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die Abbildung Fig. 19 zur Anschauung bringt. Da die Pflanzweise, wie sie an der Mosel und Saar, sowie in der bayr. Pfalz üblich ist, eine von obigen Stöcken abweichende Bewurzelung mit sich bringen dürfte, so hatte man auch nach dieser Methode gepflanzte Stöcke blosgelegt und ein Wurzelsystem gefunden, das in Fig. 20 dargestellt ist.

Aus allen Zeichnungen ist zunächst deutlich die ausgedehnte und gut entwickelte Bewurzelung ersichtlich, welche sich erheblich weiter erstreckt, als gewöhnlich angenommen wird. Die Wurzeln gehen weniger in die Tiefe, sondern breiten sich in der gelockerten Erdschichte bis zu 4 m nach allen Richtungen aus. Nur wenige Wurzeln sind in die tieferen Schichten eingedrungen, weil ihnen dazu durch die Regenwurmlöcher die Möglichkeit gegeben war, während ihnen der Untergrund im übrigen infolge seiner Festigkeit und den damit zusammenhängenden Luftmangel in diesen Bodenschichten zum größten Teile verschlossen geblieben ist. Dieser Umstand, auf welchen im Jahrgang V, S. 97 der Mitteilungen über Weinbau und Kellerwirtschaft" schon Herr Landes-Oekonomierat Goethe hingewiesen hat, zeigt, wie nüglich ein tieferes Rigolen und ein Aufschließen des Untergrundes für eine kräftige Bewurzelung des Stockes ist. Des weiteren findet man schon aus den Abbildungen, daß die Wurzeln eines Stockes über mehrere Zeilen hinausgehen und mit ihren Nahrung aufnehmenden Enden, welche selbst bei sorgfältigstem Ausgraben nicht gut gewonnen werden können, gewiß bis in die 4.-5. Reihe (à 1,20 m Weite) reichen werden. Vergegenwärtigt man sich, daß die Stöcke derselben und der Nachbarzeilen das gleiche Verhalten zeigen, so ist es ein Leichtes, sich den rigolten Boden als nach allen Richtungen kreuz und quer mit Rebwurzeln durchzogen und überall mit Wurzelenden, die ja allein nur die Nährstoffe aufnehmen, versehen zu denken. Durch eine solche Erwägung gelangt man aber sofort zu der Erkenntnis der Unrichtigfeit einer Düngungsweise, bei welcher der Dünger nur an einer Stelle, sei es am Stocke oder zwischen den Zeilen in den Boden gebracht wird; Kali- und Phosphorsäure, sowie Kalksalze werden vom Boden festgehalten; die diesen zunächstliegenden Schichten werden damit übersättigt, den weiter entfernten fehlts daran. Die physikalische Wirkung der Dünger ist nur eine teilweise. Wenn der als Salpetersalz gegebene oder unter Mitwirkung der Nitrifikationsbakterien aus anderen Verbindungen zu diesen werdende Stickstoff im Boden leicht beweglich ist und somit auch von einem Punkte aus unschwer an die Verbrauchsstellen gelangen kann, so ist es für eine richtige Ernährung der Rebe entschieden zweckmäßiger, die Nährstoffe durch das Ausbreiten bezw. Streuen des Düngers so in den Boden zu bringen, daß sie allen Wurzeln gleichmäßig zugänglich werden.

Die Abbildungen zeigen fernerhin die Verschiedenheit der Bewurzelung zwischen europäischen und amerikanischen Rebsorten, welche lettere jenen darin weit überlegen sind und dadurch wohl zur Hauptsache ihre stärkere Entwickelung und Widerstandsfähigkeit gegen die Reblaus verständlich erscheinen lassen. Dem schwächeren Dickenwachstum entsprechend ist der Wurzelstamm der amerikanischen Rebe (Riparia) dünner; die Wurzeln sind im allgemeinen länger, schlanker und verzweigter. Die Hauptwurzeln bilden sich hier meist am Fuße des Wurzelstammes, während

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der europäische Stamm auch aus der Mitte zahlreiche und starke Wurzeln treibt.

Auch die Pflanzweise macht sich in der Bewurzelung geltend; Reben, welche so gepflanzt wurden, wie es die Abbildung 20 zeigt, bilden meist an der Biegungsstelle die stärksten Wurzeln, während das wagerecht liegende Stück nur schwache Bewurzelung treibt und immer dünner wird, je weiter es von der Biegungsstelle absteht. Recht oft findet man es auch abgestorben. Es ist unschwer, daraus für die Praxis den Schluß zu ziehen, daß eine solche Pflanzweise für die bessere Ernährung und Widerstandskraft des Stockes unter den hiesigen Verhältnissen besondere Bedeutung nicht haben kann und mit geraden Reben ausgeführte Pflanzungen ebenso kräftige Stöcke liefern. Dieses dürfte gewiß auch in denjenigen Gegenden, wo die erstere Methode üblich ist, zutreffen, wofür übrigens schon Beispiele vorliegen.

10. Ermittelungen über das Verhältnis von Most und Trestern.

Hierüber werden die Feststellungen fortgesetzt und dazu die in Eibingen und im Versuchsweinberge im Großen angebauten Sorten, wie Riesling, Sylvaner, Elbling, Traminer, Früh- und Spätburgunder benußt. Dabei werden gleichzeitig verschiedene Keltersysteme zur Anwendung gebracht und deren Arbeitsleistung einer vergleichenden Kontrolle unterzogen.

11. Anwendung der Reinhefe.

Reinhese wird nach wie vor mit gutem Erfolge zur Vergärung der Moste angewendet. Mengen, wie solche noch im letzten Jahresberichte S. 121 als Zujat empfohlen wurden, haben sich auf Grund wissenschaftlicher Untersuchungen in der hiesigen Hefereinzuchtstation, sowie durch die im Keller gemachten Erfahrungen als zu reichlich erwiesen; Zusäße von 12%, d. h. 2 Lit. mit gärender Reinhese gesättigten Mostes auf 100 Lit. Most, oder 3 Lit. auf ein Halbstück, genügen vollkommen, um eine reine Gärung mit allen ihren Vorteilen einzuleiten und durchzuführen.

12. Desinfektion des Kellerbodens mit Kupfervitriol.

Um den Kellerboden gegen Schimmelbildung zu schüßen, hat unter verschiedenen angewandten Mitteln das Kupfervitriol sehr gute Dienste geleistet. Namentlich dann, wenn der Boden und die Faßlager durch übergegorenen Most verunreinigt wurden und sich trotz Scheuerung mit Wasser und Soda immer noch übelriechende, die Kellerluft verschlechternde Pilzüberzüge bildeten, vermochte man durch Abspülen mit einer recht starken (ungefähr 10°/oigen) Kupfervitriollösung eine vollkommene, lange anhaltende Reinigung zu bewerkstelligen.

13. Schulung der Weine bis zur Flaschenreise und Abfüllen
auf die Flasche.

Der frühere Weinbergsbesitz der Anstalt gestattete aus verschiedenen Gründen nur die jach- und naturgemäße Behandlung der Weine bis zum

Fig. 20.

Verkauf im Fasse, während Flaschenabfüllung nicht möglich war. Erst durch Hinzutritt der Weinberge in Eibingen 1893 vergrößerte sich die Fläche um gute Lagen so, daß Weinbehandlung in größerer Ausdehnung betrieben werden kann. Dabei ergiebt sich auch die Möglichkeit der Flaschenabfüllung, Lagerung und weiteren Behandlung der Lagerbestände, wobei die Weinbauschüler und Laboranten Gelegenheit haben, auch diejenigen Handhabungen kennen zu lernen, welche mit dieser erweiterten Kellerwirtschaft verbunden sind. So wurde bis jezt der größte Teil des hervorragenden Jahrganges 1893 auf die Flasche gebracht. Nach 5—6 Abstichen und einer zum Schlusse gegebenen Hausenblasenschönung hat sich derselbe zu einem vorzüglichen Wein gestaltet, der auf der Flasche klar bleibt und daselbst eine sehr günstige Entwickelung nimmt. Den 1895 er hatte man mit Rücksicht auf seine feine Blume und Flüchtigkeit 4 mal abgelassen und einmal geschönt. Derselbe liegt klar auf dem Fasse und soll im Laufe des Sommers 1898 nach und nach auf die Flasche. Nach allen seinen Eigenschaften verspricht er ein duftiger und füffiger Wein zu werden, der aber wohl früher wird verbraucht werden müssen, als der schwere 1893er. Durch öftere Proben von Faß- und Flaschenweinen üben sich die Schüler in der Beurteilung derselben in den verschiedenen Entwickelungsstufen. Fr. Zweifler.

Rebenveredelungsstation Eibingen.

I. Bericht über ausgeführte Veredelungen.

1. Frühjahrsveredelung.

a) Auf Blindholz.

Es wurden in der Zeit vom 29.-31. März zusammen 1476 Blindreben mit Riesling veredelt. Dieselben gehörten der Sorte Rupestris und ihren Spielarten an, welche in der Station aus Samen gezogen und in ausgewählten Formen zur Vermehrung gekommen sind. bereitung geschah in der seither üblichen Art in Kisten, wobei sich wieder das Einschichten in Moos, mit Torfmull gemischt, insofern gut bewährt hat, als durch letteren die Schimmelbildung vermindert wurde.

Die Kisten verblieben in diesem Frühjahre 36 Tage im Boden, die Reben zeigten sehr gleichmäßigen Vortrieb und wurden am 6. bis 7. Mai in die Rebschule gebracht.

b) Auf Wurzelreben.

Von diesen wurden 3624 Stück am 20. bis 24. April auf Solonis ausgewählte Riparia- und Rupestris-Varietäten veredelt und sofort in die Rebschule gebracht. Die Veredelung geschah mit Riesling, Sylvaner und blauem Burgunder.

Unter Hinzuzählung der Blindreben sind demnach 5100 Frühjahrsveredelungen gemacht worden.

Die Entwickelung derselben war eine recht zufriedenstellende; Triebe wie Bewurzelung sind schön und kräftig.

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