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Dieners hatte nachkommen sehen. In uns Preußen regte sich freudig und stolz das Nationalgefühl, als wir das Staunen des österreichischen Herrn bemerkten, der nun seine Freundlichkeit als Wirt auch auf unsere Ordonnanzen ausdehnte, die er nach abgemachtem Dienste zu einem Glase Wein einlud, und mit denen er sich den Abend über in anregenden Gesprächen vergnügte."

Das I. Bataillon erhielt als Kantonnementsrayon das Dreiec Proeding, Babiz, Mährisch Budwig, Misliborcic, Trebitsch, Chaussee nach Proeding zugewiesen; das II. Bataillon den Rayon Proeding, Bultreck, Podoly, Jameniz, Laukowiß, Mährisch Budwig, und die Füsiliere kantonierten in dem Dreiecke, welches durch Wiese, Pirnis, Oppatau, Proeding und Trebitsch begrenzt wurde. Der Regimentsstab quartierte nach Trebitsch.

Die Verpflegung geschah in den ersten Tagen immer noch durch die Wirte; dann aber, als diese nicht mehr hinreichte, wurde aus Kolonnen Zuschuß empfangen. Die Beföstigung sollte, wie das Kriegsministerium anordnete, in der ortsüblichen Kost bestehen. Der Einquartierte hatte sich mit dem Tische seines Wirtes zu begnügen, mindestens aber das zu fordern, was bei etwa eintretender Magazinverpflegung zu gewähren sei. Daneben hatte jeder Mann täglich ein Seidel Wein oder 1/4 Seidel Branntwein zu beanspruchen. Für die Offiziere und die Beamten sei als alltägliche Beköstigung Kaffee und Gebäck des Morgens, Suppe, Gemüse und Fleischbeilage und Braten mit Beigabe des Mittags und außerdem 1 Seidel Wein zu verlangen. Als später gegen Ende des Monats August jedoch die österreichische Landesbehörde erklärte, daß die Verpflegung in den Quartieren nicht mehr durchzuführen sei, fand die Verpflegung allein durch die Magazine statt.

Aus der beschlagnahmten Zigarrenfabrik in Sedlig erhielt jeder Mann täglich 10 Zigarren oder 1/8 Pfund Tabak.

Die Zeit während des Waffenstillstandes wurde mit mancherlei Dienst- und Friedensverrichtungen ausgefüllt; es wurde, wie in der Garnison, exerziert, Schützen- und Felddienst geübt. Wecken, Zapfenstreich und Versammlungssignale, die so lange geschwiegen, wurden wieder in herkömmlicher Weise angewendet.

In den Unterrichtsstunden wurden die Mannschaften vielfach über den beendeten Feldzug belehrt, mitunter auch durch Vorlesen aus den Zeitungen, die jetzt, dank der Organisation der Feldpost, den Truppen wieder regelmäßiger zukamen. Es wurden ferner die im

Laufe des Feldzuges gemachten allgemeinen Erfahrungen sachgemäß gesammelt, zur Kenntnis der vorgesezten Behörden gebracht und solche, die sich dazu eigneten, auch den Mannschaften mitgeteilt. So wurde denn auch bezüglich unseres Zündnadelgewehres festgestellt, daß die Überlegenheit desselben über das österreichische Perkussionsgewehr im vollsten Maße zur Geltung gekommen sei; es hatte sich in allen Gefechtslagen und bei den verschiedensten Witterungsverhältnissen als vorzüglich bewährt.

Im allgemeinen hatte sich als Hauptfaktor die Schnelligkeit des Ladens gezeigt; der preußische Soldat konnte, gering gerechnet, ohne Übereilung vier sichere Schüsse abgeben, ehe der Feind zum zweiten Male laden konnte.

Eine Beurteilung der einzelnen Schüsse, bezw. ihrer Ergebnisse, war im allgemeinen der Großartigkeit der Verhältnisse halber nicht möglich; während auf große Entfernungen die Erfolge nur gering waren, wirkte das Zündnadelgewehr in einer Entfernung bis auf 300 Schritt um so vernichtender. Angewendet wurde das Gewehr mit gleichem Erfolge im durchschnittenen und im ebenen Gelände, besonders gegen Infanterie. Gegen Kavallerie wurde vom 67. Regiment das Gewehr nur zweimal angewendet. Einmal nach dem Treffen bei Münchengräß, auf der Ebene zwischen Bossin und Fürstenbruck und zum zweiten Male von der 12. Kompagnie am 3. Juli. Beide Male stand die Kavallerie, als auf etwa 600 Schritt die preußischen Geschoffe ihr entgegenflogen, von einer weiteren Annäherung ab.

Die Schüßenschwärme waren meist knieend und liegend, stehend nur teilweise im Waldgefechte vor Cistowes und bei Preßburg. Im Ganzen suchten die Schützen eifrig nach einem Stützpunkte für ihr Gewehr, gebrauchten aber nie ihr Seitengewehr dazu.

Zum rangierten Salven- und Karreefeuer sind die Kompagnien oder Bataillone unseres Regiments niemals gekommen. Dagegen wurde das Schnellfeuer oftmals mit dem glänzendsten Erfolge angewendet; die moralische wie die thatsächliche Wirkung war jedesmal so groß, daß die feindliche Infanterie nicht standhielt. Die Befürchtung, daß das Schnellfeuer nicht zu stopfen sei, hat sich nicht geltend gemacht; viel eher konnte man bei dem langdauernden Kampfe am 3. Juli ein Verschießen befürchten, doch ist auch dieser Fall bei dem gesunden und praktischen Sinne unserer Mannschaften, welche sofort die Patronentaschen der Gefallenen und Verwundeten leerten, nicht völlig eingetreten.

Die Explosionspatronen sind beim Dorfgefecht vor und in Cistowes von der 6. und 7. Kompagnie wiederholt gegen eine mit Stroh gedeckte Scheune angewendet, ohne daß auch nur eine einzige Patrone gezündet hätte. Möglich, daß der Grund darin zu suchen ist, daß durch den anhaltenden Regen das Stroh vollständig durchnäßt war. Die viergliedrige Salve ist beim Regiment gar nicht zur Anwendung gekommen.

Von den feindlichen Truppenteilen, welche unserem Regimente in den Kämpfen gegenübergetreten waren, konnten nachstehende genau ermittelt werden:

1. bei Reichenberg: Radetzky-Husaren;

2. bei Münchengräß: Regimenter Ramming, Sigismund, August, Haugwit Nr. 38, Nr. 57; 11., 12., 22. und 32. JägerBataillon, Radeßky-Husaren;

3. bei Königgrät: Regimenter Ramming, Deutschmeister, Sigismund, Khevenhüller, Michael, Erzherzog Ferdinand, Graf Haugwig, Thronfolger von Rußland Nr. 61, Coronini; Nr.8 und 23, Brigade Fleischhacker; Jäger-Bataillon Nr. 1, 3, 8, 11, 13, 18, 20, 21, 23, 26, 30, 32, 33;

4. bei Preßburg: Regiment Großherzog von Mecklenburg, 2., 18., 32. Jäger-Bataillon.

Wenn nun aber auch Friede mit den bisherigen Feinden geschlossen war, so trat jezt ein anderer Feind auf, gegen den menschliche Macht nichts oder doch nur wenig auszurichten vermochte. Die schreckliche Geißel des 19. Jahrhunderts, die Cholera hielt ihren verderbenbringenden Umzug. Waren schon früher, wohl veranlaßt durch die Strapazen, ungenügende Verpflegung und durch die Witterungsverhältnisse, die sehr wechselnd gewesen waren, hin und wieder Krankheitserscheinungen zutage getreten, wie Magenbeschwerden und Durchfälle, so waren diese doch wenig bedenklich. Jezt aber nahmen diese Erscheinungen überhand, die Anfälle kamen überraschend und wurden tötlich; die Krankheit wurde Epidemie, und über das ganze Land breitete dies Todesgespenst seine finsteren Fittiche aus.

Es wurde von den Ärzten und Vorgesetzten viel gethan: Medizin, wollenes Unterzeug und Leibbinden wurden verteilt, die Mannschaften wurden belehrt, mit weiser Diät sich zu ernähren. Wenn auch alles dies viel half, es vermochte doch nicht, der Krankheit Einhalt zu gebieten.

Bereits am 20. Juli zeigten sich die Anfänge; der krank in das

Lazarett nach Brünn gebrachte Füsilier Stock der 12. Kompagnie verschied hier als der Erste des Regiments. Dann erst, Anfang August, mehrten sich die Todesfälle.

Wenn nun auch das Regiment es in den Kantonnements auf dem Lande viel besser hatte als die in den Städten liegenden Mannschaften denn hier wütete die Cholera auf das Furchtbarste so mußte es doch 10 Unteroffiziere 57 Mann dahingeben, brave Soldaten, die der Tod auf dem Schlachtfelde verschonte und die jezt der tückischen Krankheit zum Opfer fielen.

Und wie schrecklich die Epidemie im Heere gewütet, das erkannte man so recht deutlich erst später, als die Listen aller Truppenteile eingelaufen waren. 4450 Soldaten waren im ganzen auf den Schlachtfeldern den feindlichen Kugeln erlegen oder waren infolge ihrer Verwundungen gestorben, aber 6427 hatte die Cholera und ihr Begleiter, der Typhus, dahingerafft.

Sanft ruhe ihre Asche!

Am 25 August trafen beim Regiment die zur Ausfüllung der entstandenen Lücken bestimmten Mannschaften vom Ersatz-Bataillon unter Führung des Hauptmanns v. Gerdtell ein. Mit Rücksicht auf den bevorstehenden Rückmarsch beschloß jedoch Oberst v. Bothmer, dies Kommando besonders bestehen zu lassen und wurde es in die Orte Ofrisko, Zoschowic und Petrowic einquartiert. Zur Dienstleistung bei diesen Mannschaften wurden die Lieutenants Möller, Sachße II, Graf Westarp, sowie der Unterarzt Dr. Lüddekens fommandiert.

Auch im Offizierkorps waren mannigfache Veränderungen vorgekommen. Premierlieutenant Güssow war am 20. Juli, Premierlieutenant Günther am 3. August zum Hauptmann befördert, ersterer hatte die 8., letzterer die 1. Kompagnie übernommen. Premierlieutenant v. Schrader war für den erkrankten Premierlieutenant Kupsch zur Führung der 4. Kompagnie kommandiert; ebenso Premierlieutenant v. den Brinken zur Führung der 11., Premierlieutenant v. Hagen zur Führung der 5. Kompagnie. Für den Hauptmann v. Drigalski, welcher an Stelle des erkrankten Oberstlieutenants v. Hochstetter das 1. Bataillon kommandierte, führte Premierlieutenant Vollard die 2. Kompagnie.

Lieutenant Selfmann wurde am 3. August zum Premierlieutenant der Landwehr I. Aufgebots, die Vizefeldwebel Kunze, Bennemann, Meinhold, Degenkolbe, Overbeck, Reißner, v. Kummer, Frese, Gutsche,

Trappe und Pernice zu Sekondelieutenants der Landwehr I. Aufgebots befördert.

Der Oberstlieutenant v. Hochstetter, Premierlieutenant Kupsch, die Lieutenants Freiherr v. Gablenz, Hüneke, Freiherr v. Forstner und v. Platen waren zeitweise krank und mußten von anderen Offizieren vertreten werden.

Am 1. September wurde Hauptmann Müller durch Divisionsbefehl zum Etappenkommandeur in Prag bestimmt, und übernahm für denselben der Premierlieutenant Selfmann die 6. Kompagnie. Für den erkrankten Lieutenant v. Gablenz wurde Lieutenant Nicolai Adjutant des I. Bataillons und später, Mitte September, Regimentsadjutant; der bisherige Regimentsadjutant, Premierlieutenant Grujon, übernahm dann die Führung der 9. Kompagnie.

Der Sefondelieutenant v. la Vière wurde am 5. Juli zum Stabe der 14. Infanterie-Brigade kommandiert und verblieb daselbst bis zum Ende des Feldzuges.

14. Friede!

Auf Grund der Präliminarien wurde zwischen den kriegführenden Mächten auch bald der Frieden geschlossen und mit Österreich am 30. August zu Prag ratifiziert. Österreich gab zunächst sein Einverständnis zu den Änderungen in Deutschlands Staatenbunde ohne seine Beteiligung, übertrug alle seine Rechte auf Schleswig-Holstein auf Preußen und zahlte 40 Millionen Thaler Kriegskosten, von denen jedoch 20 Millionen als Kriegskosten aus dem Feldzuge 1864 in Abrechnung kamen. Ferner gestand Österreich die Vereinigung Venetiens mit Italien zu, welche lettere Macht zusammen mit Preußen gegen den Kaiserstaat gekämpft hatte.

Ebenfalls Ende August wurde der Friede mit Sachsen, Bayern, Württemberg, Baden und Hessen endgültig bestätigt; Hannover, Nassau, Kurhessen und die freie Stadt Frankfurt wurden, ebenso wie Schleswig-Holstein, dem preußischen Staate einverleibt.

Preußen hatte in einem schnellen glücklichen Kriege so große bedeutende Erfolge erzielt, wie sie in der Weltgeschichte wohl noch nicht verzeichnet, waren, und konnte jegt daran denken, seine ruhmbedeckten Truppen aus Feindesland wieder der Heimat zuzuführen. Gemäß einer mit Österreich abgeschlossenen Militärkonvention sollte die preußische Armee, vom Austausche der Ratifikationen an gerechnet,

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