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Die Vertheidigung des Vaterlandes ist ebenso eine heilige Pflicht, als eine Ehrensache, und bei einer solchen soll man nicht knaufern.

(Aus einer Denkschrift.)

Die Armee als Mittel der Macht.

v. Roon. Die Stärke der Armee soll kein Luxusgegenstand sein; die Stärke der Armee soll dem Zwecke, weswegen man sie hält, entsprechen, nichts darüber hinaus; aber das soll sie ganz!

Meine Herren, Macht giebt Macht, sowie Vermögen Vermögen erzeugt. Wer seine Macht wachsen sehen will, muß nicht dem Glauben Raum lassen, daß sie auf schwachen Beinen stehe, daß sie hinfällig sei, so wie der Kaufmann sein Vermögen nicht vervielfältigen kann, wenn man nicht daran glaubt, um dessen Kredit es schwach steht. Macht be= ruht eben auf Ansehen und Anerkennung, namentlich Anerkennung ihrer soliden Grundlage.

Wenn wir die Natur unseres Vaterlandes, die Natur der Kriegstheater, auf denen unsere vaterländischen Heere möglicherweise kämpfen könnten, in Betracht ziehen, so wird dadurch ein wesentlicher Faktor bezeichnet, der die Stärke unserer Armee mitbestimmt. Wir haben die längsten, zum Areal unverhältnißmäßig langen Grenzen; nirgends, oder fast nirgends hat die Natur etwas zu ihrer Vertheidigung gethan; das Land grenzt mit mächtigen Nachbarn im Osten, im Westen, im Süden; überall in diesen Verhältnissen liegt die Mahnung, daß man nichts versäumen dürfe, um auch dem feindseligen Nachbar mit der Aussicht auf Erfolg entgegentreten zu können.

(Aus den Reden des Kriegsministers.)

Die allgemeine Wehrpflicht das höchfte Ehrenrecht.

v. Roon. Es ist so viel die Rede von der allgemeinen Wehrpflicht, und mit Recht wird sie als höchste Ehrenpflicht gegen das Vaterland erklärt; aber es ist nicht bloß eine Pflicht, es ist zugleich das erhabenste Ehrenrecht des Bürgers, an der Vertheidigung des Vaterlandes Theil zu haben. Dies den Preußen tief ins Bewußtsein eingeprägt zu haben, ist das unvergängliche Verdienst der Männer, welche am Anfang dieses Jahrhunderts das Volk in Waffen" zur Grundlage unserer Wehrverfassung machten; diese Grundlage haben wir durch die letzte Reform, des Königs eigenstes Werk", nur zur vollen Wahrheit machen wollen.

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Der Zweck jeder Armee ist: Vertheidigung des Vaterlandes nach außen. Dieser Aufgabe muß die Armee gewachsen sein. Wenn sie es ist, dann erfüllt sie ihre Bestimmung; wenn sie aber dieser Aufgabe nicht gewachsen ist, meine Herren, dann fort mit ihr! —

Ich bin der Meinung, daß unser edles, stolzes Volk zu einer solchen Verzichtleistung auf Wehrfähigkeit und Selbstständigkeit nicht entschlossen ist. Ich bin der Meinung, daß unser Volk weit entfernt davon ist, die Armee abzuschaffen, oder auch nur in einem Maße zu verringern, daß sie ihrer Aufgabe nicht gewachsen wäre. Daran denkt das Land nicht; unser Volk weiß sehr gut, daß seine ruhmvolle Geschichte Eins ist mit der Geschichte seiner glorreichen Armee, und dieses Bewußtsein hat sich bewährt und lebendig erhalten bis in die lezten Jahrzehnte.

(Aus einer Rede des Kriegsministers, 1863.)

Das preußische Volk und Preußens Großmachtstellung.

v. Bismarck. Sie (die Fortschrittspartei) widersprechen den ruhmvollen Traditionen unserer Vergangenheit, indem Sie die Stellung, die Großmachtstellung Preußens, welche durch schwere Opfer an Gut und Blut des Volkes erkämpft wurde, und damit die Vergangenheit des Landes verleugnen.

Fühlte das preußische Volk wie Sie, so müßte man einfach sagen, der Preußische Staat habe sich überlebt, und die Zeit sei gekommen, wo er anderen historischen Gebilden Plaß zu machen habe.

Der rocher de bronze aber steht noch heute fest, er bildet das Fundament der Preußischen Geschichte, des Preußischen Ruhmes, der Preußischen Großmacht, des Preußischen Königthums. Diesen ehernen Felsen werden Sie nicht zu erschüttern vermögen.

(Aus einer Rede im Jahre 1864.)

Das deutsche Heer und der Patriotismus.

v. Treitschke. ,,Ohne dieses Heer, das in Böhmen und Frankreich schlug, wo wären wir, wo wäre das Reich und der Reichstag? Wir wollen allen Feinden zeigen,

der Sicherheit des Reiches wir Alle für Alle stehen!

daß in der großen Frage

Einen und Einer für

Unser Vaterland hat allezeit bald durch seine Macht, bald durch sein Gewicht die Geschicke der Welt bestimmt. Es sind nun zwei Menschenalter her, da Gneisenau mitten aus der tiefsten Schmach heraus sagte, Deutschlands und Italiens Schwäche habe das Uebergewicht Frankreichs verschuldet, und nicht eher würde die Welt zur Ruhe kommen, als bis diese beiden Mächte wieder erstarkten. Wir haben die Uebermacht Frankreichs gebrochen und die ewige Stadt dem einigen und freien Italien eröffnet. Ein Volk, welches eine neue und gerechtere Ordnung in den europäischen Verhältnissen geschaffen hat, kann nimmer darauf rechnen, daß die Nachbarn in diese neuen Zustände sich finden würden. Eine solche Nation muß auch den Muth besigen, ihre eigenen Thaten zu beschützen. Die Welt wird an die neue Ordnung glauben lernen, wenn wir durch feste Eintracht beweisen, daß wir zu Kaiser und Reich stehen.

Man müßte kein Ohr haben für den natürlichen vollen Klang der tiefen Ueberzeugung, um nicht zu hören, daß diese Stimmen, die rings um uns rauschen, hervorgehen aus der begeisterten Erinnerung an den größten Krieg, den Deutschland je geführt.

Es ist zum ersten Male, meine Herren, seit Deutschland konstitutionelle Staaten besigt, daß aus dem Volke heraus eine Bewegung sich erhebt für das nationale Heer. Ich begrüße diese Erscheinung als ein Zeichen einer tiefen und wirksamen Umwandlung unserer öffentlichen Meinung.

Was jetzt um uns sich regt, das kommt aus dem Herzen des Volkes, das ist hervorgegangen aus der Erinnerung an große Tage, aus der Dankbarkeit gegen den Kaiser und seine Helden. Und diese Stimmung, meine Herren, ich hoffe, sie wird dauern."

(Aus einer Rede des Prof. v. Treitschke, 1874.)

Politik und Heer.

Nur der Staat vermag seine Interessen wirksam zu schützen und eine Politik zu verfolgen, welcher die Mittel besitzt, seinen Ansprüchen und Forderungen nöthigenfalls durch Thaten Nachdruck zu geben. Bei einem Widerstreit zweier Staaten hat der von ihnen die größte Aussicht, sein Ziel auch ohne die blutigen Opfer eines Krieges zu erreichen, welcher die Wahrscheinlichkeit des Erfolges für den Fall eines gewaltsamen Austrages der Sache für sich haben würde. Daher der gewichtige Einfluß, welchen die militärischen Einrichtungen, das Vorhandensein einer rasch schlagfertigen, bewaffneten Macht auf

die äußere Stellung des Staates und damit zugleich auf die Sicherheit und die gesegnete Entwickelung der gesammten inneren Zustände übt.

Diese Erfahrung steht auf jedem Blatte der Geschichte geschrieben, bei allen Völkern hat das Wort Anerkennung gefunden: wer den Frieden bewahren will, muß zum Kriege im Stande sein," durch die Beherzigung dieser alten Wahrheit ist unser Vaterland in den neuesten Zeiten mächtig gehoben worden.

Ein vergleichender Blick auf die Ereignisse im Jahre 1850 und in den letzten Jahren muß auch dem Kurzsichtigsten die Augen darüber öffnen, was Preußen der jezigen Gestaltung seines Heerwesens zu verdanken hat.

Im Jahre 1850 ließ Preußen zu Gunsten seiner damaligen Politik eine so erhebliche militärische Machtentfaltung eintreten, daß dadurch das Leben des Staates und alle Verhältnisse der Bürger bis an die Wurzeln berührt wurden; und dennoch endete diese Anstrengung mit dem Vertrage von Olmüş, durch welchen Preußen auf die Durchführung seiner Politik verzichtete. Es fehlte damals der Glaube an Preußens Kraft, - bei uns selber, wie bei unseren Gegnern: man war dort, wie hier überzeugt, daß die Mobilmachung des preußischen Heeres bei den damaligen Einrichtungen nicht rasch genug gefördert werden könnte, um den Gegnern zur rechten Zeit die Spitze zu bieten.

Wie anders in den Jahren 1864 und 1865! Mit welcher unvergleichlichen Zuversicht konnte die preußische Regierung das Werk der Befreiung Schleswig-Holsteins beginnen, weil sie wußte, daß Preußens Heer jett in eben so viel Tagen kriegsbereit an den Grenzen unseres Staates und in Feindes Land stehen konnte, als früher dazu Wochen erforderlich waren. Der jüngste Krieg in seinem ganzen Verlauf und Ergebniß ist eine glänzende Rechtfertigung der neuen Heereseinrichtungen geworden.

Nun

mit welchen Opfern ist dieser Erfolg errungen worden?

Die Armee ist der gewaltige Schild, unter dessen sicherem Schuße die innere Entwickelung des Vaterlandes einen immer glücklicheren Aufschwung nimmt. Die Aufwendungen für das Heer tragen dem Lande fort und fort reichliche Früchte, indem sie Handel und Wandel schüßen, die Zuversicht bei allen Unternehmungen fördern und dadurch den Wohlstand der Bürger mehren. Alles Reden, das Land könne die Opfer der Reorganisation nicht ertragen, muß vor der Gewalt der Thatsachen immer mehr verstummen.

Die Ehre und das Wohl des Landes erfordern daher unabweislich, daß das Werk unseres Königs nicht mehr erschüttert oder in Frage gestellt werde.

(Aus einer Denkschrift von 1865.)

Der Krieg und die fittliche Weltordnung.

Blume. Krieg ist das gewaltsame Handeln der Völker, um staatliche Zwecke durchzuführen oder aufrecht zu erhalten. Er ist das äußerste Mittel, dem darauf gerichteten Willen Geltung zu verschaffen. Zum Begriff des Krieges gehört die wechselseitige Anwendung der Gewalt. — Für dieselbe giebt es keine anderen Schranken, als diejenigen, welche die Kriegführenden aus Menschlichkeits- und Sittlichkeitsrücksichten beiderseits anerkennen und achten. Unter den civilisirten Nationen hat sich allmälig ein übereinstimmendes Rechtsgefühl dahin ausgebildet, daß sie die Anwendung gewisser Gewaltmittel verwerfen. Hierher gehören insbesondere alle Handlungen gegen Soldaten des feindlichen Heeres, welche über den Zweck, dieselben wehrlos zu machen, hinausgehen; ferner Angriffe gegen Leben und Gesundheit der am Kampfe nicht theilnehmenden Bevölkerung des feindlichen Landes, und solche Eingriffe in das Privateigenthum derselben, welche nicht durch unmittelbare Zwecke der Krieg= führung gerechtfertigt find.

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Es wäre ein fruchtloses Bemühen, völkerrechtliche Grundsäße aufzustellen, welche nicht in dem Sittlichkeitsgefühl der Völker wurzeln. Auch ist gegenüber zu weit gehenden Humanitätsbestrebungen daran zu erinnern, daß in den Schrecken des Krieges die stärkste Mahnung gegen den leichtfertigen Entschluß zum Kriege liegt. Eine energische Kriegführung stärkt den Volkscharakter, die lahm geführten Kriege von langer Dauer sind es, welche die größten materiellen Verluste und sittlichen Schäden herbeiführen.

Die Frage, welche Stellung dem Kriege in der sittlichen Weltordnung gebührt, wird verschieden beantwortet werden, je nach den herrschenden Ansichten über Zweck und Wesen des Staates. - Die Staaten sind die höchsten organischen Einheiten menschlicher Genossenschaften und als solche souverän, d. h. keinem höheren irdischen Willen als ihrem eigenen unterworfen. Ihr Zweck ist Förderung der wirthschaftlichen, intellektuellen und sittlichen Kulturaufgaben.

Die Aufgaben jedes einzelnen Staates liegen in erster Linie auf den Gebieten innerer Entwickelung. Aber schon die Rücksicht auf Schuß

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