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Kriegsherr unserm Kommandeur seine ganz besondere Zufriedenheit mit der Haltung der Mannschaften des II. Bataillons aus, welche Höchstderselbe fast alle zu sehen Gelegenheit hatte, da das Bataillon bei der Ankunft in Blankenburg vom Bahnhof nach dem Schloß Spalier gebildet hatte.

Die Herbstübungen fanden von 1872 bis 1886 in folgenden Gegenden statt:

1872

Zwischen Fallersleben, Gifhorn und Braunschweig.

1873 Bei Peine, Hohenhameln und Hannover.

1874

1875

Bei Lafferde, Sarstadt und Hannover.

Bei Schladen, Bockenem, Lutter a. B., auf der Linie Börßum-
Schöppenstedt.

1876 Bei Herzberg, Osterode, zwischen Northeim und Göttingen.

1877 Bei Wolfsburg, Debisfelde, Rhode und Helmstedt.

1878 Bei Peine, Ringelheim, Halle und Bockenem.

1879 Bei Groß-Schwülper und Bergen, auf der Linie DannenbergKlenze.

1880 Bei Groß-Schwülper und Northeim.

1881

Bei Wipshausen, Ringelheim, Hildesheim, zwischen Hannover
und Elze.

1882 Zwischen Wolfsburg, Vorsfelde, Helmstedt und Schöppenstedt.
1883
Bei Celle, zwischen Dahlenburg, Dannenberg und Klenze.

1884 Bei Nettlingen, Bockenem und Gandersheim.

1885 In der Gegend von Osterode a. H.

1886 Bei Celle, in der Gegend von Gifhorn, Wolfsburg, Groß-Lafferde.

Das Regiment erhielt seinen Ersatz von 1871 bis 1877 von den Bezirkskommandos Torgau und Bitterfeld, zum kleineren Teile aus der Provinz Hannover und dem Elsaß. Von 1878 ab wurde der größere Teil des Ersages von der Provinz Hannover, und zwar von den Landwehrbezirken Osnabrück, Nienburg, Hannover, Hildesheim, Göttingen und Celle gestellt, wodurch die Nr. 67 noch inniger mit dem X. Korps verknüpft wurde. Einige Rekruten kamen nach wie vor aus Elsaßz-Lothringen vom Bezirkskommando Colmar.

3. Das Feft des 25jährigen Bestehens des Regiments. Im Jahre 1885 feierten die 1860 errichteten Regimenter ihren 25. Geburtstag. Das 67. Regiment beging dieses Fest am 5. Juli.

Nachdem bereits Freitag den 3. Juli fast sämtliche vom Regiment nach auswärts abkommandierten Offiziere und Unteroffiziere sowie ein Teil des in Blankenburg garnisonierenden Offizierkorps in Braunschweig eingetroffen waren, fand am Sonnabend Abend eine kameradschaftliche Vereinigung im Offizierkasino statt. Der Hauptfesttag war der folgende Sonntag. An diesem Tage um 1115 fand in Gegenwart sämtlicher Gäste des Regiments, der Reserveoffiziere, der ehemaligen Unteroffiziere und der Damen des Regiments auf dem reichgeschmückten Kasernenhof ein Appell der beiden in Braunschweig stehenden Bataillone statt. Nachdem der Brigadekommandeur, Generalmajor v. Sobbe, und der Kommandeur des Appells, Oberst= lieutenant Gottschalck, die Gäste begrüßt hatten, unter denen sich auch der frühere Regimentskommandeur, General v. Linsingen, befand, ergriff Oberst v. Hering zu einer Ansprache das Wort. Er gab einen kurzen Überblick über die Waffenthaten des Regiments in den drei legten Kriegen und sagte unter anderem, daß das Regiment auf das vergangene Vierteljahrhundert ebenso stolz sein könne, wie mancher andere Truppenteil auf sein 100 jähriges Bestehen. Darauf wies er auf das zweite, nun kommende Vierteljahrhundert hin mit den Worten:

„Was uns dies auch bringen möge, wir gehen ihm getrost entgegen; wir haben den festen Willen, uns die erlangte Kriegsbereitschaft zu erhalten, und die Zuversicht, daß uns der allmächtige Gott die Kraft erhalten wird, unter allen Verhältnissen gerüstet zu sein zu Thaten, wie sie das Regiment in seiner Vergangenheit vollbracht hat. Sollte uns unser Heldenkaiser wiederum rufen, sollten wir wieder Lorbeeren erringen können, zur Ehre des Kaisers, zum Ruhme und Schuße unseres Vaterlandes Preußen, des Deutschen Reiches, wir werden sie uns nicht nehmen lassen!

Das laßt uns geloben, Kameraden, indem wir unsere Treue bekunden durch ein kräftiges, donnerndes Hurra auf Seine Majestät unseren Kaiser, König und Kriegsherrn! Seine Majestät unser Kaiser Wilhelm, König von Preußen, unser Vater, Er lebe: Hurra, hurra, hurra!"

Alle Anwesenden stimmten begeistert ein. General v. Sobbe schritt darauf die Front der beiden Bataillone ab. Die Feier endigte dann mit einem schneidig ausgeführten Parademarsch in Zügen.

Nachmittags speisten die Offiziere und Ehrengäste im „Deutschen Hause“, die Einjährig-Freiwilligen des Regiments in „Meyers Hotel“. Die Unteroffiziere vereinigten sich in der neuen Turnhalle, die nach der geschickten Anleitung des Lieutenants v. Elstermann ausgeschmückt war. Die Mannschaften wurden in der Kaserne bewirtet.

Der Kasernenhof war in einen Festplat umgewandelt worden.

Am Eingange desselben war eine hohe Ehrenpforte erbaut, deren Krönung ein Gemälde, die Germania darstellend, bildete; in nischenartigen Vertiefungen an den Pfeilern der Pforte standen die lorbeerbekränzten Büsten des Kaisers und des Kronprinzen. Die Kasernengebäude sowie die Einfassung des Plages trugen reichen Fahnen-, Guirlanden- und Schilderschmuck.

In den späteren Nachmittagsstunden entfaltete sich auf dem Festplate an den aufgestellten Schießbuden und Karussells ein jahrmarktartiges buntes Leben und Treiben.

Gegen 7 Uhr erschienen plötzlich allerlei seltsame Gestalten; eine Zigeunerbande in schönster Naturtreue schlug im Freien auf einem Eselwagen mitgeführte Zelte auf und führte ein regelrechtes Lagerleben vor. Ein Zigeuner zeigte seltene" amerikanische Tiere, ein Kaninchen und ein Stachelschwein, im Käfig, ein anderer belustigte die Menge mit einem gezähmten schwarzen Bären (bei der herrschenden Hize keineswegs die leichteste Rolle!).

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Ein Zigeunerweib sagte den Umstehenden, unter denen man auch den Staatsminister Graf Görß-Wrisberg und den Oberbürgermeister Pockels erblickte wahr, während die ganze Bande wilde Tänze aufführte, zu denen eine Bergmannskapelle aufspielte. Vor der im Freien aufgeschlagenen Bühne hatte sich bald eine vielhundertköpfige Zuschauermenge angesammelt, welche mit Spannung die Aufführungen erwartete. Bevor dieselben begannen, trat ein Unteroffizier des Regiments auf die Bühne und sprach mit markigen Worten nachstehenden vom Major v. Trotha gedichteten Prolog:

„Noch schlummerte in Preußen die alte Heldenkraft,
Durch lange Friedensjahre war nicht der Geist erschlafft,
Der in den Enkeln lebte vom Großen Kurfürst her,
Von Fehrbellin und Leuthen, von König Friedrichs Heer,

Der Geist, der Preußen stählte in ernster, schwerer Zeit,
Der endlich Deutschland führte durch Blut zur Einigkeit!
Da sprach der Prinz-Regent ein hoch erhabenes Wort:

„Ich will ein Heer mir schaffen, zu Preußens Schirm und Hort,
Wenn auch mein Volk noch zaudert und trübe noch sein Blick,
Ich führ's mit Gottes Hilfe zu niegeahntem Glück.""
Das war im Jahre 60, wo unsere Wiege stand

Zu Quedlinburg am Harze, auf Wittenberger Sand.
Die Kriegstrompete schallte gen Dänemark durchs Reich,
Zum Hafenschuh berufen ward schwarzes Lederzeug.
Am Jadebusen schildert der brave Füsilier,

Vergebens späht sein Auge, glüht seine Kampfbegier;
kein Schifflein will sich zeigen, kein Danske läßt sich seh'n,
Und friedlich läßt er endlich die eig’nen Segel weh'n.
Dann kamen ernste Zeiten, in der Geschichte steht's,
Der Doppel-Ar erbleichte am Tag von Königgräß.
Auch 67 kämpfte, mit Frans'ckys Division,

Ein feindliches Panier ward ihm als schönster Lohn.
Das Blut, das dort geflossen im heißen Bruderstreit,

Ist nicht umsonst vergossen, mit Test'reich steh'n wir heut'!
Und wieder rief der König, ganz Deutschland stand, ein Mann,
Nun mögen sich die Feinde der Wacht am Rheine nah'n!
Doch über'n Rhein gewaltig ergoß sich Deutschlands Macht,
Und furchtbar ward gerungen in mancher heißen Schlacht.
Zu St. Hubert am Steinbruch, Mann gegen Mann sich traf,
Manch braver 67 er schläft dort den lezten Schlaf.
Napoleon ward gefangen, auch Meß hielt nicht mehr stand,
Und immer weiter drangen wir in des Feindes Land.
Um Belfort ward gestritten, mehr als ein Vierteljahr,
Im Schnee und Eis erlitten wir manche hart' Gefahr.
Selbst als Paris gefallen, hielt Belfort tapfer aus,
Wir kämpften dort von allen den lezten harten Strauß!
Der langersehnte Frieden bracht' frohes Wiederseh'n,
Doch manchen Invaliden sah man an Krücken geh'n;
Manch' Weib sah man in Thränen und manches schwarze Kleid,
Doch auch manch' stilles Sehnen und manche Herzensfreud'!

Die größte Freude aber, die Reich wie Heer empfand,

Das Ziel so vieler Wünsche: das ein'ge Vaterland!

Wer hat das Heer geschaffen, wer streute edle Saat?

Wer führte uns zum Siege, wer war der Mann der That?
Und wer regiert jezt friedlich zu Deutschlands Ruhm und Ehr'?
Wer liebt sein Volk und trachtet, als ob's sein Herzblut wär'?
Wer? den die Nachwelt rühmet in tausend Jahren noch:
Der Prinz-Regent, der König, der Kaiser Wilhelm hoch!“

Die Vorstellungen, unter der trefflichen Leitung des PremierLieutenant Pouet, waren durchweg heiterer Natur und fanden wohl

verdienten, stürmischen Beifall. Besonders gefielen die Tiroler Sängergesellschaft „Braunschweiger Alpenveilchen," der Chinesentanz, die Albrechtschen Nebelbilder und 7 lebende" Bilder.

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Das II. Bataillon beging den Festtag ebenfalls mit allerlei Belustigungen, ernsten und heiteren Aufführungen auf dem „Vogelherde" bei Blankenburg.

Während des Festtages gingen zur Beglückwünschung des Regiments zahlreiche Zuschriften und Depeschen ein. Prinz Albrecht, welcher gerade fern auf seinem Schlosse Kamenz in Schlesien weilte und im Begriff war, sich einer Kur in Karlsbad zu unterziehen, bedauerte aufrichtig sein Nichterscheinen und depeschierte:

"Heute am Tage seines 25 jährigen Bestehens entbiete ich dem Regiment meinen Gruß und Glückwunsch. Möge das Regiment zu allen Zeiten ebenso wie wir heute mit dem stolzen Gefühl auf seine Vergangenheit blicken, sich im Kriege wie im Frieden die volle Zufriedenheit seines obersten Kriegsherrn erworben zu haben.

Albrecht, Prinz von Preußen.“

Die ehemaligen Regimentskommandeure, der allverehrte Brigadekommandeur von 1870, Generallieutenant v. Strubberg, die Reserveoffiziere, insbesondere auch die alten Veteranen, sie alle beglückwünschten mit Worten der Treue und Anhänglichkeit die Nummer 67 zu ihrem Gründungstag.

Generalmajor 3. D. v. Zglinicki, welcher in den blutigeu Tagen auf welschem Boden an der Spite des Regiments gestanden hatte, machte dem Offizierkorps eine besondere Freude dadurch, daß er demselben als Erinnerungszeichen an die gemeinsam verlebte Zeit ein wertvolles Gedenkblatt widmete. Das Offizierkorps war stolz ob solcher Anhänglichkeit und versicherte dem Spender, daß das Gedenkblatt bis in die spätesten Zeiten das Andenken wachrufen wird an den allverehrten Kommandeur, welcher das Regiment zum Siege geführt hat". Das Geschenk bildet jezt im Offizierkasino der Baracken in Ban St. Martin einen wesentlichen Schmuck des Lesezimmers.

Aus Magdeburg ging folgende sinnige Depesche ein:

„Der Tochter zum 25jährigen Bestehen ein dreifach Hoch und ferneres Wohlergehen!

Die Mutter Nr. 27."

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