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Die August-Schlachten waren geschlagen, und Bazaine lag hinter den Wällen von Met, dessen Einschließung bald begann. Durch Hunger zur Übergabe gezwungen, nicht durch einen langen Artilleriekampf und eine förmliche Belagerung, fiel die Festung am 27. Oktober 1870 in die Hände der Deutschen.

Meg war wieder deutsch!

6. Das Jubeljahr 1895 und die 25. Wiederkehr der Schlacht bei Gravelotte.

Von Seiner Majestät dem Kaiser erging am 27. Januar 1895 folgender Erlaß:

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Zum 25. Male kehren die Gedenktage des großen Krieges wieder, der dem Vaterlande aufgedrungen und nach einem Siegeszuge ohnegleichen zum ruhmreichen Ende geführt, Deutschlands Sehnen erfüllt und — als herrlichsten Lohn für seine Hingabe in dem Bunde seiner Fürsten und Stämme die unerschütterliche Grundlage für seine Größe und Wohlfahrt geschaffen hat.

Mit bewegtem Herzen preise Jch die Gnade des Allmächtigen, daß Er unsere Waffen in solchem Maße gesegnet hat.

Theilnahmsvoll gedenke Jch Derer, welche in dem opferreichen Streite für Deutschlands Ehre und Selbständigkeit freudig ihr Leben dahingegeben haben, und sage erneut allen Denen Dank, welche zur Erreichung dieses Zieles mitgewirkt haben.

Besonders richtet sich aber Mein Dank an Mein Heer, welches mit den Truppen Meiner erhabenen Bundesgenossen gewetteifert hat; unauslöschlich glänzen seine Thaten in den Büchern der Geschichte, unverwelklich ist der Ruhmeskranz, den es um seine Fahnen gewunden hat.

Ihm gebührt darum vor Allem die Pflicht, das Gedächtniß auch in den Geschlechtern heilig zu halten, welche die Früchte seiner Siege genießen.

Ich bestimme deshalb, um zugleich den Truppen ein wahrnehmbares Zeichen ihrer stolzen Erinnerungen zu gewähren, daß, so oft in der Zeit vom 15. Juli dieses Jahres bis zum 10. Mai des kommenden Jahres die Fahnen entfaltet werden,

sämmtliche Fahnen und Standarten, denen Mein Herr Großvater, des großen Kaisers und Königs Wilhelm I. Majestät, für die Theilnahme an diesem Kriege eine Auszeichnung verliehen hat, mit Eichenlaub geschmückt werden, und die ersten Geschütze derjenigen Batterien, welche in ihm gefochten haben, Eichenkränze tragen.

Möge Mein Heer stets eingedenk bleiben, daß nur Gottesfurcht, Treue und Gehorsam zu Thaten befähigen, wie die waren, welche seine und des Vaterlandes Größe schufen."

Am 18. August 1895, dem Gedenktage der Schlacht bei Gravelotte, verkündete ein Erlaß Seiner Majestät:

"Ich verleihe denjenigen Fahnen und Standarten Meiner Armee, welche während des Feldzuges von 1870/71 in Schlachten und Gefechten u. s. w., beziehungsweise bei Belagerungen geführt worden sind, das Band der für diesen Krieg gestifteten Denkmünze und bestimme, daß auf diesem Bande die Namen der in Betracht kommenden kriegerischen Vorfälle nach Meinen Ihnen dieserhalb besonders ertheilten Befehlen eingezeichnet werden..."

Diese königlichen Verordnungen sowie die Bestimmung, daß die Inhaber des Eisernen Kreuzes auf dem Ordensbande drei filberne Eichenblätter mit der Zahl ,,25", die Besiger der Kriegsdenkmünze auf dem Bande Spangen mit den Namen der von ihnen mitgemachten Schlachten und Gefechte tragen sollten, erkannten die Verdienste des Heeres um Deutschlands Ruhm und Ehre dankbar an und wiesen den jungen Kriegern den Weg, der zu gleichen Thaten führt.

Sämtliche Regimenter, die an dem großen Kriege teilgenommen, feierten in diesem Jahre ihren Ehrentag auf das schönste und ehrten ihre altgedienten Krieger. Doch keinem Infanterietruppenteil, außer dem 67. Regiment, war es vergönnt, seiner Gefallenen zu gedenken und die lebenden Helden zu preisen auf demselben Boden, den es vor 25 Jahren mit seinem eigenen Blute getränkt hatte.

Das Regiment wählte den 18. August zu einer selten eigenartigen und weihevollen Gedenkfeier.

Wenn schon der Wunsch, im Kreise der alten Kameraden der gemeinschaftlichen Erlebnisse jener großen Zeit zu gedenken, so manchen alten Kämpfer in diesem Jubeljahre des großen Krieges wieder zu den Fahnen seines Regiments führte, so mußte bei den

Geschichte d. 4. Magdeburg. Inf. Regts. Nr. 67.

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alten 67 ern die freudige Aussicht, diese Erinnerungen auf dem Schlachtfelde selbst austauschen zu können, doppelt mächtig wirken.

Zahlreich waren denn auch die ehemaligen Angehörigen des Regiments, Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften, dem Rufe gefolgt und hatten, zum Teil aus weiter Ferne, die Fahrt nach der jetzigen Garnison des Regiments, dem Bollwerke der Westmark des Reiches, der Festung Meß, unternommen. Die Vereine ehemaliger 67 er waren durch besondere Abordnungen vertreten; so hatte der Berliner Verein die Kriegskameraden Lieutenant der Reserve Baumeister Böhme, Polizeiwachtmeister Kießler und Schußmann Dillge entsandt; aus Halle waren die einstigen Mitkämpfer Ludwig Weber und Hermann Belling erschienen, von dem Braunschweiger Vereine ehemaliger Unteroffiziere des Regiments waren der Gerichtssekretär Radecke und der Obertelegraphenassistent Kolbe abgeordnet, auch der junge 67 er Verein in Köln war vertreten.

Am Nachmittage des 17. August führte ein Eisenbahnzug die größte Zahl der Gäste gemeinschaftlich in den Hauptbahnhof ein. Unter den Klängen der Regimentsmusik und mit brausendem Hurra wurden die Angekommenen vom Offizierkorps und Abordnungen der Unteroffiziere mit kameradschaftlicher Wärme begrüßt. In ge= schlossenem Zuge schritt man vom Bahnhofe zu dem Denkmal Kaiser Wilhelms I. auf der Esplanade, ihm, dem erhabenen obersten Führer im glorreichen Kriege, deffen Erzstandbild hinschaut nach den erstrittenen Höhen von Point du jour, entblößten Hauptes die erste Huldigung darbringend.

Dann zog man von unbeschreiblichem Jubel begleitet hinaus zur Kaserne, in welcher ein Teil der Veteranen untergebracht wurde. Auch die Offiziere rechneten es sich zur Ehre an, unter ihrem Dache altgediente, kampferprobte Krieger beherbergen zu dürfen, und so mancher Lieutenant ließ es sich nicht nehmen, seine Wohnung mit einem oder mehreren Veteranen zu teilen.

In den Abendstunden versammelte sich das gesamte Offizier korps mit seinen Gästen im Garten des Regimentskasinos. Im unmittelbar angrenzenden Hofe, umschlossen von den reich geschmückten Kasernenbauten, hatten die Unteroffiziere und Mannschaften, mit ihren alten Kriegern sich kompagnieweise zur gemütlichen Feier ge= sellend, Platz genommen. Nur zu rasch verliefen die Stunden für die alten Kriegskameraden in der Freude des Wiedersehens und im Austausch der Erinnerungen für die jungen.

Der Wechsel der dienstlichen Verhältnisse und die Lebensschicksale lassen in einem Vierteljahrhundert die bei weitem größte Zahl aus dem alten Verbande ausscheiden. So suchte auch hier so mancher der alten Kämpfer vergeblich den oder jenen ehemaligen Vorgesetzten oder Kameraden in den aktiven Reihen des Regiments. Nur die Hauptleute Dommerich und Krüger und der Musikdirigent Herrmann waren aus der Zeit des großen Krieges dem Stamme des Regiments verblieben. Mit um so größerer Innigkeit und Freude wurden diese Wenigen von ihren alten Kriegskameraden begrüßt. Zwischen den Herbeigeeilten selbst gab es manche oft rührende Scene freudigen Wiedersehens.

Als dann im Verlaufe des Abends die älteren Herren, Herr Generalmajor Möller, der einstige hochverehrte Führer der 9. Kompagnie im Feldzuge Herr Oberpostdirektor Knauf, der am Tage von Königgräß in den Reihen der 67er mitgefochten, Herr Oberstlieutenant Frhr. v. Roeder, Herr Hauptmann der Landwehr Schmidt, allen 67ern als der eiserne Schmidt" bekannt, Herr Premierlieutenant d. L. Reizenstein und so manche andere ihre Kompagnien aufsuchten, mit denen sie einst Freud und Leid geteilt und die Einzelheiten des Tages besprachen, derer vor allen gedenkend, die an ihrer Seite die Todeswunde empfingen, da blizten die Augen der jungen 67er; Stolz auf den Ruhm des Regiments erfüllte ihre Brust, und sie gelobten, der alten Kameraden sich würdig zu erweisen, wenn einst der Ruf des Kaisers auch sie dem Feinde entgegenstellen würde.

Am Morgen des 18. August marschierte das Regiment, von seinen Ehrengästen zu Wagen und zu Fuß begleitet, nach jener Stätte bei dem Gehöft St. Hubert, nahe der Mance-Schlucht, wo sich, hart an der Straße nach Gravelotte, heute reich geziert, das Denkmal des Regiments erhebt. Ihm gegenüber nahmen die Bataillone in Doppelkolonnen nebeneinander, die mit Eichenlaub ge= schmückten Fahnen vor der Front, die Paradeausstellung ein. Zur Seite des Denkmals stellten sich die anwesenden höheren Vorgesezten, Generallieutenant v. Arndt, Gouverneur von Meß und Generallieutenant v. Buch, Kommandeur der 34. Division, die Ehrengäste und Veteranen auf.

Es war ein feierlicher Augenblick von tief ergreifender Wirkung, als der Kommandeur des Regiments, Oberst Stolte, folgende Ansprache hielt:

„Wir stehen hier auf geweihtem Boden, auf einem Boden, der geheiligt ist durch die Erinnerung an jenen Augusttag, an welchem heute vor 25 Jahren das deutsche Volk in Waffen, das deutsche Heer, sich unvergängliche Lorbeeren errungen hat im Kampfe für die Ehre und die Freiheit des Vaterlandes, für die Erhaltung unserer höchsten Güter. Groß und glänzend waren die Erfolge, aber auch schwer und blutig die Opfer, welche der Kampf gekostet: viele Tausende bluteten für das Vaterland, Tausende bezahlten ihre Treue mit dem Tode.

In der Schlacht von Gravelotte trat das Regiment 67 in dem großen Kriege zuerst in den Kampf ein. Kampfesfreudig und todesmutig, fest und ohne Wanken, gelang es ihm hier, nach heißem Ringen den Feind zu überwinden. Die Namen derjenigen, welche den Zoll der Treue mit ihrem Leben zahlten, hat das Regiment in seine Herzen eingetragen, hat die Geschichte desselben in seine Annalen aufgenommen, für sie ist dieses Denkmal zum dauernden, ruhmvollen Gedächtnis errichtet.

Sprechen wir hier an geweihter Stätte unsern Dank aus den Gefallenen und denen, die hier für das Vaterland bluteten, sowie all den Mitgliedern des Regiments, die den glorreichen Sieg des 18. August mit erringen halfen. Möge ihr Beispiel den jezigen wie allen kommenden Geschlechtern zur Nachahmung entgegenglänzen. Regiment

Achtung, präsentiert das Gewehr!

Senken wir die zur Erinnerung der großen Zeit mit Eichenlaub geschmückten Fahnen gegen das Denkmal, welches die Geister der gebliebenen Helden in diesem Augenblick umschweben mögen! (Choral vom Musikkorps geblasen.) Erheben wir die Fahnen mit dem Gelübde unerschütterlicher, unwandelbarer Treue zu unserem Kaiser, einer Treue bis zum Tode, und lassen wir dies Gelübde ausklingen in dem begeisterten Rufe:

Seine Majestät unser erhabener und geliebter Kaiser, König und Herr, er lebe hoch! hoch! hoch!“

Mit freudiger Begeisterung stimmten alle in das dreifache Hoch ein.

Hierauf ergriff Herr Pastor Schneider aus Teuschern, Provinz Sachsen, im Namen der alten Krieger zu nachstehender Ansprache das Wort:

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