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7. Einmarsch in Feindes Land.

War das Regiment bisher meist allein marschiert und hatten. andere Truppen nur hin und wieder seinen Weg gekreuzt, so wurde es jezt anders. Überall, wohin man sah, erblickte man Soldaten und eifrige kriegerische Beschäftigung. Adjutanten und Ordonnanzen eilten schnell vorbei, lange Wagenkolonnen und Trains rollten auf den Straßen hin, und Truppen aller Waffen zogen einher.

Am Abend 72 Uhr traf beim Regiment der Befehl ein, den Weitermarsch nach Greifenberg aufzugeben und vorläufig in Görlig zu verbleiben. Doch die Ruhe dauerte nicht lange.

Schon am nächsten Morgen 5 Uhr wurde das Regiment alarmiert und bald wurde zur allgemeinen Freude durch eine Mitteilung des Brigadekommandeurs die Nachricht bekannt, daß noch an diesem Tage, den 16. Juni, die sächsische Grenze überschritten werden sollte.

Auf die Aufforderung, sich neutral zu verhalten, war am 15. Juni sächsischerseits eine ablehnende Antwort erfolgt, und sah sich deshalb das preußische Oberkommando zum Vor- und Einmarsch in Feindes Land gezwungen.

Endlich also kamen die Mannschaften auf feindliches Gebiet, endlich also war die so oft aufgeworfene und erwogene Frage, ob es denn wirklich zum Kriege kommen würde, gelöst; endlich sollte das Regiment das im Frieden Gelernte im Ernstfalle beweisen.

Die Gewehre wurden geladen, die Offiziere legten die Epauletts ab, die sie für die Zukunft nur noch zum Paradedienst anlegen sollten und die durch die einfacheren und weniger in das Auge fallenden Achselstücke ersetzt wurden.

Von jezt ab marschierte das Regiment auch im Verbande der Division, deren Truppeneinteilung folgende war:

Truppeneinteilung der 7. Division.
Kommandeur: Generallieutenant v. Fransecky.

Avantgarde: Generalmajor v. Gordon, Kommandeur der 14. Jnfanterie-Brigade.

Füsilier-Bataillon 4. Magdeburgischen Infanterie-Regiments Nr. 67.

Füsilier-Bataillon 2. Magdeburgischen Infanterie-Regiments Nr. 27.

I. und II. Bataillon 2. Magdeburgischen Infanterie-
Regiments Nr. 27.

Magdeburgisches Husaren-Regiment Nr. 10.

1. 4pfdge Batterie Magdeburgischen Feldartillerie-Regi= ments Nr. 4.

2. Pionier-Kompagnie Magdeburgischen Pionier-Bataillons Nr. 4 und leichter Feld-Brückentrain.

Gros: Generalmajor Groß, genannt v. Schwarzhoff, Kommandeur der 13. Infanterie-Brigade.

1. Magdeburgisches Infanterie-Regiment Nr. 26.
3. Magdeburgisches Infanterie-Regiment Nr. 66.
1. 6pfdge Batterie Magdeburgischen Feldartillerie-Regi-
ments Nr. 4.

Reserve: Oberst v. Bothmer, Kommandeur des 4. Magdeburgischen

Infanterie-Regiments Nr. 67.

I. und II. Bataillon des 4. Magdeburgischen Infanterie

Regiments Nr. 67.

4. 12pfdge } Batterie Magdeburgischen Feldartillerie

5. 4pfdge

Regiments Nr. 4.

1. und 4. Kompagnie Magdeburgischen Pionier-Bataillons

Leichtes Feldlazareth.

Nr. 4.

Proviantkolonnen Nr. 2 und 4.

Die 7. Division gehörte zu der unter dem Befehl Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Friedrich Karl stehenden Ersten Armee, die sich aus der 5., 6., 7. und 8. Division, dem II. Armeekorps, einem Kavalleriekorps und der Armee-Reserveartillerie zusammensetzte und 75 Bataillone, 74 Eskadrons und 300 Geschütze stark war.

Die Armee hatte sich, wie wir auch aus den Marschbewegungen des 67. Regiments entnehmen konnten, anfangs südlich Kottbus, später um Görlig vereinigt.

Die Zweite Armee unter dem Kommando Seiner Königlichen Hoheit des Kronprinzen, etwa 105 Bataillone, 94 Eskadrons und 350 Geschütze stark, konzentrierte sich zwischen Schweidniß und der Neiße.

Die Elb-Armee, unter General Herwarth v. Bittenfeld, aus 63 Bataillonen, 50 Eskadrons und 198 Geschützen bestehend, hatte sich an der Elbe zusammengezogen.

Von der Main-Armee und dem bei Berlin in Bildung begriffenen Reservekorps kann hier abgesehen werden.

Demnach standen bereits am 5. Juni 81⁄2 preußische Armeekorps an der Grenze gegen Sachsen und Oesterreich von Torgau bis Waldenburg in Schlesien zum Kampfe bereit.

Am 15. erging die Kriegserklärung Preußens an Sachsen und am nächsten Tage früh erfolgte der Einmarsch in das Königreich, welches, da die sächsischen Truppen nach Böhmen auswichen, ohne Kampf besezt wurde.

Die Elb-Armee näherte sich bald der auf Zittau operierenden Zweiten Armee, in deren Verband sie dann eintrat.

Am 16. Juni stellte der König von Sachsen beim Bundestage den Antrag auf schleunige Bundeshülfe gegen Preußen. Österreich und Bayern erklärten sich zu derselben bereit.

Am 17. erließ der Kaiser Franz Josef ein Kriegsmanifest „An die Völker Österreichs", am 18. der König Wilhelm das Seine An mein Volk".

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In dem Augenblicke, wo Preußens Heer zu einem entscheidenden Kampfe auszieht, drängt es Mich, zu Meinem Volke, zu den Söhnen und Enkeln der tapferen Väter zu reden, zu denen vor einem halben Jahrhundert Mein in Gott ruhender Vater unvergessene Worte sprach:

»Das Vaterland ist in Gefahr!« Desterreich und ein großer Theil Deutschlands steht gegen dasselbe in Waffen!

Nur wenige Jahre sind es her, seit Jch aus freiem Entschlusse und ohne früherer Unbill zu gedenken, dem Kaiser von Oesterreich die Bundeshand reichte, als es galt, ein deutsches Land von fremder Herrschaft zu befreien. Aus dem gemeinschaftlich vergossenen Blute hoffte Jch, würde eine Waffenbrüderschaft erblühen, die zu fester, auf gegenseitiger Achtung und Anerkennung beruhender Bundesgenossenschaft und mit ihr zu all' dem gemeinsamen Wirken führen würde, aus welchem Deutschlands innere Wohlfahrt und äußere Bedeutung als Frucht hervorgehen sollte. Aber meine Hoffnung ist getäuscht worden. Oesterreich will nicht vergessen, daß seine Fürsten einst Deutschland beherrschten; in dem jüngeren, aber kräftig sich entwickelnden Preußen will es feinen natürlichen Bundesgenossen, sondern nur einen feindlichen

Nebenbuhler erkennen. Preußen, so meint es, muß in all' seinen Bestrebungen bekämpft werden, weil, was Preußen frommt, Desterreich schade. Die alte unselige Eifersucht ist in hellen Flammen wieder aufgelodert, Preußen soll geschwächt, vernichtet, entehrt werden. Ihm gegenüber gelten keine Verträge mehr, gegen Preußen werden deutsche Bundesfürsten nicht bloß aufgerufen, sondern zum Bundesbruch verleitet.

Wohin wir in Deutschland schauen, sind wir von Feinden umgeben, deren Kampfgeschrei ist: »Erniedrigung Preußens«. — Aber in Meinem Volke lebt der Geist von 1813. Wer wird uns einen Fuß breit preußischen Boden rauben, wenn wir ernstlich entschlossen sind, die Errungenschaften unserer Väter zu bewahren, wenn König und Volk, durch die Gefahren des Vaterlandes fester als je geeint, an die Ehre desselben Gut und Blut zu sehen, für ihre höchste und heiligste Aufgabe halten.

In sorglicher Voraussicht dessen, was nun eingetreten ist, habe Jch seit Jahren es für die erste Pflicht Meines Königlichen Amtes erkennen müssen, Preußens streitbares Volk für eine starke Machtentwickelung vorzubereiten. Befriedigt und zuverlässig wird mit Mir jeder Preuße auf die Waffenmacht blicken, die unsere Grenzen deckt. Mit seinem Könige an der Spite, wird sich Preußens Volk ein wahres Volk in Waffen fühlen! Unsere Gegner täuschen sich, wenn sie wähnen, Preußen sei durch innere Streitigkeiten gelähmt. Dem Feinde gegenüber ist es einig und stark, dem Feinde gegenüber gleicht sich aus, was sich entgegen stand, um demnächst im Glücke und Unglücke vereint zu bleiben.

Ich habe Alles gethan, um Preußen die Lasten und Opfer eines Krieges zu ersparen, das weiß Mein Volk, das weiß Gott, der die Herzen der Menschen prüft. Bis zum letzten Augenblicke habe Jch, in Gemeinschaft mit Frankreich, England und Rußland, die Wege für eine Ausgleichung gesucht und offen gehalten. Desterreich hat nicht gewollt und andere deutsche Staaten haben sich offen auf seine Seite gestellt. So sei es

Nicht Mein ist die Schuld, wenn Mein Volk schweren Kampf kämpfen und vielleicht harte Bedrängnis wird erdulden müssen, aber es ist uns keine Wahl geblieben. Wir müssen fechten um unsere Existenz, wir müssen in einen Kampf auf Leben und Tod gehen, gegen diejenigen, die das Preußen des großen Kurfürsten, des großen Friedrich, das Preußen, wie es

aus den Freiheitskriegen hervorgegangen ist, von der Stufe herab stoßen wollen, auf die seiner Fürsten Geist und Kraft, seines Volkes Tapferkeit, Hingebung und Gesittung es emporgehoben haben.

Flehen wir den Allmächtigen, den Lenker der Geschicke der Völker, den Lenker der Schlachten an, daß er unsere Waffen segne. Verleihet uns Gott den Sieg, dann werden wir auch stark genug sein, das lose Band, welches die deutschen Lande, mehr dem Namen als der That nach, zusammenhält und welches jezt durch diejenigen zerrissen ist, die das Recht und die Macht des nationalen Geistes fürchten, in anderer Gestalt fester und heilvoller zu nennen. Gott mit uns!

Berlin, den 18. Juni 1866.

gez. Wilhelm."

Eine förmliche Kriegserklärung zwischen Preußen und Österreich erfolgte nicht; von den Armeen wurde eine betreffende Kundgebung dem Feinde übermittelt.

Am 22. Juni erhielten die Oberkommandos den Befehl, in Böhmen einzurücken und in der Richtung auf Gitschin vorzugehen, um hier die Armeen zu vereinigen.

An diesem Tage gab auch Seine Königliche Hoheit der Prinz Friedrich Karl folgenden Armeebefehl an die Erste Armee aus:

Soldaten! Das treuloje und bundesbrüchige Desterreich hat ohne Kriegserklärung schon seit einiger Zeit die preußischen. Grenzen in Oberschlesien nicht respektirt. Ich hätte also ebenfalls ohne Kriegserklärung die böhmische Grenze überschreiten dürfen.

Ich habe es aber nicht gethan.

Heute habe ich eine betreffende Kundgebung übergeben lassen und heute betreten wir das feindliche Gebiet, um unser eigenes Land zu schonen. Unser Anfang sei mit Gott! Auf ihn laßt uns unsere Sache stellen, der die Herzen der Menschen lenkt, die Schicksale der Völker und den Ausgang der Schlachten entscheidet.

Wie in der heiligen Schrift steht: »Laßt Eure Herzen zu Gott schlagen und Eure Fäuste auf den Feind.« In diesem Kriege handelt es sich, Jhr wißt es, um Preußens beilige Güter und um das Fortbestehen unseres theuren Preußens. Der Feind

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