Abbildungen der Seite
PDF
EPUB

Königlicher Vater begegnete dem gleichen Feinde, und ein schweres Geschick traf Vaterland und Heer. Aber das Alte, Unhaltbare beseiti= gend, reorganisirte er die Armee und gründete sie auf Vaterlandsliebe und Ehrgefühl. So erreichte er mit ihr Erfolge, welche auf ewige Zeit in den Annalen der preußischen Armee verzeichnet stehen. Mein schwer geprüfter Bruder, König Friedrich Wilhelm IV., sah mit Genugthuung auf seine Armee, die in schweren, schmerzlichen Tagen fest zu ihm stand, die er zeitgemäß fortbildete und neue Lorbeeren pflücken fonnte.

So fand Ich die Armee. Wenn es je eine Regierung von erst furzer Dauer gegeben, deren Geschicke sichtlich durch die Vorsehung gnädig gelenkt wurden, so ist es die der letzten Jahre.

Und wieder ist es die Armee, die durch ihren unerschütterlichen Muth und ihre Ausdauer Preußen auf die Höhe gestellt hat, auf der es nun steht. Das Gardekorps, welchem Du schon angehörst und mit ihm das Regiment, in welches Du jezt eintrittst, haben in hervorleuchtender Weise zu diesen ruhmreichen Erfolgen beigetragen. Die Zeichen, die Ich auf Meiner Brust trage, sind der öffentliche Ausdruck Meiner unauslöschlichen Dankbarkeit und Meiner nie endenden Anerkennung für die Hingebung, mit welcher die Armee Sieg auf Sieg erfochten hat. Deine Jugend ist in diese Zeit gefallen und Du hast in Deinem Vater ein ehrendes Vorbild der Kriegs- und Schlachtenleitung. Es werden Dir aber in den Dienstverhältnissen, in welche Du nun trittst, manche dem Anscheine nach unbedeutende Dinge entgegentreten, die Dir vielleicht auffallen können; aber Du wirst auch lernen, daß im Dienste Nichts klein ist und daß jeder Stein, der zum Aufbau einer Armee gehört, richtig geformt sein muß, wenn der Bau gelingen und fest sein soll!

(Zu den Vorgesetzten gewendet): So übergebe Jch Ihnen nun Meinen Enkel, um seine militärische Erziehung zu leiten, ein Jeder nach seinem Standpunkte und wird dies zunächst die Aufgabe seines damit er einst ein würdiger Nachkomme der

Kompagnie-Chefs sein

Ahnen Meines Hauses werde.

Der Kriegsherr und seine Generale.

v. Bismarck. Es handelt sich (bei der Dotation) um einen Akt Königlicher Freigebigkeit, zu dem Se. Majestät der Kaiser Sie bittet, Jhm die Mittel zu gewähren. Ich will nicht von dem Souverän im eigentlichen Sinne des Wortes sprechen, ich will von dem Kaiserlichen Feldherrn reden und auch von diesem nicht direkt, sondern Sie nur indirekt bitten, sich die Frage zu stellen, wie etwa diese Verhältnisse hätten ablaufen können, wenn auf dem Throne von Preußen sich ein anderer Monarch als Seine jetzt regierende Majestät befunden hätte.

war es

War es nicht möglich, daß dieser große Krieg, der größte unseres Zeitalters, der ein Menschenalter, ein halbes Jahrhundert hindurch wie eine große Wolke am Horizonte Deutschlands schwebte, daß der bei dem Monarchen, der auf dem mächtigsten der deutschen Throne steht, nicht die gleiche Entschlossenheit, den gleichen Muth, diesen hohen Muth, der Krone, Reich und Leben freudig einsett, vereinigt fand nicht möglich, daß dieser Krieg entweder im Augenblicke vermieden worden wäre unter Umständen, die das deutsche Nationalgefühl schwer geschädigt und gekränkt hätten, war es nicht möglich, daß er aufgeschoben worden wäre, bis der Feind Bundesgenossen gegen uns gefunden hätte? - Alles dies nicht aus dem Gesichtspunkte einer Aengstlichkeit, die ich bei keinem deutschen Fürsten vorausseße, aber aus dem Gesichtspunkte wohlwollender, väterlicher Friedensliebe, die nicht zu rechter Zeit das Schwert zu ergreifen versteht. War es nicht möglich, daß dieser Krieg mit weniger Geschick, mit weniger nüßlicher Verwendung aller Mittel, vor allen Dingen mit weniger vorbereiteten Mitteln geführt wurde?

Wem verdanken wir alles Dies? Wem verdanken wir, daß die Mittel sorgfältig vorbereitet waren, daß der Krieg mit diesem Geschick, mit dieser Entschlossenheit und in diesem richtigen Momente ergriffen wurde, um vorwärts zu gehen und den Feind niederzuwerfen? Daß nicht durch Zögerung die rechte Zeit verloren ging? Wir verdanken es unserem Kaiserlichen Feldherrn, in erster Linie dem Könige von Preußen und in zweiter Linie der deutschen entschlossenen Hingebung Seiner erhabenen Verbündeten.

Wenn ein Monarch, an Jahren und an Ehren reich, mit dieser Entschlossenheit seine nach irdischem Maßstabe kurz bemessene Kraft, seine befriedigt ruhmvolle Existenz einsetzte für sein Volk, wenn er in seinem hohen Alter einen Kampf durchkämpfte, der ganz anders ablaufen konnte, wenn er dann zurückkehrt und sich fragt: Wem verdanke ich, daß ich

fiegreich zurückkehre, daß unser Volk geschützt ist vor den Leiden und Drangsalen des Krieges, vor dem Druck des Eroberers, ja daß darüber hinaus Gott seinen Segen gegeben hat, das deutsche Volk in diesem Kriege, wo man es böse mit uns vorhatte, zu einigen und ihm seinen Kaiser wiederzugeben, und dieser erste Deutsche Kaiser kehrt zurück nach einem langen interregnum (einer langen kaiserlosen Zeit), im Besiß der größten Vollgewalt und Macht, die in diesem Augenblicke in Europa, und fragt sich: durch welche Werkzeuge hat Gott mir das geschenkt, habe ich dies erreicht, wem bin ich Dank schuldig? Dann fällt sein Blick zuerst auf sein Heer und auf die Intelligenz der Führer, und es muß ihm ein Herzensbedürfniß sein, hier zu lohnen, wo er kann.

Tapferkeit läßt sich im Einzelnen nicht belohnen, sie ist, Gott sei Dank, ein Gemeingut der deutschen Soldaten, so daß man, wollte man belohnen, jeden Einzelnen zu belohnen hätte. Aber die Tapferkeit allein reicht nicht hin; Muth haben auch die Franzosen bewiesen, mit Tapferkeit haben sich auch die französischen Soldaten geschlagen; was ihnen fehlte, waren die Führer, die Pflichttreue, die Einsicht der Führer, die entschlossene Leitung eines Kaiserlichen Monarchen und Feldherrn, der in voller Verantwortlichkeit um Krone und Reich an der Spize stand, - diese Führung zu belohnen, muß ein Herzensbedürfniß des Kaisers sein.

[ocr errors]

Ich will von den Nüglichkeitsmomenten nicht reden, die darin liegen könnten, daß man ihnen mitten in dem kargen Leben die Hoffnung auf ein ungewöhnlich großes Loos, die Hoffnung, die Napoleon den Marschallsstab im Tornister nannte, daß man sie ihnen nicht abschneidet durch eine rechnende Kargheit in dem Augenblicke, wo wunden-, blutund siegreich das Heer nach Hause kommt, daß man in einem solchen Momente reich belohnt die Dienste, die zu leisten Jeder in die Lage kommen kann. Der gemeine Grenadier kann es bei uns bis zum General bringen; ich habe Generale gekannt, die keinen anderen Ursprung hatten, von denen der eine eine hohe Stellung an der Spitze des Generalstabes einnahm, ein anderer an der Spiße des Remontewesens stand, ein anderer vom gemeinen Kürassier bis zum angesehensten Minister hinaufstieg, dergleichen ist in unseren Verhältnissen, bei unserer Gleichheit vor dem Gesetz überall, wo Auszeichnung da ist, möglich; und wenn so mancher müde Soldat schließlich frühzeitig sich zurückzieht und sich sagen muß: ich habe es nicht erreicht, dann bleibt ihm die Hoffnung, seine Söhne können etwas Außerordentliches leisten und Belohnung im Dienste des Staates erwerben, wie sie der Kaiser von Ihnen bittet. In diesem Sinne möchte ich Sie bitten, stellen Sie sich auf die Höhe der Situation und vergessen Sie einen Augenblick den

geldbewilligenden Abgeordneten, denken Sie daran, dieses Herzensbedürfniß Sr. Majestät des Kaisers zu befriedigen, geben Sie Ihm die Befriedigung, die Er durch Seine Hingebung und Seinen hohen Muth um Deutschland so hoch verdient hat.

Ferner sagte Herr v. Bismarck zur Zeit der Luxemburger Angelegenheit:

Die deutschen Fürsten haben die Gewohnheit, ihre Heere selbst in den Krieg zu führen und zu leiten. Sie kennen die Gefahren und Leiden des Krieges und sehen in das brechende Auge des sterbenden

Kriegers; das würden sie aber nicht mit ruhigem Gewissen thun können, wenn sie sich sagen müßten, daß der Krieg mit Ehren zu vermeiden gewesen wäre.

Die Person unsers Kaisers und die deutsche Einheit.

(Aus Bremen.) Außerordentliche, sehr außerordentliche Dinge mußten geschehen, um den ungeheuren Umschwung herbeizuführen, der urplößlich diese unhöfische Stadt nicht allein mit einem allerhöchsten Geburtstagsfeste begabt, sondern auch das Fest mit einem Schlage volksthümlich gemacht, wir können bereits sagen eingebürgert hat. Wer vor sechs oder sieben Jahren prophezeit hätte, daß am 22. März 1871 in Bremen der Geburtstag Seiner preußischen Majestät sowohl vom Staate offiziell, als auch vom Publikum freiwillig mit solennem Enthusiasmus begangen werden und alle Aussicht haben werde, zu einem Volksfeste sich zu entwickeln, der würde sicherlich wenig Glauben gefunden haben. In diesen sechs oder sieben Jahren sind freilich noch mehrere andere unvorhergesehene Ereig= nisse eingetreten, deren Prophezeiung nur Kopfschütteln und Achselzucken erregt haben würde, und mehr oder weniger hängen sie mit unserer heutigen Feier zusammen. Wir haben seitdem ungeahnter Weise ein einiges Deutschland und einen Deutschen Kaiser erhalten, und dies einige Deutschland und dieser Deutsche Kaiser haben ihr erstes Auftreten auf Erden mit einem so gloriofen Triumphmarsche eingeweiht, daß mehreren umliegenden Nationen davon Hören und Sehen vergangen ist. —

In den treuen deutschen Herzen war eine Leere geblieben, eine Leere an der Stelle, an welcher einst das geheiligte Symbol des großen Vaterlandes gestanden hatte, und sechszig Jahre lang hat die patriotische Sehnsucht gehungert und gedürstet nach der Wiederbringung der verlorenen Reichskleinodien. Kein Wunder, daß sie nun, als ob es

gar nicht anders sein könne, ohne Anleitung und Belehrung, mit der Fülle und Frische natürlichen Gefühls den Tag zu einem Feier- und Ehrentage macht, der den Wiederbringer geboren hat. Es ist der unabhängige, freie Ausdruck hoher nationaler Befriedigung, die sich zugleich und mit gleicher Freude des vollbrachten Werkes und des Vollbringers, der Sache und der Person, des erstandenen Vaterlandes und des ehrwürdigen Hauptes freut, dessen graue Haare dem Kaiserlichen Diadem ebenso viel Schmuck verleihen, wie sie von ihm empfangen.

Die politische Erhebung verfließt mit der Verehrung, welche einem einzelnen Manne gezollt wird.

-

Gewiß ist es für das Volk ein unberechenbarer Gewinn, wenn eine glückliche Fügung ihm die nationalen und staatlichen Mächte in ehrenund liebenswerthen Männern verkörpert. Wir betrachten es als eine überaus glückliche Fügung, daß Deutschland in seiner größten Schicksalsstunde gerade diesen König, gerade Wilhelm den Ersten auf dem preußischen Throne vorgefunden hat. Er ist in ganz besonderem Sinne der rechte Mann, im rechten Augenblicke an der rechten Stelle.

Es ist etwas wahrhaft Künstlerisches in dem Spiele der geschichtlichen Verwicklungen, welches schließlich dahin geführt hat, diese zugleich mächtige und bescheidene Gestalt auf den Gipfel der Macht zu erheben, als den sichtlichen Vertreter und Herzog dieser unserer deutschen Nation. Selbst der äußerliche Umstand, daß der Kaiser ein Greis ist, weit hinabgewandelt „ins Thal der Jahre", hätte von einem Dichter nicht schöner, von einem Staatsmanne nicht feiner erfunden werden können. Wer weiß, wie manche fürstliche Sprödigkeit, wie mancher Stammestrog leichter versöhnt worden ist durch den patriarchalischen Zauber, den wir wissen nicht warum hohes Lebensalter ausübt.

[ocr errors]

Noch aus einem andern Grunde erscheint hier die Hand der Geschichte von künstlerischem Instinkt geleitet. Das lange Leben unseres Kaisers fällt zusammen mit einem Abschnitt im Leben der Nation, von welchem man sagen kann: er fing über die Maßen schrecklich an und er schließt über die Maßen herrlich ab. Wilhelm der Erste hat als Knabe Deutschlands und Preußens tiefste Erniedrigung gesehen; in seinem zehnten Lebensjahre ist er Zeuge der bittersten Thränen gewesen, die wohl je eine deutsche Fürstin geweint hat. Wohl mag er noch eine Erinnerung an den Tag bewahren, an welchem die Königin Luise den fremden Imperator vergebens um Magdeburg angefleht hatte und mit Hohn abgewiesen ward. Unvergessen wird ihm der Tag sein, an welchem seine schöne Mutter gebrochenen Herzens starb, voll Grams um das unglückliche Vaterland, dem kein Hoffnungsstrahl mehr zu leuchten

« ZurückWeiter »