurücklassend, drehte er den Rücken und floh eiligst dem Dorfe Musky zu, das von einem anderen feindlichen Bataillon besetzt war.

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Dem Hauptmann Schramm wurde von dem Füsilier Stein II ein herrenloses Reitpferd gebracht, in dessen Satteltasche sich eine Karte von Mähren und Ungarn vorfand, die späterhin gute Dienste leisten sollte, und welche sich noch jezt in dem Besize dieses Offiziers befindet.

Die Kompagnien des 27. Regiments wandten sich nunmehr dem. Dorfe Musky zu; auch hier hielt der Feind nicht lange stand, er zog nach Süden ab, und sein Rückzug wurde vollständig.

Hauptmann Schramm sammelte jegt zunächst seine Kompagnie, zog auch den Schützenzug wieder an sich heran und drang dann in Gemeinschaft mit den 27 ern über das Dorf Musky weiter gegen Bossin vor. In der vor dem Dorfe gelegenen Plantage bekam die Kompagnie wieder Feuer. Die Schüßen sprangen von Baum zu Baum vor und drangen gleichzeitig mit den Füsilieren 27. Regiments, die von einer alten Ruine im Osten aus vorgingen, in die Ortschaft ein. Der Feind zog sich, gcdeckt durch seine feuernde Artillerie, auf Fürstenbrück zurück.

Die Kompagnie hatte etwa 100 Gefangene gemacht, die einem vom 27. Regiment abgesandten Gefangenentransporte übergeben wurden.

Verfolgen wir nun die drei anderen Kompagnien des FüsilierBataillons, die, die 9. Kompagnie voran, am Fuße der fast unersteig= boren Felsenhöhe nach Westen vorgingen. Das I. Bataillon 27. Regiments folgte unmittelbar, später das Gros der Division. Ungefähr 11 Uhr war es, als das Dorf Wolsyna erreicht und vom Feinde

unbejezt vorgefunden wurde. Auch hier hatte der Sonnenbrand die Kräfte sehr mitgenommen, und ließ deshalb der persönlich anwesende Brigadekommandeur, General v. Gordon, die Tornister abhängen, die erst in der folgenden Nacht wieder abgeholt werden konnten. Dann ging es nach kurzem Halt weiter nach Dnevoch zu, welcher Ort ebenfalls nicht vom Feinde besetzt war. Nach abermaligem kurzen Halt, währenddessen man das jetzt bei Musky und Bunzlawa geführte Feuergefecht der 27 er herüberschallen hörte, erfolgte der Befehl, der das I. Bataillon 27. Regiments weiter gegen Sasadka vorbeorderte; dasselbe sollte hier noch Gelegenheit finden, vereint mit den beiden anderen Bataillonen des 27. Regiments den sich tapfer wehrenden Feind aus Walesow und Bossin zu vertreiben.

Die drei Füsilier-Kompagnien 67. Regiments wandten sich von Dneboch aus weiter links und erstiegen in einem von Westen nach Often streichenden Thale, vereinzelte feindliche Schüßengruppen vor sich hertreibend, die Musky-Hochfläche, welche sie ungefähr um 1 Uhr erreichten. Sie folgten nunmehr dem 27. Regiment auf Bossin, fanden das Dorf aber bereits genommen, so daß sie nicht mehr, wie sie es lebhaft wünschten, in das Gefecht kamen. Ihre Thätigkeit beschränkte sich vielmehr darauf, eine große Menge Gefangener wohl an 150 Mann von den Regimentern Sigismund, Ramming und Khevenhüller, sowie vom 29. Jäger-Bataillon aufzufangen.

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Der Feind zog sich in südöstlicher Richtung zurück, und da während dieser Zeit die Elb-Armee auch aus Münchengräß und den umliegenden Orten die Gegner vertrieben hatte, endete ungefähr um 2 Uhr Nachmittags hier das Gefecht. General v. Fransecky, der sich persönlich in Bossin eingefunden hatte, gab dem Kampfe durch den Befehl an die Avantgarden-Batterie, von Rauffendorf, südlich Bossin, aufzufahren und den Feind durch Feuer zu verfolgen, den Abschluß.

Es war aber auch hohe Zeit. Seit acht Stunden war das Füsilier-Bataillon in heißer Sonnenglut auf beschwerlichen steilen Wegen und teilweise im Gefecht ohne große Ruhepausen auf dem Marsche gewesen. Ruhe war nötig und kam zum rechten Augenblicke. Südlich Bossin, rechts der Straße nach Fürstenbrück, sammelte sich das Füsilier-Bataillon und biwafierte hier.

Die beiden bei Zdiar in Reserve stehenden Musketier-Bataillone folgten nach Erstürmung des Musky-Berges der Division auf Bossin, kamen jedoch nicht in Thätigkeit und wurden dann zum Vorpostendienst vorgezogen.

Das 1. Bataillon biwakierte im Gros der Vorposten bei Bossin, das II. Bataillon bezog im Anschluß an das II. Bataillon 27. Regiments die Feldwachen zwischen Neudorf, Bossin und Chotig. Beim Einrücken in diese Stellung wurden noch einzelne Schüsse mit feindlichen Husaren, welche die Aufstellung der Vorposten zu stören versuchten und von denen einer auf 800 Schritt vom Pferde geschossen wurde, gewechselt, dann verschwanden auch diese aus dem Gesichtskreise. Die 5. Kompagnie unter Hauptmann Hergaß unternahm einen Vorstoß gegen Fürstenbrück und machte hierbei viele Gefangene, namentlich Italiener, welche in dem Orte zurückgeblieben waren und sich gar nicht mit Unlust gefangen nehmen ließen, sondern sich teilweise sofort anboten, gleich in preußische Dienste zu treten und gegen die Österreicher zu fechten. So schloß der 28. Juni, das erste Gefecht der 7. Division.

Mit wahrem Neide schauten die Kompagnien des 67. Regiments auf die 12. Kompagnie, der es vergönnt gewesen war, Schulter an Schulter mit dem Schwester-Regiment Nr. 27 die Feuertaufe zu erhalten und teilzunehmen an dem ehrenvollen Kampfe am MuskyFelsen. Ihre Schuldigkeit aber hatten alle gethan, sie hatten die ihnen zugewiesene Aufgabe erfüllt; und daß dem so war, das sagte am 30. Juni den Mannschaften ein Divisionsbefehl, der lautete:

„Seine Königliche Hoheit der Prinz Friedrich Karl von Preußen haben heute Morgen die Gnade gehabt, mir mündlich zu eröffnen, daß Seine Majestät der König mit den Leistungen der Division am 28. d. Mts., dem Tage vor Münchengräß, zufrieden seien, mit dem Hinzufügen, daß die Division den Allerhöchsten Erwartungen entsprochen habe."

Es war, wie oben erwähnt, ein heißer Tag gewesen, und die Anstrengungen beim Ersteigen der felsigen, steil abfallenden Berge nicht klein. Zwar waren die Tornister abgelegt und wurden erst in der Nacht wieder herangeholt; troydem aber war es nicht zu vermeiden gewesen, daß viele Mannschaften ermattet zurückblieben und erst nach Stunden dem Truppenteile folgen konnten. Der Premierlieutenant v. Hagen sammelte die Nachzügler und führte sie dem Regimente wieder zu.

Der Hize folgte, wie gewöhnlich, Gewitter und heftiger Playregen. Man biwakierte ohne Holz und Stroh auf durch und durch aufgeweichtem Acker. Lebensmittel waren nicht vorhanden, die in

Sobotka später beigetriebenen nur spärlich, und namentlich wurde Brot sehr vermißt.

Am Mittag des 29. Juni brach die 7. Division aus ihrem Lager auf und marschierte auf der großen Straße über Fürstenbrück gegen Sobotka vor. Die 1. Kompagnie 67. Regiments war schon am Morgen nach Fürstenbrück vorgeschoben, die halbe 2. Kompagnie unter Lieutenant v. Zimmermann blieb zur Deckung der Feldbäckerei in Bossin zurück.

Bei Sobotka wurde Halt gemacht und während eines mehrstündigen Rendezvous abgekocht. Als jedoch anhaltender Kanonendonner in der linken Flanke hörbar wurde und die Nachricht eintraf, daß die 3. Division v. Werder bei Gitschin im Kampfe mit dem 1. österreichischen Korps sei, wurde um 51⁄2 Uhr Nachmittags der Marsch fortgesetzt, um nötigenfalls noch in das Gefecht eingreifen zu können. Um 1012 Uhr Abends trafen die Truppen bei Gitschin ein, fanden aber das Gefecht bereits siegreich beendet.

Das I. und II. Bataillon biwakierte in der Nähe von Gitschin beim Dorse Wohawec, das Füsilier-Bataillon bei Lochow. Hier wurde zur Sicherung nach links eine Flankenwache in Stärke eines Offiziers (Lieutenant v. Troschke) und 50 Mann ausgestellt. Gegen 11 Uhr kamen Ärzte und Krankenträger aus dem links seitwärts liegenden Walde, Prochover Felsen, und meldeten, daß sie von einer österreichischen Kompagnie im Aufsuchen der Verwundeten gestört seien. Bald zeigten sich auch feindliche Trupps vor der Flankenwache Nun wurden die 10. und 12. Kompagnie zur Absuchung des Waldes vorgeschickt. In großen Schüzenlinien gingen die Mannschaften durch das Dunkel der Nacht, welches in dem dichten Walde noch dunkler erschien, vor, trafen auch auf vereinzelte versprengte Reste des Feindes, die jedoch nach kurzem Feuergefecht nicht stand hielten, und brachten 1 Offizier und 15 Gefangene ein.

Am nächsten Tage ging es wieder weiter. Die Avantgarde marschierte in zwei Kolonnen nach Podhrat, die rechte Kolonne, die das Füsilier-Bataillon 67. Regiments als besondere Avantgarde vor sich hatte, über Brezina. Das Gros folgte Vormittags 10 Uhr in Richtung auf Wockschüß. Beim Vormarsch benußte das Regiment zum Teil die Chaussee, neben der gestern der Kampf gewütet hatte, und konnte man die Stellung der österreichischen Schüßen deutlich an den zahl= reichen Toten erkennen. Rechts der Chaussee war eine Gruppe Toter, in deren Mitte einer kniete und uns die geballte rechte Faust

entgegenhielt, links derselben lag ein österreichischer Offizier, dessen grauer Affenpintscher ihn durch Heulen beklagte. Mittags von 1 bis 5 Uhr wurde geruht und abgekocht, sowie Bier und Schnaps an die Mannschaften verteilt, dann hieß es weiter“. Endlich Nachts zwischen 11 und 12 Uhr erging der Befehl zum Halt, und die sehr ermüdeten Mannschaften konnten sich wenigstens zum großen Teil der Ruhe hingeben; was nicht Unterkunft finden konnte wegen Mangel an Ortschaften, biwakierte. Das 67. Regiment bezog mit dem 1. Bataillon Alarmquartiere in Kamenit, mit dem II. Biwak bei demselben Orte, und die Füsiliere biwakierten bei Konezklum. Die 3. Kompagnie

stellte zur Verbindung nach links Vorposten gegen Chotek aus. Erst am nächsten Nachmittage 5 Uhr geschah unter strömendem Regen der Aufbruch. Die Füsiliere kamen bis Racin, woselbst sie um 10 Uhr Abends das Biwak bezogen. Die 11. Kompagnie schob zwei Feldwachen vor die Ausgänge genannten Ortes vor.

Das II. Bataillon nahm Unterkunft in Horiß, das I. in Libonig; von lezterem wurde die 4. Kompagnie zur Bewachung des Artillerieparfes kommandirt.

Am 2. Juli blieben die Truppen in ihren Stellungen und konnten sich einer gewissen Ruhe hingeben, nur das Füsilier-Bataillon marschierte Nachmittags bis Groß- Geriß zurück, woselbst es rechts des Dorfes den Biwakplatz bezog. Es war die Ruhe vor dem Ausbruche des Sturmes. Ein jeder ahnte wohl, daß es bald zum ernsten Kampfe kommen würde, daß es bald heißen würde, das Leben einzusehen zum Wohle des Vaterlandes. Daß dieser blutige Tag aber so nahe bevorstände, das dachte wohl keiner vom Regiment, als man am Abend sich das Lager zur Ruhe bereitete, die nur sehr kurz sein sollte.

10. Der 3. Juli 1866.

Ehe wir in der Erzählung der Begebnisse beim Regiment fortfahren, ist es nötig, einen kurzen Blick auf die ganze Lage des Kriegstheaters zu werfen. Die Erste und die Elb-Armee waren, wie wir gesehen, in Böhmen eingerückt, hatten die sich entgegenstellenden Feinde zurückgeworfen und sich schließlich bei Münchengräg vereinigt. Die Zweite Armee hatte durch die Gefechte bei Nachod, Trautenau und Soor sich das Überschreiten der Grenze und das an sich gefährliche Heraustreten aus den Gebirgsdefileen der Grafschaft Glag erzwungen,

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