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An den beiden übrigen mit großen Fenstern versehenen Wänden stehen die Arbeitstische.

Es sind auch noch viele andere nicht zu entbehrende Maschinen und Geräte, wie die Geisenheimer Herddörre, gewöhnliche Kupferkessel, Schäl maschinen, Passiermaschinen, Obstzerteiler und Obstentsteiner, Beerenund Obstpressen, Einmachgefäße aller Art u. s. w. in der ObstverwertungsStation vorhanden, so daß sie ihren Zweck als Lehrstätte des praktischen Teiles der Obstverwertung wohl zu erfüllen vermag.

Da die Räume der Obstverwertungsstation zwecks Erweiterung der önochemischen Versuchsstation umgebaut wurden, mußten im Etatsjahre 1896/97 einmal die beiden Obstverwertungskurse für Männer und für Frauen ausfallen und zum anderen von der Fortführung begonnener und Ausführung neuer Versuche Abstand genommen werden. Nur die Teilnehmer des Obstbaunachkursus und die Schüler wurden in einer zu diesem Zwecke errichteten offenen Halle mit den wichtigsten Verwertungsarten wie Dörren, Kochen von Mus, Kraut, Gelee, Marmelade und Latwerge und Einlegen der Früchte in Gläsern, Blechdosen und Krügen praktisch vertraut gemacht.

Ganz besonders wurde die Herstellung von Latwerge (auch Gefälz, Pfeffer, Obstbutter und Honig genannt) aus dem Safte unreifer Fallbirnen, deren es viele gab, und dem durch ein Sieb geschlagenen Fleische weich gekochter Zwetschen betrieben. Auf 100 Lit. frisch abgefelterten Saft wurden 25–30 kg Zwetschenmark beigegeben, sobald ersterer auf lebhaftem Feuer bis etwa zur Hälfte eingedampft war, und dann zusammen unter Rühren so stark eingedickt, bis die heiße Masse sich in Klumpen an dem Rührgeräte anlegte. Da die Ausbeute der Birnen bei dieser Art der Verwendung größer ist als bei ihrer Verarbeitung zu Kraut (statt der Zwetschen kann auch das durchgetriebene Mark der besseren Birnen eingekocht werden, so daß man Birnenlatwerge erhält), wobei der Birnensaft allein ohne Zuckerzusag bis Syrupdicke eingedampft wird, und da ferner dieses Erzeugnis einen erfrischenden reinen Obstgeschmack besitzt, so verdient diese dazu auch leicht auszuübende Obstverwertungsweise namentlich auf dem Lande die weiteste Verbreitung. Derart nur aus Obst gewonnene Latwerge übertrifft entschieden die im Handel befindlichen als Kraut und Gelee gehenden Kunstprodukte, die größtenteils aus dem Saste amerikanischer gedörrter Obstabfälle unter sehr starkem Zusage von Stärkesyrup fabriziert sind und deshalb fade, oft widerwärtig schmecken und kaum einen Nährwert haben. Obergärtner R. Mertens.

C. Weinbau.

1. Jahresübersicht.

Der Winter 1896/97 war milde und reich an Regen; der März und April gestalteten sich ähnlich, ohne indessen die in diese Jahreszeit fallenden Schnitt- und Grabarbeiten fühlbar zu beeinträchtigen. Die erstere konnte an dem sehr gut durch den Winter gekommenen Stocke der Erziehungsart entsprechend durchgeführt und rechtzeitig beendet werden.

Infolge genügender Feuchtigkeit und Wärme rührte es sich bald im Stocke und die Knospen kamen fast vollständig und gleichmäßig zum Austrieb. Die Temperatur sank in mehreren Nächten am Boden unter Null; einige empfindlichere Rebsorten und die tiefer gelegenen Stellen des Versuchsweinbergs erlitten Beschädigungen, die sich jedoch durch die nun folgende günstige Zeit bald so auswuchsen, daß eine Benachteiligung des Stockes nach feiner Seite hin verspürt werden konnte. Der Stock entwickelte sich zusehends und Arbeiten, wie Auspflücken und Aufbinden, konnten kaum rechtzeitig bewältigt werden. Dazu kam, daß in Eibingen der Rebstichler stark auftrat, so daß ein Ablesen des Schädlings nötig wurde. Die hohe Wärme hatte Gewitterbildung zur Folge, wobei strichweise Hagel fiel, der, wenn auch nur in dünnen Körnern, die weichen Triebe doch empfindlich verlegte, namentlich dort, wo die Reben noch nicht aufgebunden waren. Die durch die öfteren reichlichen Niederschläge hervorgerufene Abkühlung hielt jedoch glücklicherweise nicht lange Stand und die Blüte, welche um Mitte Juni bei allen Sorten begonnen hat, fiel in eine Periode guter Witterung. Am 12. Juni kam der Frühburgunder, am 14. Spätburgunder, Sylvaner und Riesling und am 16. Traminer und Elbling zum Blühen. Ein Temperatursturz in den Tagen vom 1. bis 21. vermochte wegen seiner Kürze den Verlauf dieses so wichtigen Vorganges glücklicherweise merklich nicht zu beeinflussen und schon am 22. hob sich das Thermometer bis zu 31° C. im Schatten, eine bis zum 3. Juli dauernde Reihe warmer Tage und Nächte einleitend. Häufige Gewitter mit reichlichem Regen förderten das Wachstum des Stockes und seiner Trauben derart, daß schon am 27. Juli die ersten gefärbten Frühburgunder gefunden werden konnten. Ueberhaupt fiel bei dieser außerordentlich günstigen Witterung der Beginn der Reiseperiode in einen so frühen Termin, daß die Hoffnung auf einen hervorragenden Jahrgang mit Recht eine allgemeine war. Spätburgunder färbte sich am 8., Sylvaner am 16., Riesling und Traminer am 20. und der Elbling am 22. August. Allein recht bald sind die jest so vielversprechend stehenden Aussichten herabgemindert worden, einerseits durch die um Mitte August beginnende Erkrankung der Blätter durch Peronospora in den nicht besprizten Weinbergen, andererseits aber durch eine Periode regnerischer und rauher Witterung, welche bis Ende September anhielt. Heu- und Sauerwurm sind verheerend aufgetreten und in den tiefer gelegenen Weinbergen kam zu alledem die Traubenkrankheit (Oïdium) und schädigte einen nicht unbedeutenden Teil der Ernte. Oktober und der größte Teil des November zeichneten sich durch eine Zeit anhaltend trockenen und außergewöhnlich warmen Wetters aus, welches dazu beitrug, wenigstens etwas von dem im September Versäumten nachzuholen und das Holz so vollständig zur Reife zu bringen, daß der Stock unbedenklich in den Winter gehen konnte. Dieser gestaltete sich übrigens zu einem so außergewöhnlich milden und niederschlagarmen, wie solches in unseren Klimaten nur äußerst selten vorzukommen pflegt, es kann gesagt werden, zum Glücke für alle nicht bespritzten Weinberge, deren Holzreife trotz der vorhergegangenen so günstigen Witterungsperiode sich nur mangelhaft vollziehen konnte. Infolge der im Boden herrschenden Trockenheit gingen die Rigolarbeiten nur langsam voran und verteuerten sich namentlich dort, wo die Lage warm und stark

geneigt war; dagegen haben solche Bodenbewegungen dadurch sehr an Wert gewonnen, daß größere Erdschollen sich nicht erhalten konnten, weil der trockene Boden leicht zerfiel und so eine mehr oder weniger fein und gleichmäßig gekrümelte Schichte bildete. Auch tiefwurzelnde Unkräuter, wie Winden, Disteln, Quecken konnten auf diese Weise sehr gut entfernt werden. Freilich bleibt es jezt zu wünschen, daß reichliche Frühjahrsregen die mangelnde Winterfeuchtigkeit wenigstens teilweise erseßen möchten, weil es in anderem Falle zu befürchten steht, daß die Neupflanzungen durch die Bodentrockenheit notleiden werden.

2. Die Lese.

Die Lese des Frühburgunder s mußte wegen der bei dem feuchten Wetter sehr stark und allgemein eingetretenen Fäulnis am 20. und 21. September vorgenommen und die Trauben weiß abgekeltert werden. Am 21. bis 23. Oktober hatte man Vorlese bei Sylvaner, Elbling und Spätburgunder gehalten, wobei der lettere wegen starker Fäulnis und ungleicher Traubenreife ebenfalls weiß gepreßt werden mußte. Die Hauptlese hat am 26. Oktober in Eibingen begonnen und wurde am 6. November mit Riesling im Versuchsweinberge beendet. Die Lesearbeit konnte bei warmem, trockenem Wetter ohne Unterbrechung fortgesetzt und mit der erforderlichen Sorgfalt durchgeführt werden. Riesling wurde in zwei Sorten und zwar geschrumpfte, edelfaule als erste und gesunde mit den wenigen Erdtrauben als zweite Qualität gelesen.

Folgende, in der önochemischen Versuchsstation ermittelten Mostgewichte wurden erzielt:

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Infolge der anhaltend trockenen Witterung schrumpften die edelfaulen Trauben stark ein, wodurch die ohnehin geringe Ernte in der Menge noch um weiteres vermindert wurde; so lassen sich auch die hohen Gewichte und ziemlich bedeutenden Säuregehalte der 1897er Moste erklären, welche außerdem die Eigentümlichkeit hatten, mit der Gärung spät zu beginnen und damit länger als gewöhnlich anzuhalten. Die mit Reinhefe versehenen Fässer setzten dagegen damit bald ein und goren rascher und vollfommener durch, als erstere. Der 1897er giebt sich im allgemeinen als ein rassiger, gut brauchbarer Wein, der viel Säure verloren hat und nicht nur im Alkoholgehalt, sondern in seiner Vollmundigkeit und feineren Art bedeutend über diesen steht.

3. Düngungsversuche mit Kalk.

Um die Wirkung des Kalkes in dem kalkarmen Schieferboden einerseits, und im Lehmboden andererseits zu erproben, wurden bei Neuanlagen in Eibingen und Geisenheim dahingehende Versuche eingeleitet. Der Kalk wurde in verschiedener Form gegeben und dessen günstige Wirkung in dem einen Falle in ausgesprochener Weise in der Entwickelung der jungen Reben beobachtet. Die Versuchsfelder werden weiter beobachtet und später eingehender über dieselben berichtet werden.

4. Rigolversuche.

Der im Jahresberichte für 1895/96, S. 50 erwähnte Rigolversuch wurde im Winter 1895 in einem bis dahin nicht bis zu der angegebenen Tiefe gelockerten und dem Ackerbau dienenden Grundstücke begonnen. Dieses schien deshalb dafür als besonders geeignet, weil Reben früher daselbst noch nicht gestanden haben, der Boden in seiner Beschaffenheit gleichmäßig und zuvor durch tiefe Bearbeitung in seiner Schichtung nicht beeinflußt worden war, Umstände, welche für den Wert und die Vergleichbarkeit der späteren Ergebnisse des Versuches vorausgesetzt werden müssen.

Die Bepflanzung des auf 4 verschiedene Arten gelockerten Bodens geschah im Frühjahr 1896 mit ausgesuchtem Rieslingseßholz und ergab durch sorgfältige Beobachtung in den zwei Jahren 1896 und 1897 sich gleich bleibende interessante Verschiedenheiten unter den einzelnen Parzellen. Diese werden weiter beobachtet und die sich ergebenden Wahrnehmungen und Feststellungen, sowie die Art des Versuches selbst später eingehender mitgeteilt werden.

5. Schädliche Einflüsse, Krankheiten und tierische Feinde.

Das Jahr 1897 war, wie schon erwähnt, reich an Feinden tierischer und pflanzlicher Natur. Kaum hatte der Austrieb begonnen, so stellte sich der Rebstichler so zahlreich ein, daß in einem Teil der Eibinger Weinberge ein Ablesen desselben notwendig wurde.

Verheerend ist der Sauerwurm aufgetreten, namentlich in der üppig wachsenden niedrigen Lage „Dechaneyweg" in Eibingen, wo von einer nach dem vorhandenen Behang zu erwartenden Ernte von 1200 Lit. auf den Morgen nur 200 Lit. Most gelesen wurden. Der niedrig gelegene Versuchsweinberg hat ebenfalls stark, die höheren Lagen der „Flecht" dagegen nur wenig gelitten. Troßdem durch Abreiben der alten Rinde beim Schnitt, einer in jedem Jahre vorgenommenen Arbeit, und Fang der Motten mittels Klebfächern dem Feinde entgegengewirkt wurde, so war ein Erfolg der Arbeiten deshalb nicht eingetreten, weil die Winzer nichts zur Bekämpfung desselben gethan haben, bezw. thun konnten.

Von tierischen Feinden machten sich im Oktober, November und zwar ebenfalls in den tieferen Lagen mehr, in den höheren weniger, die Nacktschnecken durch Anfressen der Traubenbeeren recht unangenehm bemerkbar.

Oïdium ist früh aufgetreten, konnte aber durch mehrmalige Bestäubung der ergriffenen Stellen der Weinberge mit Schwefelpulver an einer weiteren Ausbreitung gehindert werden.

Peronospora schädigte den Rheingau zum erstenmale in ganz empfindlicher Weise, trotzdem sie erst nach Mitte August um sich zu greifen. begann. Die Anstaltsweinberge wurden durch zweimalige Besprigung mit 1%, bezw. mit 2% iger Kupferkalkmischung, sowie mit der Aschenbrandt'schen Kupferzuckerkalkmischung mit Erfolg geschüßt.

Bei Gelegenheit der Bekämpfung der Peronospora wurden folgende Versuche angestellt.

Zum Schuße der Reben gegen Peronospora wurden folgende Mittel in vergleichenden Versuchen angewendet:

1. Kupferkalkmischung 1-, bezw. 20% ig.

2. Kupferzuckerkalkmischung von Dr. Aschenbrandt, 3 kg auf 100 Lit. Wasser und

3. Cuprocalcit, ein Präparat des Chemikers Mohr in Mainz, von Karl Zimmer in Mannheim hergestellt, bestehend aus Kreidephosphat, Kupfervitriol und Klebestoff.

Im Gegensatz zu den beiden erstgenannten wurde dieses Präparat in Pulverform auf den Stöcken verstäubt, was vom Erfinder besonders empfohlen wird, obwohl es auch mit Wasser angerührt versprigt werden kann.

Es hat sich hinsichtlich der Wirkung ergeben, daß alle drei Mittel einen gleichmäßig sicheren Schuß gewährten, daß aber die Kosten der Behandlung sich verschieden hoch gestalten.

Wenn bei der Berechnung die Preise der Mittel allein in Betracht gezogen werden, so kostet der Morgen (14 ha) Rheingauer Erziehung zweimal zu behandeln:

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wenn bei diesem, gering gerechnet, 20 kg Pulver auf den Morgen verbraucht werden. Aber auch bei Anwendung in flüssiger Form kommt es teurer, als die beiden anderen Mittel; rechnet man für die zweimalige Bespritzung eines preuß. Morgens die obiger Berechnung zu Grunde gelegte Menge von rund 200 Lit. Flüssigkeit 120 Lit., wie die ge nannte Firma im Prospekte angiebt, genügen nicht —, so stellen sich die Kosten auf M. 3,66.

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Der Cuprocalcit wird sich daher wegen seines hohen Preises zur Bekämpfung der Peronospora im Großen nicht einführen lassen, ganz abgesehen von der zeitraubenderen und für den Arbeiter lästigen Ber stäubung.

Das Dr. Aschenbrandt'sche Kupferzuckerkalkpulver ist zwar teurer, bietet aber den Vorteil der bequemen und raschen Zubereitung der Flüssigfeit, ein Umstand, der zur Einbürgerung des Mittels beizutragen noch mehr geeignet wäre, wenn das Herstellungsverfahren so eingerichtet würde, daß der jezt ziemlich bedeutende Bodensaß, der hier und da zur Berstopfung der Sprißen führt, sich vermindern ließe. Auch die Klebfähigkeit dürfte etwas besser sein.

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