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hiermit herzlich willkommen. Es freut mich, ein Regiment unter meinem Befehl gestellt zu sehen, das im Kriege 1866 sich eine so ruhmreiche Geschichte gemacht hat.

gez. v. Strubberg."

Während des Marsches am 3. August begegneten dem Bataillon die ersten Verwundeten von Saarbrücken, sie wurden mit einer ge= wissen Ehrfurcht betrachtet; es waren ja die Ersten, welche die Spuren des beginnenden Kampfes trugen.

Die Bataillone des Regiments erreichten an diesem Tage Landsweiler, am 4. August das I. Bataillon Remmersweiler, das II. Bataillon Urerweiler, die Füsiliere, welche zum ersten Male durch die 11. Kompagnie eine Feldwache sowie starke Kantonnementswachen ausstellten, Meinzweiler. Der nächste Tag war ein Ruhetag, nur das I. Bataillon quartierte aus Remmersweiler mit dem Stabe, der 1. und 2. Kompagnie nach Urerweiler, mit der 3. und 4. Kompagnie nach Meinzweiler.

Es wurde jezt alles kriegsgemäßer. Fouriere gingen nicht mehr voraus; die Kantonnements sicherten sich durch starke Wachen und, wenn nötig, auch durch Feldwachen. Die Division machte die Ordre de Bataille bekannt, welche, wie folgt, lautete:

Avantgarde:

Gros:

Generalmajor v. Strubberg,
Regiment Nr. 67,

Jäger-Bataillon Nr. 8,

Stab, 1., 2. und 4. Eskadron Husaren-Regiments

Nr. 7,

2. leichte Batterie,

1 Sappeur-Kompagnie,

Regiment Nr. 28,

1. Fußabteilung,

1. und 2. schwere, 1. leichte Batterie,

29. Infanterie-Brigade,

(Regiment Nr. 60 und Nr. 33),

3. Eskadron Husaren-Regiments Nr. 7,
1. Sanitäts-Detachement,

1. Feldlazarett.

Am 6. August kam das I. und II. Bataillon nach Holz, das Füsilier-Bataillon nach Wahlscheidt. Auf dem Marsche hierher vereinigte sich um etwa 7 Uhr Morgens bei Hirzweiler unter General v. Strubberg die Avantgarden-Brigade. Die 3. Kompagnie nahm eine Vorpostenstellung. Von Holz aus hörte und fah man von einer Anhöhe aus von Mittags 1/2 Uhr bis gegen 9 Uhr Abends ganz deutlich das Feuer der Schlacht bei Spicheren, von dem man ja nur wenige Stunden entfernt war. Jeder hoffte, daß weiter, dem Kanonendonner zu, marschiert werden würde; es war, als wenn eine unsichtbare Gewalt dazu triebe, den im Kampfe befindlichen Kameraden zu Hilfe zu eilen.

Es wurde schnell abgekocht, da man jeden Augenblick den Befehl zum Vorrücken erhoffte; aber die Erwartung sollte diesmal noch nicht erfüllt werden. Mittelst der Krimmstecher sah man fast jedes Geschütz aufbligen, jede Salve und das Schüßenfeuer konnte man deutlich erkennen. Mit banger Erwartung sahen wir dies erste Tirailleurgefecht. Jezt wurde der Ererzierplaz genommen, scharf gingen die Unsrigen vor. Aber nun kam der schwere Kampf bei den Spicherer Bergen. Wir sahen deutlich, wie die Schlacht schwankte; unsere Truppen stürmten an und wurden geworfen und wieder gingen sie zum Sturm vor. Lehrreich war es, eine französische MitrailleusenBatterie zu beobachten, die stets batterieweise ihr Feuer abgab, bis endlich unsere Granaten sie kampfunfähig machten. Schließlich, gegen Abend, sahen wir preußische Geschüße in die feindliche linke Flanke donnern. Unsere ganze Linie drang vor; immer weiter und weiter ging das Feuer vor. Die Schlacht war gewonnen.

Das Regiment blieb liegen und wurde erst am anderen Morgen 3 Uhr alarmiert, um durch das große Saarbrückener Holz nach Saarbrücken zu marschieren. Bei Mahlstadt, der Vorstadt von Saarbrücken, wurde Biwak bezogen. Die zerschossenen Häuser der Stadt, besonders der Bahnhof, konnten von hier aus übersehen werden; unwillig schweifte der Blick hinüber auf dies so völlig ungerechtfertigte barbarische Zerstörungswerk der Franzosen. Jezt wurde auch erst die Bedeutung der gestrigen Schlacht bekannt. Eine freudige Zuversicht bemächtigte sich eines jeden, als er hörte, wie brav die Kameraden gefochten hatten und wie wenig die Franzosen einer solchen Tapferkeit Stich halten konnten trot Chassepot und Mitrailleusen.

Welch große Schwierigkeiten aber zu überwinden gewesen waren, das zeigte sich recht deutlich am anderen Tage, als das Regiment

über das Schlachtfeld von Spicheren zog. Am Morgen dieses Tages, des 8. August, führte der Brigadekommandeur, General v. Strubberg, persönlich jedes einzelne Bataillon unter lautem begeisterten Hurra über die französische Grenze; ein wunderbares, erhebendes Gefühl durchschauerte den deutschen Soldaten, als er um 912 Uhr Morgens beim Zollhause Brème d'or den feindlichen Boden betrat. Das Regiment biwakierte nahe bei dem Dorfe Spicheren; auf dem Lagerplage hatten die Franzosen zwei Tage vorher ebenfalls biwakiert und dort Tornister, Kochkessel, Waffen und Zelte, welche letteren nunmehr von unseren Mannschaften benutzt wurden, zurückgelassen.

Wie große Opfer aber die Schlacht, besonders der Sturm auf die Höhen, die Hauptstellung der Franzosen, gekostet hatte, das zeigte sich an den vielen Grabhügeln, welche mit einem einfachen weißen Holzkreuzchen bezeichnet waren, auf denen die Zahl und das Regiment der hier Schlummernden geschrieben stand. Freilich war das traurige Geschäft des Beerdigens noch lange nicht beendet; besonders da, wo die Franzosen gestanden hatten, lagen die Leichen noch massenhaft umher oder waren auf einzelne Pläge zusammengetragen. Hier war deutlich der Beweis geliefert, was das Zündnadelgewehr in der Hand des preußischen Soldaten und das gezogene Geschütz vermochten. Allen aber wurde klar, daß mit der größten Tapferkeit gekämpft worden war. Das Ersteigen der Höhen machte schon ohne Kampf Mühe genug; welche Hingebung mußten also die gezeigt haben, die dieselben mit stürmender Hand genommen hatten.

17. Märsche in Feindes Land bis zum 17. August.

Die französische Armee war in den letzten Tagen auf beiden Flügeln geschlagen, bei Wörth, Weißenburg und Saarbrücken, und befand sich jetzt auf dem Rückzuge, teils gegen Chalons, teils gegen Met. Die drei deutschen Armeen waren, um in breiter Front zu folgen, genötigt, eine allmähliche Rechtsschwenkung zu machen, deren Drehpunkt gewissermaßen die Erste Armee bildete. Leytere mußte daher zunächst im Allgemeinen in ihrer Stellung verbleiben und dann verhältnismäßig kleine Märsche machen.

So konnte denn am 9. August das 67. Regiment im Biwak vei Spicheren liegen bleiben. Hier meldete sich bei der 3. Kompagnie ein Junge, Namens Friß Grüning, der seinem Vater entlaufen war und

mit dem 12. Regimente die Schlacht bei Spicheren mitgemacht hatte. Ein Offizier war an seiner Seite schwer verwundet; er trug ihn aus dem Kugelregen und pflegte ihn bis zu seinem Tode. Nun konnte derselbe sein Regiment nicht wiederfinden und traf zufällig auf die 3. Kompagnie des Regiments. Bei dieser blieb er nun. Die Leute hefteten ihm eine 67 auf die Schulter und bewaffneten ihn mit einem französischen aufgefundenen Seitengewehr. „Friße“, wie ihn die Mannschaften nannten, machte sich recht nützlich, wo er vermochte; er holte auf den Märschen den Leuten Wasser und trug ab und zu einem Müden das Gewehr. Er blieb während des ganzen Feldzuges beim Regiment und stand bis Mitte 1885 noch als Feldwebel bei seiner 3. Kompagnie.

An diesem Tage wurden den Bataillonen mit der Nachricht von den Siegen des Kronprinzen bei Weißenburg und Wörth zwei Armeebefehle des Königs vom 2. und vom 8. August und ein solcher des Generals v. Steinmetz bekannt gemacht. Sie lauteten:

An die Armee!

Ganz Deutschland steht einmüthig in den Waffen gegen einen Feind, der uns überraschend und ohne Grund den Krieg erklärt hat. Es gilt der Vertheidigung des bedrohten Vaterlandes, unserer Ehre, des eigenen Herdes. Ich übernehme heute das Kommando über die gesammte Armee und ziehe getrost in den Kampf, den unsere Väter in gleicher Lage einst ruhmvoll bestanden.

Mit Mir blickt das ganze Vaterland vertrauensvoll auf Euch; Gott der Herr wird mit unserer gerechten Sache sein! Mainz, den 2. August 1870.

gez.: Wilhelm."

„Soldaten! Die Verfolgung des nach blutigen Kämpfen zurückgedrängten Feindes hat bereits einen großen Theil unserer Armee über die Grenze geführt. Mehrere Korps werden heute und morgen den französischen Boden betreten. Ich erwarte, daß die Mannszucht, durch welche Ihr Euch bisher ausgezeichnet habt, sich auch besonders auf feindlichem Gebiete bewähren werde. Wir führen keinen Krieg gegen die friedlichen Bewohner des Landes; es ist vielmehr Pflicht jedes ehrliebenden Soldaten, das Privateigenthum zu schützen und nicht zu dulden, daß der gute Ruf unseres Heeres auch nur durch einzelne Beispiele

von Zuchtlosigkeit angetastet werde. Ich baue auf den guten Geist, der die Armee beseelt, zugleich aber auch auf die Strenge und Umsicht aller Führer.

Hauptquartier Homburg, den 8. August 1870.

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Soldaten der Ersten Armee! Auf Befehl Seiner Majestät des Königs wird die Armee morgen die französische Grenze überschreiten. Laßt uns diesen ersten Erfolg unserer bisherigen Anstrengungen beim Betreten des feindlichen Gebietes mit einem auf unseren weisen Kriegsherrn ausgebrachten Hurra begrüßen. Für Euer gutes Verhalten in dem uns bevorstehenden Kampfe mit einer uns vollständig ebenbürtigen Armee birgt mir Eure Vaterlandsliebe, Euer Muth, Euer gerechter Stolz, die Euch verbieten, die Beleidigungen, welche ein anmaßender Gegner uns zugefügt hat, ungeahndet auf Euch siten zu lassen. Der friedliebende Bürger und Landmann aber, das werdet Ihr Euch selbst sagen, steht unter dem Schuße der Humanität und preußischer Disziplin. Ich vertraue Euch, daß Ihr weder die eine noch die andere durch Ausschreitungen, die nie von Euren Borgesezten gebilligt werden können, verleugnen werdet. Wann und wo der Feind sich uns entgegenstellen sollte, so erwarte ich, daß er mit der größten Entschiedenheit angegriffen wird. Für die Kavallerie ist es schon ein alter stehender Grundsaß, daß sie stets zuerst angreift. Die Entschuldigung, Nichts haben thun zu können, und daß es an Befehlen gefehlt habe, werde ich da, wo der Kanonendonner zu hören ist, nie gelten lassen. Es hat vielmehr jeder Truppentheil nach dieser Direktion hin zu marschiren; auf dem Gefechtsfelde angekommen, sich schnell über das Gefecht zu orientiren, um angemessen sofort angreifen zu können. Dasselbe muß auch bei dem rangirten Gefecht jedem höheren Truppenführer zur Richtschnur dienen. Noch auf Eins will ich aufmerksam machen; was an einem Tage geschehen kann, muß nicht auf zwei vertheilt werden. Nur mit der größten Energie werden große Resultate und dadurch auch der Frieden herbeigeführt, den Gott uns nach siegreichem Kampfe geben wolle.

H.-Q. Völklingen.

gez. v. Steinmeß.“

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