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unzureichenden Ersatz zu bieten vermochten, Monate lang entbehrt hatten.

Und nicht die Briefbeförderung allein wurde besorgt, die Post übernahm sogar eine theilweise Verproviantirung der Armee durch die Einrichtung eines großartigen Päckereidienstes. Die Post beförderte alle jene zahlreichen Bedürfnisse des Körpers, welche im Kriege doppelt unentbehrlich sind, die Liebesgaben der Heimath, in Postpacketen an jeden einzelnen Soldaten nach dem Kriegsschauplate. Es war dazu ein ungewöhnlicher Aufwand an Betriebsmitteln erforderlich. Große Wagenparks mußten beschafft werden, welche zum Transporte dienten. Der gesammte Päckereidienst im Inlande konzentrirte sich an bestimmten Sammelpunkten, den Packet-Sammelstellen, bei welchen die Päckereien für die Absendung nach dem Kriegsschauplage vorbereitet wurden. Auf Französischem Boden, im Rücken der Armee, waren wiederum CentralPäckerei-Depots errichtet, in denen die Massen aufgestapelt wurden, bis es den Truppen möglich war, die Packete abzuholen. Ueber 1000 Wagenladungen Packete sind denjenigen Regimentern, welche die Abholung selbst nicht zu bewirken vermochten, weil sie im Gefecht waren, von Lagny aus oft auf weite Entfernungen nachgeschickt worden.

Der Erfolg dieser großartigen Einrichtungen war ein glänzender. Fast jeder Deutsche Soldat in Frankreich empfing sein Weihnachtspacket am heiligen Abend, und es ist nicht zuviel gesagt, wenn man behauptet, daß diese Sendungen aus der Heimath oft die einzige Erquickung der Soldaten ausmachten.

Die Nation hat die Verdienste, welche die Deutsche Post in diesem Kriege sich erworben hat, durch die ehrendste Anerkennung gewürdigt. Auch bei dem Einzug der siegreichen Truppen in die Kaiserstadt Berlin wurde die in den Reihen der einziehenden Sieger ebenfalls vertretene Feldpost von den Tausenden, welche dieser hohe Ehrentag des Deutschen Volkes in der Metropole vereint hatte, mit freudigem Zuruf begrüßt.

Ihr Wirken wird als ein glänzendes Zeugniß Deutscher Tüchtigkeit und Deutscher Treue in der Geschichte jener denkwürdigen Zeit unvergessen sein!

(Nach einem Aufsaß von G. Tybusch im Post- Amtsblatt 1871.)

XI.

Der Dank des Vaterlandes.

Die Erneuerung des Eisernen Kreuzes.

Urkunde vom 19. Juli 1870.

Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden König von Preußen 2c. Angesichts der ernsten Lage des Vaterlandes und in dankbarer Erinnerung an die Heldenthaten unserer Vorfahren in den großen Jahren der Befreiungskriege wollen Wir das von Unserem in Gott ruhenden Vater gestiftete Ordenszeichen des Eisernen Kreuzes in seiner ganzen Bedeutung wieder aufleben lassen. Das Eiserne Kreuz soll, ohne Unterschied des Ranges oder Standes, verliehen werden als eine Belohnung für das Verdienst, welches entweder im wirklichen Kampfe mit dem Feinde, oder daheim in Beziehung auf diesen Kampf für die Ehre und Selbstständigkeit des theuren Vaterlandes erworben wird.

Demgemäß verordnen Wir, was folgt:

1) die für diesen Krieg wieder ins Leben gerufene Auszeichnung des Eisernen Kreuzes soll, wie früher, aus zwei Klassen und einem Großkreuz bestehen. Die Ordenszeichen, sowie das Band bleiben unverändert, nur ist auf der glatten Vorderseite das W mit der Krone und darunter die Jahreszahl 1870 anzubringen;

2) die zweite Klasse wird an einem schwarzen Bande mit weißer Einfassung, wenn das Verdienst im Kampf mit dem Feinde erworben ist, und an einem weißen Bande mit schwarzer Einfassung, wenn dies nicht der Fall ist, im Knopfloch, die erste Klasse auf der linken Brust und das Großkreuz, noch einmal so groß als das der beiden Klassen, um den Hals getragen;

3) die zweite Klasse des Eisernen Kreuzes soll zuerst verliehen werden; die erste Klasse kann nicht anders erfolgen, als wenn die zweite schon erworben war, und wird neben der letzteren getragen;

4) das Großkreuz kann ausschließlich nur für eine gewonnene entscheidende Schlacht, nach welcher der Feind seine Position verlassen mußte, desgleichen für Wegnahme einer bedeutenden Festung, oder für die anhaltende Vertheidigung einer Festung, die nicht in feindliche Hände fällt, der kommandirende erhalten;

5) alle Vorzüge, die bisher mit dem Besitz des Militär-Ehrenzeichens erster und zweiter Klasse verbunden waren, gehen, vorbehaltlich der verfassungsmäßigen Regelung einer Ehrenzulage, auf das Eiserne Kreuz erster und zweiter Klasse über.

Urkundlich unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift und beigedrucktem Königlichen Insiegel.

Gegeben Berlin, den 19. Juli 1870.

(L. S.)

Wilhelm.

(Contrasignatur des Staats-Ministeriums.)

Thronrede zur Eröffnung des Reichstages am 22. März 1871.

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Der ehrenvolle Beruf des ersten Deutschen Reichstages wird es zunächst sein, die Wunden nach Möglichkeit zu heilen, welche der Krieg geschlagen hat, und den Dank des Vaterlandes denen zu bethätigen, welche den Sieg mit ihrem Blut bezahlt haben."

In der Schlußrede am 21. Juni konnte der Kaiser sagen:

„Sie haben diesen Beruf nach dem Herzen des Deutschen Volkes erfüllt. Mit freigebiger Hand haben Sie für die an ihrer Gesundheit geschädigten Krieger und für die Hinterbliebenen der Gefallenen gewährt, was die Dankbarkeit des Vaterlandes erstatten kann."

Invalidengeseh.

Jeder durch Dienstbeschädigung invalide gewordene oder infolge eines mindestens 8jährigen Dienstes*) ganz invalide, oder infolge eines mindestens 12 jährigen Dienstes halbinvalide gewordene Soldat hat Anspruch auf Invalidenversorgung, d. h. auf Pensionszulage, den Zivilversorgungsschein, Aufnahme in die Invalidenhäuser oder Verwendung im Garnisondienst. Je schlimmer die Beschädigung, desto höher die Pension (von 6 bis 30 Mark monatlich).

*) Kriegsjahre werden doppelt gerechnet.

Der Berichterstatter der Kommission, Abgeordneter v. Bennigsen, ging bei der Berathung im Reichstage noch ausführlich auf die Be= deutung und den Zweck des Gesetzes ein. Er wies zunächst auf das Jahr 1813, wo den Feldherren gleichfalls Dotationen gegeben worden seien, und fuhr dann fort:

Das, was wir 1815 gethan haben, können wir heute noch viel mehr verantworten, und in gewisser Weise sind wir noch viel mehr dazu verpflichtet, wie damals, wenn wir die Thaten und Erfolge der jetzigen Zeit mit den damaligen vergleichen. Meine Herren! Erinnern wir uns doch, daß Deutschland 1813 sich nur mit äußerster Anstrengung erhob, wiederholt selbst uneinig, auf auswärtige Hülfe angewiesen, in einem verzweifelten, an den größten Wechselfällen reichen Kampfe endlich doch die Napoleonische Weltherrschaft und die Fremdherrschaft in Deutschland überwältigend, aber selbst nach diesem unerhörten Siege, der mit den äußersten Anstrengungen, welche er dem mitlebenden, dem damaligen Geschlechte zumuthete, in eine ebenso große Ermattung überging, selbst nach diesem Siege konnten wir doch desselben und des Preises des Kampfes nicht froh werden.

Und jetzt zum ersten Male hat ganz Deutschland, aber Deutschland allein, ohne fremde Hülfe, einig auch zum ersten Male in seiner Geschichte, unter allen seinen Fürsten und Völkern sich erhoben gegen einen Angriff des Nachbars, der uns durch Jahrhunderte vergewaltigt hat. Es hat mit diesem Nachbar eine Schlußabrechnung gehalten, und aus diesem Kriege, der, wenn wir besiegt wären, uns Ueberschwemmung durch den Feind, Verwüstung des Landes, Verewigung unserer Uneinigfeit und damit das Brechen der nationalen Kraft zugezogen hätte -aus diesem Kampfe gerade ist nach der Besiegung Frankreichs das Höchste, was eine Nation in Anspruch nehmen kann, seine Einheit aus jahrhundertelanger Uneinigkeit, seine staatliche Geschlossenheit hervorgegangen.

Diese Ereignisse, die wir in den letzten Jahren erlebt haben, sind so übergroß und gewaltig, daß man, um etwas Gleiches oder Aehnliches zu finden, auf Jahrtausende zurückliegende Zeitalter greifen muß, etwas Gleiches oder Aehnliches, das die Gemüther der Menschen in solcher Art erschüttert und bewegt. Meine Herren! Wir, nachdem wir auf Deutsche Art aus den Aufregungen und den Erfolgen dieses mächtigen Kampfes zurückkehren an unsere Arbeit, wir müssen es uns oft klar machen, in welcher großen Zeit wir leben.

Wenn an diesem Kampf das ganze Volk in seinen besten Kräften betheiligt gewesen ist, so sind doch aus der Gesammtheit eines so kräf

tigen Volkes eine Anzahl Männer hervorleuchtend ausgezeichnet, welche vor Allem das Verdienst in Anspruch nehmen, das angeregt und ge= sichert zu haben, was allerdings zur Durchführung der Kraft des ganzen Volkes bedurfte. Diese Männer in nicht zu großer Zahl in einer besonderen Weise auszuzeichnen, das konnte meiner Meinung nach dem Gefühl, den Absichten einer edelmüthigen, einer kraftvollen Nation nicht widerstreben.

Sollen wir jetzt zögern, wenn uns eine Vorlage gemacht wird, wodurch dem Kaiserlichen Feldherrn, dem Träger der Vertreter der Gesammtheit, die Möglichkeit gegeben wird, reich und voll diesen Männern zu ihrem inneren Werthe und dem Bewußtsein desselben, zu der Anerkennung, die sie haben und behalten werden, für alle Zukunft noch die äußere Auszeichnung, für sich und die Ihrigen den Schmuck des Daseins hinzuzufügen?

Die Militär-Penfionen.

(Denkschrift.) Der Größe der von den Deutschen Heeren in dem lezten Kriege errungenen Erfolge entspricht leider auch die Schwere der in diesem Kriege erlittenen Verluste, welche sich zwar zur Zeit noch nicht genau übersehen lassen, indessen mit 5000 Offizieren und 120 000 Unteroffizieren und Soldaten kaum zu hoch bemessen sein dürften. Der muthmaßliche Gesammtbedarf an Pensionen und Unterstügungen für die durch den letzten Krieg invalide gewordenen Deutschen Krieger und für die Hinterbliebenen der Gefallenen oder an ihren Wunden Gestorbenen wird sich nach den im Gesetze vorgeschlagenen Pensionssäten zunächst auf 13 288 000 Thaler jährlich belaufen.

Zur Deckung dieses Bedürfnisses ist ein entsprechender Theil der von Frankreich zu zahlenden Kriegskontribution zu verwenden.

v. Roon. Es ist nur ein innerliches Bedürfniß, welches mich veranlaßt, für diejenigen ein Wort zu sprechen, welche mir aus sehr natürlichen Ursachen nahe stehen: für die Armee, die Marine, für ihre Verwundeten und Beschädigten. Es ist ein Wort, das ich zu sprechen habe, für die tapferen Waffengefährten, welche minder glücklich als ihre gleich tapferen Waffengefährten aus dem Kampfe, welchen die Nation bestanden hat, hervorgegangen sind, mit Wunden bedeckt und durch Schmerzen gefesselt. Es ist ein Wort der Sympathie, die ich empfinde

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