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der preußischen Zweiten Armee, die die Gefechte bei Tobitschau und Roketniß herbeiführten, sowie durch die Zerstörung der Bahn bei Göding durch die 8. Division vereitelt, und es standen nunmehr der österreichischen Armee nur noch die Wege durch die Karpathen und über Preßburg zur Verfügung. Nur das 3. Korps und ein Teil der Sachsen hatten die Bahn nach Wien bereits überschritten.

Die preußische Zweite Armee konnte jezt ebenfalls gegen Wien verfügbar gemacht werden, und blieb nur das I. Korps zur Beob= achtung gegen Olmüß stehen.

Am 15. Juli sezte die 7. Division ihren Marsch fort, der wegen der herrschenden außerordentlich heißen Temperatur und der Gewitterschwüle ein sehr beschwerlicher wurde. Trotz des besten Willens, trog der Zusprüche und der Aufmunterung durch die Offiziere, trotzdem mehrfach Rendezvous gemacht wurden, stürzten die Mannschaften zu Haufen, und wohl um ein Viertel der eigent= lichen Stärke vermindert, rückten die Bataillone in ihre Quartiere ein, die durch all diese Verzögerungen erst um 7 Uhr Abends erreicht wurden. Das 1. und II. Bataillon bezog in Gr. Steirowit Quartiere, die Füsiliere gelangten bis Auspitz, woselbst die 12. Kompagnie eine Feldwache ausseßte. Die 9. Kompagnie bezog Alarmhäuser, der Rest des Bataillons Quartiere. Am nächsten Tage wiederholten sich die Beschwerden des vorhergehenden Marsches. Wiederum entsandte die Sonne glühende Strahlen, kaum zu atmen vermochte man, und es wurde nötig, um den Mannschaften wenigstens einigermaßen zu Hilfe zu kommen, mehrfache Rendezvous zu machen und verschiedene erleichternde Anordnungen zu treffen. So wurde bei einem längeren Rendezvous bei Kostel Wein und Brot, das aus dem Städtchen requiriert wurde, an die Mannschaften verteilt, und das Gepäck von hier aus gefahren. Wiederum erst Abends gegen 7 Uhr wurden die Quartiere erreicht. Das I. und II. Bataillon blieben in Turniß, die beiden Füsilier-Bataillone der Avantgarde marschierten unter Befehl des Oberst v. Bothmer über Lundenburg nach Landshut. Die in dieser Gegend stehende feindliche Brigade Mondl hatte sich bei Annäherung der 7. Division nach Preßzburg zurückgezogen, und das hier mit Gewißheit erwartete Gefecht war unnötig geworden.

Am 17. Juli konnten sich die Mannschaften einigermaßen der Ruhe hingeben, da der Weitermarsch abgebrochen war, um in Ver

bindung mit der bei Göding stehenden 8. Division die Eisenbahnen nach Wien und Preßburg zu sperren.

Am 18. ging der Marsch bis Ringelsdorf und Drösing, und am 19. früh 62 Uhr standen die Bataillone im Rendezvous bei Dürrenkruth, da hier die March überschritten werden sollte. Während aber unter dem Schuße der 27. Füsiliere die Brücke geschlagen wurde, traf aus dem Hauptquartier der Ersten Armee der Gegenbefehl ein, daß die 7. Division den Fluß nicht überschreiten solle. Die beiden Musketier-Bataillone kantonierten daher in Weidendorf, die Füsiliere in Dürrenkruth.

12. Gefecht bei Blumenau.

Die preußischen Anordnungen waren darauf berechnet, bei einem Angriff auf die Florisdorfer Schanzen möglichst stark auftreten zu fönnen. Es wurde daher im allgemeinen für die Armee eine Stellung hinter dem Rußbache bestimmt, und zwar sollte sich die Elb-Armee bei Wolkersdorf, die Erste Armee hinter Deutsch-Wagram und die Zweite Armee bei Schönkirchen zusammenziehen. Die Erste Armee sollte gleichzeitig den Versuch machen, sich durch einen überraschenden Angriff Preßburgs zu bemächtigen. Prinz Friedrich Karl befahl daher für den 20. eine engere Zusammenziehung der Ersten Armee am Weidenbache. Die auf dem linken March-Ufer stehende 8. und 5. Division rückten bis Malaczka, die erstere des Abends noch bis Stampfen vor, wo sie über Anger, welches die 27. Füsiliere besegt hatten, in Verbindung mit dem Gros der Armee trat. Das Regiment 67 war in kurzem Vormarsch bis Ullersdorf gekommen und hatte das II. Bataillon eine Feldwache in Stärke von 1 Offizier und 60 Mann gegen Süden vorgeschoben.

Am 21. Juli blieben die Elb- und die Erste Armee in ihren Stellungen, um das Herankommen der Zweiten Armee abzuwarten; nur die erforderlichen Märsche zu dem Unternehmen gegen Preßburg wurden ausgeführt. Die 7. Division ging bei Anger über die March, überschritt die ungarische Grenze und rückte bis Stampfen, woselbst sich, wie wir wissen, die 8. Division schon befand, vor. Das I. Bataillon 67 bezog Kantonnements im genannten Orte, das II. und die Füsiliere in Maszt. Die 7. und S. Division, sowie die 2. Division (Hann) des Kavalleriekorps, die bei Marchegg stand, wurden dem General v. Franjecky unterstellt.

Die angestellten Beobachtungen hatten ergeben, daß bei Blumenau nur schwächere feindliche Kräfte gegenüberständen, und beschloß daher General v. Fransecky, am nächsten Tage stärker gegen Preßburg aufzuklären.

Österreichischerseits hatte man alle Kräfte angestrengt, Preßburg stark zu besetzen. Die durch Artillerie und Kavallerie verstärkte Brigade Mondl befand sich bei Blumenau und Kaltenbrunn. Die Brigade Henriquez des 2. Korps stand als Reserve im Mühl-Thale bei der Kunstmühle und hatte zwei Bataillone nach dem Eisenbrünnel, ein Bataillon auf den Gemsenberg abgezweigt. Ein Regiment der Brigade Thom sammelte sich in der Fürstenallee des Schloßbergs von Breßburg, Brigade Würtemberg stand bei Razersdorf zur Verfügung und Brigade Saffran war schon in der Nacht aufgebrochen und im Marsch von Wartberg auf Preßburg. Ein unmittelbarer Angriff auf die österreichische Stellung, welche auf einem zwischen Blumenau und Kaltenbrunn sich hinziehenden, nach Norden alles beherrschenden Höhenzuge genommen war, würde sehr schwierig gewesen sein und viel Opfer gekostet haben. General v. Fransecky beschloß daher, vor der Front nur ein hinhaltendes Gefecht zu führen und den General v. Bose mit mehreren Bataillonen der 8. Division über das Gebirge durch das Mühl-Thal nach der Prohaska und der Jägermühle zu senden und so die feindliche Stellung zu umgehen. Es wurden zu diesem Unternehmen das 31. und 71. Regiment, welche bisher bei Bisterniß dem Feinde unmittelbar gegenüber gestanden hatten, bestimmt. Ihre Stellung sollte vom 72. Regiment eingenommen werden. Letzteres sollte einige Zeit später den Feind in hinhaltendem Gefechte beschäftigen und so die Aufmerksamkeit des= selben von den Marschbewegungen der umgehenden Truppen abziehen.

Die 7. Division sollte sich als Reserve bei Bisterniß aufstellen; die Kavallerie - Division wurde von Marchegg, die Reserveartillerie aus Zohor eben dorthin heranbeordert. So standen denn am 22. Juli früh dem General v. Fransecky etwa 18/4 Bataillone, 2 PionierKompagnien, 24 Schwadronen und 78 Geschüße zur Verfügung, denen der Feind 24 Bataillone, 11 Eskadrons und 40 Geschütze entgegenstellen konnte. Die österreichischen Truppen waren aber durch den langen Rückzug von Olmüß her und durch anstrengenden Marsch in der vorhergehenden Nacht ermattet.

General v. Bose, der die Verbindung durch aufgestellte Relais erhalten sollte, erhielt seinen Befehl des Morgens 42 Uhr, konnte

aber, da das 72. Regiment zur Ablösung auf sich warten ließ, erst gegen 6 1hr Morgens abmarschieren, zu einer Zeit, als das Gefecht in der Front bald anfing. So begann denn das denkwürdige Gefecht bei Blumenau, das wie im Manöver durch das Signal „das Ganze halt" beendet werden und gleichzeitig den Abschluß des ganzen Feldzuges bilden sollte.

Schon seit einigen Tagen hatte das Gerücht sich bei den Truppen verbreitet, daß Verhandlungen über den Frieden zwischen den kriegführenden Mächten im Gange seien, und wirklich hatten auch im Hauptquartier Seiner Majestät des Königs zu Nikolsburg auf Veranlassung Frankreichs Besprechungen stattgefunden. Der nach beiden Seiten hin geschäftig operierende französische Botschafter Benedetti hatte nach mehreren Hin- und Herreisen eine Grundlage gefunden und den Mächten unterbreitet, auf der wirkliche Friedensunterhandlungen begonnen werden konnten. So wurde denn ein Waffenstillstand verein= bart, der am 22. Juli Mittags beginnen und fünf Tage dauern sollte. General v. Fransecky wußte von diesen Abmachungen am 22. früh noch nichts, auch waren auf seine Anfragen beim Prinzen Friedrich Karl seine Pläne völlig gebilligt worden.

Seit früh 4 Uhr standen die Bataillone des Regiments im Biwak bei Maszt marschbereit, und um 51⁄2 Uhr erging an die Avantgarde der 7. Division der Befehl zum Vormarsch. Noch ahnte niemand vom Regiment, daß heute ein Zusammenstoß mit dem Feinde statthaben würde; aber bald wurde durch den freundlichen Zuruf des Divisionskommandeurs, der bei den Bataillonen vorbeiritt: „Kinder, heute giebt es noch etwas!" jedem klar, daß wiederum ein ernster Tag bevorstände.

Um 6 Uhr war Bisterniß erreicht und hier wurde ein kurzer Halt gemacht. Die Schwadron unter Führung des Majors v. Hymmen, die Begleiterin und Waffengefährtin des Regiments während des ganzen Feldzuges, trabte vor, und wurde ihr hier die Gelegenheit, zwei feindliche entgegenkommende österreichische Schwadronen zu attackieren und nach kurzem Handgemenge zurückzuwerfen; sie mußte sich dann aber zurückziehen und nahm hinter einer deckenden Geländefalte Aufstellung. Unterdessen war auch die Avantgarden-Batterie Raußendorf vorgetrabt und eröffnete das Feuer, das bald durch andere Batterien verstärkt wurde, so daß südlich Bisterniß auf den Berghängen zu beiden Seiten der Preßburger Straße nach kurzer Zeit 36 Geschüße in Thätigkeit

waren.

Eine feindliche Batterie von 24 Geschüßen hatte sich vorwärts Blumenau und Kaltenbrunn aufgestellt, und so wurde denn ein ununterbrochenes, stundenlang dauerndes gegenseitiges Artilleriefeuer unterhalten, wie ja hier in der Front bei dem geplanten hinhaltenden Gefechte naturgemäß der Hauptanteil der Artillerie zufallen mußte. Zu beiden Seiten der preußischen Artillerie wurde das 72. Regiment vorgeschoben und zwar rechts gegen den Thebener Kogl das II. Bataillon, links 11⁄2 Bataillone im Walde. Die Infanterie der Avantgarde der 7. Division formierte General v. Gordon in zwei Treffen ; das erste aus den beiden Füsilier-Bataillonen unter Oberst v. Bothmer, das zweite aus dem I. und II. Bataillon 67 unter Oberstlieutenant v. Buttlar bestehend. Links seitwärts und rückwärts der Artilleriestellung nahmen beide Treffen Aufstellung, mußten aber bald, da die feindliche Artillerie ihr Feuer sehr verstärkte und ihre Granaten auch der Infanterie zusandte, dieselbe wieder verlassen. Eine mehr rückwärts gelegene Stellung hinter einer Geländewelle sicherte die Ba= taillone vor den feindlichen Geschossen. Der Rest der Division blieb in Reserve bei Bisternig stehen.

Es war so ziemlich 8 Uhr geworden, als beim General v. Fransecky die Nachricht vom Waffenstillstande eintraf und der Befehl, um 12 Uhr Mittags die Feindseligkeiten einzustellen.

Es war ein schwieriger Entschluß, den General v. Fransecky jezt fassen mußte. Das Gefecht hatte schon begonnen, und er fonnte dieses nicht ohne weiteres wieder abbrechen, da die verschiedenen. Detachements schon zu weit fort aus der Hand gegeben waren, und auch das Zurückziehen einer Abteilung die andere in eine gefährliche mißliche Lage bringen konnte. Außerdem war in den Vereinbarungen die Bestimmung getroffen, daß für den Fall, daß Preßburg am Mittage bereits beseßt sei, die 7. und 8. Division dort, sonst aber weiter rückwärts Quartiere beziehen sollten. Es waren also immer noch mehrere Stunden zur Verfügung des Generals v. Fransecky und innerhalb derselben war es doch vielleicht möglich, wenn die Umgehung rechtzeitig zu wirken begann, das Ziel des Gefechts, Preßburg zu erreichen. General v. Fransecky beschloß deshalb, den begonnenen Kampf fortzusetzen.

Der rechte Flügel der Artillerie ging näher an den Feind heran und auch das 1. Treffen, die beiden Füsilier-Bataillone erhielten jezt vom General v. Gordon den Befehl, weiter vorzugehen, um bei einem späteren Angriffe auf Blumenau besser zur Hand zu sein. Mit vor

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